Palio schrieb:Es muss dazu keine allgemein-wissenschaftlichen Erkenntnisse geben. Das hier war und ist ein Einzelfall.
Also ob die naturwissenschaftlichen Gesetze berücksichtigt worden sind, wenn man einfach ein unbekanntes Zwischengerät völlig unberücksichtigt lässt, weil man es nicht kennt, das ist schon einmal zweifelhaft. Dann bauen auch Einzelfälle auf wissenschaftlichen Erkenntnissen auf, siehe z.B. den Stimmvergleich.
Oder wie würdest Du dazu stehen, wenn ich sage, anhand Deines Passbildes und Deines Fingerabdrucks kann ich als forensischer Anthropologe erkennen, ob Du ein Verbrecher bist oder nicht?
Andante schrieb:Erst danach kommt die Erwähnung des Gutachtens, wobei das Gericht ausdrücklich erwähnt, dass das TK „wahrscheinlich“ verwendet hat.
Das Gericht zitiert die Ausführungen der Gutachterin. Sie hatte von "wahrscheinlich" gesprochen. Das Gericht würde sich sonst in Widerspruch zu seinen eigenen Feststellungen setzten (S. 201, 203), die sehr großes Gewicht haben (müssen). Ein bloß "wahrscheinliches" Gutachten kann man auch mal vom Tisch hiefen, freilich müsste dann die Befragung der Sachverständigen anders ablaufen.
julina32 schrieb:Herr Fischer ist mir dagegen sympathisch.
Ob mir Herr Fischer sympathisch ist, weiß ich nicht so recht. Er biedert sich jedenfalls nicht an, nimmt Transparenz ernst und scheut sich nicht, auch unbequeme Wahrheiten auszusprechen, mit denen er sich selbst nicht schont. Ich bin mir aber nicht sicher ob er ein zynischer oder versteckt empathischer Mensch ist. Egal. Empfohlen werden soll auf jeden Fall diese Podcast-Reihe u.a. mit Thomas Fischer, umsonst, öffentlich-rechtlich, strafrechtlich einwandfrei und absolut seriös:
https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/podcast-sprechen-wir-ueber-mord-100.htmlrobernd schrieb:Der Kommentar im Gutachten zu den Wahrscheinlickeitsstufen ist ein Widerspruch in sich:
Entweder ist eine Umsetzung in prozentuale Stufen unmöglich.
Oder die Abstände zwischen den Stufen werden mit höherer Wahrscheinlichkein geringer (siehe buntes Bild). Dann sind die Stufen aber auch definiert.
Die "Wahrscheinlichkeit" als Grad persönlicher Überzeugung und die "Wahrscheinlichkeit" als Begriff der Stochastik haben sowieso wenig miteinander zu tun. Die eine ist Ergebnis einer Argumentation, die andere Ergebnis von Zahlen und Werten. Wenn man nicht - wie z.B. bei der DNA-Analyse - mathematische Wahrscheinlichkeitsgrade abbilden kann, ist es ziemlich müßig, nichtmathematische Wahrscheinlichkeitsaussagen in Prozente umzurechnen.
Zwei Beispiele:
"Donald Trump war wahrscheinlich (höchst wahrscheinlich) der schlechteste US-Präsident aller Zeiten." Zu wie viel Prozent war er das?
"Wenn ich 4 Halbe Bier trinke und mit dem Auto nach Hause fahre, baue ich wahrscheinlich einen Unfall." Wie hoch ist diese Wahrscheinlichkeit? Statistisch vielleicht berechenbar, die allgemeine Unfallwahrscheinlichkeit bei 0,8 Promille. Aber individuell? Wie immer, es kommt drauf an. Ich bin in meinem Leben bestimmt ein Dutzend oder mehr Mal mit dem Auto mit 0,8 Promille nach Hause gefahren - und es ist nie etwas passiert. Weil es über die Dörfer ging und ich immer sehr langsam gefahren bin, wenn ich nicht nüchtern war.