PrivateEye schrieb:Und völliger Quatsch. Wenn Dienste tatsächlich auf so jemanden zurück greifen, dann ist und bleibt er nur ein Werkzeug, nicht mehr und nicht weniger. Und er ist genauso ersetzbar wie jeder andere.
Natürlich wird der S-Chef nicht als hauptamtlich tätiger "Agent" für einen Dienst arbeiten. Er ist und bleibt -wie Du völlig richtig schreibst- ein Werzeug. Um beim Werkzeug zu bleiben, wäre er aus Sicht eines Dienstes jedoch soetwas wie ein "schweizer Taschenmesser", während der Barkeeper allenfalls als Flaschenöffner fungieren kann. Ich meine das jetzt nicht abwertend. Es geht schließlich auch um operative Fähigkeiten, die ein Barkeeper sicher nicht in einem für einen Dienst nützlichen Umfang bieten kann. Seine Funktion ist deshalb auch rein informell. Der S-Chef kann hingegen -neben Informationsbeschaffung- auch aktive z.B. technische Dinge erledigen.
Dabei ist es nicht zwingend von nöten, dass er Log-Dateien löscht. Es reicht theoretisch, wenn er einen Weg kennt, die Türen z.B. von außen zu manipulieren und er dieses Wissen preisgibt. Oder wenn er Hintertüren öffnet, Personal beeinflusst... Es gibt viele denkbare Möglichkeiten, wie er eine Operation hätte vereinfachen können. Und wenn er bereits angeworben war, warum sollte man ihn dann nicht auch einsetzen ?
PrivateEye schrieb:Bei bestimmten Sachen und auf Anweisung, ja. Es wird zwar nicht darüber gesprochen, aber geheim ist das nun wirklich auch nicht.
Es geht ja nicht darum, eine generelle Kooperation zw. Dienst und S-Chef geheim zu halten. Die Details allerdings können durchaus auch mal von reinem Informationsaustausch zu Gunsten des Personenschutzes von VIPs abweichen. Schließlich legt niemand den genauen Umfang der Tätigkeiten im Bereich der Dienste fest. Und vom reinen Austausch abweichende Details bleiben dann sicher geheim. Das er auf Anweisung handelt, ist auch völlig klar, schließt aber keine Tätigkeiten aus.
PrivateEye schrieb:Glaube ich schlichtweg nicht. Dann müsste er erstens den Level des Programmierers gehabt haben, mindestens und auch sämtliche Passwörter etc gekannt haben. ist mir zu unwahrscheinlich, zu konstruiert.
Du glaubst es nicht, ich weiß es nicht. Es ist schlichtweg zu spekulativ, hier eine definitive Aussage über den Zugriffslevel treffen zu können. Von daher liegt die Bewertung im Auge des Betrachters. Es ist für mich jedoch absolut denkbar, dass er manipulieren konnte. Und wenn er erfasste Daten nur so zu verstecken/verschleiern vermochte, dass damit die Ermittler getäuscht werden konnten. Vlt. gab es da auch ohne das höchste Zugriffslevel Mittel und Wege. Ich weiß es nicht, kann es mir aber vorstellen.
PrivateEye schrieb:Für gewöhnlich sind sich die Abteilungen untereinander spinnefeind. Natürlich will jeder der "Wichtigste" und auch "der Chef" sein. das ist nun einmal der Lauf der Dinge. Zudem bringen auch tägliche Reibereien das ganze in Gange oder besser gesagt, halten es auf dem laufenden. (...)
Meine persönliche Erfahrung ist da eine Andere. Natürlich gibt es bei manchen Unternehmen eine bestimmte "Konkurenz" und/oder auch Feindseeligkeiten von Abteilungen untereinander. Aber das ist sicher nicht die Regel. Ich habe schon für verschiedene Unternehmen mit unterschiedlichen Größen und in unterschiedlichen Branchen gearbeitet. Zwar kam soetwas vor. Doch das es deshalb generell keine "Gefallen" gegeben hätte oder es nie zu "Verstößen" gegen die Vorschriften dabei gekommen wäre, kann ich nicht behaupten.
PrivateEye schrieb: (...) Kleines Beispiel? Die Sicherheit ist ja für vieles zuständig, normal notieren sie das auch auf ihren (hoffentlich stattfindenden) Kontrollgängen. Resultat der Nacht: Lampe auf Flur 2 kaputt. Tor hinten funktioniert nicht. Laderampe hat defekte Hydraulik und leckt etc etc etc. Das bekommt am nächsten Morgen die Haustechnik. Ist diese nicht schnell genug, gibt es Ärger von/mit der Geschäftsführung. Und wer ist dann in wessen Augen schuld daran? Natürlich immer der andere!
Das muß nicht so gewesen sein. Und erfasste Mängel führen auch nicht zwangsläufig zu Reiberreien. Nämlich z.B. dann nicht, wenn sie "auf dem kurzen Dienstweg" und ohne Kenntnis der GF weitergegeben und abgearbeitet werden. Dazu kommt: Wenn die Technik wirklich so "schlampig" gearbeitet hätte, dass jede Nacht eine riesige Mängelliste hätte erstellt werden müssen, hätte sie ohnehin Ärger bekommen. Denn erstens ist das eines Tophotels unwürdig und zweitens wäre das nicht nur der Security aufgefallen. Dann hätten sich Beschwerden gehäuft. Von Mitarbeitern und von Gästen. Ein anderer Aspekt ist auch die persönliche Ebene. Bei aller Konkurenz und Scharmützeln können sich auch zwei Ateilungsleiter auf menschlicher Ebene gut verstehen und deshalb gut zusammenarbeiten, während sich die anderen Mitarbeiter der beiden Abteilungen gegenseitig Steine in den Weg legen. Auch das kommt vor.
PrivateEye schrieb:Selbstverständlich ist sein Job wichtig, keine Frage. Andersrum ist er damit aber auch der Buhmann Nr. 1 wenn etwas schief geht. Natürlich untersteht er der Geschäftsführung. Aber deswegen hat er keinen extra Bonus. Läuft es nicht oder macht er Murks, ist er genauso schnell weg wie ein Zimmermädchen, das beim Stehlen erwischt wird. Und last but not least lässt sich die Geschäftsführung von der Sicherheit auch nicht in die Karten schaun oder gar Vorschriften machen lassen, eher andersrum.
Und was bedeutet das jetzt für den vorliegenden Fall ? Wenn sich der S-Chef fortwährend über die Unzulänglichkeiten und täglichen Regelverstöße anderer MA beschwert, findet das auch irgendwann Gehör. Und da der S-Chef sicher öfter im Büro der GF sitzt, als z.B. ein Zimmermädchen, Techniker oder Nachtportier, kann er sehr oft etwas verlautbaren. Besser als andere MA. Das war von mir mit "kurzem Draht" gemeint.
PrivateEye schrieb:Klingt ja ganz gut. Vorerst. Ich vermisse aber dringendst taktische Ausbildungen und auch den Level eines Sanitäters o.ä.
Verstehe mich nicht falsch, als Leiter der Hotelsicherheit hat man eher administrative und bürotechnische Aufgaben. Den Rest machen dann die normalen Wachleute. Wobei auch das nicht abwertend sein soll. Im Gegenteil. Ein gut ausgebildeter, ordentlich bezahlter und entsprechend motivierter Sicherheitsmitarbeiter ist Gold wert! Und sehr schwer zu bekommen. Über die Qualität am Markt, damals wie heute, brauchen wir glaube ich nicht wirklich zu diskutieren, oder?
Du hattest selbst geschrieben, dass der S-Chef eines Hotels nicht in der Art eines "Vin Diesel" als ölig-muskulöse Presswurst mit M16 durch die Gegend marodiert. Und Du selbst hast auch -völlig richtig- erkannt, dass er vor allem administrativ arbeitet. Also braucht er keine "taktische" Ausbildung, um seinem Job als S-Chef gerecht zu werden. Die Ausbildung eines Henri Paul war für das "Tagesgeschäft" eines Hotels völlig ausreichend. Und eine Sanitätsausbildung war auch nicht nötig. Schließlich haben große Hotels oftmals einen Arzt in der Nähe, den sie bei "Notfällen" ohne sofort benötigten Rettungswagen herbeirufen können. Aber wer weiß ? Ein "erweiterter Erste-Hilfe-Kurs" wird ja gerne mal innerbetrieblich angeboten. Vlt. hat er ja auch so eine Qualifikation gehabt. Das weiß ich nicht. Was ich damit sagen will ist: Die sicherheitstechnischen Herausforderungen in einem Hotel unterscheiden sich sehr von denen z.B. einer großen Chemiefabrik oder eines Terrorgefährdeten Objektes wie z.B. einer Botschaft. In jenen Bereichen hätte ich auch eine "taktische" Ausbildung erwartet. Aber in einem Luxushotel ? Eher nicht. Fakt ist: Die Marktage unterscheidet sich sehr nach den geforderten Eigenschaften. Ein administrativ gut ausgebildeter MA ist wohl zu bekommen. Einen Sicherheitsfachmann mit operativ militärischem/polizeilichen Schulungshintergrund, plus administrativen Fähigkeiten wird man nur schwer finden können. Braucht man in einem Plaza aber auch nicht.
PrivateEye schrieb:Dafür jedoch, das er den Wagen gefahren hat und scheinbar den Chaffeur und Bodyguard mimte, hatte er meiner Meinung keinerlei Background noch spezielle Befähigungen. (...)
Das ist so nicht richtig. Henri Paul hatte mehrere Fahrsicherheitstrainigs für Limousinen bei Mercedes Benz absolviert. War deshalb als Fahrer qualifiziert. Als Bodyguard fungierte er nicht. Der Bodyguard war Trevor Rees-Jones, der auf dem Beifahrersitz im Auto saß und den Unfall schwer verletzt überlebte. Rees-Jones war auch sonst als Personenschützer von Dodi Al Fayed tätig und entsprechend ausgebildet.
PrivateEye schrieb:Und wenn ich mich recht entsinne, war er zu der Fahrt noch unter Medikamenten/Drogen/Alkoholeinfluss.
Du erinnerst richtig. Allerdings lag der angeblich ermittelte Promillewert so hoch, dass er in jenem Zustand nichteinmal in der lage gewesen sein dürfte, den Wagen aufzuschließen. Zudem wurde gleichzeitig ein so hoher Kohlenmonoxidwert festgestellt, dass allein dieser hätte zur Ohnmacht führen müssen. Kurz: Ja, er hatte nachweislich eine ganze Zeit vorher 1-2 Pastis getrunken. Der daraus resultierende Promillewert wäre aber mutmaßlich unterhalb des zulässigen Grenzwertes geblieben. Drogen hat Paul nie genommen. Und er war kurz zuvor beim Fliegerarzt für die regelmäßige Flugtauglichkeitsuntersuchung, die er glänzend bestand. In seiner Wohnung wurde nur Dr. Pepper Cola gefunden. Kein Alkohol, keine Drogen, keine Medikamente außerhalb dessen was er verschrieben bakam. Ich glaube im Fall "Lady Di" nicht an eine Verschwörung/Mord. Sondern an einen Unfall. Aber auch nicht an die festgestellten Blutwerte. Die wurden vieleicht bewusst übertrieben, damit keine VTs entstehen und jeder weiß das es Pauls Fahrfehler gewesen sein muß. Für mich war er einfach nur zu schnell und es war ein Fahrfehler. Auch Profis kann das passieren, wenn der Chef sie unter Druck setzt, verfolgende Paparazzi abzuhängen.
PrivateEye schrieb:(...) In kleineren, wie einem Hotel o.ä. wird man immer auf Dienstleister zurückgreifen. Sei es ein Vertrag mit einer Sicherheitsfirma die das Personal stellt und basta oder eben jemand freiberufliches. Solche Freelancer wechseln auch öfters von sich die Stellen und arbeiten weltweit, ab einem gewissen Level.
Wenn ich richtig entsinne, war er beim Plaza angestellt und nicht ein beigestellter MA eines Dienstleisters. Du kannst mich gerne korrigieren, wenn Du da andere Informationen hast.
PrivateEye schrieb:Wer soll jetzt wen für den Personenschutz einsetzen oder nicht? Bitte nochmal näher erklären.
Wenn ein Dienst wie der MI 5/6 erklärt es sei "Usus", mit leitenden Sicherheitsangestellten von Hotels in wichtigen Großstädten zusammenzuarbeiten, dann kann er ja nur als Zweck den Personenschutz von VIPs anführen. Er kann ja schlecht sagen, dass er sie als informelle Mitarbeiter für Spionage oder sonstige operative Aktionen einsetzt. Er kann aber beides. Mit dem S-Chef zum Schutz vom VIPs zusammenarbeiten und eben zusätzlich darüber hinaus. Letzteres würde ein Dienst aber wohl kaum öffentlich machen.