equinoxx schrieb:Im Gegenteil ich lese hier sogar ziemlich viel Verständnis für die undankbare Rolle der Polizisten in einem System, dass der allgemeinen Verrohung kaum mehr entgegensetzen kann, als härter aufzurüsten.
Wobei die "allgemeine Verrohung" eher gefühlt denn tatsächlich ist. Vor ein paar Jahren war von "gefühlter Kriminalität" die Rede, weil das Bedrohungsempfinden der Bevölkerung signifikant zunahm, die Statistik aber einen deutlichen Rückgang der (Gewalt-)Kriminalität verzeichnete.
Gut, die Polizeiliche Kriminalstatistik ist eine Statistik, kein Abbild der Realität. Aber die Quellen, aus denen sich die Bürger über kriminelle Handlungen informieren, die sind es noch viel weniger. Und heute ganz andere als vor 20 oder 30 Jahren. Und vor 100 Jahren wurde über einen Mord nur in der Regionalpresse oder ganz hinten kurz unter "Buntes" berichtet. Heute jagen irgendwelche Typen mit Millionen Follower irgendwelche ungefilterten Behauptungen, Gerüchte, Fake News raus und alle nicken und fühlen sich bestätigt, sonst hätten sie den Typen ja nicht abonniert.
Ohne selbst mit Gewalt konfrontiert zu sein oder Opfer zu werden (dazu gibt es Dunkelfelduntersuchungen der Kriminologen), ist die Propaganda von den "Messermännern" prägend für die Stimmung in der Bevölkerung. Die Gewaltkriminalität wird z.T. grotesk überschätzt, die Herkunft der Täter einseitig vermutet. Ich bin selbst erstaunt, wenn ich mir die Zahlen oder wissenschaftliche Untersuchungen ansehe, weil auch ich von den Medien geprägt bin.
Zarastro schrieb:Sondern die Entscheidung gefällt wurde, im Wissen um die Bewaffnung der Person.
Klar. Messer = MP5. Angemessene Antwort. Du bist mir nur noch schuldig, wer diese Regel wo aufgestellt hat. Und ob sie sinnvoll ist. Und selbst da, da gibt es nochmals Abstufungen: MP5 dabei haben, im Gurt, in der Hand haben, Drohen, Durchladen, Entsichern, Finger am Abzug, schussbereit sein, Schießen, Einzelfeuer, Feuerstöße.
Nightrider64 schrieb:Ist doch egal ob einen ein psychisch gesunder Mensch oder ein psychisch kranker das Messer in die Brust bohrt
Wenn Du das Pferd von hinten aufzäumen willst: Ja. Tot ist tot. Aber wir befinden uns hier in einem Diskurs, wie das vermieden wird. Also die Gefährdungsbeurteilung oder Gefahrenprognose ex ante, wenn sich die Person noch das Messer selbst in die Brust bohren will.
Zarastro schrieb:Von einem "Halbwüchsigen" "Jungen" etc. wird m. E. bewusst gesprochen, um einen bestimmten Eindruck zu vermitteln.
Da sind wir uns einig. Passiert aber auch genauso anders herum: Der war keine 16, wohl 25, hat gelogen, Frauen belästigt usw. Also alles nicht so schlimm.
Nightrider64 schrieb:Er hat sicher bis zu dem tragischen Ereignissen immer gehofft, das er bis zu seiner Pensionierung nie eine Waffe auf einen Menschen abfeuern muss.
Ich hoffe es. Ich hoffe, die Personalauswahl funktioniert da noch. Es kommt vermutlich - wie so häufig - auf die Persönlichkeit an. Die Verarbeitungs-/Verdrängungsmechanismen sind variabel. Es ist jedenfalls nicht selbstverständlich, dass sich die beteiligten Polizisten öffentlich äußern. - Für mich wäre es ein Albtraum, als Autofahrer einen Fußgänger oder Radfahrer zu töten.