Mordfall Heike Greve | Norderstedt | 1979
15.04.2021 um 14:17Aber wenn ich jemandem ein Messer an den Hals halte und er losgeht, wie will man das an den Fußspuren sehen?
Warum nicht? Wenn der Täter gesagt hat, dass es nur ein paar Minuten dauert, wofür hätte Greve das Instrument denn mitschleppen sollen? In dieser Gegend, um diese Zeit, wer sollte denn da etwas klauen? Wenn sie diese Angst gehabt hätte, müsste sie auch ihr Moped mitgenommen haben müssen. Denn wenn, klaut man wohl eher das, weil wertiger, als eine Gitarre.nonameboy schrieb:Ungewöhnlich finde ich auch, dass Heike anscheinend ihre Gitarre unbeaufsichtigt am Moped zurückgelassen hat.
Dann frage ich mich allerdings, warum es Heike nicht gelang, zu schreien, sich irgendwie zu Wehr zu setzen, auf sich aufmerksam zu machen?kf1801 schrieb:Oder es war ein Überraschungsangriff und damit hat sich die Frage, warum sie denn die Gitarre am Mofa hängen ließ, wohl von selbst beantwortet.
Das hier meine ich.nonameboy schrieb:Interessant, dass die Fußspuren dann noch so "gelesen" werden konnten. Das Hamburger Abendblatt schrieb damals nämlich folgendes:
"Der Regen am Mordabend hat fast alle Spuren ausgelöscht."
Erstaunlich, dass dennoch anhand der noch vorhandenen Fußspuren gesagt werden konnte, dass es quasi kein freiwilliges Mitgehen gewesen ist.
Ob der Täter nun wirklich Sandalen trug und tatsächlich ein auffällig "watscheliges" Gangbild aufwies, wissen wir wohl nicht sicher bzw sind sich die (uns bekannten) Quellen diesbzgl ja etwas uneins.strellnikoff schrieb am 27.01.2021:Möglich das der Friesennerz ohne Taschen eine Bekleidung gewesen ist, wie man Sie als Arbeitsjacken auf Werften oder Schiffen bekommen hat.
Dazu würden auch die Anhaftungen und die Brandlöcher passen. Hamburg hatte damals noch relativ viele Schiffe und auch viele Werften.
Auch der watschelnde Gang könnte auf einen Seefahrer schliessen lassen. Denn auf schwankenden Schiffen, lernt man anders zu Gehen.
Aber Ich denke die Ermittler waren schon damals, dem eher unüblichen Modell auf der Spur gewesen.
Unterschreibe ich! Ich glaube nämlich nicht, dass die Polizei unbegründet auf einer Beerdigung auftaucht. Ich rechne damit, dass die Polizei entweder einen Anfangsverdacht oder vielleicht auch einen Hinweis bekommen hat, dass der Täter irgendwie mit der Familie bzw. Heike in Verbindung gestanden haben muss.JestersTear schrieb:Kripo auf der Beerdigung: " Die bisherigen Ermittlungen haben ergeben, daß der Täter Heike gekannt haben könnte und einen Grund hatte, auf der Beerdigung zu sein" . Was für ein Grund könnte das sein? Heutzutage dürfte z.B. einigermassen bekannt sein, daß Mörder sich am Leid der Hinterbliebenen weiden und vielleicht deshalb erscheinen. Das war aber noch nicht Kenntnisstand der späten Siebziger. Für mich hört sich sich das fast schon nach jemandem aus dem engeren Umfeld an, bei dem es aufällig gewesen wäre, wenn er nicht erschienen wäre.
Ich kann mir eigentlich nur vorstellen, dass man durch die Fußspuren feststellen konnte, das Täter und Opfer sehr nahe beinander gingen. Wahrscheinlich wurden Fotos gemacht bzw. Zeichnungen angefertigt. Danach wird die Polizei versucht haben, den Tatablauf zu rekonstruieren. Vielleicht ist das Opfer ja auch einige Schritte rückwärts gegangen, weil vor ihr ein Messer gefunkelt hat. Was der Regen alles weggewischt hat, wage ich natürlich nicht zu sagen. Wenn auf dem Grundstück aber Gras und Pflanzenwerk höher standen stand, dann könnten Täter und Opfer ja auch was umgetreten haben. Nur so ein Gedanke von mir.Iva schrieb:Aber wenn ich jemandem ein Messer an den Hals halte und er losgeht, wie will man das an den Fußspuren sehen?
Sehr interessante Beobachtung! Nun der Münchner Kommissar Wilfling schreibt in einem seiner Bücher, dass er es nie erlebt hat, dass sich ein Täter bei einer Beerdigung als mysteriöser Fremder in Erscheinung getreten ist, denn keiner kannte und abseits gestanden ist bzw. sich dabei auch noch auffällig verhielt. Er meinte, dass wenn der oder die Täter bei der Beerdigung waren, dann wären sie meist sehr am Sarg gesessen und niemand hätte ihr Kommen als merkwürdig oder überraschend empfunden. Ich denke die Hamburger Ermittler hatten diesen Erfahrungsschatz damals schon auch. Vielleicht wollten sie aber auch nur das Umfeld des Opfers näher kennen lernen.JestersTear schrieb:Kripo auf der Beerdigung: " Die bisherigen Ermittlungen haben ergeben, daß der Täter Heike gekannt haben könnte und einen Grund hatte, auf der Beerdigung zu sein" . Was für ein Grund könnte das sein?
Hervorhebung von mir eingefügt.JestersTear schrieb:Kripo auf der Beerdigung: " Die bisherigen Ermittlungen haben ergeben, daß der Täter Heike gekannt haben könnte und einen Grund hatte, auf der Beerdigung zu sein" . Was für ein Grund könnte das sein? Heutzutage dürfte z.B. einigermassen bekannt sein, daß Mörder sich am Leid der Hinterbliebenen weiden und vielleicht deshalb erscheinen. Das war aber noch nicht Kenntnisstand der späten Siebziger. Für mich hört sich sich das fast schon nach jemandem aus dem engeren Umfeld an, bei dem es aufällig gewesen wäre, wenn er nicht erschienen wäre.
Also woran hätten die EB dann festmachen wollen / können, dass es sich bei "Person XYZ" um den Täter handelt, wenn kein "auffälliges", "aus der Menge hervorstechendes" Verhalten des Täters zu erwarten war?InspektorWirz schrieb:Nun der Münchner Kommissar Wilfling schreibt in einem seiner Bücher, dass er es nie erlebt hat, dass sich ein Täter bei einer Beerdigung als mysteriöser Fremder in Erscheinung getreten ist, denn keiner kannte und abseits gestanden ist bzw. sich dabei auch noch auffällig verhielt. Er meinte, dass wenn der oder die Täter bei der Beerdigung waren, dann wären sie meist sehr am Sarg gesessen und niemand hätte ihr Kommen als merkwürdig oder überraschend empfunden.
Allerdings trifft dies wohl erst ab dem Zeitpunkt zu, ab dem der Angriff auf Heike begann bzw der Täter begann, die Vergewaltigung in die Tat umzusetzen, bis dahin hatte der Täter (unseres Wissens nach) Heike doch (noch) nichts getan.nonameboy schrieb:Da komme ich schnell auf den Verdacht, dass er Heike nicht laufen lassen konnte, weil sie eben genau wusste, wer es war oder zumindest mehr hätte aussagen können als die Zeugen.
Allerdings gäbe es zum Kennenlernen des Opfer - Umfeldes wahrscheinlich geeignetere Gelegenheiten.InspektorWirz schrieb:Vielleicht wollten sie aber auch nur das Umfeld des Opfers näher kennen lernen.
Möglicherweise haben sie beobachtet ob jemand nervös wird durch ihre Anwesenheit.ThoFra schrieb:Also woran hätten die EB dann festmachen wollen / können, dass es sich bei "Person XYZ" um den Täter handelt, wenn kein "auffälliges", "aus der Menge hervorstechendes" Verhalten des Täters zu erwarten war?
Wollte ich ebenfalls gerade @ThoFra antworten, als ich deinen Beitrag noch darunter sah :-)Iva schrieb:ThoFra schrieb:
Also woran hätten die EB dann festmachen wollen / können, dass es sich bei "Person XYZ" um den Täter handelt, wenn kein "auffälliges", "aus der Menge hervorstechendes" Verhalten des Täters zu erwarten war?
Möglicherweise haben sie beobachtet ob jemand nervös wird durch ihre Anwesenheit.
Wobei das auch wieder doof ist: warum hatte er den Friesennerz dabei, wenn er keinen Regen erwartet hat ? Außer, seine Mamma war wie meine früher: " Komm Jung, pack trotz strahlendem Wetter noch die Regenjacke ein, vielleicht wird´s doch noch schlechter!"JestersTear schrieb:Während Heike beim Gitarrenunterricht verweilt,heißt es, daß "mittlerweile Regen eingesetzt" habe . Evtl haben wir den Sandalen doch zuviel Bedeutung beigemessen. Der Mann könnte schon länger unterwegs gewesen sein und beim Verlassen seines Wohnsitzes durchaus noch dem Wetter angepasstes Schuhwerk getragen haben.
Das klingt mMn plausibel.JestersTear schrieb:Ziehen wir von der Aufzählung die Damen und Teenager ab, hört sich das für mich so an, als habe man den Täter unter dem verbliebenen Rest vermutet.
Offenbar ist dem so, sonst hätte man wahrscheinlich zwischendurch im Laufe der Jahre mal etwas von einem konkret Tatverdächtigen o ä in den Medien lesen können bzw wäre der Täter dann mittlerweile wahrscheinlich gefasst worden.JestersTear schrieb:Möglicherweise haben sich im Laufe der Jahre die Ermittlungen in Sachen Beziehungstat im Sande verlaufen?
Und die Anrufe am Tatabend bei den Eltern Greve?JestersTear schrieb:ch weiß nicht, für mich ist eigentlich weiterhin "das Zufallsopfer" wahrscheinlicher...
Eben die Option, daß sich Täter und Opfer doch nicht kanntenThoFra schrieb:JestersTear schrieb:
Ziehen wir von der Aufzählung die Damen und Teenager ab, hört sich das für mich so an, als habe man den Täter unter dem verbliebenen Rest vermutet.
Das klingt mMn plausibel.
Allerdings konnte ja bis zum heutigen Tage kein Täter ermittelt werden, würde wohl in diesem Kontext bedeuten, dass entweder:
• der Täter nicht zur Beerdigung erschien (was dann aber auch jmdn hätte auffallen müssen, wenn er tatsächlich zum von Dir & mir angenommenen Personenkreis gehört hätte)
• der Täter zwar zur Beerdigung erschien, sich dort aber derart "unauffällig" / "abgebrüht" verhielt, dass sein Verhalten weder die anwesenden EB noch sonst jmdn der anderen Trauergäste stutzig werden ließ
• der Täter anwesend war, sich evtl auch etwas "komisch" / "merkwürdig" verhielt, für sein Verhalten aber eine - plausibel klingende - Erklärung vorbringen konnte
Weitere Möglichkeiten fallen mir zu diesem (evtl möglichen) Szenario erstmal nicht ein, vll habt Ihr ja noch Ideen, woran diese mögliche "Überführung" des Täters bei der Beerdigung sonst noch gescheitert sein könnte?
Am Ende des Filmfalls wird direkt nach der rhetorischen Frage des Kommissars " Dann könnten die Anrufe tatsächlich vom Täter gewesen sein?" wieder zur Beerdigung umgeswitcht, was vermuten lässt, daß zu diesem Zeitpunkt der Ermittlungen möglicherweise tatsächlich die (verständliche) Hypothese existierte,daß die Anrufe vom Täter stammten und nur DESWEGEN eine Beziehungstat vermuten liessen.ThoFra schrieb:Und die Anrufe am Tatabend bei den Eltern Greve?
Zufall?
Jmnd, der / die sich tatsächlich "nur verwählt" hatte?
Aber warum dann gleich mehrfach?
Ich vermute fast, dass an diesem Fall seit langem nicht mehr gearbeitet wurde, zumal nach 42 Jahren auch eher keine neuen Zeugenhinweise mehr kommen.ThoFra schrieb:Finde es auch schade, dass sich offenbar nichts aktuelles mehr zu dem Fall Heike Greve finden lässt bzw nichtmal eine Info dazu, ob der Fall nach all den Jahren bzw Jahrzehnten, die mittlerweile vergangen sind, nochmals von einer "Cold - Case - Einheit" überprüft / neu aufgerollt wurde.
Natürlich ist mir auch klar, dass die (finanziellen) Ressourcen der Behörden begrenzt sind und es nur sinnvoll erscheint, Fälle wieder aufzurollen, bei denen auch (noch) eine gewisse realistische Chance auf Aufklärung besteht, anderseits glaube ich nicht, dass der Fall Heike Greve vollkommen unlösbar ist.
Es käme wohl auch u a darauf an, welche Asservate noch vorhanden sind und wie sachgemäß diese in den vergangenen Jahrzehnten gelagert wurden.
Den Friesennerz z B könnte man heutzutage auf DNA-Spuren untersuchen, evtl wurde dies ja bereits getan / versucht?
Natürlich hätte der Täter dann später (nach dem Mord an Heike) nochmals mit einer anderen Tat (im Rahmen der Ermittlungen ihm dann eine DNA-Probe entnommen worden wäre) auffällig werden müssen.
Dass Heikes Familie / Eltern sich aus der Öffentlichkeit ziemlich zurückgehalten bzw zeitnah nach dem Mord an ihrer Tochter wieder zurück gezogen hat, denke ich auch, vll war es ihr Weg, mit dem Tod von Heike umzugehen / "abzuschließen" (auch wenn man m E als Eltern nie wirklich mit dem Tod seines Kindes "abschließen" kann).
Heutzutage dürften die Eltern von Heike wahrscheinlich selbst bereits verstorben oder aber zumindest recht hoch betagt sein.
Was haltet ihr denn davon: die Sandalen passten schon, weil er noch bei gutem Wetter gestartet ist.JestersTear schrieb:JestersTear schrieb:
Während Heike beim Gitarrenunterricht verweilt,heißt es, daß "mittlerweile Regen eingesetzt" habe . Evtl haben wir den Sandalen doch zuviel Bedeutung beigemessen. Der Mann könnte schon länger unterwegs gewesen sein und beim Verlassen seines Wohnsitzes durchaus noch dem Wetter angepasstes Schuhwerk getragen haben.
Wobei das auch wieder doof ist: warum hatte er den Friesennerz dabei, wenn er keinen Regen erwartet hat ?
Könnte ich mir auch vorstellen, zumindest hätte er in diesem Szenario den Mord von vornherein zumindest nicht ausgeschlossen / ernsthaft darüber nachgedacht, platt gesagt so in der Art: "Wenn sie [Heike] sich wehrt, dann bringe ich sie halt um / ersteche sie"...JestersTear schrieb:Also nicht nur eine geplante Vergewaltigung ,die in einen Mord eskalierte , sondern auch ein bereits im Vorfeld geplanter Mord ?
Weiß jemand zufällig, wie lange derlei Akten gelagert / aufbewahrt werden müssen?nonameboy schrieb:Die Akten zu dem Fall dürften - sofern noch vollständig vorhanden - in den absoluten Untiefen des Kellers liegen.
Da Mord in Deutschland grundsätzlich nicht verjährt, müssten die Akten wahrscheinlich noch immer bei der Polizei aufbewahrt werden.ThoFra schrieb:Weiß jemand zufällig, wie lange derlei Akten gelagert / aufbewahrt werden müssen?
In der Regel findet ein Begräbnis wahrscheinlich so doch 1-2 Wochen nach der Tat statt. Die Polizei hat da sicher schon zahlreiche Einvernahmen im Umfeld durchgeführt. Ich denke für die Beamten ist es interessant zu sehen, wer sich besonders nahe steht. Vielleicht auch, Rückschlüsse daraus zu ziehen, wie stark das Opfer und seine Familie im sozialen Leben der Gemeinde verankert waren bzw. sind. Man wird kaum jemals mehr so viele potenzielle Zeugen (ich meine das rein juristisch und auf die Tat bezogen) auf einem Haufen haben. Wie sich untereinander verhalten, kann sehr spannend sein. Das meinte ich mit ‚näher kennen lernen“.ThoFra schrieb:Allerdings gäbe es zum Kennenlernen des Opfer - Umfeldes wahrscheinlich geeignetere Gelegenheiten.
Gehe stark davon aus, dass Angehörige / Freunde / Bekannte eine Beerdigung eher "nutzen" möchten, um in Ruhe von der verstorbenen Person Abschied zu nehmen und an einem solchen emotionalen Tag vll eher weniger gewillt und motiviert sind, Fragen der Polizei zu beantworten.
Einzelgespräche "in neutralen Umfeld" (Polizeirevier z B) mit den verschiedenen Personen erscheinen mir da auch erfolgversprechender.