@Mao1974 Mao1974 schrieb: insofern erwächst den Angehörigen auch die Verpflichtung, auf seine Opfer und deren Gefühle Rücksicht zu nehmen
Eine gesonderte "Verpflichtung" seitens seiner Angehörigen zur Rücksichtnahme sollte m.E. allerdings nicht darin ausarten, ihnen eine Survivor-Guilt aufzubürden mangels Adressaten für die eigene Wut, die man auf ihn hat. Auch sie haben ein Recht darauf, ne Kerze anzuzünden - sei es nun in der Kirche oder online. Auch sie haben ein Recht darauf, sich irgendwann nicht (mehr) verstecken oder mit eingezogenem Kopf die Straße entlanggehen zu müssen. Durch derartige Forderungen macht man sie zu Mittätern und ich zweifle an der Legitimität, dies zu tun.
Mir graut bereits vor der Berichterstattung, wenn seine Familie erstmals abgelichtet in der BILD erscheint, während sie lächelnd irgendwo zu sehen sind.
Und ehrlich gesagt scheint mir entgangen zu sein, dass der Co irgendwo an irgendeiner Stelle zum Opfer stilisiert wurde. Seine Tat ist verwerflich - darüber muss man nicht lang und breit debattieren. Dennoch kann nun mal nicht geleugnet werden, dass er eine Form von Leidensdruck gehabt haben muss, denn ohne begibt sich niemand freiwillig mehrfach in fachärztlich-psychiatrisch/ neurologische Behandlung und neigt auch niemand dazu, eine solche Tat zu begehen. Kommt man mit dieser Dissonanz nicht zurecht, dass eine Person eine furchtbare Handlung begeht und gleichzeitig dennoch ein Mensch ist, der selbst Leidensdruck hat, dann wäre es ratsamer, sich eher mit Forderungen und Ratschlägen zurückzuhalten, als moralisierende Urteile zu fällen.