„Man kann sicherlich darüber streiten, was diese Indizien in Summe bedeuten“, schreibt @Papaya64. Und genau da liegt das Problem.
Indizien sind keine Beweise, sondern Anhaltspunkte für einen bestimmten Sachverhalt. Zusammen betrachtet, können sie aber ein schlüssiges Gesamtbild ergeben, das dann Beweischarakter hat.
@Papaya64 verfährt jedoch anders. Er versucht jedes einzelne Indiz zu zerrupfen, indem er es auf seine jeweilige Beweiskraft abklopft. Und am Ende sagt er dann: Jedes einzelne Indiz ist für sich genommen zu schwach, hat keine Beweiskraft - also ist auch die Summe dieser Indizien Null. Freispruch!
Mit so einer Herangehensweise wäre kein Indizienprozess und kein Urteil mehr möglich, das sich statt auf klassische Beweise wie Geständnis, Tatbeobachtung durch Zeugen oder eindeutige Zuordnung einer Tatwaffe auf eine Kette von Indizien stützt.
Im vorliegenden Fall hat das Gericht auf zwölf Indizien verwiesen, die unter dem Strich zu der Einschätzung führten, dass MG der Mörder von KM ist. Leider sind diese Indizien nicht im Detail aufgelistet worden - zumindest nicht in der Berichterstattung der Medien über die mehr als 1,5-stündige Urteilsbegründung. Aber man kann sie sich ja in etwa zusammenreimen (den Versuch hatte ich ja mal unternommen).
Auslösender Faktor für die neu aufgeflammte Diskussion war ja, inwieweit man es MG anlasten kann, dass er den Caddy am Tatmorgen nach Hannover gefahren und dann mit seinem Zweithandy die Rückkehr per Taxen und Bahn in den Vorharz organisiert hat.
Ja, für mich ist dieser Vorgang ein klares Indiz dafür, dass MG der Verantwortliche für die Verschleppung und Tötung von KM ist. Nur der Täter (wer sonst?) hatte Interesse und Gelegenheit, den Caddy nach dem Verstecken der Leiche an einen abgelegenen Ort wie dem Expogelände zu schaffen. Die Anrufe vom Zweithandy von MG passen (auch zeitlich) exakt zum dann ja wohl notwendigen Bemühen, ohne Auto zurück nach Groß Döhren zu gelangen.
Als Indiz (nicht als Beweis für sich genommen) bildet dieser Vorgang ein Glied in einer Kette weiterer Indizien. Und alle Indizien zusammen können nicht als Aneinanderreihung purer Zufälle abgetan werden, sondern sind Beleg für vorsätzliches Handeln.