panta_rhei schrieb:Habt ihr schon mal einen größer aufgezogenen Suchaufruf gestartet, also Zeitungsanzeigen oder besser über Facebook oder Instagram, vielleicht WhatsApp gefragt, wer noch Originalmitschnitte aus der Zeit hat?
Ich habe überlegt, wo alte Leute mit Tonarchiv unterwegs sind. Dort habe ich meine Anfrage in die letzte Zeile gesetzt. z.B. im HiFi-Forum und Bandmaschinenforum. Die Anfrage erscheint dann in allen Beiträgen, die ich dort jemals geschrieben habe. Ob die auch jemand liest, ist ein anderes Problem. Siehe
https://forum2.magnetofon.de/board2-tonbandger%C3%A4te/board19-diskussionen/19024-was-beeinflusst-die-entstehung-von-kopierechos/, mein erster Beitrag.
Anfragen an das Deutsche Rundfunkarchiv waren nicht erfolgreich. Ich hatte gehofft, dass dort reihenweise Mitschnitte des BR liegen. Ich wusste, dass der DDR-Rundfunk praktisch vollständig archiviert ist, weil der Monitoring-Service des (amerikanischen) RIAS-Berlin damals praktisch alles mitgeschnitten hat. Insgeheim hatte ich gehofft, dass die Mädels/Jungs in der DDR ebenso fleißig waren.
2r2n schrieb:Habe ich hier etwas falsches analysiert?
Ich würde nicht erwarten, dass du etwas falsches analysiert hast. Vielleicht hast du andere Jingles gehabt. Auf die von mir gefundenen gehe ich später ein.
JosephConrad schrieb:Ist es nicht so, dass der Fingerabdruck des Jingles die Länge = Anzahl der Schwingungen der einzelnen Grundtöne ist und nicht die Obertöne? Die Obertöne könnten doch durch Verzerrung / falscher Arbeitspunkt der Endstufe des Wiedergabegerätes erzeugt bzw. verändert werden, oder liege ich da völlig falsch?
Hier liegst du im Prinzip richtig. Wenn die Anzahle der Schwingungen übereinstimmen (das tun sie), müssen wir tiefer einsteigen. Einigermaßen akzeptable Elektroakustik (auch übersteuerte Tonbänder) erzeugt
ungeradzahlige Harmonische, also Obertöne der 3-, 5-, 7-fachen Frequenz des Grundtons. In der BR-Tonträgervorlage fehlen verschiedene
geradzahlige Harmonische, die in der Tätertonfolge vorhanden sind. Die entstehen durch Audio-Verzerrungen nur sehr selten. Dafür wäre eine unsymmetrische, parabelförmige (quadratische) Übertragungskennlinie erforderlich. Audio-Systeme haben in der Regel auch bei Übersteuerung symmetrische Kennlinien (z.B. Signalbegrenzung) und erzeugen damit nur
ungeradzahlige Harmonische.
Der B3-Jingle besteht aus 4 Tönen unterschiedlicher Tonhöhen. In jedem dieser Töne ist die Obertonstruktur etwas anders. Mit einer bestimmten Übertragungskennlinie lässt sich (wenn überhaupt) nur immer ein Vorlagen-Ton der Tätertonfolge anpassen. Wie auch immer die Übertragung in der Praxis aussieht, es ist nicht möglich, alle Töne gleichzeitig so zu beeinflussen, dass sie der Tätertonfolge entsprechen.
Der Gutachterin ist dieser Zusammenhang offenbar unbekannt. Die Gutachterin schmettert diesen Einwand heute mit dem Argument ab, sie probiert es aus und rechnet nicht. Während des Strafprozesses hatte sie noch behauptet, Vorlage und Tätertonfolge wären reine Sinus-Töne (so steht es im Urteil). Die haben per Definition überhaupt keine Obertöne/Harmonischen.
Das experimentelle Ausprobieren ist aber nur möglich, wenn man mit viel Aufwand Elektronik mit verschiedenen Übertragungskennlinien zusammen lötet. Mit einem Audio-Editor Programm lassen sich unterschiedliche Übertragungskennlinien vergleichsweise schnell simulieren. Wenn man genau weiß, was man will.
Details dazu findet ihr in meiner
Gegendarstellung zum Gutachten in den Abschnitten 3 (S. 6) und 4.2.1.4 (S. 14).