robernd schrieb:Der Einzige, der das auch während des Strafprozesses erkannt hatte, war Michael H. Der wurde aber heruntergebügelt.
Mit richterlicher Autorität konfrontiert zu werden ist gerade für akademisch gebildete Menschen nicht nur schwer erträglich, sondern kann auch traumatisch sein. Michael ist da nicht der erste. Man ist es ansonsten gewohnt, zu erklären und zu diskutieren, hat selbst berufliche Autorität - und dann wird einem in einer sehr wichtigen persönlichen Angelegenheit das Wort abgeschnitten.
Andererseits hat der Vorsitzende die Verfahrensleitung, er erteilt das Wort. Bei einem Mammutprozess wie dem gegen Mazurek (55 Verhandlungstage sind außergewöhnlich viel) bedarf es straffer Verhandlungsleitung, der man sich unterordnen muss. So ein Prozess darf nicht "platzen", das ist vermutlich die größte Furcht der Richter. Ich denke, das Ergebnis ist für sie weniger wichtig wie das geordnete Verfahren, für das sie sorgen müssen. Man sieht das auch an den Revisionsgründen.
ErwinKöster schrieb:Anomalitäten bez der Ermittlungen natürlich, nicht primär personenbezogen. Obwohl es mir ein Rätsel ist dass ein Ermittler, der einen guten Ruf als akribisch hatte (auch später bei der Zielfahndung) solche Dinge tut. Das ist bemerkenswert.
Auch wenn
@Andante hier im Nachtprogramm den Werbeblock der Bayerischen Staatsregierung hat heiß laufen lassen, arbeitet - wie die Justiz - auch die bayerische Polizei nicht perfekt. Selbstherrlichkeit und mangelnde Fehlerkultur können ebenso fatal sein, wie schlechte Ausstattung, Frustration und Überforderung. Der Unterschied zwischen Münchner und Berliner Polizisten fällt nicht immer zu Gunsten Bayerns aus.
Hier scheint es zudem früh heftige Zerwürfnisse zwischen den Beamten gegeben zu haben und gerade dieser eine Beamte scheint mir ein Bezugspunkt gewesen zu sein. Dass der Fall schließlich vom LKA übernommen wurde, spricht auch Bände. Genauso bemerkenswert ist es eben, wenn ein ehemals führender Ermittler ganz klar Position gegen das amtliche Endergebnis der Ermittlungen positioniert. Das mag nicht nur fachliche, sondern auch persönliche Gründe haben, aber allein persönliche sicher nicht.
Wir dürfen aber den Sprung in die Kiste nicht allein mit den Augen des hochtechnisierten Ermittlungszeitalters sehen. 1981 war Kriminalistik noch viel mehr Handwerk als heute. Deshalb konnte Mazurek nicht angeklagt werden. Die Spurenlage gab es nicht her. Ein Sprung in das
corpus delicti war 1981 noch nicht so desaströs, wie er heute wäre.
Mir erscheint es, wenn dem Beamten - vielleicht im Angesicht der Journalisten und Kameras - der Gaul durchgegangen ist. Einmal wichtig sein, einmal ein Held sein...