Polizei erschießt 16-Jährigen mit Maschinenpistole
13.12.2024 um 11:54candy80 schrieb:Ist es nicht anmaßend von vielen hier so zu tun, als könnten sie die Lage, juristisch wie auch fachlich, beurteilen? Den Polizisten nach wie vor zu unterstellen sie hätten falsch gehandelt?Du beziehst Dich auf diese Aussage:
Klaragesund schrieb am 07.09.2024:Der Einsatzleiter wollte mit dem Einsatz des Pfeffersprays den suizidgefährdeten Flüchtling ja davor bewahren sich selbst Gewalt anzutun und gerade keinen Angriff provozieren.Ich muss kein Jurist sein, um beurteilen zu können:
Das ist völlig absurd. Um einen Suizidgefährdeten vor der Suizidgefahr zu retten, da setzte ich Pfefferspray ein? Der Mann war zudem auch noch psychotisch, es ist das Allerdämlichste, was man tun kann, wenn eine Gefahr besteht. Benzin ins Feuer gießen. Aber wohl archaische Polizeitaktik, es kommt immer wieder vor - und es kommt immer häufiger vor. Über 17 Tote hat es in diesem Jahr gegeben, so viele wie seit 1999 nicht mehr. Zwei Drittel davon waren psychisch krank.
Alray81 schrieb:Somit dürfte dieses Thema dann auch vom Tisch sein.Nein. Und das sollte es auch nicht. Wobei mir noch immer ein Rätsel ist, warum das gleiche Gericht eine Anklage wegen vorsätzlichen Totschlags zugelassen hat. Was sollte das???
Aus fachlicher Sicht:
Wenn Rettungssanitäter oder Notärzte zuerst bei dem Betroffenen sind, eskalieren die Einsätze deutlich seltener. Wenn sich aber Polizisten in Uniform nähern, fühlen sich die Menschen bedroht. Wird Pfefferspray eingesetzt, eskaliert es schnell. Der Betroffene versteht nicht, was passiert. Er merkt nur, dass er angegriffen wird.Quelle: https://taz.de/Kriminologe-ueber-Polizeischuesse/!6000538/
(...)
Absolut dysfunktional. Die Menschen im psychischen Ausnahmezustand sind zum Teil wie hinter einem Schleier, sie nehmen nicht wahr, dass Pfefferspray angedroht wird. Sie spüren entweder einen starken Schmerz durch den Tasereinsatz oder Atemnot durch den Pfefferspray-Einsatz und reagieren unkalkulierbar.
Ob das persönlich vorwerfbare Fahrlässigkeit ist oder nicht, das ist Tatfrage. Aber es gibt eben eine Dimension, die darüber hinausreicht. Ist die Polizei nicht in der Lage, solche Situationen angemessen (ohne Polizeischüsse, Teaser oder Pfefferspray) zu deeskalieren? Muss man mit dem Kopf durch die Wand?
Die Polizei ist der Repräsentant des staatlichen Gewaltmonopols. Polizeigewalt ist deshalb keine Frage der Diskreditierung von Beamten, sondern eine Frage der Verhältnismäßigkeit der Mittel. Solche Fälle werden wieder passieren. Soll polizeilich wieder so reagiert werden? Will das dieser Staat, seine Bürger? Ich hoffe nicht.