@SCMP77 Trotzdem wundert es mich irgendwie. Wie stark faellt der Grund denn in Ufernaehe ab? Waren die Boote am Anleger zugaenglich?
Die Polizei hat ein normalerweise ein Protokoll, dem man in solchen Faellen folgt. Das basiert einfach nur auf Erfahrungswerten. Wenn ein Maedchen nicht zuhause ankommt, und man sicher festgestellt hat, dass es sich nicht bei Freunden oder auf irgendeinem Spielplatz befindet, und es dunkel wird, und es auch keine Vorgeschichte gibt, dh dass das Kind frueher noch nie weggelaufen ist, dann wird die Wegstrecke abgesucht, und da vor allem auch Boeschungen, Strassengraeben, Gebuesch am Wegesrand. Das muss schnell gehen, denn es koennte sich ja um einen Fahrradunfall handeln, mit einem verletzten und bewusstlosen Opfer.
Zeitgleich schrillen natuerlich auch die Alarmglocken, dass es sich hier um ein Toetungsdelikt handeln koennte. Hier geht man dann auch erst einmal von der normalen Wegstrecke aus, und sucht zunaechst mal nach dem Fahrrad, denn das haette ein Taeter nicht mitgenommen.
Nun findet man das Fahrrad, es ist dunkel, und dann arbeitet man sich von diesem nun doch wahrscheinlichen Tatort weiter vor. Erfahrungsgemaess will ein Taeter zwei Dinge, das Opfer verstecken, und nicht mit dem Opfer gesehen werden. Das moechte er, damit er nicht gefasst wird. Auch wenn er nur ein paar Stunden gewinnt, so steigt dadurch doch seine Chance, unbeobachtet zu fliehen und sich vielleicht sogar noch ein Alibi zu verschaffen.
Er steckt also in diesem Dilemma. Weiter weg transportieren heisst bessere Chancen, die Leiche zu verbergen, aber auch das Risiko, gesehen zu werden. Und Erfahrungsgemaess sind hier Gewaesser besonders beliebte Orte, eine Leiche schnell loszuwerden, und damit eine Menge Zeit zu gewinnen.
Die Polizei haette also, nach Fund des Fahrrades normalerweise zuerst davon ausgehen sollen, dass die Leiche im Ammersee ist, oder alternativ in einem Umkreis von vielleicht hundert Metern im Wald irgendwo grob verscharrt oder hastiv mit Aesten bedeckt.
Die zweite Moeglichkeit waere, dass sie mit einem Auto weiter weg transportiert worden sein koennte. Hier kaemen Waldgebiete so im Umkreis von vielleicht mal zehn Kilometern in Frage. Mit einem Auto haette der Taeter ein aehnliches Problem wie mit einer Leiche ueber der Schulter. Weiter weg heisst bessere Moeglichkeit der Verschleierung, aber auch die Gefahr, mit der Leiche im Kofferraum irgendwo erwischt zu werden.
So, wie es die ersten beiden Tage aussah, haette sich die Suche auf einen relativ kleinen Umkreis um den Tatort konzentrieren muessen, und den See. Dazu wuerden sie im Hintergrund alle einschlaegig bekannten Kinderschaender der Region ueberpruefen, und noch andere Waldgebiete im Umkreis.
Es wuerde fuer den Taeter ein ziemliches Risiko bedeuten, die Leiche mit einer Schaufel vor Ort zu vergraben. Man wuerde eher von einem hastigen Verscharren ausgehen, oder einem Taeter, der ein bereits vorhandenes Loch kannte, zB einen Schacht oder aehnliches.
Das Vorgehen der Polizei finde ich einfach nur ungewoehnlich. Es muss irgendwelche Hinweise gegeben haben, dass sich das Kind weiterhin in diesem Waldstueck befand. Und das ist uebrigens bei Entfuehrungsfaellen auch meistens nicht der Fall. Da wird das Opfer weiter weg transportiert, tot oder lebendig, ansonsten wuerde die Erpressung ja gar nicht funktionieren.