obskur schrieb:Mich wundert nur, dass die Familie den Grund zu kennen scheint und sie somit zulassen, dass weiterhin in die falsche Richtung ermittelt wird, sie also ihren Schwager schützen und damit in Kauf nehmen, dass für ihre Tochter nicht so ermittelt wird, dass man sie auch finden könnte, denn in Richtung F. ist ja nach ihrem Empfinden falsch.
Für mich sah es so aus, als wollte die Familie damals über ihre Präsenz in den Boulevardmedien Druck auf die Ermittler aufbauen, damit die Ermittler entweder "endlich die Wahrheit einsehen, der Schwiegersohn hat nichts mit Beccis Verschwinden zu tun" oder der Boulevard für sie nachhakt: "Warum ermittelt ihr nicht richtig?"
Geltungsbedürfnis hat die Familie sicher nicht zu RTL geführt. Ich glaube, sie dachten, so bleibt der Fall im Gespräch. Eventuell meldet sich jemand, der etwas weiss- oder die Polizei wird genötigt ihre Ermittlungsarbeit zu überdenken und zu korrigieren.
Und dann wird schnell folgender Effekt eingetreten sein:
Die Interviewer von RTL haben die verzweifelten Angehörigen gestützt und bestärkt. Die Eltern hatten das Gefühl, das einzig Richtige zu machen und damit wuchs ihre Unzufriedenheit mit der Polizei.
Medienvertreter, mit denen man zu tun hat, können unglaublich einfühlsam agieren. Sie wollen ja was: private Einzelheiten.
Ich denke, dass die Familie durch RTL und Co in einem Hamsterrad gefangen war.
Und der Hauptantrieb ist die verzweifelte Hoffnung, dass Rebecca lebt.
Hätte man den Ermittlern geglaubt, müsste man sich damit auseinandersetzen, dass Rebecca wahrscheinlich tot ist.
Eine Schwester ist die Ehefrau des TV. Sie hat noch einen anderen, persönlichen Grund an seine Unschuld zu glauben. Die andere Schwester hat vielleicht einfach nicht die Kraft den Schwager zu verdächtigen. Das käme ihr wie ein Verrat an Schwester und Eltern vor.
Man hat ja damals gesehen wie schlecht es Vivian geht, als sie bei Lanz zu Gast war. Ich kann mir vorstellen, wie groß der Druck ist und wie übermenschlich die Aufgabe, den Eltern immer wieder Hoffnung zu machen. Es steht ja der Zusammenhalt der Familie auf dem Spiel.
Wenn ein Familienmitglied sagen würde "Ich kann nicht mehr. Wir werden Rebecca nie wieder sehen. Ich will weiterleben, brauche Abstand. Ich ziehe in eine andere Stadt, fange dort neu an", fühlen sich die Eltern im Stich gelassen, empfinden das als Verrat an Rebecca. Vorwürfe werden gemacht, nicht immer ausgesprochen, aber spürbar.
Das droht dann alles. Ich denke auch, dass ein Familienmitglied die Richtung vorgegeben hat, wie man sich verhält und in dieser Situation stecken die Kinder ihre Bedürfnisse nach Eigenständigkeit zurück. (Meine Eltern brauchen mich.)
Gerade in Krisen neigen wir dazu, die Verantwortung einem Leader anzuvertrauen. Und wenn der Leader selber fragil wirkt braucht er ausserdem Halt und Unterstützung.