cododerdritte schrieb:Ich habe in meinem Leben auch schon ein paar Nachtschichten gearbeitet und kann dazu nur sagen, dass die Schichten, in denen einiges los war und man ständig auf den Beinen war sehr viel weniger anstrengend waren, als die, in denen ich einfach nur in Bereitschaft wach sein musste und drauf gewartet habe, dass es was zu tun gibt.
Da kann ich Dir beipflichten. Ich habe auch zu unterschiedlichen Zeiten im Leben insgesamt nun ca. 15 Jahre regelmäßig im Schichtdienst gearbeitet (bis letztes Jahr).
In jungen Jahren habe ich auch im Rettungsdienst 12 Stunden Dienste von 7 - 19 Uhr gearbeitet und dies manchmal in unserer Außenwache, wo tote Hose war. Da war ich Anfang 20 und -so komisch es klingt- abends "platt", wenn tagsüber kein einziger Einsatz war. Langeweile ist irgendwie auch "anstrengend"
:) .
Nachtdienste habe ich persönlich immer relativ gut vertragen, weil ich auch tagsüber sehr gut schlafen kann. Ich hatte stets viele Kolleg*innen, die mittags (schon nach drei/vier Stunden Schlaf) wieder auf den Beinen waren. Da ist klar, dass die immer fertig waren. Egal wie steif und fest jemand behauptet, dass er/sie nicht mehr Schlaf braucht, ist das Unsinn. Der Körper braucht einfach seine 7/8 Stunden für eine echte, vollständige Regeneration. Das ist quasi Naturgesetz.
In einer relativ lebhaften Notruf- und Serviceleitstelle habe ich viele Jahre 12 Stunden Nachtdienste absolviert und konnte dies gut ab, aber ich wäre im Leben niemals darauf gekommen, morgens eine längere Autofahrt zu unternehmen. Die Sehnsucht nach Ruhe und Bett war dann doch immer sehr ausgeprägt. Schwieriger war es vor allem im Sommer, wenn es dann schon so frühmorgens hell wird und man dann morgens bei strahlendem Sonnenschein nach Hause ins Bett musste.
Ich mag den Winter prinzipiell gar nicht , aber für die Schichtarbeit war es besser, wenn es morgens noch (fast) dunkel war und man heim ins warme Bettchen konnte. Dann fühlte sich das nicht so nach "Nacht durchgemacht" an.
Was Frau A. angeht, so hatte sie einen verantwortungsvollen Job, war Beamtin und ich würde sie als eher risikoavers einschätzen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie morgens direkt nach der Nachtsicht ohne Ruhezeit nach Hause gefahren wäre.
Wenn man Google benutzt, dann gibt es zu dem Thema übrigens durchaus auch medizinische Expertisen. Eine Autofahrt am Morgen nach 12 Stunden Nachtdienst in übernächtigtem Zustand kann man grob gleichsetzen mit einer Fahrt unter mäßigem Alkoholeinfluss. Die Ausfallerscheinungen sind dann sehr ähnlich im Hinblick auf verengtes Sichtfeld und Einschränkungen des Reaktionsvermögens usw.
Es ist nicht nur anstrengend, sondern auch riskant und verantwortungslos, wenn man sich nach 12 Stunden Nachtdienst noch für eine längere Fahrt (länger als die von der Arbeit nach Hause, aber da brauchte Birgit A. ja nicht fahren) ans Steuer setzt.