alex36m schrieb:Während einer Psychose sind die intellektuellen Fähigkeiten üblicherweise nicht eingeschränkt. Was gestört ist, ist u.A. eine rationale Entscheidungsfindung. Es werden Entscheidungen getroffen und umgesetzt, die sich nicht auf objektive Geschehnisse zurückführen lassen.
lucyvanpelt schrieb:Beim Arzt war er nervös,aber nicht panisch oder verwirrt.
Das ist nochmal ein wichtiger Punkt: ein Mensch mit einer psychot. Störung/akkustischen Halluzinationen/Wahnvorstellungen ist nicht "verwirrt" im Sinne davon, dass der Mensch nicht mehr weiß wie man einen Geldautomat bedient, ein Auto fährt etc., oder orientierungslos ist.
Wie
@alex36m beschrieb, trifft der Mensch aufgrund seiner eigenen andersartigen Wahrnehmung und Interpretation von seiner Umwelt, plötzlich Entscheidungen die Außenstehende nicht nachvollziehen können.
Zum Beispiel sprintet jemand plötzlich los, weil ihm das jemand befohlen hat. Bucht sein ganzes Geld ab und versteckt es auf dem Dachboden, weil die Überzeugung vorherrscht, die Bank wird es klauen. Oder versteckt sich plötzlich, weil Schüsse gehört werden. Oder denkt, es gibt einen Wurm im Kopf und geht daraufhin verzweifelt in die Notaufnahme. Gutes Zureden und alle Untersuchungen helfen nicht, weil es eine unverrückbare Überzeugung ist.
Nach Abklingen oder Behandlung der Symptome kann der Mensch über seine damaligen Gefühle wie zum Beispiel und Wahrnehmungen oft reflektieren und sich davon distanzieren.
schluesselbund schrieb:Für eine Psychose muss es einen Auslöser geben.
Das trifft auf bestimmte Formen von psychot. Erkrankungen zu, wenn wir über eine dorgeninduzierte Psychose sprechen ganz bestimmt, auf primäre Formen kann man das nicht einfach so übertragen.
Manche Auslöser sind für den Psychotiker auch Auslöser, die die Außenwelt aber nicht sieht. Es sind Erkrankungen, die nicht leicht nachzuvollziehen sind und was genau zum Ausbruch führt ist oft nicht klar erkennbar. Das kann dann in der Anamnese so lauten "Ich bin damals zum Friseur gegangen, und musste an der Ampel warten. Plötzlich merkte ich, dass die Ampel gar keine normale Ampel war, sondern mich warnen wollte. Sie wollten mich kidnappen! Ich wusste, ich muss sofort verschwinden!". Was im Leben des Menschen als "Auslöser" angesehen werden kann, ob es überhaupt einen brauchte, und so weiter, kann man oft überhaupt nicht sagen.
schluesselbund schrieb:Eine Psychose wäre dann anzunehmen, sollte ein Vorerkrankung vorliegen.
Nein, Menschen erkranken und haben vorher keine Vorerkrankungen gehabt. Es gibt genetische Komponenten, Umweltfaktoren, und häufig weiß man schlichtweg nicht warum jemand betroffen ist und jemand anderes nicht. Viele Psychosen treffen vor allem junge Menschen, die kaum oder keine körperlichen Vorerkrankungen haben und (abgesehen von den "Vorzeichen" einer sich anbahnenden Psychose) auch keine weiteren psychiatrischen Erkrankungen in der Anamnese haben müssen, auch nicht aus schwierigen Verhältnissen kommen oder irgendwelche anderen "Auffälligkeiten" in der Biographie haben müssen. Es ist oft vieles nicht zu erklären.
schluesselbund schrieb:t. Und sicher bist du mit mir einig, dass Antibiotika im Fall LM nicht zum tragen kommt. Weiter auch der letzte Alkoholkonsum einige Zeit zurück liegt. Und wie viel da konsumiert wurde wissen wir auch nicht.
Ja, ich halte das Antibiotikum als Auslöser auch für
eher unwahrscheinlich....
1) "Mehrere Zeugen haben unabhängig voneinander berichtet, dass er zumindest seit der das Krankenhaus in Varna verlassen hat, verhaltensauffällig war" (Ermittler XY-Video).
Hatte er zu diesem Zeitpunkt das AB überhaupt schon genommen?
Wenn ja, würde eine einmalige Einnahme zu sofortigen Reaktionen führen? Eigentlich geht man davon aus, dass die neurologischen Nebenwirkungen dosis-abhängig auftreten und damit i.d.R. erst nach einiger Zeit der Einnahme auftreten sollten.
Er weist zudem keine der typischen Risikofaktoren auf
2) Die Häufigkeit von Antibiotika-assoziierten psychotischen Zuständen ist ziemlich selten, wesentlich seltener und damit unwahrscheinlicher als andere psych. Erkrankungen (hier ein Artikel aus dem Ärzteblatt:
https://www.aerzteblatt.de/blog/65816/Koennen-Antibiotika-das-Gehirn-verwirren).
Kriegerin111 schrieb:Zitat von Medica
Medica schrieb:
verhaltensauffällig
Nervös ist nicht verhaltensauffällig.
Was er unter verhaltensauffällig versteht, können wir nicht wissen. Es kann sein, dass da noch mehr als nur Nervosität berichtet wurde, was wir nicht wissen.