Kriminalfälle
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

2.010 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Dortmund, 2022, Erschossen ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 07:37
Zitat von candy80candy80 schrieb:Das was vielleicht vor dem Urteil noch eine legitime, freie Meinungsäußerung war, ist nun, nachdem alle Polizisten, inklusive des Einsatzleiters, vollumfänglich von den Tatvorwürfen freigesprochen wurden, eben keine freie Meinungsäußerung mehr, sondern stellt evtl. den Tatbestand der Verleumdung und einer abmahnfähigen, öffentlichen Falschbehauptung dar.
Du schlägst nicht das erste Mal mit dem Totschlagsargument "Verleumdung" um Dich. Auch gegen mich hast Du das schon ins Feld geführt. Das ist nicht nur konkret der Vorwurf, eine Straftat zu begehen, sondern schlicht auch falsch.

https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__187.html

1. Wider besseren Wissens behauptet hier niemand unwahre Tatsachen. Sondern es geht um die Bewertung eines an sich unstrittigen Tatgeschehens, rechtlich, polizeilich, politisch, sozial, medizinisch. Das ist natürlich von der Meinungsfreiheit gedeckt.
2. Das Urteil ist noch nichts rechtskräftig.
3. Eine Rechtsmeinung ("das Urteil ist falsch") ist keine Tatsachenbehauptung.
4. Hier Diskussionsteilnehmern, die anderer Meinung sind als Du, Straftaten zu unterstellen, ist für mich Foul Play.

Lass' das bitte.


melden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 07:59
Zitat von Nightrider64Nightrider64 schrieb:Diese Frage wird man vor Gericht geklärt haben .
Das war ja auch ein Punkt auf den sich die Anklage stütze.
Offensichtlich entsprach der Abstand den Bestimmungen
Wobei man berücksichtigen muß, das das Opfer diesen verkürzte.
Das mag für Dich „offensichtlich“ sein, aber das gibt den bekannten Prozessverlauf nicht im Geringsten wieder. Für Dich scheint es offensichtlich zu sein, nur weil Du glaubst, dass dem Gericht keine Fehler unterlaufen sein können.

Aus dem Prozessverlauf wissen wir, dass die Polizisten gesagt haben, dass sie diesen geringen Abstand deshalb eingenommen hatten, weil es schien, dass von dem Getöteten keine Gefahr ausging. Indirekt gaben sie so zu, dass in Wirklichkeit der Abstand zu gering war. Diese Behauptung mag für die Polizisten zutreffen, aber nicht für den Einsatzleiter, denn er wusste ganz genau, dass die Situation eskalieren konnte, daher hat er an den Schützen entsprechende Anweisungen erteilt. Aus meiner Sicht hätte er daher den Anstand erhöhen müssen.

Wie das Gericht, das nun sieht, warum dem Einsatzleiter kein Vorwurf zu machen ist, weißt Du nicht, das weiß ich genauso wenig. Ich habe gesagt, ob an diesem Punkt das Gericht richtig entschieden hat, können wir ohne Urteilsbegründung nicht wissen, in der mündlichen kam es zumindest laut Medien nicht zur Sprache. Du gehst aber von vornherein aus, dass das Gericht keinen Fehler gemacht hat, das ist aber zum aktuellen Zeitpunkt offensichtlich nicht zu beantworten, Deine Annahmen sind daher nur reine Spekulationen.

Dass der Einsatzleiter da noch den Tasereinsatz befohlen hat, kann einen möglicherweise zu geringen Abstand nicht kompensieren. Auch ein Tasereinsatz ist eine Körperverletzung, die bei einem vernünftigen Sicherheitsabstand möglicherweise gar nicht notwendig geworden wäre.

Die Frage des Sicherheitsabstand ist für mich daher eminent, aber wurde in der mündlichen Begründung - soweit es die Medien wiedergegeben haben - mit keinem Wort erwähnt. Deine Mutmaßungen helfen da nicht im Geringsten weiter.


1x zitiertmelden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 08:14
Zitat von ZarastroZarastro schrieb:Wie schon erwähnt stellen Messer eine ganz erhebliche Gefahr dar und gerade in engen Räumen ist überlebenswichtig, so eine Person ggfs. schnell stoppen zu können
Da jede Wohnung ein enger Raum ist und überall Messer sein können, sollte man die MP5 also am Besten immer im Anschlag haben. Siehe, wie viele Polizisten bei harmlos erscheinenden Alltagseinsätzen wie Familienstreitigkeiten erstochen wurden. Nicht immer von orientalischen "Messermännern" oder psychisch Kranken.

Einzig logischer Schluss. Am Besten erst einmal alle an die Wand stellen und Leibesvisitation. Das Messer kann überall sein. Täter (männlich) kann Jeder sein.

Kann ja Ziel sein, eine militarisierte Polizei, die Tendenzen in Aussehen und Auftreten habe ich schon aufgezeigt.

Beitrag von Origines (Seite 93)

Jetzt könnten wir noch über die Kriminalitätsbelastung, gefühlte Kriminalität, Jugendgewalt usw. diskutieren, das gehört auch alles mit dazu. Polizisten sind da für mich Fachleute. Deren Meinung ist wichtig. Aber sie sind nicht die einzigen Fachleute, weil sie auch nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit wahrnehmen können. Und wenn andere Fachleute sagen (ich habe es schon zitiert):
Wenn Rettungssanitäter oder Notärzte zuerst bei dem Betroffenen sind, eskalieren die Einsätze deutlich seltener. Wenn sich aber Polizisten in Uniform nähern, fühlen sich die Menschen bedroht. Wird Pfefferspray eingesetzt, eskaliert es schnell. Der Betroffene versteht nicht, was passiert. Er merkt nur, dass er angegriffen wird.
(...)
Absolut dysfunktional. Die Menschen im psychischen Ausnahmezustand sind zum Teil wie hinter einem Schleier, sie nehmen nicht wahr, dass Pfefferspray angedroht wird. Sie spüren entweder einen starken Schmerz durch den Taser­einsatz oder Atemnot durch den Pfefferspray-Einsatz und reagieren unkalkulierbar.
Quelle: https://taz.de/Kriminologe-ueber-Polizeischuesse/!6000538/

Wenn die Polizei diese Tatsachen nicht beachten oder als weltfremd betrachten soll, dann braucht sie natürlich eine MP5, um das Desaster in den Griff zu kriegen, das sie selbst angerichtet hat.

Waffen lösen keine psychischen Krisen. Das dürfte auch ohne polizeirechtliche oder psychiatrische Kenntnisse logisch sein.

Und es werden - statistisch wohl nie erfasst und nicht erfassbar - täglich in zig Unterbringungs-Fällen von zig Polizisten mit "Geduld und Spucke", mit guten Zureden, Sicherheitsabstand, unter Beachtung der Regeln im Umgang mit Psychosen und psychiatrischen Notfällen, vergleichbare Situationen gewaltlos oder jedenfalls ohne Waffenanwendung gelöst. Ohne sich selbst oder Dritte in Gefahr zu bringen.

Keine Zeitung schreibt darüber.

Stattdessen wird hier in solchen Fällen für den Einsatz der MP5 geworben. Finde ich irgendwie irre.


1x zitiertmelden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 08:23
@Origines

Danke für diese Hinweise.

Das Gericht hat die Polizisten auch nur freigesprochen, weil sie glaubten, dass der Pfeffersprayeinsatz die Situation lösen könne. Es sagt nicht, dass es überhaupt ein geeignetes Mittel war. Da man aber in der Regel Menschen wegen Unwissen nicht bestrafen darf, wurden sie möglicherweise freigesprochen. Wobei dann immer noch nicht die Frage des geingen Sicherheitsabstand geklärt wäre.

Ich denke, dass Gericht hat - soweit es die Medien wiedergeben - ein sehr weichgezeichnetes Urteil gesprochen. Zwar mag das für die Frage der Schuld diese Frage nicht unbedingt relevant gewesen sein. Aber die Nebenkläger wollten auch vom Gericht wissen, ob es Alternativen gegeben hätte. Ob diese sehr wichtige Frage beantwortet wurde, die auch für weitere Polizeieinsätze wichtig wäre, ist den bisherigen Berichten nicht zu entnehmen. Sollte das nur in der schriftlichen stehen, wäre das uninterssant, die liest kaum jemand.


1x zitiertmelden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 09:16
Zitat von LentoLento schrieb:Ich denke, dass Gericht hat - soweit es die Medien wiedergeben - ein sehr weichgezeichnetes Urteil gesprochen
Vielen Dank für den Hinweis. Es gilt ja zu unterscheiden:

- Was hat das Gericht entschieden? Es hat darüber entschieden, ob die beteiligten Polizisten einen Totschlag (finde ich auch irre) oder eine fahrlässige Tötung, ggf. irrtümlich, begangen haben. Über das Urteil würde ich - ohne schriftliche Gründe - kein Urteil abgeben, weil es hier um eine persönliche Schuld geht.

- Das Gericht mag vielleicht die Notwendigkeit gesehen haben, die Beamten, die seit der Tat unter einem gewaltigen öffentlichen Druck (nebst Beschimpfungen als "Mörder" und "Rassisten") standen, zu "schützen", sie im wahrsten Sinne des Wortes mit Worten des Verständnisses freizusprechen.

- Wie ist dagegen der Einsatz unabhängig von persönlicher Schuld zu beurteilen? Ist das alles richtig und gut gelaufen? Blieb den Beamten zu keinem Zeitpunkt eine Wahl für mildere Mittel? Wohl kaum.

- Militärs betonen immer, wie wichtig es sei, "vor die Lage" zu kommen. D.h. sich proaktiv auf eine Situation so vorzubereiten, dass man Alternativen hat und nicht nur noch hektisch reagieren kann. Diese Alternativen gab es. Ob strafrechtlich vorwerfbar ist nicht die Frage. Es gab sie schlicht tatsächlich. Nichts war von Anfang an ein unausweichlicher Kausalverlauf und die Beamten waren die, die am meisten Einfluss auf das "Setting" hatten. Sie haben das nicht genutzt.

- Wie soll mit solchen Fällen generell umgegangen werden? Die MP5 wurde hier als probates, ja gebotenes Mittel angepriesen. Mal davon abgesehen, dass dafür keine Belege dargelegt wurden, wäre es fatal, Militärwaffen oder auch nur Schusswaffen als Standard für Suizidgefährdete oder ggf. gefährliche Täter einzusetzen. Mal davon abgesehen, dass Schusswaffen auch eine Gefahr für andere Anwesende sind.

- Die Polizei ist zum Glück in Deutschland (anders als in den USA) nicht im Krieg mit ihren eigenen Bürgern. Wenn die Todesfälle steigen, dann ist das kein Schicksal, sondern dann sollten die Verantwortlichen wie auch die Öffentlichkeit innehalten und sich Gedanken machen über: Personal, Ausbildung, Dienstzeiten, Bezahlung, eigenen psychischen Belastungen (die meisten ehemaligen Polizisten, die ich persönlich kenne, sind alkoholkrank), Umgang mit Drogenabhängigen, Obdachlosen, psychisch Kranken und all denen, die nicht Herr ihrer Sinne sind.

- Das Phänomen des 21. Jahrhunderts, dass die Autorität staatlicher Institutionen und ihrer Repräsentanten, egal ob Politiker, Beamte, Lehrer oder Polizisten, massiv erodiert. Die Leute lassen sich nichts mehr sagen, glauben ihre eigene Wahrheit. Egal ob Corona-Schwurbler, Reichsbürger, clangeprägte Parallelgesellschaften, "erlebnisorientierte Jugendliche" oder wer auch immer. Das geht durch die ganze Bevölkerung. Die Erosion ist viel massiver als 1968 ff. Damals wurde auch Autoritätsverlust beklagt, die Folge war aber ein Wechsel von einer noch militärisch (und der NS-Zeit) geprägten hin zu einer modernen zivilen Polizei, die hohes Ansehen in der Bevölkerung genoss. - Bislang hat auf diese letztlich demokratische Krise niemand eine Antwort.

- Und weil man jahrzehntelang gekürzt und sich nicht um Nachwuchs gekümmert hat, zudem jetzt möglichst viele Vollzugsbeamte (früher mittlerer Dienst, die "Meister"-Laufbahn) der Bezahlung wegen auch in den stark verwaltungsrechtlich geprägten gehobenen Dienst ("Kommissar"-Laufbahn) gehieft werden sollen, was viele nicht schaffen, hat man ein Personalproblem. Fehlende Professionalität und zugleich ein "Verheizen" der Beamten führt zwangsläufig zu Vollzugsdefiziten.

Das mag in Bayern auf dem Land anders sein (da sind die Bullen noch echte "Sheriffs"), hier in Berlin ist es unübersehbar (in NRW dürfte es in Großstadtregionen ähnlich sein). Und dass es hier in den letzten 10 Jahren verhältnismäßig wenig Polizeitote und tote Polizisten gibt, liegt an einer politisch motivierten Deeskalationsstrategie, die für die Beamten im Alltag sicher wahnsinnig kräftezehrend ist. Reden, reden, reden, warten, reden, zuhören, sich anschreien lassen, zurück weichen, reden, belehren, sich anschreien lassen. Notfalls zulangen, zuschlagen, sich verteidigen, gegen Widerstand festnehmen, schlagen lassen, beschimpfen lassen. - Permanent zwischen Ruhe und kontrollierter Aggression. Wer will diesen Höllenjob machen?


1x zitiertmelden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 09:30
Zitat von OriginesOrigines schrieb:- Das Gericht mag vielleicht die Notwendigkeit gesehen haben, die Beamten, die seit der Tat unter einem gewaltigen öffentlichen Druck (nebst Beschimpfungen als "Mörder" und "Rassisten") standen, zu "schützen", sie im wahrsten Sinne des Wortes mit Worten des Verständnisses freizusprechen.
Ich nehme genau das an.

Aber das wäre kontraproduktiv, weil diese Vorgehensweise Ausländerhass und Rassismus in D weiter fördert. Ich glaube man hätte öffentlich darlegen müssen, dass dieser Polizeieinsatz - wie Prof. Thomas Feltes in Deinem obigen Link erläutert - nicht sachgerecht erfolgte, aber den Polizisten bisher die notwenigen Schulungen fehlten und ihnen daher kein Vorwurf zu machen sei (wobei ich die Sache mit dem Sicherheitsabstand trotzdem als ungeklärt ansehen würde).

Das wäre dann Deeskalation, aber wie gesagt, diese Chance hat das Gericht nicht wahrgenommen, jedenfalls liest man leider davon nichts in den Medien.


2x zitiertmelden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 10:15
Zitat von LentoLento schrieb:Aber das wäre kontraproduktiv, weil diese Vorgehensweise Ausländerhass und Rassismus in D weiter fördert.
Leider war das ganze Verfahren kontraproduktiv. Zumeist wurden ja solche Fälle in der Vergangenheit bundesweit von den Staatsanwaltschaften eingestellt. Begründung: Notwehr.

Hier nicht. Das war eigentlich gut. Die Anklage wegen Totschlags aber absolut überzogen. Dann die 180 Grad-Wende der Staatsanwaltschaft zur eigentlich von Anfang an viel naheliegenderen Fahrlässigkeit. Hätten sie auch früher darauf kommen können. Und das Gericht, das die Anklage wegen Totschlags (hinreichender Tatverdacht erforderlich, also Verurteilung wegen Totschlags wahrscheinlicher als Fahrlässigkeit oder Freispruch) zugelassen hat, hat daraus eine 260 Grad-Wende gemacht. Hätten sie auch früher darauf kommen können.

Im Ergebnis ist das Verfahren politisch maximal desaströs, da maximal polarisierend. Zuerst volle Härte, kein Verständnis für die Situation der Beamten, Vorwurf der vorsätzlichen Tötung trotz bekannter Notwehrlage. Und dann maximales Verständnis, das (jedenfalls aus der Distanz) so wirkt, als sei der Vorfall nicht nur nicht strafbar, sondern prinzipiell maximaler Gewalteinsatz gegen "Messermänner" rechtlich gedeckt.

Ressentiments gegen Polizisten, Ressentiments gegen Flüchtlinge, Ressentiments gegen psychisch Kranke. Da können nun Antifa wie AfD und erst recht das "gesunde Volksempfinden" ihr Süppchen kochen.


1x zitiertmelden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 10:43
Was ich mich frage: Warum hat man nicht einen einzelnen gezielten Schuss auf ein Bein oder oberen Schulterbereich abgegeben?


melden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 10:53
Vermutlich wird man sich mit dem Urteil noch etwas intensiver beschäftigen müssen. Die berichteten Zitate sind da sehr durchwachsen:
Vorsitzender Richter Thomas Kelm begründete dies mit einer angeblichen Notwehrsituation. Er verwies auf die Verständigungsprobleme mit Dramé, der nur Spanisch und Französisch sprach und anfangs nicht reagierte. Diese Argumentation erweckt jedoch den Eindruck, dass die Polizei in ihrer Einschätzung des Geschehens versagt hat. Alle Indizien deuteten darauf hin, dass der 16-Jährige "keinen Angriff geplant" hatte.
Quelle: https://www.sonntagsblatt.de/artikel/gesellschaft/freispruch-nach-toedlichen-polizeischuessen-auf-jugendlichen-ein-urteil-das

Andere Quellen stellen das Gericht in merkwürdiger Widersprüchlichkeit dar:
Auch Einsatzleiter Thorsten H. habe sich nicht strafbar gemacht. Zwar habe der keine Alternative für seinen katastrophal gescheiterten Einsatzplan bedacht, zwar sei auch klar gewesen, dass Mouhamed Dramé vor dem Pfefferspray nur in Richtung der rechts postierten Po­li­zis­t:in­nen fliehen konnte.

Doch der Richter urteilte: „Im Nachhinein ist man immer schlauer besonders, wenn man im Gerichtssaal sitzt“. Vor Ort aber seien „in der Kürze der Zeit“ Alternativen wie der Einsatz von Dol­met­sche­r:in­nen und Psy­cho­lo­g:in­nen nicht denkbar gewesen. Um den Suizid zu verhindern, habe Einsatzleiter H. schnellstmöglich eingreifen müssen, so Kelms Fazit – andernfalls habe sich der Polizist sogar ebenfalls strafbar machen können.
Quelle: https://taz.de/Prozess-zu-Polizeigewalt-in-Dortmund/!6051373/

Mit der MP5 im Anschlag und Pfefferspray ("die volle Ladung") einen psychotischen Menschen vom Suizid abzuhalten, weil das sonst unterlassene Hilfeleistung sei, das finde ich schon ziemlich zynisch.

Und mit dem "Hinterher ist man immer schlauer", kann man jede Fahrlässigkeitstat relativieren. Für einen Vorsitzenden Richter am LG eine ziemlich hemdsärmliche Argumentation. Entweder war falsch gehandelt worden oder nicht. Hinterher ist man immer schlauer, so ist das. Aber das ist nicht der Maßstab. Sondern ob eine Sorgfaltspflichtverletzung vorlag oder nicht. Wenn nicht, ist das Vorgehen der Polizisten so rechtlich zulässig, obwohl es "katastrophal" und "kein Angriff geplant" war.

Und es ist ja nichts Neues, diese Situationen gehören zum Polizeialltag:
Seit Jahren schon mahnen Ex­per­t*in­nen, dass bewaffnete Uniformierte, die vorpreschen und dabei womöglich noch Pfefferspray, Taser oder gar Schusswaffen einsetzen, die Situation eskalieren, statt sie zu beruhigen. Immer wieder fordern sie, dass es Not­ärz­t*in­nen oder psychosoziale Krisendienste sein müssten, welche die Betroffenen zuerst erreichen.
Quelle: https://taz.de/Fall-Mouhamed-Drame/!6056112/

Klingt also ziemlich nach Quadratur des Kreises, diese kolportierte Argumentation des Gerichts. Einsatz war nicht ok, aber doch ok, weil man sich geirrt hat und es nicht ok ist, danach alles in einem Verfahren für nicht ok zu halten. So viel Verständnis hätte so mancher LKW-Fahrer auch gerne.


melden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 12:36
@Tussinelda
Er sei Waise, hatte Dramé angegeben, 16 Jahre alt, ein Bruder sei bei der Flucht nach Europa gestorben, hatte er nach seiner Ankunft in Deutschland behauptet. So kam er, nach einem Aufenthalt in Zornheim, in die Jugendhilfeeinrichtung in Dortmund. Nach seinem Tod meldete sich die Familie: der Vater lebendig wie auch die Mutter und die Brüder. Dramé war laut eigener Aussage im Jahr 2019 aus dem Senegal allein nach Europa aufgebrochen, laut seinen Verwandten war das 2021. Sicher ist, dass er damals älter als 20 Jahre war.
Quelle: https://www.spiegel.de/panorama/justiz/mouhamed-drame-toedliche-polizeischuesse-landgericht-dortmund-spricht-alle-angeklagten-frei-a-037dbb4a-f357-464e-bbd6-a8cbb2cbe9e3
Zunächst hielt Dramé sich in Worms und Zornheim auf. In der Nacht des 3. Juli 2022 soll Dramé eine Fußgängerin bedrängt und gegen Münzen Sex verlangt haben. Er folgte ihr, als sie wegrannte, und flüchtete erst, nachdem die Frau die Polizei gerufen hatte. Dramé wurde wegen einer detaillierten Personenbeschreibung des Opfers am Mainzer Hauptbahnhof durch die Bundespolizei aufgegriffen.[5]
Quelle: Wikipedia: Todesfall Mouhamed Dramé

@Lento
An diesem Prozesstag stellt sich noch etwas Anderes heraus: Dramé hantierte bereits kurz vor dem Polizeieinsatz mit einem Messer in seinem Zimmer in der Jugendeinrichtung herum. Das sagt eine Mitarbeiterin des Jugendamts Rhein-Pfalz-Kreis aus.
Kurz vor seinem Tod habe sie noch mit ihm gesprochen. Im Laufe des Telefonats habe sie plötzlich eine Sozialarbeiterin gehört, die Dramé aufgefordert habe: „Mouhamed, das legst du aber weg!“
Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article252089628/Erschossener-Senegalese-Mouhamed-das-Messer-legst-du-aber-weg.html


1x zitiertmelden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 12:56
@candy80
Ja und? Ich kenne alle Artikel und das wurde hier auch schon besprochen.
Was soll das jetzt aussagen? Er hat gelogen, deshalb konnte er erschossen werden? Ich verstehe nicht, welche Rolle das spielen sollte, wenn ein suizidgefährdeter Jugendlicher von der Polizei erschossen wurde. Erkläre es mir bitte.


1x zitiertmelden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 14:16
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb:Ich verstehe nicht, welche Rolle das spielen sollte, wenn ein suizidgefährdeter Jugendlicher von der Polizei erschossen wurde.
Dabei, dass er erschossen wurde, spielen die Rechercheergebnisse, dass er ein erwachsener Mann war, der sich als 16-Jähriger ausgegeben hatte und bereits sexuell übergriffig geworden war, wirklich keine Rolle. Klingt halt weniger dramatisch als "16-jähriger Jugendlicher".


melden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 14:40
Es ist weder klar, ob MD wirklich älter war als behauptet, noch ob er jemanden sexuell belästigt hat. Beides sind unbelegte Behauptungen (Spiegel/Welt). Es gibt keinerlei Berichte über den Verlauf eines Ermittlungsverfahren oä. Wiki bezieht sich auch lediglich auf diese beiden Artikel/Berichte. Und selbst wenn beides stimmen sollte, welche Relevanz hat das im Bezug auf seinen Tod? Die permanente Erwähnung ist reine Stimmungsmache, nichts anderes.


3x zitiertmelden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 15:14
Zitat von Photographer73Photographer73 schrieb:Es ist weder klar, ob MD wirklich älter war als behauptet, noch ob er jemanden sexuell belästigt hat. Beides sind unbelegte Behauptungen (Spiegel/Welt). Es gibt keinerlei Berichte über den Verlauf eines Ermittlungsverfahren oä. Wiki bezieht sich auch lediglich auf diese beiden Artikel/Berichte. Und selbst wenn beides stimmen sollte, welche Relevanz hat das im Bezug auf seinen Tod? Die permanente Erwähnung ist reine Stimmungsmache, nichts anderes.
Nach WELT-Informationen lief in dieser Zeit ein Ermittlungsverfahren wegen sexueller Belästigung gegen Dramé: Im Juli 2022 soll er eine Frau in der Nähe des Mainzer Hauptbahnhofs verfolgt, bedrängt und Sex gegen ein paar Münzen gefordert haben. Aus diesem Verfahren geht hervor, dass der Senegalese offenbar gebrochenes Deutsch sprach. Dies hatte das mutmaßliche Opfer so geschildert.
Quelle: https://www.welt.de/politik/deutschland/article252089628/Erschossener-Senegalese-Mouhamed-das-Messer-legst-du-aber-weg.html

So so. Ein in dieser Zeit laufendes Ermittlungsverfahren wegen sexueller Belästigung ordnest Du also als unbelegte Behauptung seitens Spiegel und Welt ein. Das permanente Verunglimpfen der freigesprochenen Polizeibeamten ist reine Stimmungsmache, nichts anderes.

Und daß Verwandte gegenüber dem Spiegel geäussert haben, daß Dramé bei seiner Flucht 2020 schon älter als 20 Jahre war, ist für Dich und @Tussinelda natürlich auch völlig ohne Belang. Wenn das ohne Belang ist, dann frage ich mich, warum ihr beide andauernd betont, daß es sich um einen angeblich 16-jährigen Jugendlichen (mit besonderem Schutzbedürfnis?) gehandelt hat.


2x zitiertmelden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 15:18
@candy80
Und war den Beamten die Vorgeschichte klar, als sie sich in dem Einsatz befanden?


1x zitiertmelden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 15:29
Zitat von soomasooma schrieb:Und war den Beamten die Vorgeschichte klar, als sie sich in dem Einsatz befanden?
Sag Du es mir, Du wirst es wissen. Da der Spiegel das ja erst im Nachhinein durch Gespräche mit seinen Verwandten / Familie recherchiert hat lautet die Antwort hochwahrscheinlich "Nein".

Schau Dir mal die Bilder in der Presse an. Wenn Du dann immer noch glaubst, daß man nicht auf den ersten Blick erkennen kann, daß es sich hier nicht um einen 16 - jährigen gehandelt hat, dann kann ich auch nicht weiterhelfen.

Von @Tussinelda und @Photographer73 wird hier jedoch, selbst nachdem durch die Spiegel-Recherche klar geworden ist, daß es sich nicht um einen 16 - jährigen Jugendlichen sondern um einen ausgewachsenen Mann Mitte 20 gehandelt hat (gegen den ein laufendes Ermittlungsverfahren wegen sexueller Belästigung geführt wurde) nach wie vor behauptet, es habe sich um einen 16 Jahre alten (es soll damit wohl eine besonders Schutzbedürftigkeit von MD impliziert werden und die verwerfliche Vorgehensweise der Polizei) Jungen gehandelt.


2x zitiertmelden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 15:31
Zitat von candy80candy80 schrieb:Und daß Verwandte gegenüber dem Spiegel geäussert haben, daß Dramé bei seiner Flucht 2020 schon älter als 20 Jahre war, ist für Dich und @Tussinelda natürlich auch völlig ohne Belang. Wenn das ohne Belang ist, dann frage ich mich, warum ihr beide andauernd betont, daß es sich um einen angeblich 16-jährigen Jugendlichen (mit besonderem Schutzbedürfnis?) gehandelt hat.
Aus dem Spiegel-Beitrag geht nicht hervor, woher das Medium seine Info über das mutmaßliche oder angebliche tatsächliche Alter des Verstorbene hat. Das Spiegel-Team berichtet aus seiner Afrikareise, die Aussage mit dem Alter kommt an anderer Stelle als Bemerkung nebenbei.

Wenn Verwandte dem Spiegel gesteckt hätten, dass der Verstorbene in Wahrheit junger war, dann hätte der Spiegel sehr wahrscheinlich auch berichtet, woher sie die Aussage haben, weil die Info dann ein ganz anderes Gewicht hätte.
So wie es gehandhabt wird in dem Beitrag, scheint es eher so, als wäre ihnen das von anderer Stelle als Gerücht herangetragen worden.

Allerdings frage ich mich auch, ob es so in dem Kontext so wahnsinnig wichtig ist, ob jetzt jemand 16 oder 25 war oder was er sonst noch verbrochen hat.
Nach unserem Rechtssystem verdient niemand den Tod, egal was an anderer Stelle angestellt hat.


1x zitiertmelden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 15:32
@equinoxx

Hatte ich weiter oben schon mal ausgeführt. Es gibt nicht nur das von Dir zitierte Video mit der Stimme aus dem off, sondern auch noch dieses:
Zitat von candy80candy80 schrieb:Er sei Waise, hatte Dramé angegeben, 16 Jahre alt, ein Bruder sei bei der Flucht nach Europa gestorben, hatte er nach seiner Ankunft in Deutschland behauptet. So kam er, nach einem Aufenthalt in Zornheim, in die Jugendhilfeeinrichtung in Dortmund. Nach seinem Tod meldete sich die Familie: der Vater lebendig wie auch die Mutter und die Brüder. Dramé war laut eigener Aussage im Jahr 2019 aus dem Senegal allein nach Europa aufgebrochen, laut seinen Verwandten war das 2021. Sicher ist, dass er damals älter als 20 Jahre war.

Quelle: https://www.spiegel.de/panorama/justiz/mouhamed-drame-toedliche-polizeischuesse-landgericht-dortmund-spricht-alle-angeklagten-frei-a-037dbb4a-f357-464e-bbd6-a8cbb2cbe9e3



melden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 15:34
@candy80

Ach so, okay das habe ich nicht gesehen.

Aber wie gesagt, ich finde das Alter jetzt auch nicht so erheblich in dem Kontext.


melden

Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole

14.12.2024 um 15:37
Zitat von candy80candy80 schrieb:Ein in dieser Zeit laufendes Ermittlungsverfahren wegen sexueller Belästigung ordnest Du also als unbelegte Behauptung seitens Spiegel und Welt ein
Lesen, verstehen, erst dann antworten. Ich schrieb
Zitat von Photographer73Photographer73 schrieb:Es gibt keinerlei Berichte über den Verlauf eines Ermittlungsverfahren oä.
Und die gibt es auch nicht. Oder hast du dazu weitere Infos? Wurde es eingestellt, Anklage erhoben oä? Es gibt nur die Behauptungen von der WELT.
Zitat von candy80candy80 schrieb:Schau Dir mal die Bilder in der Presse an. Wenn Du dann immer noch glaubst, daß man nicht auf den ersten Blick erkennen kann, daß es sich hier nicht um einen 16 - jährigen gehandelt hat, dann kann ich auch nicht weiterhelfen.
Was für ein BS. Weder ist das den Betreuern aufgefallen, noch den Polizisten beim Einsatz, noch der Staatsanwaltschaft. Aber du erkennst das natürlich auf den ersten Blick 😅

Wie ich es eben bereits sagte - reine Stimmungsmache, denn
Zitat von Photographer73Photographer73 schrieb:Und selbst wenn beides stimmen sollte, welche Relevanz hat das im Bezug auf seinen Tod?
Das lässt du natürlich unter den Tisch fallen.
Zitat von equinoxxequinoxx schrieb:Allerdings frage ich mich auch, ob es so in dem Kontext so wahnsinnig wichtig ist, ob jetzt jemand 16 oder 25 war oder was er sonst noch verbrochen hat.
Nach unserem Rechtssystem verdient niemand den Tod, egal was an anderer Stelle angestellt hat.
So ist es.


melden