Wo ist Rebecca Reusch?

Bei einem Tötungsdelikt bedarf es keiner Fluchtgefahr als Haftgrund. Es reicht dringender Tatverdacht (112 Abs. 3 StPO).

Fast richtig. Einen Punkt muß man trotzdem im Auge behalten - ich hatte das früher schon mal erwähnt:

Der dringende Tatverdacht für sich alleine genügt im Licht der verfassungsgerichtlichen Rechtsprechung auch im Fall des § 112 Abs. 3 StPO nicht, um Untersuchungshaft anzuordnen und zu begründen.

Es besteht nämlich über den reinen Gesetzeswortlaut hinaus die Notwendigkeit der verfassungskonformen Auslegung des § 112 Abs 3 StPO, wonach auch in den Fällen der dort benannten Schwerkriminalität neben dem dringenden Tatverdacht zusätzlich Umstände gegeben sein müssen, "welche die Gefahr begründen, daß ohne die Verhaftung des Beschuldigten die alsbaldige Aufklärung und Ahndung der Tat in Frage gestellt sein könnten." (BVerfGE 19, 342,350.)

Es genügt aber, wenn Flucht- und/oder Verdunkelungsgefahr nach den Umständen des Falles nicht ausgeschlossen werden können und es genügt in der Regel eine mehr kursorische Begründung. Ich habe auch Haftbefehle gesehen, die sich auch in Fällen der Schwerkriminalität zusätzlich und sicherheitshalber auf § 112 Abs. 2 in Verbindung mit § 112 Abs. 3 StPO stützten und damit auch den strengeren Begründungsanforderungen des § 112 Abs. 2 StPO gerecht wurden.

Mir ist da noch ein anderes, mögliches Szenario eingefallen, was hier nur als Vermutung von meiner Seite anzusehen ist:

- 07:05 Uhr - Rebecca ist vorher wach geworden, weil es etwas laut im Haus war und könnte dann nicht mehr einschlafen. Sie dachte sich, weil sie ja später Schule hat, dann kann sie ja vorher eigentlich nochmal nach Hause fahren, Sachen hinbringen und sich dort fertig machen. Deshalb lässt sie die Wechselwäsche im Bad liegen. Ihr Handy ist im Flugmodus mit Wlan, deshalb erhält sie nicht den Anruf der Mutter um 7:15 Uhr
- 7:25 - R. schickt noch im Haus Wlan eine Snapchat Nachricht an ihre Freundin, die diese aber erst um 8:11 Uhr erhält, weil sie vorher noch geschlafen hat und das Handy aus hatte.
- 7:30 - R. verlässt das Haus und nimmt die lila Decke mit, als passender Hintergrund, weil sie am Nachmittag noch Fotos für die korianische Gruppe machen möchte. Der Schwester wollte sie das später mitteilen und die Decke könnte ja dann zuhause bleiben, ohne daß sie diese noch mit in die Schule nehmen muß. Im Elternhaus gibt es nichts, was in der Farbe vorhanden wäre.
Sie läuft zur Bushaltestelle.
- 7:40 Uhr - R. steigt in den X11 BVG Linienbus in Richtung Berlin-Schöneweide ein
- 7:46 - Rs Handy wird, wie nach Angabe der Familie, vom Router im Maurerweg ausgeloggt, unter Beachtung der Timeout Zeit des Routers.
- 7:50 Uhr - R. steigt Ecke Rudower Str. in den Bus 171 um und wird von einer späteren Zeugin beobachtet.
- 8:05 - Ecke Flurweg steigt R. aus. Bis zum Heimathaus sind es noch ca. 800 m im Flurweg zu laufen.
Und auf diesem Weg verschwindet sie, wir wissen nicht wie oder warum, evtl. weggeschnappt.
Im Flurweg wurden weder Nachbarn befragt, noch Spürhunde, Hubschrauber oder Polizeitrupps zur Suche eingesetzt.....
- 8:42 - die WA Nachricht der Mutter wird noch in einem offenen Wlan in der Nähe zugestellt, nachdem R. schon überwältigt wurde, aber das Handy noch an ist.

Wie gesagt, daß ist nur eine Annahme von mir, wie es auch möglich gewesen sein könnte. Und einige Angaben, die nicht amtlich gesichert sind, würden dazu passen.

pensionär schrieb:Der dringende Tatverdacht für sich alleine genügt im Licht der verfassungsgerichtlichen Rechtsprechung auch im Fall des § 112 Abs. 3 StPO nicht, um Untersuchungshaft anzuordnen und zu begründen.

Vielen Dank für diesen Hinweis! Interessante (und sinnvolle) Entscheidung. Der heutige § 112 Abs. 3 StPO wurde erst Anfang der 1960er Jahre eingeführt. Die Norm darf also nicht blind angewendet werden, sondern es ist zu prüfen, ob die Anwendung nicht unverhältnismäßig ist. Die Zwecke der U-Haft müssen also durch Anwendung der Norm auch erreicht werden.

borabora schrieb (Beitrag gelöscht):Wobei Stelzner ja erklärt hat, warum sie davon ausgehen müssen

War lange nicht hier, kann ich das irgendwo lesen?

behind_eyes schrieb:, kann ich das irgendwo lesen?

Beitrag um 17.05 Uhr.

behind_eyes schrieb:War lange nicht hier, kann ich das irgendwo lesen?

Oder hier

Beitrag von Firmlead (Seite 5.140)

DieMichi schrieb:Ich glaube die EB sind sich mehr als sicher. Es fehlt leider der entscheidende Beweis.

Und der ist scheinbar, wie @Andante schreibt:

Andante schrieb:Wie denn auch ohne Leiche und die damit verbundenen zahlreichen forensischen Spuren? Da müssten dann anderweitige Spuren schon erdrückend sein, um das Gericht überzeugen zu können.

@lenzko

danke, ich finde Deine Überlegung sehr interessant und könnte passen, man müsste natürlich alles genau wissen, die exakten Ermittlungen der Polizei, ob sie nicht doch etwas mehr haben, was belegt, dass Rebecca das Haus nie verlassen habe, als nur eben, dass es keine Beweise gebe, dass sie das Haus verlassen hat.

Mir gehen einfach auch die Zeugen nicht aus dem Kopf, da es nicht nur eine Person war, da es keine Leute sind, die sich abgesprochen haben, da sie unabhängig voneinander jeder zu einer anderen Zeit oder Moment Rebecca sahen, könnte einerseits für sie sprechen oder aber auch dagegen, weil niemand deren Aussage stützte.
Ich finde es so schade, dass es da keine konkreten Beweise gab.
Es wurden ja Videos auch von einem Busfahrer ausgewertet, ohne dass man Rebecca dort sah. Dass der Busfahrer sie nicht wahrgenommen hat, könnte aufgrund der vielen Menschen und Ablenkung schon sein.

Aber ist es heute nicht auch so, dass die Video in Bus und Bahnen gerade auch den Innenraum der Fahrzeuge filmen? Mich würde interessieren, ob man Aufnahmen gesehen hat, von der Uhrzeit und dem Bus, wo die Zeugin ausgesagt hatte, dass sie Rebecca im Bus gesehen habe (sie hatte ja noch näher erzählt, dass Rebecca ihr aufgefallen war, wegen der Decke und dem Schwung, oder Elan mit dem sie einstieg. )
Wurde dazu etwas bekannt, ob man dazu die Videos anschauen konnte? Ich meine, man müsste doch dann auf jeden Fall zum einen die Zeugin darauf sehen und dann auch Rebecca. Sollte die Zeugin sich mit dem Datum, im Tag vertan haben, könnte man das ihr eben auch zeigen, dass sie gar nicht auf dem Video sei, also könne sie auch an dem Datum nicht da gewesen sein.

Vielleicht kam aber auch der Zeugenaufruf zu spät, bzw. als die Frau sich meldete, war es schon zu spät für die Videoaufnahmen. Weiß jemand, wie lange diese aufbewahrt werden von den öffentlichen Verkehrsgesellschaften?
Ich kann mich nur erinnern, dass Videoaufnahmen vor einer Bäckerei ausgewertet wurden und eben ein Busfahrer, der wohl davor hält, konnte sich auch nicht an Rebecca erinnern.

Es ist so blöd auch, dass man für nichts wenigstens eindeutige Beweise hat oder aber wir wissen es nicht. Aber wenn es wenigstens eindeutig Belege gäbe, dass die Zeugen sich alle irren, dann wäre man ja weiter. Aber weder für das Eine noch das Andere sehe ich bisher wirklich Beweise. Natürlich kann ich nur von dem ausgehen, was wir bisher erfahren haben.
Sollte ich bei der Masse an Beiträgen hier was überlesen haben, dann sorry.

Bericht über Rebecca - Quelle: Stern.de vom 12.02.2020


Rebecca verschwand vor Einem Jahr

Szuka schrieb:Aber ist es heute nicht auch so, dass die Video in Bus und Bahnen gerade auch den Innenraum der Fahrzeuge filmen? Mich würde interessieren, ob man Aufnahmen gesehen hat

Die Bilder aus den Kameras laufen in der Sicherheitsleitstelle der BVG auf. Rund um die Uhr beobachten Mitarbeiter die Monitore. Die Aufnahmen werden 48 Stunden gespeichert und danach automatisch überschrieben. Innerhalb dieser zwei Tage kann die Polizei nach einer Straftat die Aufnahmen aus der entsprechenden Kamera anfordern.
https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/videoueberwachung-bei-der-bvg-die-neuen-kameras-in-berlin-uebertragen-auch-ton-li.10073

Das nachzuprüfen, dafür war es leider zum Beginn der Ermittlungen zu spät.

@Szuka
Und da stellt sich auch bei mir die Frage, warum Überwachungskameras aus Datenschutzgründen Aufnahmen nicht länger speichern dürfen, wenn doch zumeist Ermittlungen wegen Straftaten erst einige Tage später anlaufen. In diesem Fall von Rebecca Reusch gibt es z.B. auf dem Weg zur Bushaltestelle eine Überwachungskamera am Außenautomaten der Sparkasse und der Tankstelle an der Kreuzung, dazu noch die in den Linienbussen. Alles musste nach Datenschutzgesetz schon vor Beginn der Ermittlungen gelöscht sein. Für mich ist es einfach nicht nachvollziehbar, warum das so sein muß.
Ich weiß nicht, wie viele Straftäter ohne diese Bestimmungen schon hätten längst überführt werden können.....

Ich habe mir heute auf einem Social Media Kanal nochmals eine Sendung angeschaut, in denen Rebeccas Eltern und Herr Steltner zu Wort kommen. Ich habe mal versucht, die Gespräche, nach Gehör - soweit es mir möglich war und ich es verstanden habe, schriftlich zu fixieren. (keine Gewähr meinerseits für die Richtigkeit)

Nachfolgend Ausschnitte aus der Sendung des MDR vom 06.11.2019:
(es müsste die Spur der Täter gewesen sein)

Folgende Teilausschnitte, die ich persönlich ganz interessant fand:

MDR Sendung vom 06.11.2019

Sprecher der MDR Sendung:
In der Fahnungssendung Aktenzeichen XY ungelöst werden die Sachen gezeigt, die Rebecca um Zeitpunkt ihres Verschwindens getragen haben könnte und die Eltern von R. sollten weitere Infos bringen:

Hierzu Frau Reusch:
„..wir wurden vorher schon sehr gehetzt, um Nachweise zu bringen, wo wir es her haben, was,…..wann wir es gekauft haben, wie viel es gekostet hat, was ich überhaupt noch nicht verstanden hatte, weil …. warum hab ich gesagt, suchen die nicht meine Tochter? Stattdessen soll ich Ihnen sagen, wo die Decke her ist, wo die Hose her ist, wo die Jacke her ist………….naja das brauchen wir alles für XY, ……dann hab ich gesagt, na wie? Jetzt schon?“


Ausschnitt aus XY: Sprecher Hoffmann Sendung Aktenzeichen XY
„…Wir haben uns also entschlossen, das Bild des TV zu veröffentlichen….“

Hierzu Frau Reusch
Sie haben es ja angedroht, ne, wenn er nicht redet wird sein Bild freigegeben….und ähm, also für mich… das sind Methoden… ich fands unmöglich….


Sprecher des MDR:
Der Familie erklärt er warum er am Tag von R. Verschwinden auf der A12 Richtung Polen unterwegs war, es ging möglicherweise um Illegale Geschäfte, von Drogen ist die Rede, die Familie glaubt ihm.

Hierzu Herr Reusch:
„…. mehr wollen wir dazu auch nicht sagen“


Frau Reusch:
„Wir haben unsere Familie, die uns sehr viel Kraft gibt, unsere Enkelkinder, unsere Mädchen...
wir stützen uns gegenseitig, wir weinen zusammen, wir lachen zusammen und... ähm… also wir haben schon immer gesagt, wäre R. jetzt unser einziges Kind, (jetzt sprechen beide gemein-sam)…wüssten wir nicht….wüssten wir nicht wie es uns ging, also ich glaube dann hätten dann auch keine Firma mehr…“

Statement Stelter aus der MDR Sendung vom 06.11.2019

„Also der Eindruck, dass wir uns nur von Beginn an auf den Schwager festgelegt haben, ist auch nicht richtig, nicht zutreffend, sondern wir haben ganz professionell einfach die Situation erfasst, die Hinweise abgearbeitet und aufgrund dieser Gesamtschau hat sich der Verdacht einfach gegen den Schwager als Einzigen, in Betracht kommenden Beschuldigten in diesem Zusammenhang ergeben. Und selbstverständlich sind wir dann auch diesem Verdacht dann nachgegangen, aber nicht so, dass wir etwa die Augen verschlossen hätten vor anderen Möglichkeiten, aber es haben sich keine Hinweise, keine Tatsachen ergeben, die in eine andere Richtung deuten,…..das muss man ganz klar sagen.

@lenzko
Bei deiner Theorie müsste sich das Handy doch irgendwo in einer Funkzelle wieder einloggen. Warum sollte sie durchgehend im Flugmodus bleiben...

paulinceKES schrieb:Bei deiner Theorie müsste sich das Handy doch irgendwo in einer Funkzelle wieder einloggen. Warum sollte sie durchgehend im Flugmodus bleiben...

Warum sollte sie nicht im Flugmodus bleiben? Im Haus hatte sie ja Wlan, in den Linienbussen evtl. auch und zuhause wäre es auch wieder so gewesen. Das ständige Aussenden und Auffangen von Signalen kosten dem Handy eine Menge Akku. Manche Energiesparmodi setzen das Handy unter anderem auch in den Flugzeugmodus. Man kommt so auch nicht dazu, Datenvolumen zu verbrauchen. Manche haben davon nicht eine so große Menge. Beim Laufen könnte sie auch offline Musik gehört haben.

lenzko schrieb:in den Linienbussen evtl. auch

Schön wär's! :D Ist aber in Arbeit. Was auch inzwischen geht:

https://www.bvg.de/WiFi (Archiv-Version vom 15.02.2020)
https://www.berlin.de/wlan/

Wo es ebenfalls freies WLAN gibt, ist z.B. in den Gropiuspassagen selbst, nicht nur in der U-Bahnstation darunter. Das wird auch von den Jugendlichen gern genutzt.

https://www.gropius-passagen.de/service-detail/Gratis%20WLAN
https://www.gropius-passagen.de/news-detail/VIP-WLAN (Archiv-Version vom 05.08.2020)

Das Video vom mdr vom 06.11.2019, aus dem uns @Lassgard dankenswerter Weise ein Textfragment festgehalten hat, wurde aus der Mediathek entfernt bzw. es blieb nur noch der Anfang erhalten. Die Frage, die ich mir stelle, lautet, wer hat das warum veranlasst. Möglicherweise geht dabei aber auch nur um irgendwelche urheberrechtliche Sachverhalte.

emz schrieb:Das Video vom mdr vom 06.11.2019, aus dem uns @Lassgard dankenswerter Weise ein Textfragment festgehalten hat, wurde aus der Mediathek entfernt bzw. es blieb nur noch der Anfang erhalten. Die Frage, die ich mir stelle, lautet, wer hat das warum veranlasst. Möglicherweise geht dabei aber auch nur um irgendwelche urheberrechtliche Sachverhalte.

Verschwinden nicht alle Beiträge nach einer gewissen Zeit aus den Mediatheken?

Juretta schrieb:Verschwinden nicht alle Beiträge nach einer gewissen Zeit aus den Mediatheken?

Schon, aber in der Regel nicht so schnell. Was man auch daran sieht, dass die "Die Spur der Täter"-Beiträge, die noch abrufbar sind, bis April 2019 zurückreichen. Der vom 06.11.2019 ist jedoch nicht mehr dabei.

Hier war bereits mehrfach Thema, dass auch ganz zu Beginn des Falls ein Fernseh-Interview der ältesten Schwester, in dem sie die Abläufe des Montagmorgens detailliert beschrieb, binnen kürzester Zeit nicht mehr in den Mediatheken oder im WWW auffindbar war.

Bleibt zu vermuten, dass die Ermittler aufgrund der hohen (und wenig hilfreichen) Medienpräsenz in dem Fall besonders aufmerksam die einschlägigen Sendungen / Kanäle beäugt haben und bei Bedarf dafür gesorgt haben, dass das ein oder andere gleich wieder im "Giftschrank" verschwinden muss.

Ich würde gerne auf die Zeit zurück kommen zur Beseitigung der Spuren. Dazu müsste man wissen :wann war F. zurück,wann kam J. nach Hause? So wie es scheint hat sie einen Halbtagesjob (wäre sie sonst vor 17h Zuhause?) Wie lange braucht sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln? Hat F. sie vielleicht auch abgeholt?
Wie lange hätte er tatsächlich Zeit gehabt um Spuren zu beseitigen.