JagBlack schrieb:Geht man davon aus, dass Mr. F nichts zu verbergen hat, beim Auschecken am Samstagmorgen "etwas" von einer toten Person aufgeschnappt hat (vom Hörensagen) und ehrlich genug ist, das 22 Jahre später LCW gegenüber nochmal zu wiederholen, gibt es zwei Möglichkeiten, entweder war die tote Person die Plazafrau JF oder es gab noch eine andere tote Person, von der wir bisher nichts wussten. Doch wie groß ist die Wahrscheinlichkeit einer weiteren toten Person?
Es gibt nicht nur diese zwei Möglichkeiten, so wie ich das sehe, ist das deutlich komplizierter. Eine weitere denkbare Erklärung wäre, dass sich Mr. F. einfach falsch erinnert.
Es stellt sich dann natürlich die Frage, wie diese falsche Erinnerung zustande kommen konnte. Falls Mr. F. nun zum Beispiel wusste, dass die Frau bereits am Freitagabend starb und er davon ausging, dass das Hotelpersonal am Samstagmorgen darüber ebenfalls Bescheid wusste, wäre eine diesbezüglich Bemerkung von Seiten des Hotelpersonals bei seiner Abreise vielleicht nicht so unwahrscheinlich gewesen, da das Zimmer von Mr. F. in unmittelbarer Nähe zum Zimmer der Plaza-Frau lag.
Und damit stellt sich automatisch die Frage, wie er vor allen anderen von dem Tod der Frau überhaupt erfahren haben kann. Es gibt hier nun zwei Möglichkeiten: Er war entweder direkt oder indirekt in ihren Tod involviert oder aber er hat etwas gesehen und/oder gehört, dass ihn vermuten liess, dass seine Zimmernachbarin ums Leben gekommen ist.
Wenn die Aussage von Mr. F. aber stimmt und er bei der Abreise am Samstagmorgen von dem Tod der Frau erfahren hat, würde dies bedeuten, dass Personal des Plaza-Hotels in eine "Verschleierungsaktion" involviert war. Dass "normales" Hotelpersonal darin irgendwie verwickelt war, ist sicher unwahrscheinlich. Leider kennen wir die genaue Aussage von Mr. F. nicht, wie und von wem er diese Info bei der Abreise erfahren haben will. Aber falls er diese Information vom Tod seiner Zimmernachbarin tatsächlich durch jemanden des Hotels erfahren hat, dann vermutlich eher z.B. von Seiten der Hotel-Security und kaum beim Auschecken von einer Rezeptionistin.
JagBlack schrieb:Wenn aber Mr. F doch etwas zu verbergen hat, seine schnelle Abreise am frühen Samstagmorgen doch zu sehr hastig war und im Zusammenhang mit der toten JF stand, und er gar nicht und zum Zeitpunkt der Befragung durch LCW schon gar nicht wusste, dass die Leiche von JF erst am Samstagabend gefunden worden war und er LCW dennoch bereitwillig Auskunft darüber gab, dass er vom Ableben der JF erfahren hatte bei der Abreise, dann kann man vom (Täter-) Wissen ausgehen.
Auch das ist nicht so einfach zu beantworten. Wenn Mr. F. in den Tod der Frau irgendwie (direkt oder indirekt) verwickelt war, dann würde ich eigentlich erwarten, dass er bei Fragen zu diesem "Vorfall" keine Aussagen macht, die ihn verdächtig machen. Erwarten würde ich also eher eine Erklärung wie, dass er sich nach all den Jahren nicht mehr an diesen Aufenthalt im Plaza-Hotel erinnern kann. Aber natürlich wissen wir nicht, wie Mr. F. tickt.
Und vielleicht wurde Mr. F. ja tatsächlich von dem Security-Chef (oder wem auch immer) bei der Abreise über das Ableben seiner Zimmernachbarin befragt/informiert. Ausschliessen können wir nicht, dass sich das so oder ähnlich zugetragen hat. Dass Mr. F. Täter ist und sich fälschlicherweise an eine Befragung durch Hotelpersonal erinnert, die so nie stattgefunden hat, halte ich deshalb für wenig wahrscheinlich. Aber klar, ausschliessen kann man das nicht.
JagBlack schrieb:Insgesamt würde das bedeuten, dass JF bereits am Freitag tot war und sich damit die Frage aufwirft, wer und warum sich jemand noch am Samstagabend bei der Leiche aufhält, just im Moment, als der zufällig ausgesuchte Studentsecurity an der Tür klopft, ein Schuss fällt - wohl kaum, dass die Leiche aufgefunden wird, das würde kein Sinn machen, denn die würde so oder so später gefunden werden.
Wenn man mal annimmt, dass etwas verschleiert werden sollte, dann macht das schon Sinn. Man wählt den Studenten, weil der vor der geschlossenen Türe stoppen wird. Vielleicht wurde er auch vorgängig gebrieft, das Zimmer nicht eigenmächtig aufzuschliessen, falls die Bewohner nicht reagieren sollten. Der Student ist dann praktischerweise auch Ohrenzeuge, weil ein Schuss just dann fällt, als er an die Türe klopft.
Der Todeszeitpunkt und Selbstmord der Plaza-Frau steht damit fest, denn der herbeigerufene Security-Chef wird beim Öffnen der Türe praktischerweise feststellen, dass die Türe von innen so verriegelt war, dass niemand das Zimmer nach dem Schuss wieder verlassen haben kann. Wäre der Security-Chef alleine zum Zimmer der Plaza-Frau gegangen, dann wäre er der einzige Zeuge für den mutmasslichen Selbstmord gewesen, so gab es zwei Zeugen und in der Summe blieb nur eine Erklärung: Selbstmord.
Und natürlich wäre die Leiche auch später noch aufgefunden worden. Aber wenn wir jetzt einfach mal annehmen, dass die Frau bereits seit Freitagabend tot war und man den Todeszeitpunkt (aus welchen Gründen auch immer) auf den Samstagabend legen musste, dann macht es schon Sinn, die Randbedingungen möglichst "wasserdicht" zu machen. Im Detail weiss ich leider nicht, was die Polizei damals alles untersucht und angeordnet hat. Zum Beispiel weiss ich nicht, ob bei einem so eindeutigen Selbstmord überhaupt ein Todeszeitpunkt bestimmt wird, also z.B. die Körpertemperatur der Plaza-Frau gemessen wurde. Falls dies gemacht wurde, hatte man natürlich ein Problem, da der mit Hilfe der Zeugen genau eingegrenzte Todeszeitpunkt nicht mit dem berechneten Todeszeitpunkt übereinstimmen konnte.
Ein weiteres Problem ist die Totenstarre. Diese setzt nach wenigen Stunden ein und löst sich erst nach 24 bis 48 Stunden wieder, bevor es dann zu Zersetzungsprozessen kommt. Noch mehr Spekulation: Man musste abwarten, bis sich die Totenstarre wieder gelöst hat, bevor man die Polizei rufen konnte. Ein Arzt hätte bei einer ausgeprägten Totenstarre sicher Zweifel am Todeszeitpunkt angemeldet. Man hätte die Leiche der Frau also kaum noch länger im Zimmer liegen lassen können und diesen Fall dann immer noch ohne umfangreiche Untersuchungen als Selbstmord abhaken können. Samstagabend macht von daher schon Sinn.
JagBlack schrieb:Wenn man die Widersprüche auswertet, kommt man zum Ergebnis, dass der Todeszeitpunkt doch mit dem gehörten Schuss zusammenfällt und JF die Wurst kurz vor ihrem Tod aß.
Zu dem Schluss kamen die Ermittler damals ja auch. Das war auch die für alle Beteiligten bequemste Erklärung. Später gab es wohl Zweifel. Leider kennen wir nicht alle Details zu dem Fall, aber auch so bin ich nicht davon überzeugt, dass es Selbstmord war.
emodul