Isoldd schrieb:Und nur weil die EB sagen, dass es so und so gewesen sein muss, bedeutet es noch lange nicht, dass es auch so gewesen ist
Sag mal, glaubst Du WIRKLICH, was Du da schreibst? Wie stellst Du Dir den Ablauf denn vor? So etwa, nur ganz kurz umrissen:
Die Langschläferin Rebecca schleicht sich am frühen Morgen aus dem Haus ihrer Schwester und steigt vor der Tür zu einem guten Bekannten ins Auto, mit dem sie abhaut nach Nirgendwo. Sie steht extra früh auf, zieht die Wäsche vom Vortag an und packt ihre Tasche mit Schulsachen, die sie mitnimmt, Bildung ist ja wichtig. Ihr Laptop und Klamotten lässt sie aber bei ihrer Schwester liegen -braucht sie künftig nicht mehr- genau wie ihr Handy, das keinerlei Informationen über eine etwaige Kontaktaufnahme mit welchem Mann auch immer verbirgt. Sie hat ja noch ein Zweit- oder Dritthandy. Sie wusste halt nicht, dass es gereicht hätte, sich bei Ebay eine neu Sim-Karte zu kaufen und das Handy zu behalten und unerkannt zu telefonieren. Sie war ja so unerfahren, dass bei Instagram nur knapp 2.000 Fotos von ihr gepostet waren.
Die Decke nimmt sie mit, damit sie nachmittags mit ihrem Liebsten im sonnigen Februar ein Picknick veranstalten kann. Die Fotowand, die sie gestalten wollte und für die sie am Samstag noch Rahmen gekauft hatte, ist innerhalb eines Tages plötzlich unwichtig geworden. Sie und ihr Lover fahren ins Ausland, weil sie in Deutschland höllisch aufpassen muss, nicht erkannt zu werden. Sicherheitshalber färbt sie sich die Haare dunkel. Aus den Medien erfährt sie, dass die Moko ihren Schwager, mit dem sie ein sehr vertrauensvolles Verhältnis wie Bruder und Schwester hat, als mutmaßlichen Täter, schlimmstenfalls Mörder in U-Haft festhält, aber da hat er eben Pech gehabt. Auch die Eltern, die nervlich völlig am Ende sind, zwischen Hoffnung und Trauer schwankend, sind ihr egal. Ebenso, dass die gesamte schöne heile Familienwelt jäh auseinandergerissen wird.
Derweil gründen die Ermittlungsbehörden zusätzlich zur ersten MoKo noch eine zweite und beginnt mit bis zu 30 Polizisten die Suche nach einer Leiche. Mit Leichenspürhunden, Helikoptern und Tauchern, während der Sprecher der Staatsanwaltschaft verkündet, man gehe davon aus – man müsse davon ausgehen, dass Rebecca das Haus nicht lebend verlassen habe.
Sind die Ermittler unfähig? So eine Aussage wird nicht leichtfertig in die Öffentlichkeit getragen und muss den kleinen Dienstweg einhalten, bis der Pressesprecher sie verkünden darf! Was meinst Du, was da Köpfe rollen, wenn sich herausstellt, dass der Verdacht falsch war!? Mehrere höhere Beamte wären dann ihren Job los. So unvorsichtig wäre kein Beamter! Die Berliner Polizei wäre europaweit blamiert und F.´s Anwältin würde riesige Regressforderungen stellen. Mein Nachbar, seines Zeichens Kriminalhauptkommissar, erzählte mir letzte Woche, dass Juristensprache häufig von der „Straßensprache“ abweicht. Die Verwendung des Wortlautes „Wir müssen davon ausgehen“ oder „Sie dürfte das Haus nicht lebend verlassen haben“ und andere wird grundsätzlich angewendet bis zum Abschluss der Ermittlungen. Erst dann, wenn der Fall ans Gericht übergeben wird, drückt man sich konkret aus. Das hat aber gar nichts damit zu tun, dass es da irgendwelche Eventualitäten gäbe nach dem Motto „Wir wissen es nicht und behaupten es mal, es könnte ja stimmen“.
So leid es mir tut, aber ich glaube nicht daran, dass Rebecca noch lebt. Du kannst das aber gerne weiterhin glauben, bei Natascha Kampusch war es ja auch so. Auch wenn diese Entführung in ihrer Art einmalig war und nie vorher oder nachher wieder sich so zugetragen hat. Immerhin stehen die Chancen noch etwas über Null Prozent, dass Rebecca ähnliches passiert ist. Vielleicht solltest Du noch mal über den etwaigen Ablauf nachdenken und ob Deine Vorstellungen wirklichkeitsnah sind. Wir wissen hier so gut wie nichts, aber Spekulationen sollten doch einigermaßen realistisch bleiben, sonst könnten wir sie auch als ein Script für einen Fernsehkrimi einreichen.