AnnaKomnene schrieb:Und am Landheim selbst gab es uebrigens auch Schueler aus ganz normalen Mittelstandsfamilien, naemlich die Kinder der Lehrer. Da waeren auch keine zwei Millionen auf dem Konto zu erwarten gewesen.
@AnnaKomnene Das mag schon sein, aber es geht bei der Planung eines Verbrechens eben auch um Wahrscheinlichkeiten: Wenn man schon das Risiko einer Entführung eingeht, dann natürlich so, dass die Chance, ein Opfer aus vermögenden Verhältnissen zu erwischen möglichst hoch ist, sofern man nicht ohnehin nur eine bestimmte Person entführen will, von der man sicher weiß, dass die Familie vermögend ist.
Bei diesem Ansatz wäre davon auszugehen, dass Ursula Herrmann ein Zufallsopfer war.
Weitere, außer zunehmendem Zeitdruck, für mich nach abnehmender Wahrscheinlichkeit sortierte Erklärungen für die mit fortschreitender Tatausführung zunehmenden Inkonsistenzen bzw. "Schlampereien" wären:
- Der auch schon von anderen hier im Forum eingebrachte Ansatz, dass es bei der Tat letztlich gar nicht um das Geld ging, sondern darum, den Eltern oder allgemein der Familie des Opfers einen "Denkzettel" zu verpassen:
Der Vater von UH war Lehrer, vielleicht gab es einen oder mehrere ehemalige Schüler, die sich von ihm aus ihrer Sicht ungerecht behandelt fühlten und ihm eins "auswischen" wollten, was dann furchtbar schief ging.
Vielleicht hatte Familie Herrmann Feinde, von denen sie selbst nichts wusste oder sie stand symbolisch für etwas, was aus Tätersicht "bestraft" werden sollte.
- Eine hier auch schon erwähnte Untervariante davon wäre noch, dass die Tat nur eine Art Inszenierung war, um sich täterseitig selbst wichtig zu machen und z. B. die Ermittlungsbehörden vorzuführen, nach dem Motto: "Schaut her, wie ihr euch habt austricksen lassen...". Das konkrete Opfer wäre in diesem Fall eigentlich egal gewesen, es musste nur in die Kiste passen. Eine reale Geldübergabe war von vorneherein gar nicht vorgesehen.
- Die Tat war als Ablenkungsmanöver gedacht, um möglichst viele Polizeikräfte westlich von München zu binden und im Hintergrund ein ganz anderes Verbrechen, z. B. östlich von München, durchzuführen.
Auch in diesen Fällen war der Tod des Opfers vermutlich nicht geplant, sondern es hätte nach Erzielung des gewünschten Effekts wieder frei gelassen werden sollen.