Palio schrieb:Nochmal: Den Brötchenzeugen bitte nicht ignorieren und Frau Ameis hat ihr Auto selbst gefahren und ihr Handy selbst am frühen Nachmittag bedient.
Das Problem ist doch, dass jeder einzelne der Eckpunkte, die Du hier als gesetzt annehmen möchtest, mit einer gewissen Unwahrscheinlichkeit behaftet ist. Mit welcher Wahrscheinlichkeit hat sich der Brötchenzeuge geirrt? Mit welcher Wahrscheinlichkeit hat sich die Backshopzeugin geirrt? Mit welcher Wahrscheinlichkeit stimmen die Angaben des Bruders? Mit welcher Wahrscheinlichkeit war es BA und nicht jemand anderes, der den Flugmodus eingestellt hat? Und mit welcher Wahrscheinlichkeit war es BA und nicht jemand anderes, der das Auto in Lautzenhausen abgestellt hat?
Und will damit noch nicht einmal unterstellen, dass einer der Zeugen bewusst und in bösen Absichten gelogen hat, sondern sich einfach nur vertan hat. Und vielleicht nicht mal so grob, wie einige für die Aussage des Brötchenzeugen für wahrscheinlich halten, der das Auto auch an einem ganz anderen Tag zum ersten mal gesehen haben könnte oder dass es ein ganz anderes rotes Auto war, das zufällig am Ostersamstag von 8 bis 12 Uhr an der Stelle stand, an der später (Samstag ab 14 Uhr oder erst am nächsten Tag oder zwei Tage später) BAs Auto abgestellt wurde.
Vielleicht war der Bruder an dem Samstagmorgen besonders müde und das Gespräch mit der Schwester ist im deshalb besonders lang vorgekommen, obwohl es nur ein kurzes, 20minütiges Pläuschchen war. Oder er musste am Arbeitsplatz irgendwelche Dinge erledigen, hatte das im Hinterkopf, als man von Hölzchen auf Stöckchen kam und deshalb Druck im Nacken und ein schlechtes Gewissen, weshalb er gefühlt 45 Minuten geschwätzt hat, obwohl es nur 20 Minuten waren.
Dann hätte BA den Tower schon gegen 7.20 Uhr verlassen. Und die Backshopzeugin hat sich vielleicht in der Uhrzeit, im Tag oder in der Person geirrt.
Wir neigen aber dazu, den Aussagen des Bruders und der Backshop-Zeugin zu glauben, weil sie sich gegenseitig bestätigen und sich somit ein logisches Bild ergeben. Deshalb haben wir hier schon seitenweise darüber diskutiert, warum BA durch die Flughalle gegangen ist und nicht den direkten, kürzeren Weg im Freien genommen hat. Auch da haben wir jede Menge Theorien überlegt, um uns das hin zu biegen. Vielleicht irrt sich die Backshop-Zeugin aber doch und es war gar nicht BA die sie gesehen hat, sondern jemand ganz anderes. Der Bruder kann aber trotzdem genau richtig mit seiner Aussage liegen, vielleicht musste er um 8.45 Uhr einen Wettermessung freigeben und hat um 8.43 Uhr gesagt: "So, jetzt müssen wir mal aufhören zu schwätzen, ich muss jetzt die Daten hier kontrollieren.", so dass er genau sagen konnte, wie lange das Gespräch gedauert hat und auf die Minute genau wusste, wann BA seinen Arbeitsplatz verlassen hat.
Nur ist BA dann eben nicht durch die Flughalle gelaufen, sondern hat den kürzesten Weg zum Appartement über das freie Gelände genommen. Oder hat im Flur des Büros Bauchweh bekommen und einen halbe Stunde auf dem Klo gesessen. Oder ist, um nach der Nachtschicht wach zu werden, eine halbe Stunde draußen spazieren gegangen, bevor sie zum Appartement gegangen ist.
Oder der Bruder irrt sich, und BA ist schon um 7.20 Uhr aus seinem Büro gegangen, hat dann die kurze Spazierrunde gemacht und wollte sich auf dem Rückweg in der Halle um 8.00 Uhr einen Kaffee und ein Brötchen zum Mitnehmen ins Appartement holen, wobei sie dann von der Backshop-Zeugin gesichtet wurde.
Nur weil sich also die beiden Aussagen gegenseitig zu bestätigen scheinen, heißt es nicht, dass sie deshalb auch stimmen. Sie können beide wahr oder falsch sein oder eine stimmt und eine stimmt nicht. Natürlich steigt mit einer zunehmenden Zahl sich ergänzender, und nicht widersprechender Aussagen die Wahrscheinlichkeit, dass etwas so war, wie es berichtet wurde. Aber selbst bei 10 sich ergänzenden Aussagen kann ein Ablauf immer noch ganz anderes gewesen sein, eben weil die Leute sich alle geirrt haben, ungenau berichtet oder beobachtet haben oder etwas anders interpretiert haben.
Und so muss natürlich auch die Polizei arbeiten. Sie müssen "offen in alle Richtungen" ermitteln, wie es immer so schön heißt, auch wenn sie eine Aussage haben, die in eine andere Richtung zeigt, denn die könnte ja falsch sein.
Natürlich ist es deshalb überlegenswert, sich zu fragen: "Angenommen der Brötchenzeuge hat sich nicht geirrt und BA war es, die den Flugmodus um 14.00 Uhr eingestellt hat, wie kann man dann diese beiden Eckpunkt durch einen Tagesablauf verbinden?"
Aber es ist eben nur eine von vielen möglichen Annahmen zum Zutreffen bestimmter Eckpunkte. Genauso legitim ist es sich zu fragen: "Wie war ein möglicher Ablauf, wenn sich der Brötchenzeuge geirrt hat und es außerdem der Täter war, der den Flugmodus eingestellt hat?"