ThetiPan schrieb:Nicht unbedingt. Vielleicht wollte er nur den Anschein geben, dass er nichts über ihre bevorzugten Reportagethemen wusste.
Was waren denn "Ihre bevorzugten Reportagethemen"? Ich hatte hier schon vor längerem ein paar links zu ihren Artikeln eingestellt:
Trimalchio schrieb am 26.08.2017:Ein Nachruf (24.8.) von ihrer Freundin Coleen Jose, mit der sie auf den Marshalls recherchierte. Darin sind auch zahlreiche Artikel von Kim Wall verlinkt:
https://opcofamerica.org/remembering-my-friend-kim-wall/
Hier eine längere Liste der Veröffentlichungen von Kim Wall:
https://docs.google.com/document/d/1rVvoU6iPRsGGaiYtmsLM0gNGUS3u_PREAkDa8YSJzck/mobilebasic
Ich schrieb hier am 26.8.:
Trimalchio schrieb am 26.08.2017:parabol schrieb:
Bei pbs ist eine Sammlung der Artikel, die KW geschrieben hat.
Trimalchio schrieb:
Die Liste ist zu kurz. Hier findest du (ganz unten) links zu weiteren Artikeln.
Beitrag von Trimalchio, Seite 96
Dass sie die Skurilitäten ihrer Mitmenschen interessierten, ist unbestritten, und sicher war ihr auch klar: "sex sells". Die Reduzierung ihrer Interessen auf diesen Aspekt halte ich für konstruiert. Daraus lässt sich in diesem Fall, soweit ich sehe, nichts ableiten. Schon garnichts, was ihre eigenen Neigungen betrifft.
Denkbar allerdings, dass Madsen das anders und mit demselben verengten Blick gesehen haben könnte.
Ihr Interesse an den Menschen war
umfassend. Und sogar an dem Raketenbauer von Gaddhafi interessierte sie in erster Linie der Mensch. Seine Raketen waren für sie da eher lästiges technisches Beiwerk. Man kann daraus (Rakete-Rakete!) im Nachhinein eine Verschwörungstheorie basteln, wenn man möchte. Kann das 1% aus ihren Artikeln rauspulen, das im Nachhinein irgendwie eine offensichtliche Verbindung zu Madsenthemen hat, und die anderen 99% ausblenden. Mir ist solch ein Vorgehen offengestanden zu langweilig und KW wird es schon garnicht gerecht. Ich finde viel spannender, wie es wirklich war. Irgendetwas wird sie schon interessiert haben. Aber was das war, wissen wir nicht.
Wenn er sich "nur den Anschein geben wollte, dass er nichts über ihre bevorzugten Reportagethemen wusste", dann hätte er viel besser einfach geschwiegen. Hat er aber nicht. Ja, aber richtig: er wollte seine Ahnungslosigkeit
demonstrieren.
Vielleicht ging ihm erst durch die Reporterfrage auf, dass er sich tatsächlich nach ihrer Profession, nach dem Ort der Publikation garnicht erkundigt hatte, z.B. aus einer gewissen durch Erfahrung gestützten Selbstverliebtheit heraus ("ist doch klar, dass man mich interviewen möchte"). Diese schnoddrige Haltung gibt er jedenfalls zum besten (dem Sinne nach: "Ich merk mir doch nicht jeden Reporternamen!...")
Gleichzeitig mag ihm da erst klargeworden sein, wie unprofessionell das wirken musste, und erfand daher den Namen des erstbesten Magazins das ihm einfiel - "wired".
Das wirkt auf mich so, als wäre ihm nicht klar gewesen, dass sehr viele Journalisten garnicht im Auftrag eines Mediums arbeiten, sondern erstmal auf eigene Rechnung. Auch wir hier im thread haben das ja weitgehend erst lernen müssen. So offenbaren sich in seiner Erfindung nicht nur reale Unkenntnis und Selbstbezogenheit, sondern auch die Lüge selbst.
Wie ich hier vor längerer Zeit bereits einmal schrieb: Auch wenn er nichts von KW erzählt, erzählt er von KW. Auch von daher ist es hochspannend, das was er sagt, genau zu analysieren und nicht immer sofort "der lügt doch sowieso!" zu brüllen.
Für sein Desinteresse an der Profession von KW spricht imho auch, wie unvorbereitet, wie überrascht, ja wie unbeholfen er auf die Riesensuchaktion reagierte.
Ich glaube daher, man sollte auch die Möglichkeit erwägen, dass sie für ihn mehr oder weniger nur irgendein hübsches, neugieriges Mädchen von der Presse war, und eben nicht seine Chance, auf den Schwingen ihrer international begehrten Artikel zu Weltruhm zu gelangen.