Inga Gehricke - Fünfjährige in Stendal vermisst
20.05.2023 um 09:58Der zitierte Beitrag von IsleEsme wurde gelöscht. Begründung: Unerlaubte VerdächtigungenDas sind sicher goldene Worte mit Blick auf so manches Theoriegebäude, das hier im Kriminalforum erstellt und diskutiert wird, insofern Zustimmung. Gerade bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung von Kindern, und eine solche steht hier, neben anderen Hypothesen, im Raum, besteht natürlich die bittere Wahrheit darin, dass die Täterschaft sich in den allermeisten Fällen aus dem Nahbereich des Opfers rekrutiert: Onkel, Nachbarn, Partner der Mutter, Arbeitskollegen der Eltern, Trainer, und so weiter.
Andererseits diskutieren wir hier ja sehr oft gerade die mysteriösen, seit langer Zeit ungeklärten Fälle mit besonderer Intensität, und wenn solche Fälle dann doch aufgelöst werden, git es für mich im Grunde zwei Kategorien:
- Der Verdächtige stand bereits namentlich in der Akte; durch verschiedene Umstände, oder Mangel an Beweisen, kam es nicht zum Tatverdacht oder zur Anklage.
- Die Vorgehensweise des Täters, oder die sonstigen Umstände des Falles, sind so außergewöhnlich, dass eine entsprechende Hypothese in einem Kriminalforum als unwahrscheinlich verworfen worden wäre.
Grob gesagt, arbeiten die Ermittlungsbehörden in meinen Augen vorwiegend nach der Ockham'schen Methode. Das sind sie aus Gründen der Effizienz, der Neutralität und auch aus Gründen der Aufklärungsquote den Bürgern schuldig, und meist werden sie damit richtig liegen.
Unterstellt, dass die Ermittlungsbehörden nach den anerkannten Regeln arbeiten, und keine groben Fehler gemacht wurden, kann ein mysteriöser, lange ungeklärter Fall in meinen Augen nur in die zweite der oben umrissenen Fallgruppen eingeordnet werden. Ansonsten hätte man ihn doch mit hoher Wahrscheinlichkeit, wenn schon nicht aufklären, so doch mit einer Akte hinterlassen müssen, in der der Täter zumindest Erwähnung findet.
Im Fall Inga, und insofern würde ich mich nicht festlegen wollen, steht natürlich gerade in Frage, ob von der StA her alles in den richigen Bahnen verlief, ob nicht doch bekannten Ansätzen intensiver hätte nachgegangen werden müssen. Schwierig zu sagen, denn wir erinnern uns, dass etwa in dem Haus mit den zugemauerten Fenstern, keinerlei Spuren der kleinen Inga gefunden werden konnten.
Ich glaube, dass die richtige Mischung aus "Sparsamkeitsprinzip" und Heuristik, auch "Spürnase" oder "Intuition" genannt, zum Ziel führen kann. Bei Verbrechern, die etwas schlauer sind, als der durchschnittliche Kriminelle, müssen auch die Ermittler mMn etwas unkonventioneller denken. Anders als etwa bei Eigentumsdelikten, rekrutiert sich die Täterschaft beim hier besprochenen Deliktfeld aus allen Kreisen der Gesellschaft.
Da kann auch schon mal ein sehr umsichtig handelnder, schlauer Täter am Werk gewesen sein. Auch und gerade diesen muss man finden und zur Verantwortung ziehen.