Nala-Nyna schrieb:Wer immer der Gronauer war: Das Verwerflichste, was wir ihm zuschulden halten müssen, ist, dass er sich im Rahmen der Fahndung nicht gemeldet hat.
So kann man sagen. Dann würden wir uns jetzt nicht mit ihm und an ihn geknüpfte steile Fall-Theorien herumschlagen müssen.
Dieses Nicht-Melden ist natürlich - neben dem Wortlaut des Anrufs (den man freilich auch anzweifeln oder anders erklären kann) - etwas, dass ein Befürworter seiner Tatbeteiligung als Argument auf die Waage legen kann.
Aber schlagend ist es natürlich nicht. Der Thread hier hat mir gezeigt, dass ich z.B. die Resonanz dieses Falles in der Öffentlichkeit sehr überschätzt habe. Es scheint mehr ein Fall für "XY-Insider zu sein". Ein größeres Medien-Echo - das etwa dazu führen würde, dass beispielsweise zu Jahrestagen oder aus Anlass neuer Erkenntnisse Artikel erscheinen, die einen auf den Stand der Dinge bringen - hat er bis heute nicht gefunden; der hörzu-Artikel scheint der einzige in dieser Richtung zu sein.
Die Reichweite der XY-Sendung selbst darf man auch nicht überbewerten - auch wenn es damals als sogenannte "Eurovisions-Sendung" ausgestrahlt wurde. Insofern kann ich mir vorstellen, dass der Gronauer die Fahndung nach ihm (die ja als solche auch noch kein Verdachtsmoment darstellt, sondern lediglich einem möglichen Zeugen gegolten haben kann) seinerzeit vielleicht gar nicht mitbekommen hat.
Und falls doch, war ihm möglichereise die Sache auch peinlich, weil er vielleicht tatsächlich nicht so ganz ehrenwerte Absichten (aber deswegen noch lange keine mörderischen !) in Bezug auf Ursula Jahn hegte. So einen Wiener Strizzi könnte ich mir in ihm schon vorstellen - jemand, der vielleicht seinerzeit beim Kennenlernen etwas von Ursula Jahns Ehe-Problemen erfahren hätte und gedachte, sie für ein kleines Gspusi zu nutzen.
Für die Situation bei dem Mutter-Anruf hatte ich mir daher auch schon als Erklärung für den Verlauf des Telefonats die Möglichkeit ausgedacht, dass er sich beim Wählen der Nummer schon darauf eingestellt hatte, Vorwürfe von Uschi zu hören, weil er sich so lange nicht gemeldet hatte - und er sich möglicherweise eine Erwiderung zurecht gelegt hatte, die so ganz im Monaco-Franze-Stil in die Richtung gegangen wäre: "Aber geh Spatzl, i hab Tag und Nacht an Dich gedacht. Grad vorige Woche hab ich dich schon anrufen woll'n - aber dann ..." Und dann hätte er ihr irgendeine Geschichte erzählt. Und als er stattdessen zu seiner Verblüffung die Mutter dran hatte, wurde flugs aus dem: "grad vorige Woche wollte ich" ein: "grad vorige Woche
habe ich" - weil er dachte, dass sie ihm das Gegenteil ja nicht auf den Kopf zusagen würde.
So könnte der Hergang vielleicht auch gewesen sein ...)
Aber im Ernst: Aus den Anruf kann man meines Wissens überhaupt keine allzu weitreichenden Schlüsse ableiten. Dass er behauptete, mit Ursula Jahn nach ihrem Verschwinden gesprochen zu haben, stellt als solches ein irritierendes Moment dar - aber doch keins, das man nicht auf alle mögliche andere Weise erklären könnte. Dass er einer Frau gegenüber, von der er vielleicht nicht mal wusste, um wen es sich genau handelte - nur eben soviel: dass es nicht die erwartete Uschi war - den Grad seiner Beziehung zu Ursula Jahn nicht darlegte (vielleicht auch, weil er sich erst jetzt der peinlichen Uhrzeit bewusst wurde), macht ihn auch noch nicht dringend tatverdächtig.
Aber dass es sich selbstverständlich um den Anruf eines
privaten Bekannten handelte - wie mehr oder weniger intim auch immer - liegt doch aufgrund der geäußerten Worte eindeutig auf der Hand. Wie man auf die Idee kommen kann, es handle sich um jemanden, der
wissentlich als Fremder anrief (noch dazu in der Eigenschaft als Dieb ihres Autos, was ja schon an sich eine Absurdität darstellt) ist doch eine komplett kontrafaktische Annahme.