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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

205 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wien, Mordfall, 1970er ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

12.04.2020 um 19:03
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Morgens den Bescheid im Briefkasten gehabt, daß er die Kinder nicht mehr sehen darf, Unterhalt zahlen soll, Ehefrau gerade wegen häuslicher Gewalt weg, sowas in der Art. Nicht sehr realistisch...
Es kommt noch was dazu: Der Tattag war ein Samstag, da werden in Österreich in der Regel keine Briefe zugestellt. Außerdem waren die Klienten ja in Niederösterreich und nicht in Wien. Da hätte jemand recherchieren müssen und ich weiß nicht, ob es so einfach gewesen wäre die Adresse rauszufinden. Es gab also eine gewisse Abkühlphase, was gegen die spontane Tat spricht. Und wenn jemand mit dem Beil hinfährt und in Wut ist, warum tötet er dann nicht damit? Das wäre bei einer Affekttat logisch. Der/die Täter/in ist aber in die Küche gegangen, ein Messer geholt und die wehrlose Frau damit umgebracht.

D
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:...aber trotzdem bleibt das Gegheimnis des Beils,das ich mir auch nicht erklären kann. Und was gegen den Serientäter,der die Überfälle beging, sprechen würde
Das Beil ist absolut interessant. Wenn man es im Fernsehen sieht, dann macht es einen sehr neuwertigen Eindruck. Vielleicht wurde es sogar für die Tat gekauft. Die Polizei hat ja immer gehofft, auf diese Weise weiterzukommen. Gesucht wurde aber ein blonder Mann, denn es vielleicht nie gegeben hat.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Der begrenzte Kreis der Verdächtigen wäre den Ermittlern wie in einem Durbridge-Krimi auf dem Silbertablett serviert worden - und niemand konnte überführt werden?
Man hat eben immer nach einem Mann gesucht. Die neuerliche Überprüfung des Falls fand ja erst einige Jahre später. Ich kann mir vorstellen, dass es dann sehr schwer war die Alibis nachzuprüfen. Die Familie war ja durchaus prominent, da waren die Ermittlungen sicher schwer. Laut dem Magazinbericht gab es ja Verdächtigte, aber es gelang nicht der Tatbeweis.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

12.04.2020 um 19:56
Muss gestehen, dass mir der Fall Maria Schwaiger praktisch nicht bekannt war. Habe mich hier jetzt eingelesen und bei mir ist da rasch ein musikalischer Ohrwurm eingedrungen.
Ist nicht unbedingt meine Musikrichtung, drum habe ich gegoogelt und bin doch ein wenig nachdenklich geworden, als ich feststellte, die Erstveröffentlich dieses Liedes, ad. Album "Narrenhaus" von Georg Danzer fand knapp vor diesem Mord statt. Zudem soll es ja auch eine Frau als Täterin nicht ausgeschlossen sein.
Dieses Lied dürfte den meisten Wienern bekannt sein, einigen in Restösterreich, in Deutschland wohl kaum.
Ist im Wienerischen Dialekt, sollte jedoch auch ohne Übersetzung sinneserfasdend zu lesen sein.

"Frauenmörder Wurm"

A oide Frau geht einsam und verlossen
Um Mitternocht durch die Schönbrunner Strossn
Es geht ka Tramway mehr um diese Zeit
Und auch kein Taxi sicht ma weit und breit
Vur einem Zeitungsstandl follt sie nieder
Und liest: "Der Mörder Wurm, der mordet wieder!"
Sie stolpert weiter heimwärts vur sich hin
Doch dieser Satz geht ihr nicht aus dem Sinn:

Er schleicht herum bei Nacht und Sturm
Des is der Frauenmörder Wurm
Er schleicht herum bei Nacht und Sturm
Des is der Frauenmörder Wurm

Die oide Frau kummt endlich bis zum Girtel
Sie waß genau, das ist ein böses Viertel
Doch jetzt hat sie es nicht mehr weit nach Haus
Sie rost si bei der Stodtbahnholtstöll aus
Doch wie sie weiter geht um d' nächste Eckn
Muß sie entdecken, zu ihrem Schrecken
Do steht so a Figur im Lampenschein
Und ihr folln wieder diese Worte ein:

Er schleicht herum bei Nacht und Sturm
Des is der Frauenmörder Wurm
Er schleicht herum bei Nacht und Sturm
Des is der Frauenmörder Wurm

Die Oide geht mit Trippelschritten weiter
Doch plötzlich wird ihr Antlitz wieder heiter
Weu do steht nur a Madel mit sein Tascherl
Das hat um seinen Hals ein rosa Mascherl
Auf amoi locht die Oide wir a Irre
Und ziagt ein langes Kuchlmesser fiere
Und sie sagt nur: "Gestatten Sie
Ich bin Hermine Wurm, die Frauenmörderin!"

Ich schleich herum bei Nacht und Sturm
Verkleidet iOS der Mörder Wurm
Sie schleicht herum bei Nacht und Sturm
Verkleidet ois der Mörder Wurm

Und sie singt: "I bin vü schlauer ois die Polizei
Die Deppen fongan mi nie ei"!
Und nach getaner Tat verschwindet sie
Den Mörder Wurm, den find ma nie!

Hat mich ein wenig zum Nachdenken gebracht.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

12.04.2020 um 21:37
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Da hätte jemand recherchieren müssen und ich weiß nicht, ob es so einfach gewesen wäre die Adresse rauszufinden.
Oft leichter als heute via Telefonbuch. War jemand nicht im Telefonbuch dann über jemand den die zwingend kennen mussten als gefaktes Telefonat. Das war in der Regel wirklich nicht so schwer.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

12.04.2020 um 21:55
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Es gab also eine gewisse Abkühlphase, was gegen die spontane Tat spricht.
Wenn der Täter aus NÖ kam ist es durchaus denkbar, dass er erst das WE abwarten musste um den Tatplan in sein eigenes Zeitfenster einzubinden. Einen verzögerten Affekt kann man demnach nicht ausschließen.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

12.04.2020 um 22:21
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Ich frage mich allerdings,warum jemand,der in dieser Nacht auf ein weiteres Zufallsopfer aus war und bisher ein Messer dabei hatte,plötzlich umständlich ein Beil in einer Plastiktüte zum Tatort transportiert,nur um dann als Tötungswerkzeug doch ein Haushaltsmesser des Opfers zu nutzen?

Könnte dieses Beil nicht doch den Zweck gehabt haben,um das Tor am Hofeingang zu knacken,von dessen Existenz der planende Täter wußte und was um halb elf abends durchaus geschlossen hätte sein können ?
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:...aber trotzdem bleibt das Gegheimnis des Beils,das ich mir auch nicht erklären kann. Und was gegen den Serientäter,der die Überfälle beging, sprechen würde.
Nun, ganz so ungewöhnlich wäre das für den Serientäter auch nicht. Ich glaube nicht recht daran, dass er eine Hacke wegen dem Hoftor mitbrachte, erstens macht es Lärm, zweitens ist eine Hacke nicht wirklich das richtige Instrument.

Ich vermute eher, dass wir es mit einer gewissen Entwicklung zu tun haben, was bei Serientätern eben nicht ungewöhnlich ist: er steigert seine Lusterwartung. Er mag mal mit einfachem Grabschen begonnen haben, das wurde dann immer mehr, er war schliesslich mit dem Messer unterwegs, und selbst das war ihm vielleicht zu langweilig, vielleicht wollte er mal so richtig Blut spritzen sehen, vielleicht hatte er sich gerade so ein Horrorvideo reingezogen und gedacht, hey, eine Hacke wäre mal was... In diese Richtung vermute ich das Motiv für diese relativ ungewöhnliche Waffe.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

13.04.2020 um 00:01
Zitat von DestructivusDestructivus schrieb:Wenn der Täter aus NÖ kam ist es durchaus denkbar, dass er erst das WE abwarten musste um den Tatplan in sein eigenes Zeitfenster einzubinden. Einen verzögerten Affekt kann man demnach nicht ausschließen.
Ich weiß nicht ob, es einen „verzögerten Affekt“ überhaupt gibt. Solch ein Verbrechen passiert ja spontan, etwa wenn ich den Partner inflagranti erwische oder sich ein Streit aufschaukelt. Wenn ich das aber durchplane, kann das kaum als Affekt durchgehen. Und wenn ich vorher im Telefonbuch suche, setzt das auch eine gewisse Planung voraus. Außerdem muss er als Mitarbeiter der Nö-Landesregierung ja nicht zwingend ein Wiener sein, könnte ja auch in Niederösterreich wohnen. Wenn ich dann auch noch Fake-Telefonate mache, dann ist die Gefahr groß, dass sich Namensvetter des Ehemannes oder Kollegen daran erinnern könnten. Vor allem wenn ein Verbrechen passiert, dass solche Wellen schlägt. Noch was: Jemand fährt am Samstagabend nach Wien und wartet dort vor der Wohnung des Mannes von der Fürsorge, um sich an ihm zu rächen. Ich denke eine Familie mit drei so kleinen Kindern, wird um diese Tageszeit nicht oft vor die Tür gehen. Man könnte da relativ lange warten müssen und je länger das dauert, desto besteht die Gefahr in der Wohnanlage aufzufallen. Irgendwann kommt dann die Gattin ums Eck und er/sie beschließt spontan die Frau zu ermorden? Da der Mord ungeklärt ist, kann man das alles natürlich nicht komplett ausschließen. Mit erscheint, es aber nicht sehr wahrscheinlich.

Du hast aber absolut recht, dass es auf jeden Fall Sinn macht, diesen möglichen Täterkreis - den Klientem des Mannes oder etwaigen Angehörige von ihnen - unter die Lupe zu nehmen. Ich würde es sogar für einen Fehler halten, wenn es die Polizei nicht getan hätte. Meine Vermutung geht eher dahin, dass da nicht viel herausgekommen ist.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

13.04.2020 um 00:07
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Ich vermute eher, dass wir es mit einer gewissen Entwicklung zu tun haben, was bei Serientätern eben nicht ungewöhnlich ist: er steigert seine Lusterwartung. Er mag mal mit einfachem Grabschen begonnen haben, das wurde dann immer mehr, er war schliesslich mit dem Messer unterwegs, und selbst das war ihm vielleicht zu langweilig, vielleicht wollte er mal so richtig Blut spritzen sehen, vielleicht hatte er sich gerade so ein Horrorvideo reingezogen und gedacht, hey, eine Hacke wäre mal was... In diese Richtung vermute ich das Motiv für diese relativ ungewöhnliche Waffe.
Den von dir beschriebenen Effekt gibt es tatsächlich. In diesem Fall glaube ich aber nicht daran: Warum hat er/sie mit der Hacke dann nicht das grausame Werk vollendet? Sondern ging in die Küche und holte sich ein Messer, um die wehrlose Frau umzubringen? Das erscheint mir unlogisch.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

13.04.2020 um 00:54
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Ich weiß nicht ob, es einen „verzögerten Affekt“ überhaupt gibt.
Juristisch hast du sicher recht, gibt es so etwas nicht. Möglicherweise war der Plan ein "Hausbesuch", nicht aber der Mord selbst, der dann im Affekt geschah. Womöglich wusste der Täter gar nichts um die familären Umstände und wollte sich anderweitig rächen, zB indem er mit der Hacke Teile seines Mobilar kurz und klein schlägt. Als "Ordonanzwaffe" ist sie für einen Mörder ja recht merkwürdig und ineffektiv. Die Hacke, womöglich extra für dieses Verbrechen gekauft gibt wirklich viele Rätsel auf.
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Außerdem muss er als Mitarbeiter der Nö-Landesregierung ja nicht zwingend ein Wiener sein, könnte ja auch in Niederösterreich wohnen.
Besonders viele Telefonbücher gab es damals nicht. Als MA der NÖ LR mit Sitz in Wien liegt es auf der Hand den Umkreis abzusuchen.
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Wenn ich dann auch noch Fake-Telefonate mache, dann ist die Gefahr groß, dass sich Namensvetter des Ehemannes oder Kollegen daran erinnern könnten.
Aber erst hinterher. Anrufe konnten zu jener Zeit nur bedingt zurückverfolgt werden und meistens nur dann, wenn jemand zB im Zuge einer Entführung ein Gespräch erwartet und die Polizei eine Fangschaltung installierte. Die Gefahr für den Täter liegt eher darin, dass der Angerufene das eigentliche Ziel durch Zufall kennt, oder dass sogar das Risiko in Kauf genommen wird einen Bekannten anzurufen, der diese Info dann weitergibt.
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Ich denke eine Familie mit drei so kleinen Kindern, wird um diese Tageszeit nicht oft vor die Tür gehen. Man könnte da relativ lange warten müssen und je länger das dauert, desto besteht die Gefahr in der Wohnanlage aufzufallen.
Stimmt, wir wissen halt nicht, wielange der Täter tatsächlich dort rumlungerte. Wo du auf jeden Fall recht hast: Wenn er nicht schon in oder unmittelbar vor der Wohnung war, musste er wissen wer die Frau ist, oder hat es unabhängig vom Mann als "Zufallstäter" auf die Frau abgesehen.
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Du hast aber absolut recht, dass es auf jeden Fall Sinn macht, diesen möglichen Täterkreis - den Klientem des Mannes oder etwaigen Angehörige von ihnen - unter die Lupe zu nehmen.
Egal ob das jetzt die größere oder kleinere Wahrscheinlichkeit ist- das "arbeite" ich derzeit eben an diesem Fall ab, ich will für mich selbst hier mich nicht vom 100sten in 1000ste bewegen. Ich behaupte ja keineswegs, dass der Täter auf jeden Fall in dem Kreis zu suchen ist. Ja die Polizei von damals sollten wir halt auch nicht komplett unterschätzen, sie hatte nicht die tecnischen Möglichkeiten und vor allem nicht die Spurensicherung von heute, verstand aber sehr wohl um einiges mehr von Kriminalpsychologie als die meisten von uns hier. Profiling gab es zwar (wie von dir angesprochen) nicht, oder nur rudimentär, aber der Kontext wurde jedenfalls geprüft.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

13.04.2020 um 08:14
Zitat von DestructivusDestructivus schrieb:Ja die Polizei von damals sollten wir halt auch nicht komplett unterschätzen, sie hatte nicht die tecnischen Möglichkeiten und vor allem nicht die Spurensicherung von heute, verstand aber sehr wohl um einiges mehr von Kriminalpsychologie als die meisten von uns hier. Profiling gab es zwar (wie von dir angesprochen) nicht, oder nur rudimentär, aber der Kontext wurde jedenfalls geprüft.
Ganz im Gegenteil. Ich finde, dass der Fall ein paar Jahre später nochmals aufgerollt wurde, zeigt deutlich, dass man wirklich alles versucht hat, um den/die Täter/in zu finden. Die Ausdrücke „Cold Case“ und „Profiling“ gab es damals noch nicht in unserem Sprachgebrauch. Im Prinzip, ist aber nichts anderes passiert. Das man zu einem anderen Ergebnis kommt, zeigt ja nicht, dass vorher schlecht gearbeitet wurde. Im Gegenteil: Das bestätigt eher, die Spuren und der Tatort wurden gut dokumentiert, natürlich mit den vorhandenen Mitteln. Sonst wäre man nicht auf die Jacke gestoßen, die am Boden lag. Das die neue Theorie danach nicht sofort an die große Glocke gehängt wurde, verstehe ich aus kriminaltaktischen Gründen auch. Solange der/die Täter/in nicht überführt wurde, bleibt es eben nur eine Theorie.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

13.04.2020 um 11:12
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Ich vermute eher, dass wir es mit einer gewissen Entwicklung zu tun haben, was bei Serientätern eben nicht ungewöhnlich ist
Das ist schon richtig,aber...
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:er steigert seine Lusterwartung. Er mag mal mit einfachem Grabschen begonnen haben, das wurde dann immer mehr, er war schliesslich mit dem Messer unterwegs, und selbst das war ihm vielleicht zu langweilig, vielleicht wollte er mal so richtig Blut spritzen sehen
...bis zum Zeitpunkt der Attacke auf Maria Schwaiger war er nach unserem Wissen noch kein Mörder,sondern "nur" jemand, der Frauen überfiel.

Ob "das Erschrecken" für den "Kick" bereits ausreichte ,oder ob es zugefügte,leichte Schnittverletzungen (wie im Filmfall dargestellt) waren,wissen wir nicht.

Wäre es nicht logischer,daß die nächste ,Lust verschaffende Eskalationsstufe der Mord gewesen wäre und zwar ein Mord mit dem "vertrautem" Instrument, nämlich einem Messer,bevor zu sowas wie einem Beil gegriffen wird?

Und : zur "Entwicklung" von Serientätern gehört meines Wissens auch die Verfeinerung des Modus operandi, der "planende" Täter analysiert Fehler seiner vorausgegangenen Tat und versucht diese,beim nächsten mal abzustellen.

Das Herumschleppen eines Beils,dessen Stil oben aus einer sehr bunten,auffälligen Plastiktüte ragt,scheint m.E. kein Uprade zu sein,einerseits in Bezug auf Wiedererkennung und wäre andererseits bei einer Flucht ziemlich hinderlich gewesen.
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Man hat eben immer nach einem Mann gesucht.
Zitat von BelvedereBelvedere schrieb:Dieses Lied dürfte den meisten Wienern bekannt sein, einigen in Restösterreich, in Deutschland wohl kaum.
Hey , ich höre als Deutscher noch heute den Georg Danzer der 70s ,habe die "79er Live-Tour" im CD-Schrank stehen.

Dieser Song der weiblichen Serienmörderin ist allerdings nicht auf dem Album.

Mir ist bewusst,daß es diese Gattung in homöopathischen Dosen wohl schon immer gegeben hat, aber außer Lizzy Borden fällt mir keine weibliche Axtmörderin ein!

Als Serienmörderin mit "Messer" fällt mir spontan die Schweizerin "Carolin H." ein (zu finden als "Parkhausmörderin"), die im Zürich der 90er in Parkhäusern,Parks oder abgelegenen Geschäften Frauen niederstach und später als Motiv angab, sie würde "Frauen ganz einfach nicht mögen"!

Aber schon im Wien der 70er?
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:. Noch was: Jemand fährt am Samstagabend nach Wien und wartet dort vor der Wohnung des Mannes von der Fürsorge, um sich an ihm zu rächen. Ich denke eine Familie mit drei so kleinen Kindern, wird um diese Tageszeit nicht oft vor die Tür gehen.
Anders herum gedacht: gerade um diese Zeit sind Eltern kleiner Kinder auch samstags in der Regel zu Hause und nicht aus.
Er/Sie glaubte,die Chance sei ziemlich groß gewesen,um diese Zeit jemanden anzutreffen.
Der Täter hat möglicherweise nichts vom "Wochenendhaus" gewußt,klingelte,bemerkte,daß niemand zu Hause war und beschloß zu warten,weil er dachte,daß solch kleine Kinder gleich nach Hause ins Bett gebracht werden würden.
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Warum hat er/sie mit der Hacke dann nicht das grausame Werk vollendet? Sondern ging in die Küche und holte sich ein Messer, um die wehrlose Frau umzubringen? Das erscheint mir unlogisch.
Könnte man evtl. so interpretieren, daß der Serienangreifer,der sich den "neuen Kick durch Anwendung eines Beils" verschaffen wollte,letztlich merkte,daß er auf diese Tatwaffe doch nicht so gut kann und sich anschließend aus der Küche ein "vertrautes" Messer geholt hat.

Glaube ich wie oben beschrieben aber nicht wirklich ...
Zitat von DestructivusDestructivus schrieb:Womöglich wusste der Täter gar nichts um die familären Umstände und wollte sich anderweitig rächen, zB indem er mit der Hacke Teile seines Mobilar kurz und klein schlägt.
Das ist schon ein interessanter Gedanke!

Würde mMn aber wieder eher "auf was berufliches" hinweisen,wenn ich bei der unbescholtenen Familie mal ausschließe, daß es eine "Warnung der Unterwelt" gewesen sein soll.

Und wenn´s wirklich was berufliches war,konnte der Ehemann wirklich keine Hinweise geben,wer so eine Wut gehabt haben könnte,wem er so auf den Schlips getreten ist?

Falls Frau Schwaiger doch das eigentliche Ziel war: niemand fällt ein Motiv ein, warum ein planender Täter dieser armen Frau in rasender Wut mehrfach in Kopf und Hals sticht ?
Zitat von DestructivusDestructivus schrieb:. Ja die Polizei von damals sollten wir halt auch nicht komplett unterschätzen, sie hatte nicht die tecnischen Möglichkeiten und vor allem nicht die Spurensicherung von heute, verstand aber sehr wohl um einiges mehr von Kriminalpsychologie als die meisten von uns hier.
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Das man zu einem anderen Ergebnis kommt, zeigt ja nicht, dass vorher schlecht gearbeitet wurde.
Versteht mich bitte jetzt nicht falsch,Jungs,ich habe in mehreren Threads User wahrgenommen,die sich für schlauer als die Polizei hielten,was wir natürlich alle nicht sind und es ist einfach zu kritisieren, wenn ein Fall nicht geklärt wurde.

Trotzdem: die Ermittler von damals dürften so die 1920er,1930er Jahrgänge gewesen sein, halt "Bullen von altem Schrot und Korn", mit viel Erfahrung,aber ich tue mich mit der "Kriminalpsychologie" gerade bei so einem ungewöhnlichen Fall,wo sogar eine weibliche Täterin in Frage gekommen wäre,schwer.
In Sachen Spurensicherung usw. wird das sehr professionell gewesen sein,bei der Bewertung/Analyse dürfte man sich mit dem Wissensstand der 70er schwerer getan haben.

Ich fänd´s interessant zu erfahren,ob 40 Jahre später auch noch mal jemand auf den Fall geschaut und ihn bewertet hat,z.B. in Hinblick auf die Frage,ob´s nicht doch der Serientäter gewesen sein könnte. Zu klären dürfte er nicht mehr sein, zu viele Beteiligte wie der Kaplan,der Vater usw. sind verstorben.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

13.04.2020 um 16:31
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Hey! Eingangstor ist das Hoftor und nicht die Wohnungstür. Ein österreichischer Bezirk, dürfte dem deutschen Landkreis entsprechen. Sorry, bin in deutscher Verwaltung nicht so firm. Die Bezirkshauptmannschaft ist die zentrale Verwaltungsbehörde im Bezirk. Die Fürsorge ist dort angesiedelt. Heute wird man wahrscheinlich Jugend- oder Familienamt sagen.
Niederösterreich war bis 1922 die Hauptstadt von Niederösterreich, dann kam es zur Trennung aus politischen Gründen. Einige der bisherigen gemeinsamen Verwaltungseinrichtungen in Wien gingen dann samt den dazugehörigen Gebäuden an das Land Niederösterreich über. Daher bliebt die niederösterreichische Verwaltung noch jahrzehntelang in Wien, wie z.B. auch das Landhaus mit der Landesregierung. Wien war ja das historische Zentrum des Landes und daher auch verkehrsmäßig gut erreichbar. Erst 1986 erklärte Niederösterreich St. Pölten zur Hauptstadt. Die Übersiedelung der Verwaltung dauert aber noch rund zwei Jahrzehnte meines Wissens, weil erst ein Regierungsviertel errichtet werden musste. Sorry, für den langen Exkurs in österreichischer Geschichte.
LG aus Wien
Herzlichen Dank für deine Mühe mir das zu erklären. So gibt's doch einen Überblick was mit was gemeint ist. Ich denke das ist auch für andere User hilfreich. :)
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Dieser Artikel sagt aus,daß der Kaplan sie "direkt vor dem äußeren Tor zum Hof" abgesetzt habe.
So wird es der Kaplan auch ausgesagt haben. Ob es wirklich so gewesen ist, sagt das allerdings nicht aus.
Der Kaplan ist der letzte Begleiter, sie haben den Abend gemeinsam verbracht, war vermutlich einige Tage zuvor so geplant worden. Ob es wirklich keinen Parkplatz gab? Er brauchte keinen Schlüssel, sie hätte ihn selbstverständlich mit in die Wohnung genommen, Tür aufgesperrt, Jacke ausgezogen, und die Tat nahm ihren Verlauf.
Es hieß das es Tatverdächtige gab, es fehlten halt die Beweise. Das liest sich nicht nach einem fremden Frauenmörder, das liest sich nach einer konkreten Person die im Verdacht stand. In der Regel ist dies der letzte Begleiter.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Ansonsten finde ich nicht sonderlich ungewöhnlich,wenn kath.Geistliche auch private Freundschaften pflegen. Frau Schwaiger war kirchlich aktiv. Für ihren Ehemann gab es offenbar auch keinerlei Bedenken,daß der Kaplan sie vom Landhaus heimfährt.
Der wird wohl auch als letzter Begleiter ausführlich überprüft worden sein.
Geistliche besitzen oft einen Vertrauensvorschuss, sind aber auch nur Menschen.
Ja er wird überprüft worden sein, es gab auch Tatverdächtige, aber keine Beweise.
Meist ist bei Frauenmorden der letzte Begleiter und/oder der eigene Partner der Täter. Da gibt's auch keine Einbruchspuren. Es schaut auch nach einer Beziehungstat aus mMn.
Es muss natürlich nicht so gewesen sein, ich gehe halt meist vom einfachsten Szenario aus.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Ich frage mich allerdings,warum jemand,der in dieser Nacht auf ein weiteres Zufallsopfer aus war und bisher ein Messer dabei hatte,plötzlich umständlich ein Beil in einer Plastiktüte zum Tatort transportiert,nur um dann als Tötungswerkzeug doch ein Haushaltsmesser des Opfers zu nutzen?

Könnte dieses Beil nicht doch den Zweck gehabt haben,um das Tor am Hofeingang zu knacken,von dessen Existenz der planende Täter wußte und was um halb elf abends durchaus geschlossen hätte sein können ?
Oder das Beil wurde mitgenommen weil die Tat ursprünglich anders geplant war.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:War "der Haß/die Wut" sogar so groß, daß sich der Täter in Jack Nicholson-Manier mit dem Beil Zutritt zur Wohnung verschafft hätte,wenn die Familie anwesend gewesen wäre,aber nicht die Tür geöffnet hätte?
Oder falls die Frau nicht die Tür geöffnet hätte, oder eine Zerstückelung der ursprüngliche Plan war.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

13.04.2020 um 17:32
Zitat von TatzFatalTatzFatal schrieb:JestersTear schrieb:
Dieser Artikel sagt aus,daß der Kaplan sie "direkt vor dem äußeren Tor zum Hof" abgesetzt habe.

So wird es der Kaplan auch ausgesagt haben. Ob es wirklich so gewesen ist, sagt das allerdings nicht aus.
Der Kaplan ist der letzte Begleiter, sie haben den Abend gemeinsam verbracht, war vermutlich einige Tage zuvor so geplant worden. Ob es wirklich keinen Parkplatz gab? Er brauchte keinen Schlüssel, sie hätte ihn selbstverständlich mit in die Wohnung genommen, Tür aufgesperrt, Jacke ausgezogen, und die Tat nahm ihren Verlauf.
Es hieß das es Tatverdächtige gab, es fehlten halt die Beweise. Das liest sich nicht nach einem fremden Frauenmörder, das liest sich nach einer konkreten Person die im Verdacht stand. In der Regel ist dies der letzte Begleiter.
Wir sind uns einig, daß der Kaplan einen prima Verdächtigen abgegeben hat.
Zitat von TatzFatalTatzFatal schrieb:Es muss natürlich nicht so gewesen sein, ich gehe halt meist vom einfachsten Szenario aus.
Das tun nicht nur wir beide,sondern wird die Kripo 1978 auch so gehalten haben.

Und dann gibt´s zwei Möglichkeiten:

die Kripo interviewt den Kaplan wegen des "Vertrauensvoschußes" von Amts wegen und wegen des Einflußes der Familie nicht so,wie es erforderlich gewesen wäre oder sie verhört ihn wie erforderlich und sei es nur ,um ihn auszuschließen.

Und dieses Verhör übersteht der Gottesmann,der evtl. gerade getötet hat,ohne sich in Widersprüche zu verstricken oder umzufallen?
Zitat von TatzFatalTatzFatal schrieb:Oder das Beil wurde mitgenommen weil die Tat ursprünglich anders geplant war.
Zitat von TatzFatalTatzFatal schrieb:Oder falls die Frau nicht die Tür geöffnet hätte, oder eine Zerstückelung der ursprüngliche Plan war.
Ich frage mich gerade,zu welchem Zeitpunkt nach unserer "Der Kaplan ist der Hauptverdächtige"-Theorie das Beil ins Spiel kommt.

Er wird es nach erfolgreicher Parkplatzsuche kaum im Beisein von MS aus dem Kofferraum geholt haben,um noch kleinere "Reparaturen im Haushalt" anzukündigen.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

13.04.2020 um 18:29
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Und dann gibt´s zwei Möglichkeiten:

die Kripo interviewt den Kaplan wegen des "Vertrauensvoschußes" von Amts wegen und wegen des Einflußes der Familie nicht so,wie es erforderlich gewesen wäre oder sie verhört ihn wie erforderlich und sei es nur ,um ihn auszuschließen.

Und dieses Verhör übersteht der Gottesmann,der evtl. gerade getötet hat,ohne sich in Widersprüche zu verstricken oder umzufallen?
Viele Täter überstehen das, warum nicht auch jemand mit Gottvertrauen? Bedenke das es Tatverdächtige gab, aber die Beweise fehlten.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Ich frage mich gerade,zu welchem Zeitpunkt nach unserer "Der Kaplan ist der Hauptverdächtige"-Theorie das Beil ins Spiel kommt.

Er wird es nach erfolgreicher Parkplatzsuche kaum im Beisein von MS aus dem Kofferraum geholt haben,um noch kleinere "Reparaturen im Haushalt" anzukündigen.
Na wenn's da dran hängt... Er wird ihr geholfen haben einen Koffer/Reisetasche und diverse Sachen in die Wohnung zu tragen. Da kann auch im dunkeln gut ein Beil unter einem drüber drapierten Mantel in die Wohnung mitgenommen werden.
Der Täter kannte sich auch offensichtlich im heimischen Besteckkasten gut aus.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

13.04.2020 um 19:26
Zitat von TatzFatalTatzFatal schrieb:Viele Täter überstehen das, warum nicht auch jemand mit Gottvertrauen? Bedenke das es Tatverdächtige gab, aber die Beweise fehlten.
Ihm wird bewusst gewesen sein, daß ,wenn er´s denn war, der liebe Gott im Augenblick ziemlich böse auf ihn ist, das Gottvertrauen war zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich nicht wirklich hilfreich.
Zitat von TatzFatalTatzFatal schrieb:Na wenn's da dran hängt... Er wird ihr geholfen haben einen Koffer/Reisetasche und diverse Sachen in die Wohnung zu tragen. Da kann auch im dunkeln gut ein Beil unter einem drüber drapierten Mantel in die Wohnung mitgenommen werden.
Der Täter kannte sich auch offensichtlich im heimischen Besteckkasten gut aus.
So könnte es in der Tat gewesen sein.

Bisher erwähnte wohl niemand den Kaplan,weil´s so einfach ist,daß es schon wieder unwahrscheinlich wird.

Ich kann mir einfach schlecht vorstellen, daß man den bei dringendem Tatverdacht nicht so in die Mangel hätte nehmen können ,bis er gestanden hätte.

Die "Familie mit Einfluß" hatte auch ein Interesse an der Aufklärung,hätte ihn kaum geschützt.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

13.04.2020 um 20:44
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Er wird es nach erfolgreicher Parkplatzsuche kaum im Beisein von MS aus dem Kofferraum geholt haben,um noch kleinere "Reparaturen im Haushalt" anzukündigen.
Das erklärt es meiner Meinung nach sogar sehr gut. Außerdem konnte man ja den Fußabdruck vergleichen. Der Priester war damals Kaplan in der Pfarre Floridsdorf, dass ist gleich ums Eck vom Tatort. Vielleicht wurde er ja nach seiner Ankunft von einem Mitbruder gesehen und hatte deshalb ein Alibi. Zusammen mit der Kinovorstellung müsste da ein sehr exaktes Zeit-Wege-Diagramm möglich sein. Außerdem könnte der/die Täter/in Abwehrspuren haben und man müsste die Kleidung auf Blutspuren untersuchen. Ich nehme, dass wird passiert sein. Und auch ein Gottesmann braucht einmal ein Motiv zum Morden.
Ob der Priester gegen das Kirchenrecht verstoßen hat, ist eine andere Frage. Aber das kann er ja jetzt mit dem Oberboss klären.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

13.04.2020 um 21:06
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Ich fänd´s interessant zu erfahren,ob 40 Jahre später auch noch mal jemand auf den Fall geschaut und ihn bewertet hat,z.B. in Hinblick auf die Frage,ob´s nicht doch der Serientäter gewesen sein könnte. Zu klären dürfte er nicht mehr sein, zu viele Beteiligte wie der Kaplan,der Vater usw. sind verstorben.
Nur zur Info: Der Mordfall Schwaiger wurde auch im Buch „Galgenvögel“ von Robert Geher (1994) und „Mörder unter uns‘ von Alexandra Wehner (2007) thematisiert. Von der Frauen-Theorie wird dort nichts erwähnt. Ich las dort zum ersten Mal im Magazinbericht „Krone Verbrechen“, der im Vorjahr erschien.
Der Beamte, der dort zitiert wurde, dürfte nach meiner Lesensart nicht beim ursprünglichen Ermittlungsteam dabei gewesen sein, sondern bei jener Gruppe, die den Fall einige Jahre später nochmals aufgerollt hat. Ein genauer Zeitpunkt wird nicht genannt. Ein Kriminalbeamter hat mir außerdem einmal erzählt, dass ungeklärte Fälle bei Schulungsseminaren oft nochmals durchgegangen werden. Es gibt mittlerweile auch in Österreich eine Cold Case-Einheit. Den Magazinbericht könnte man ja auch so lesen, dass es eine Verdächtige gab, aber der Tatbeweis fehlt. Wenn es da keine DNA-Spuren gibt, dann wird das wahrscheinlich auch ziemlich aussichtslos bleiben.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

14.04.2020 um 03:15
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Den von dir beschriebenen Effekt gibt es tatsächlich. In diesem Fall glaube ich aber nicht daran: Warum hat er/sie mit der Hacke dann nicht das grausame Werk vollendet? Sondern ging in die Küche und holte sich ein Messer, um die wehrlose Frau umzubringen? Das erscheint mir unlogisch.
Dazu ist hier eine Antwort:
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:Könnte man evtl. so interpretieren, daß der Serienangreifer,der sich den "neuen Kick durch Anwendung eines Beils" verschaffen wollte,letztlich merkte,daß er auf diese Tatwaffe doch nicht so gut kann und sich anschließend aus der Küche ein "vertrautes" Messer geholt hat.
Ich halte das schon für plausibel: der Täter hat bisher wohl noch nie mit einer Hacke einen Mord verübt. Wer sich ein wenig mit Forensik auskennt und schon mal Bilder gesehen hat, wie Opfer aussehen, die mit einer Hacke angegriffen wurden, weiss, dass ein regelrechtes Blutbad angerichtet wird. Aber ein Schlag mit einer Hacke muss nicht sofort tödlich sein. Beides zusammen, der grausige Anblick und dann vielleicht auch noch Lebenszeichen des Opfers können den unerfahrenen Täter am Ende dazu gebracht haben, doch noch mit dem Messer, das ihm vertrauter war, die Tat zu vollenden.

Ich gehe immer noch davon aus, dass wir es mit dem Floridsdorfer Frauenangreifer zu tun haben, denn all die anderen potentiellen Tatszenarien, die hier inzwischen diskutiert wurden, sehe ich bisher ohne jede Substanz. Es gibt m.E. kein bekanntes Indiz, das irgendwie in das Umfeld der Familie usw. weist. Daher bleibe ich mal bei dem bekannten Szenario.

Interessant ist hier, dass nach diesem Mord der "Frauenangreifer" vermutlich nicht mehr in Erscheinung getreten ist. Dafür kann es verschiedene Gründe geben, vom Tod des Täters über eine Verhaftung in einem ganz anderen Fall, einen Wegzug usw usw. Es könnte in diesem Fall allerdings auch sein, und ich sehe dafür anzeichen, dass wir es mit einem relativ unerfahrenen und unsicheren Täter zu tun haben, der bisher seine Gewaltphantasien meist als genau das gelebt hat: als Phantasie. Nun hat er nicht nur seinen ersten Mord begangen, sondern diesen dazu auch noch auf eine sehr dramatische Art.

Anders als bei "entwickelten" Serientätern, die sich durch eine solche Tat und den Rausch, den sie dabei empfinden, noch angeturnt zur nächsten Tat sehen, könnte es sein, dass es bei unserem Täter einen umgekehrten Effekt ausgelöst hat. Nicht nur die Brutalität der Tat selbst (Blutbad), auch der nun freilich weit höhere Ermittlungsdruck im Vergleich zu seinen Vortaten könnten tatsächlich dazu geführt haben, dass er sich eine weitere Tat nicht mehr zugetraut hat. Er hat sich mit diesem Mord eventuell übernommen. Das passt dann wieder zu der Vermutung, dass er während der Tatausführung mit der Hacke schon unsicher wurde und auf ein Messer zurückgegriffen hat. Dieser Mörder ist keineswegs cool und abgebrüht. Er ist eher noch "Anfänger."

Das wird auch hier richtig festgestellt.
Zitat von JestersTearJestersTear schrieb:...bis zum Zeitpunkt der Attacke auf Maria Schwaiger war er nach unserem Wissen noch kein Mörder,sondern "nur" jemand, der Frauen überfiel.
Dazu kommt ein weiteres Indiz, das hier gerne vergessen wird, wenn über andere Tatverdächtige gesprochen wird: ein Zeuge hat den Mörder beim Verlassen des Hauses gesehen, mit Plastiksackerl und Hacke, und ein weiterer Zeuge meint sich an den Käufer der Hacke erinnern zu können.

Diese erste Zeugenaussage vom Hausbewohner zeigt wieder, dass unser Mörder hier "Anfängerfehler" macht: einmal freilich sich überhaupt sehen zu lassen, aber besonders, die Hacke noch im Sackerl des Geschäftes mit sich zu tragen, sichtbarer Stil inklusive. Das macht kein erfahrener eiskalter Meuchelmörder, das macht ein Anfänger.

Und letztens eben noch mal zu den anderen Tatverdächtigen: bevor wir hier den Kaplan oder andere verdächtigen, sollten wir den Kieberern in Wien soviel Sachverstand zutrauen, dass sie bestimmte Dinge in Relation setzen konnten: zum Beispiel die Beschreibung des Täters durch den Zeugen. Dieser hat nämlich den Mann, der aus dem Haus kam weitgehend so beschrieben, wie die anderen überfallenen Frauen ihre Täter. Und ich vermute mal stark, dass der gute und unschuldige Kaplan dieser Beschreibung nicht entspricht.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

14.04.2020 um 06:49
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Ich halte das schon für plausibel: der Täter hat bisher wohl noch nie mit einer Hacke einen Mord verübt. Wer sich ein wenig mit Forensik auskennt und schon mal Bilder gesehen hat, wie Opfer aussehen, die mit einer Hacke angegriffen wurden, weiss, dass ein regelrechtes Blutbad angerichtet wird. Aber ein Schlag mit einer Hacke muss nicht sofort tödlich sein. Beides zusammen, der grausige Anblick und dann vielleicht auch noch Lebenszeichen des Opfers können den unerfahrenen Täter am Ende dazu gebracht haben, doch noch mit dem Messer, das ihm vertrauter war, die Tat zu vollenden.
Ich finde, wenn ein Opfer am Boden liegt und eventuell noch Lebenszeichen zeigt und wehrlos ist, in die Küche zu gehen und sich ein Messer zu holen, ist eher ein Beweis für Kaltblütigkeit. Im Gegensatz zu den früheren Taten dürfte der Täter dann den Mord bewusst in Kauf genommen haben. Überzeugt mich aber trotzdem nicht. Interessant wäre zu wissen, ob die Küche durchwühlt war oder der/die Täter/in gezielt nur zu einer Lade hingegangen ist.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Dazu kommt ein weiteres Indiz, das hier gerne vergessen wird, wenn über andere Tatverdächtige gesprochen wird: ein Zeuge hat den Mörder beim Verlassen des Hauses gesehen, mit Plastiksackerl und Hacke, und ein weiterer Zeuge meint sich an den Käufer der Hacke erinnern zu können.
Das ist nicht nur ein Indiz, sondern ein Faktum. Allerdings wissen wir nicht, ob es sich so genauso angespielt hat, wie im Filmfall. Ich nehme an der Hof war relativ dunkel um die Zeit. Außerdem weicht der Filmfall in einigen Punkten ja nachweislich vom tatsächlichen Geschehen ab. Ist ja nicht unlogisch, um nicht unnötig Täterwissen preiszugeben. Zugleich finden die Drehs meistens nicht an Originalorten statt, wie einmal bei einem Blick hinter die Kulissen von XY erklärt wurde. Der Kriminalbeamte räumt ja ein, dass man etwa nicht genau wisse, wie der Mann in die gekommen ist. Die Beschreibung ist ja auch eher vage und stimmt ja nicht allen Punkten mit dem mutmaßlichen Täter vom Anfang überein. Es reichte offenbar nicht für ein Phantombild. Im Magazinbericht steht ja drinnen, dass der Zeuge bei einer späteren Vernehmung eingeräumt hat, dass es sich auch um eine Frau gehandelt haben könnte.
Ob die Zeugenaussage vom angeblichen Käufer was gebracht hat, wissen wir auch nicht. Wie oben erwähnt, XY-Sendungen sind kein Evangelium - um im österlichen Duktus zu bleiben. Sobald ich Zeit habe, werde ich einmal im APA-Archiv online nachschauen oder falls irgendwann wieder möglich im Zeitungsarchiv der Nationalbibliothek. In diesem Sinne, bleibt gesund!


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

14.04.2020 um 11:56
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Außerdem konnte man ja den Fußabdruck vergleichen.
Stimmt, der Fußabdruck des Täters wird den Kaplan entlastet haben.
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Nur zur Info: Der Mordfall Schwaiger wurde auch im Buch „Galgenvögel“ von Robert Geher (1994) und „Mörder unter uns‘ von Alexandra Wehner (2007) thematisiert. Von der Frauen-Theorie wird dort nichts erwähnt. Ich las dort zum ersten Mal im Magazinbericht „Krone Verbrechen“, der im Vorjahr erschien.
Schade,alles nicht als E-Book zu bekommen,leider auch nicht als Leseproben,wie das im "Karfreitags-Fall" erwähnte "Wiens dunkle Seite".

Zu welchem Zeitpunkt oder aufgrund welcher Umstände die weibliche Täterin wieder ausgeschlossen wurde,weißt du auch nicht,oder?
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Ich halte das schon für plausibel: der Täter hat bisher wohl noch nie mit einer Hacke einen Mord verübt.
Ja, aber unserer Kenntnis nach hatte er bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch keinen Mord verübt...
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Wer sich ein wenig mit Forensik auskennt und schon mal Bilder gesehen hat, wie Opfer aussehen, die mit einer Hacke angegriffen wurden, weiss, dass ein regelrechtes Blutbad angerichtet wird.
....und dann direkt in übelster Splatter-Manier loslegen,von Null auf Hundert? Und wäre der später nicht noch anderweitig aufgefallen?
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Ich halte das schon für plausibel: der Täter hat bisher wohl noch nie mit einer Hacke einen Mord verübt. Wer sich ein wenig mit Forensik auskennt und schon mal Bilder gesehen hat, wie Opfer aussehen, die mit einer Hacke angegriffen wurden, weiss, dass ein regelrechtes Blutbad angerichtet wird. Aber ein Schlag mit einer Hacke muss nicht sofort tödlich sein. Beides zusammen, der grausige Anblick und dann vielleicht auch noch Lebenszeichen des Opfers können den unerfahrenen Täter am Ende dazu gebracht haben, doch noch mit dem Messer, das ihm vertrauter war, die Tat zu vollenden.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Anders als bei "entwickelten" Serientätern, die sich durch eine solche Tat und den Rausch, den sie dabei empfinden, noch angeturnt zur nächsten Tat sehen, könnte es sein, dass es bei unserem Täter einen umgekehrten Effekt ausgelöst hat. Nicht nur die Brutalität der Tat selbst (Blutbad), auch der nun freilich weit höhere Ermittlungsdruck im Vergleich zu seinen Vortaten könnten tatsächlich dazu geführt haben, dass er sich eine weitere Tat nicht mehr zugetraut hat. Er hat sich mit diesem Mord eventuell übernommen. Das passt dann wieder zu der Vermutung, dass er während der Tatausführung mit der Hacke schon unsicher wurde und auf ein Messer zurückgegriffen hat.
Klingr erst einam sehr plausibel und ist bestimmt nicht auszuschließen.

Ähnliches hatte ich auch schon vermutet ( "Täter verzieht,weil ihm Florisdorf zu ungemütlich wird,hält die Füße still,weil er sein Glück,nicht verhaftet worden zu sein,selbst kaum glauben kann, wird nach ca. anderhalb Jahren wieder mutiger,sieht in einem anderen Bezirk Christine Schöllerl,die Phantasien kehren zurück).
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Dazu kommt ein weiteres Indiz, das hier gerne vergessen wird, wenn über andere Tatverdächtige gesprochen wird: ein Zeuge hat den Mörder beim Verlassen des Hauses gesehen, mit Plastiksackerl und Hacke,
Zitat von InspektorWirzInspektorWirz schrieb:Im Magazinbericht steht ja drinnen, dass der Zeuge bei einer späteren Vernehmung eingeräumt hat, dass es sich auch um eine Frau gehandelt haben könnte.
Hier wäre es interessant zu erfahren,ob es vor dem Mord in den Medien schon Berichte über die Übegriffe inkl. Täterbeschreibung gab.

Jedenfalls wurde Tat im nachhinein sehr schnell mit den Übergriffen in Verbindung gebracht. Der Zeuge vom Hof könnte schon vor der Befragung in sich gegangen sein und für sich festgelegt haben, ob die Haare, die er als nicht Dunkel empfunden hat,auch konkret "Blond" hätten sein können!

Andere Variante: der Bezieghungstäter im Fall Schwaiger wußte,daß in Florisdorf ein Blondling sein Unwesen treibt und hat deswegen tatsächlich auf eine blonde Perücke gesetzt!
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:und ein weiterer Zeuge meint sich an den Käufer der Hacke erinnern zu können.
Ich glaube,du sprichst hier etwas an,was im "Karfreitags-Thread" schon mal erwähnt wurde: ein Jahr nach der Tat (und nach der Sendung?) will ein Eisenwarenhändler ein identisches Beil an einen Mann verkauft haben,auf den die Zeugenbeschreibung exakt passte.

Das wurde wohl nicht als glaubwürdig erachtet,weil die Eisenwarenhändler schon unmittelbar nach der Tat allesamt erfolglos befragt wurden.


Wenn ich die Tatumstände nach wirklich vielen guten Beiträgen mal für mich zusammenfasse:

die Erläuterungen von @Rick_Blaine haben für den "Serienangreifer" als Mörder um einiges wahrscheinlicher gemacht (Parallelen zum Karfreitagsmord für mich wirklich weiter vorhanden!).

Trotzdem vermute ich eher einen (ziemliche konfusen) Beziehungstäter mit sehr viel Wut im Bauch , der entweder mit Frau oder auch mit Herrn Schwaiger "was zu besprechen" hatte und wahrscheinlich selbst nicht wußte, warum er/sie dieses Beil in auffälliger Plastiktüte eigentlich mitschleppt:

Evtl. um ein Hindernis (Toreinfahrt,Haustür) zu überwinden, evtl.um bedrohlicher zu wirken,als er/sie letztlich war, evtl .um es falls nötig mit der stumpfen Seite als Schlaginstrument zu nutzen,Tötungsabsicht muß zunächst noch nicht einmal vorgelegen haben,alles in allem mit dem Gedanken "Könnte ja vielleicht nützlich sein" ,auf jeden Fall Anfänger im Bereich Gewaltdelikte.

Ich glaube nicht,daß diese Person einen Zugang zur Wohnung hatte,was zu leicht zu ermitteln gewesen wäre,wenn´s nicht z.B. der Vermieter oder Hausmeister war, sondern tatsächlich vor der Tür wartete und von Frau Schwaiger arglos reingelassen wurde. Sie hatte noch die Zeit,sich ihrer Jacke zu entledigen,bevor dann was gewaltig aus dem Ruder gelaufen ist und die Wut in Haß umgewandelt hat.


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Mord in Wien an Maria Schwaiger (31) am 07.10.1978

14.04.2020 um 13:21
Hallo an @JestersTear und alle Mitdiskutanten,

zunächst einmal meinen Respekt an den Ersteller und die Informationen, die einen sehr guten Überblick über die Sache gestatten.

Viel kann ich nicht mehr dazu beitragen, es ist schon alles gesagt worden.

Was ich noch tun kann, ist, die Beiträge von Wehner (Mörder unter uns) und Geher (Galgenvögel) hier grob darzustellen.

Den Filmfall aus der Aktenzeichen XY...ungelöst-Sendung vom 05.10.1979 kann ich leider auch nicht finden. Ich fürchte, der Beitrag wurde aus rechtlichen Gründen gelöscht. Und leider kann ich mich auch nicht mehr an alle Einzelheiten des Filmes erinnern. Ich glaube jedoch, mich erinnern zu können, dass im Film das Wohnhaus von Familie Schwaiger nicht direkt an der Straße, sondern in einem Innenhof situiert war. Und dieser Innenhof war durch ein versperrbares Gittertor von der Straße getrennt.

Ich glaube mich auch erinnern zu können, dass ein Hausbewohner, der mit seinem Wagen in der Mordnacht heimgekommen ist, aus seinem Wagen aussteigen, das Gittertor aufsperren, in seinen Wagen einsteigen, in den Innenhof fahren, dann wieder aussteigen und das Tor versperren musste. Somit wurde uns glauben gemacht, dass sich im Innenhof Parkplätze für Hausbewohner befunden haben.

Wenn ich mich also richtig erinnere, ist der Film definitiv nicht am Originalschauplatz entstanden.

Frage dazu, kann ich hier ein Bild aus Google View einstellen, oder ist das nicht gestattet?


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