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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

11.655 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wald, Entführung, München ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

27.04.2018 um 22:27
@krimifan.

Nun, da gibt es zwei Moeglichkeiten.

(a) Der Taeter hat eine medizinische Ausbildung. Er verabreicht Lachgas ohne ausreichende Sauerstoffbeimischung und ohne Ueberwachung von SpO2 und setzt einen bewusstlosen Patienten in eine Kiste und vergraebt sie aus Habgier. Hier haette man wohl doch sicher genug fuer Mord beisammen.

(b) Der Taeter hat keine medizinische Ausbildung. Er verabreicht einem Kind Lachgas ohne ausreichende Sauerstoffbeimischung. Das Kind ist in einer tiefen Bewusstlosigkeit, und er setzt das Kind in eine Kiste und vergraebt es aus Habgier. Hier haette man in meinem komplett laienhaften Verstaendnis vielleicht genug fuer einen Mord beisammen.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

27.04.2018 um 22:31
@krimifan.

Es kommt eben darauf an, ob der Taeter das Risiko einschaetzen konnte. Das ist uebrigens einer der Gruende, weshalb ich schon mehrmals gefragt habe, ob man damals fuer den Fuehrerschein einen Erste Hilfe Kurs brauchte, und ob man damals mit 15 oder 16 in Bayern auch schon einen solchen in der Schule ablegen musste.

Eine verpfuschte Vollnarkose im Wald ohne richtige Ueberwachung und Lagerung ist doch mehr als nur fahrlaessig.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

27.04.2018 um 22:37
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:(b) Der Taeter hat keine medizinische Ausbildung. Er verabreicht einem Kind Lachgas ohne ausreichende Sauerstoffbeimischung. Das Kind ist in einer tiefen Bewusstlosigkeit, und er setzt das Kind in eine Kiste und vergraebt es aus Habgier. Hier haette man in meinem komplett laienhaften Verstaendnis vielleicht genug fuer einen Mord beisammen.
Leider auch hier nicht. Ich gebe dir ja Recht, dass ist schon eine Nummer, Kind erstickt in Kiste.. grausam.
Mord ist immer Absicht und man hat es auch schon geplant und gewollt. Das bekommst du hier nicht unter einen Nenner.

Der Erwin oder der robernd können uns doch hier locker weiterhelfen.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

27.04.2018 um 23:50
@krimifan.
Mord und Totschlag setzen Vorsatz voraus. Bedingter Vorsatz reicht aus.

Bedingt vorsätzliches Handeln setzt voraus, dass der Täter den Eintritt des tatbestandlichen Erfolges als möglich und nicht ganz fernliegend erkennt und ihn billigend in Kauf nimmt. Dabei kann es sich um einen an sich unerwünschten Erfolg handeln, mit dessen möglichem Eintritt der Täter sich aber abfindet (BGH 5 StR 419/01 v. 11.12.2001).

Bei Mord müssen auch die Mordmerkmale vom Vorsatz erfasst sein. Der Täter muss sich also der Verwerflichkeit seiner Handlung bewusst sein.
http://www.rodorf.de/03_stgb/bt_10.htm (Archiv-Version vom 06.05.2018)

Und hier noch die Strafrechtsvorlesung, Unterpunkt 8, Eventualvorsatz
http://www.jura.uni-augsburg.de/de/lehrende/professoren/kasiske/lehre_forschung/lehrestudium/greco_ss_2015/01_vorlesungen/gk_str2/download/Praesentation-02-_Mord_.pdf

Aber wie gesagt, ich bin nicht vom Fach, da sollte wirklich ein Jurist dran.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

28.04.2018 um 00:57
@AnnaKomnene

Diese Fragen würden sich doch erst erneut stellen, wenn eine Wiederaufnahme erfolgreich ist und dann ein anderer Täter gefasst wird. Es ist nicht garantiert, dass ein neues Gericht zu der gleichen Entscheidung kommt. Die Festellung, dass es sich um keinen Mord handelt, wäre dann nicht endgültig.

Bzgl. dem vorliegenden Urteil kann man wohl nur spekulieren.

Der Mordparagraph muss auch immer weiter ausgelegt werden, als das Gesetz es eigentlich zulässt, weil das BVerfG diesen nicht als Grundgesetzkonform angesehen hat. Das dumme ist aber, dass das BVerfG diesen Paragraphen - wie es sonst häufig macht - nicht aufgehoben hat (mit einer zeitlichen begrenzten Weiteranwendung, bis der Gesetzgeber reagiert hat), sondern er hat weiterhin Bestand. Es überlässt es den Richtern - ohne wirkliche Vorgaben zu machen - dieses Gesetz grundrechtskonform auszulegen. Das kann dann manchmal bewirken, dass - obgleich die Mordmerkmale erfüllt sind - es dann doch nur als Totschlag o.ä. angesehen wird. Die aktuelle Rechtslage ist daher vollkommen unzufriedenstellend. Ich weiß nicht, ob dieses Problem mitgeschwungen hat, bei dem Urteil gegen M, obgleich es im Starfrahmen eigentlich keien Auswirkung gehabt hätte.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Aber wie gesagt, ich bin nicht vom Fach, da sollte wirklich ein Jurist dran.
Das wäre sicherlich richtig, aber ich befürchte, dass man von einem Juristen auch keine ausreichende Antwort erhalten kann.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

28.04.2018 um 08:59
@SCMP77

Nur um es noch einmal zu betonen, das Opfer wurde mit nach hinten ueberstrecktem Genick aufgefunden. Aus verschiedenen Gruenden glaube ich, dass man sie absichtlich so in die Kiste gesetzt hat, und dass sie sich in einer tiefen Bewusstlosigkeit befand.

Uns wurde das damals in der Schule in Erster Hilfe so eingebleut, "lebensrettender Handgriff" bei Bewusstlosigkeit.

Wikipedia: Lebensrettender Handgriff

Rein praktisch hat man uns aber damals gezeigt, das Genick sogar noch weiter zu ueberstrecken als auf dieser Skizze.

Daher sagte Eduard Zimmermann uebrigens auch, das Kind habe ihn angeschaut. Es ging dabei nicht um die Augen, sondern um die Tatsache, dass das Gesicht nach oben gerichtet war, was man sonst nicht erwartet haette. Haette sie erst in der Kiste das Bewusstsein verloren, dann waere sie entweder nach vorne ueber gefallen, oder zur Seite, aber kaum nach hinten, ohne, dass die Tuete heruntergefallen waeren.

Es sieht fuer mich einfach so aus, als haette einer der Taeter gewusst, wie man bei Bewusslosigkeit vorgehen muss, damit die Atemwege frei bleiben. Und daher meine Frage, hat man das damals in Bayern gelernt? Wir mussten den Erste Hilfe Schein alle am Anfang der 10. Klasse machen, und der verfiel nach zwei Jahren, weshalb wir ihn dann fuer den Fuehrerschein gleich noch einmal machen mussten.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

28.04.2018 um 09:46
Wäre es dann nicht möglich das Sie vor der Verbringung schon nicht mehr am Leben war?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

28.04.2018 um 10:34
@Echooo

Ich gehe davon aus, dass man das irgendwie in der Autopsie nachweisen konnte. Sie muessen ja auch irgendwie zu der Schlussfolgerung gekommen sein, dass sie nach einer halben Stunde verstorben ist. Da gibt es nun verschiedene Moeglichkeiten, was es gewesen sein koennte. Ich weiss es aber natuerlich nicht.

Wie gesagt, wenn sie lebendig und bei Bewusstsein in die Kiste gesperrt worden waere, dann haette man eine andere Todesursache und einen anderen Todeszeitpunkt.


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2r2n ehemaliges Mitglied

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

28.04.2018 um 19:23
@AnnaKomnene
@Echooo
Die Todesursache ist eindeutig Hypoxie, das heißt Sauerstoffmangel durch die hermetische Konstruktion der Kiste. Die Unfallklinik Murnau ging von 30 - 60 Min aus. Herr Eisenmenger sagte in der Verhandlung, dass auch bis zu 5 Std. möglich seien, aber das sei ein theoretischer Wert. Eine Lachgas Überdosierung ist zwar nicht nachweisbar, weil Lachgas flüchtig ist. Weil aber keine Befreiungsversuche unternommen wurden und auch sonst keine Bewegungen belegt werden konnten, geht man von Bewusstlosigkeit bei der Verbringung in die Kiste aus. Und da ist Lachgas die einzige Möglichkeit, weil auch sonst keine betäubenden Substanzen nachgewiesen wurden. Außerdem legt das ein erhöhter Hirndruck bei der Obduktion nahe.
Insofern gibt es schon eine relativ hohe Sicherheit, was eure Fragen angeht.
Und die Beobachtung, dass eine der beteiligten Täter medizinisch vorgeprägt gewesen sein könnte, ist durchaus nachvollziehbar. Ob das nun durch einen Erste-Hilfe-Kurs war oder sonstige Kenntnisse vorhanden waren, muss offen bleiben.


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28.04.2018 um 21:00
@2r2n

Das verstehe ich nicht. Waere sie in einer hermetisch abgedichteten Kiste an der eigenen Atemluft erstickt, dann waere sie an CO2 Vergiftung gestorben, also Hyperkapnie, und nicht Sauerstoffmangel, also Hypoxie.

Ich wuerde sagen, dass das zwei paar Stiefel sind. Daher betonte der Gerichtsmediziner es auch. CO2 Vergiftung ist ein qualvoller Erstickungstod, aber das lag hier eben nicht vor.

https://www.tz.de/bayern/tz-ursula-herrmannprozess-gerichtsmediziner-berichtet-110098.html

Es war Sauerstoffmangel wie bei Hoehenkrankheit.

Daher meine Ueberlegung, dass die hermetisch abgedichtete Kiste eben nicht ursaechlich war, sondern, dass vorher etwas geschehen sein muss. Oder stehe ich gerade auf dem Schlauch?


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

29.04.2018 um 08:29
https://www.youtube.com/watch?v=omlEDjmL8dk (Video: Aktenzeichen XY 350 vom 08.11.2002 4/6)

7:43 in diesem Video sieht man die Skizze der Auffindesituation.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

29.04.2018 um 08:57
Guten Morgen zusammen !

Ich möchte - auf Bitte der geschätzten Kollegin @AnnaKomnene - kurz etwas zum Thema Hypoxie/Hyperkapnie erläutern:

Unter dem Begriff Hypoxie versteht man erst einmal nur die Minderversorgung des Körpers mit Sauerstoff (O2). Sie ensteht z.B. in großen Höhen (Bergsteiger am Mount Everest), kann durch Asthmaanfälle enstehen oder auch bei einer gestörten Lungenfunktion z.B. Lungenembolie.

In diesem Fall ist der Auslöser eine verringerte Sauerstoffkonzentration in der Atemluft, konkret durch den höheren Kohlendioxidgehalt. Dies wird dann als Normobare Hypoxie bezeichnet. Erste Symptome sind Unruhe, Angst, subjektiv empfundene Atemnot (Dyspnoe), Blaufärbung von Lippen/Finger/Zehen/Nase (Zyanose), Herzrasen (Tachykardie), dann Koma und am Ende der Kreislaufstillstand.

Unter dem Begriff Hypokapnie versteht man einen herabgesetzten Kohlendioxid-Partialdruck im Blut. Dies entsteht z.B. durch eine hohe Atemfrequenz, durch starke Abatmung des CO2 (Hyperventilation).

In den meißten Fällen hat eine Hypokapnie eine Hypoxie zur Folge. Die Symptome würden dann in dem Fall denen der Hypoxie (s. oben) entsprechen. Sie kann aber auch zu einer Störung des Säure-Basen-Haushalts des Blutes führen (z.B. durch vertiefte Atmung). Der PH-Wert des Blutes steigt, Muskelkrämpfe und "Kribbeln" in den Extremitäten sind die Folge. Schlimmstenfalles droht Bewusstlosigkeit.

In diesem Fall würde ich daher von einer Hypoxie im Zustand einer ggf. bereits zuvor z.B. durch BTM herbeigeführten Sedierung annehmen, die erst zu einer tiefen Bewustlosigkeit/Koma und letztenendes einem Kreislaufstillstand führte.

Ob nun der Sauerstoffmangel in der Kiste durch das ggf. in die Kiste eingeleitete BTM (möglicherweise Gas) oder durch die Atmung (Sauerstoffverbrauch) des Opfers enstanden ist, lässt sich anhand der vorhanden Information für mich persönlich schwer/nicht mit Sicherheit ableiten. Ich würde jedoch aufgrund der fehlenden Verletzungen am Opfer davon ausgehen, dass es bereits beim Einbringen in die Kiste bewegungsunfähig bzw. sediert war. Das würde ersteinmal für eine Normobare Hypoxie durch Verbrauch des Sauerstoffes durch Atmung des Opfers sprechen.


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2r2n ehemaliges Mitglied

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

29.04.2018 um 10:02
@Slaterator
@AnnaKomnene
Danke für die Recherche. Es bleibt dabei: Die Diagnose Hypoxie nach einer Sedierung, die vor der Verbringung in die Kiste, mit großer Wahrscheinlichkeit direkt nach dem Anhalten mit dem Fahrrad, stattfand, ist die plausibelste Erklärung.
Was in dem xy Video auffällt, ist die emotionale Involviertheit von Eduard Zimmermann. Obwohl auf den Auffindefotos deutlich zu sehen ist, dass Ursulas Augen geschlossen sind (Wer einschläft, auch wenn es durch Sedierung/Sauerstoffmangel ist, schließt die Augen) sagt er:
"... und trotzdem schaute es mich mit großen Augen verzweifelt und flehend an. Ich muss Ihnen sagen, ich werde diesen Blick nie vergessen." Und dann ging es auf Nachfrage weiter: "...aber, hier war es ein Kind, das mich voller Angst, aber natürlich auch voller Erwartung so durchdringend angeschaut hat, dass ich, also ganz spontan, mir das Versprechen gegeben oder, also, abgenommen habe und natürlich auch dem Kind gegeben habe, dass ich alles tun werde, dass dieser Mensch gefunden wird und vor Gericht gestellt werden kann, der dieses Verbrechen begangen hat." Dazwischen liegen noch ungefähr 15 "ähs".
Die Frage, die sich mir stellt: Warum sagt er das? Warum hat er es auch in seinem Buch nicht revidiert? Ich gehe davon aus, dass es ihn einfach getroffen hat und deswegen ist er hier von der Realität weggegangen. Er wollte zwar den Ermittlungsbehörden helfen, hat aber damit eine falsche Fährte gelegt, was die Psyche des Täters angeht. Die Idee vom bestialischen Unmensch wird hier verstärkt. Etliche Details der Entführung belegen aber, dass eine merkwürdige, lebensfremde Form der Empathie auch im Spiel ist. Aus meiner Sicht gerät das durch die Äußerungen von Herrn Zimmermann aus dem Blick.
Ich habe den Herrn Eisenmenger in der Verhandlung 2009 übrigens nicht gefragt, weil ich es nicht wusste. Ich wollte, dass die Aussage von Herrn Zimmermann öffentlich revidiert wird, was dann durch die Presse auch geschehen ist.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

29.04.2018 um 17:18
@Slaterator

Vielen Dank fuer die Einschaetzung!

@2r2n

Das menschliche Gedaechtnis ist eben nicht exakt. EZ sah das ihm zugewandte Gesicht, was man normalerweise nicht erwarten wuerde, da ein bewusstloser Mensch eher nach vorne fallen wuerde. Und das hat ihm so einen Schock verpasst, das sich seine Erinnerungen verfaelscht haben. Das wundert mich nicht.

Er hat die emotionale Schiene gewaehlt und dabei auch zugegeben, dass er hier den professionellen Abstand verloren hat (und sich somit eine Bloesse gegeben), um an das Gewissen von Mitwissern zu appellieren. Das sagt er auch. Mit den ueblichen Ermittlungen haben sie ihn nicht gekriegt, und deshalb hoffte er darauf, dass jemand, der am Rande involviert war, zuerst zu seinem Anwalt und dann zur Polizei geht.

Die Strategie war also dieselbe wie auch bei Lolita Brieger,
Wikipedia: Lolita Brieger
was ja auch sofort geklappt hat. Aus Gruenden, die ich persoenlich nicht nachvollziehen kann, war es dann aber doch nur ein verjaehrter Totschlag.

Was den Hauptentfuehrer Deiner Schwester angeht, und seine Mitwisser, so ist er in der Tat ein bestialischer Unmensch, nur eben ein erschreckend passiver und vorausplanender mit pathologischen Zuegen. Ist es nun Zynismus oder Empathie, weshalb er die Kiste mit Stoff tapeziert hat? Hat oder besser haben sie sie sediert, um es fuer sie angenehmer zu machen, oder weil sie Weicheier waren, die nicht mit einem Kampf fertig geworden waeren? Ich habe dazu keine Loesung.
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb am 11.04.2018:Ich habe mal ueber die moeglichen Gruende fuer die Vorgehensweise der Taeter nachgedacht. Bei der Entfuehrung gab es keine Kampfspuren, es wurde Lachgas verwendet, das Fahrrad wurde sorgfaeltig an einen Baum ein Stueck weiter gelehnt.

Weshalb wurde hier Lachgas verwendet?

- die Entfuehrer wollten einen Kampf vermeiden
- die Entfuehrer haben selbst in der Freizeit Lachgas konsumiert, und fanden es naheliegend
- die Entfuehrer verfolgten einen psychotischen Plan
- die Entfuehrer wollten es dem Opfer angenehm machen
- die Entfuehrer wollten es komplizierter machen

Letzterer Punkt widerspricht normalen menschlichem Handlungsmustern, aber das ist eigentlich ueberall so in diesem Fall.

Mehr faellt mir gerade nicht ein. Es koennen natuerlich auch mehrere Punkte gleichzeitig zutreffen.

Mir ist doch noch eine weitere Moeglichkeit eingefallen.

- die Entfuehrer hatten es in einem Groschenroman gelesen.

Koennte das sein?
Und hier ist noch eine weitere Moeglichkeit von meiner Liste:

- sie kannten Lachgas aus einem medizinischen Kontext, zu dem sie eine Verbindung hatten.


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

29.04.2018 um 19:01
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb:Das Gestaendnis des Alkoholikers sollte so keinen Bestand haben (...) Dazu ist mehr als fraglich, ob ein Alkoholiker ueberhaupt die Konzentrationsfaehigkeit gehabt haette, ein solches Loch alleine auszuheben.
Vorsicht: Nur weil jemand Alkoholiker ist ist sein Geständnis nicht schon von vornherein wertlos, sondern es sind immer der Einzelfall und die Umstände zu bewerten. Auch solche Zeugen können einen "lichten Moment" (lucidum intervallum) haben, wo eine entsprechende Aussage beweisgewürdigt werden kann! Das Geständnis von P. erscheint in erster Linie deshalb hinterfragenswert, weil es zu unsubstantiiert und unglaubwürdig erscheint, nicht weil er gesoffen und halluziniert hat.

Auch das mehrmalige Widerrufen und erneute Gestehen alleine darf nicht zur Unbeachtlichkeit eines Geständnisses führen. Der britische Serienkiller Fred West, ein notorischer Lügner und Angeber, hat seine Taten gestanden, innerhalb von Minuten widerrufen und dann erneut gestanden. Alle Angaben haben sich anschließend im wesentlichen als wahr erwiesen.

Seht euch doch mal die Entführung von Johannes Erlemann im März 1981 an. Dieser Entführungsfall weist nicht nur einige Parallelen mit der Entführung von Ursula Herrmann auf, Details daraus könnten (neben Barbara Jane Mackle) auch durchaus als "Anleitung" für die Entführung von Ursula gedient haben. Es waren damals, wie sich herausstellte, vier Täter, zwei davon haben durch übermäßigen übermäßigem Alkoholkonsum das Gelingen des Vorhabens beeinträchtigt. Warum wurden sie dann trotzdem ausgewählt?

Zu euren Fragen bezüglich des bedingten Vorsatzes schreibe ich in Kürze! Bitte um etwas Geduld.

Gruß EK


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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

29.04.2018 um 21:47
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb: Der britische Serienkiller Fred West, ein notorischer Lügner und Angeber, hat seine Taten gestanden, innerhalb von Minuten widerrufen und dann erneut gestanden. Alle Angaben haben sich anschließend im wesentlichen als wahr erwiesen.
Na ja, für eine Beurteilung ex post mag das ja stimmen, aber für eine ex ante, also wenn man noch nicht weiss, was Sache ist, völlig unbrauchbar.


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29.04.2018 um 22:00
https://www.standard.co.uk/news/london/london-university-fined-70000-after-scientist-suffocated-in-lab-filled-with-nitrogen-a3718781.html

Nur mal zur Verdraengung der Atemluft durch Lachgas, das muesste fast der gleiche Mechanismus sein wie auch bei Verdraengung durch Stickstoff.

Wikipedia: Inert gas asphyxiation

Man merkt es wohl nicht. Der Wissenschaftler, der oben beschrieben wird, hat nicht gemerkt, dass der Abzug kaputt ist, und hat einfach weitergearbeitet. Und irgendwann ist er einfach umgekippt. Bei Lachgas kaeme vorher nur der euphorische Effekt hinzu.


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2r2n ehemaliges Mitglied

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Der Fall Ursula Herrmann, Anfang 80er Jahre

29.04.2018 um 22:10
@ErwinKöster
@AnnaKomnene
Wir haben bei Pfaffinger noch andere Probleme als die Alkoholsucht:
- Er war körperlich nicht fähig, ein solches Loch auszuheben
- Mazurek und er waren sich nicht gerade wohl gesonnen
- Als Teil einer Konspiration war er völlig ungeeignet
- Er hat einmal unter dubiosen Umständen das "Geständnis" abgelegt und danach nur noch widerrufen
- Was das Gericht als Täterwissen eingestuft hat, war vorher in allen Zeitungen (mir liegt ein umfassender Bericht mit allen Details vom 07.10.81 aus dem Landsberger Tagblatt vor - im Original, mein Vater hat ihn aufgehoben)
- Bei der Tatortbegehung hat er das Loch nicht gefunden und es auch im völlig falschen Teil des Waldes gesucht

Pfaffinger konnte in der Verhandlung 2009/10 nur deswegen so umfunktioniert werden, weil das TK 248 die Tür dazu aufgemacht hat. Ohne Tonbandgerät keine Anklage. Pfaffinger alleine geht nicht. Das hatte schon 1982 dazu geführt, dass die Spur Mazurek fallen gelassen wurde.


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29.04.2018 um 22:12
Zitat von AnnaKomneneAnnaKomnene schrieb am 26.04.2018:Das Gestaendnis des Alkoholikers sollte so keinen Bestand haben. Es gibt in allen groesseren Kriminalfaellen Menschen, die gestehen, und wenn sie dieses Gestaendnis nicht irgendwie mit Taeterwissen untermauern koennen, dann gilt es sozusagen nicht.
Zitat von ErwinKösterErwinKöster schrieb:Vorsicht: Nur weil jemand Alkoholiker ist ist sein Geständnis nicht schon von vornherein wertlos, sondern es sind immer der Einzelfall und die Umstände zu bewerten. Auch solche Zeugen können einen "lichten Moment" (lucidum intervallum) haben, wo eine entsprechende Aussage beweisgewürdigt werden kann! Das Geständnis von P. erscheint in erster Linie deshalb hinterfragenswert, weil es zu unsubstantiiert und unglaubwürdig erscheint, nicht weil er gesoffen und halluziniert hat.
Genau das hatte ich uebrigens auch geschrieben, Du hattest den entsprechenden Satz aus meinem Text nur herausgekuerzt.


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29.04.2018 um 22:26
@2r2n

Ja, die Details kommen aus der Pressemeldung. @robernd hat sie dankenswerterweise ins Netz gestellt.

https://www.radonmaster.de/werner-mazurek/zum_zivilverfahren/Presseerklaerung_05-10-1981.pdf

Mir erschliesst sich nicht ganz, wieso das so veroeffentlicht wurde. Den Inhalt der Kiste haette man nicht so im Detail beschreiben muessen.

Was P angeht, so stimme ich voll und ganz zu. Er haette bei einer langen Planungsphase geistig wohl kaum mithalten koennen. Und koerperlich haette es fuer eine solche Arbeit auch nicht gereicht.


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