cododerdritte schrieb:Ich habe in verschiedenen True Crime-Dokus über Cold Cases von verschiedenen Komissaren die Aussage gehört, dass die in solchen Fällen davon ausgehen, dass der Name des Täters bereits in den Akten steht [..]
Dem ist prinzipiell zuzustimmen, und an die entsprechende Aussage des Ermittlers Picard in einer TV-Doku zum Fall Carmen Kampa erinnere ich mich auch. Natürlich handelt es sich beim Mordfall BA um keinen Cold Case; sollte es aber dereinst einer werden (ich hoffe es nicht), so kann es bis zum Zeitpunkt der Schließung der Akte durchaus noch dazu kommen, dass die Namen weiterer Personen dort aufgenommen werden. Wie die jüngst aufgestellte Tafel deutlich macht, verfolgt man ja noch neue Ansätze.
In meinem letzten Beitrag ging es mir in erster Linie um eine Schärfung des Begriffes "Beziehungstat". Die Definition schließt den einseitigen Verehrer, die Wanderbekanntschaft, den Verkäufer von [biogemüse|kinderbekleidung|lammfleisch] als "Beziehungstäter" aus, das heißt aber nicht, dass eine der genannten Personen nicht existieren und/oder die Tat sogar begangen haben könnte.
Im genannten Fall Kampa konnte man schließlich einem zwischenzeitlich verstorbenen Wachmann die Tat nachweisen - er stand in keinerlei Beziehung zum Opfer, war aber sehr wohl namentlich in der Akte erwähnt und seinerzeit auch befragt worden.
Im Fall BA steht für mich momentan die Suche nach Personen im Vordergrund, die einen Bezug zum Auffindeort haben. Für mich können das Personen sein, die als Kind/Jugendlicher dort gespielt/sich aufgehalten haben, Menschen, die dort Tieren nachgestellt haben, die in der Forstwirtschaft tätig sind, die ihren Müll im Wald entsorgen. Vielleicht auch Menschen, die im Wald auf Schatzsuche gehen, nach Munitionsresten aus dem Krieg oder nach Militaria suchen, die Flugzeuge beobachten - was davon in Frage kommt, werden nur Ortskundige beurteilen können. Ich persönlich denke, dass der Täter den Auffindeort nicht zufällig ausgewählt hat, sondern ihn bereits vor der Tat aufgesucht hatte. Womöglich sogar öfter.
cododerdritte schrieb:Aber ich bin sehr wohl der Meinung, dass es durchaus eine engere Bezugsperson geben könnte, die bisher nicht als solche erkannt wurde.
Aber "engere Bezugsperson" heißt doch, dass es sich um eine nicht-inzidentelle, mit einer gewissen Regelmäßigkeit und Verlässlichkeit gepflegte Bekanntschaft gehandelt haben muss. Von dieser dem Umfeld nicht zu berichten, heißt dann aber auch, sie absichtsvoll zu verschweigen, sie gleichsam am Arbeitsort zu belassen und auch nur von dort aus zu pflegen.
So etwas gibt es, geht aber doch mMn immer mit einer Veränderung des Verhaltens, der Gewohnheiten und des Zeitplans gegenüber anderen sozialen Bindungen einher, hinterlässt Spuren irgendwo im sozialen Gefüge eines Menschen.
Nur einmal angenommen, sie hätte jemanden gekannt, der vielleicht in ihr den Wunsch geweckt hätte, endlich einen geheimen beruflichen Wunsch zu erfüllen, ein Hobby wiederzuentdecken, eine Veränderung durchzuführen, wie sie manchmal Menschen in der Phase ihres Lebens erträumen, in der ihre Kinder erwachsen sind, die "gesellschaftliche Pflicht" erfüllt ist.
Menschen mittleren Alters denken auf einmal, das könne doch noch nicht alles gewesen sein. Streben nach Veränderung, Aufbruch, Erfüllung von Träumen. Solche Konstellationen gibt es, aber dass diese Veränderung dem Umfeld gänzlich unerkannt geblieben wäre? Für mich nicht vorstellbar. Und passt mMn nicht zu dem Bild, das wir uns von BA machen können.