Vermisstenfall Lars Mittank
26.09.2020 um 09:20
Eine Übersicht über die angegebenen Telefon-/SMS-Kontakte zwischen Lars und Sandra Mittank (aus dem Wiki, Wahrheitsvideo und den Angaben von Detektiv Gütig):
Einchecken im Hotel Color gegen 20.00 Uhr.
1. Lars ruft Sandra an
Um 23.00 Uhr rief er seine Mutter das erste Mal aus dem Hotel an und bat sie darum sein Handy mit Geld aufzuladen. Sandra Mittank leistete seiner Bitte Folge und lud es auf. Er bat sie außerdem, die Auslandskrankenversicherung anzurufen, denn er wollte mit einem Krankentransport nach Hause geholt werden. SM hat bei der Auslandskrankenversicherung den Fall angemeldet und ein Aktenzeichen bekommen.
2. Sandra ruft Lars an
Nachdem Sandra mit der Krankenversicherung telefoniert hat, rief sie ihren Sohn erneut an und teilte es ihm mit.
Lars sagte daraufhin, dass irgendetwas mit dem Hotel nicht stimme, dass er weg müsse, dass Sandra seine Kreditkarte sperren soll. Das Hotel habe diese beim Check-In kopiert, was ihm komisch vorkam. Solch ein Prozedere habe er bisher in keinem anderen Hotel erlebt. Wenn er wieder zu Hause ist, könne er sie wieder entsperren, versicherte er seiner Mutter. Um dies genauer abzuklären, rief Sandra bei einer Mitarbeiterin der Bank an. Diese teilte ihr mit, dass man die Karte nicht selbst wieder entsperren kann.
3. Sandra ruft Lars an
Danach rief sie Lars wieder an und sagte ihm das, was die Mitarbeiterin ihr gesagt hat. Dennoch beharrte er darauf und fügte hinzu, dass er noch genug Bargeld habe. Sandra riet Lars schlafen zu gehen um Kraft zu tanken, denn die nächsten Tage werden anstrengend. Sandra Mittank sperrte die Karte. Sie suchte vorsorglich eine Busverbindung heraus, buchte und bezahlte diese. Der Bus wäre am 08.07. um 23.30 Uhr ab dem Busbahnhof Varna gefahren.
4. Lars ruft Sandra an
Doch kurze Zeit später ruft er sie wieder an: „Etwas stimmt mit dem Hotel nicht“. Er sagte zwar nicht genau was, aber Sandra glaubt, dass er sich abgehört fühlte und deswegen nicht laut reden konnte.
5. Lars ruft Sandra an (ca. 30 Min später)
Zwischen 2.30 und 3.30 Uhr rief er Sandra ein weiteres Mal an und sagte ihr, er sei aus dem Hotel raus und werde von vier Männern verfolgt. Er sprach leise, weil er sich vor ihnen versteckte und eigenen Aussagen zufolge, Zitat: „höher liegt und runterfallen könnte“. Kurz darauf legt er auf.
6. Lars schreibt zwei SMS
3.06 Uhr, Lars schreibt eine SMS an Sandra: „Cefzil 500 Was ist das?“, neun Minuten später: „Cefzil 500 Was ist das?“ Weil Sandra Mittank davon ausging, dass er sich noch versteckt, rief sie ihn nicht an, buchte stattdessen aber einen Flug. Der Flug wäre um 16.20 Uhr von Varna Flughafen losgeflogen und um 21.45 Uhr in Hamburg gelandet.
Lars wurde irgendwann in der Nacht heftig winkend am Straßenrand von einem Taxifahrer gesehen.
Dieser hatte schon eine Fahrgast im Taxi, die Frau nahm Lars mit und setzte ihn gegen 5.00 Uhr (5.20?) am Flughafen Varna ab, der auf ihrem Weg lag.
7. Lars ruft Sandra an
Sandra Mittank: „Den nächsten Anruf habe ich gegen ca. 6.00 Uhr erhalten. Und da sagte dann mein Sohn, er ist jetzt froh, dass er am Flughafen angekommen ist. Zu dem Zeitpunkt ist sein Handy schon fast leer und die Gespräche mit seiner Mutter belaufen sich aufs Wesentliche in kurzen, knappen Sätzen. Er sagte ihr, er brauche Geld und dass Sandra ihm Geld per Western Union überweisen soll.
Sandra nannte ihm nach der Erklärung von Western Union die Daten für sein Flug- und Busticket und sagte ihm, dass er diese handschriftlich abschreiben soll, falls der Fall eintritt, dass sein Handy leergehen sollte.
Er sagt, Zitat: „Sie lassen mich weder fliegen noch fahren.“ Außerdem sagte Lars, dass er von dem Versteck verdreckt aussähe. Sandra erwiderte, dass er sich im Badezimmer frisch machen, sich zum Flughafenarzt begeben und melden soll, sobald er Genaueres vom Arzt weiß. Sie wollte zwischenzeitlich die Überweisung tätigen und ihm dann nach seinem Arztbesuch die Nummer von Western Union mitteilen.
8. Sandra ruft Lars an, kein Kontakt
Kurz nach dem Gespräch und kurz nachdem Sandra die Überweisung an Western Union fertiggestellt hatte, rief sie ihn nochmal an. Sie hörte nur ein Plätschern, weswegen sie davon ausging, dass er aus Versehen den Anruf annahm und sich gerade im Badezimmer frisch machte. Dies war der letzte Anruf, den Lars annahm.
Lars betrat um 9.00 Uhr (9.21?) das Sprechzimmer des Arztes.
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Aus dem Gesprächsverlauf, unterstellt, er hat so stattgefunden, entnehme ich, dass Sandra Mittank ihrem Sohn riet, zum Flughafenarzt zu gehen, weil er sagte "sie" würden ihn nicht fahren und nicht fliegen lassen.
Den Code von WU konnte sie ihm bei diesem Gespräch noch nicht mitteilen, weil sie den noch gar nicht hatte.
Sie rief ihn kurz darauf wieder an, um ihm diesen mitzuteilen, da war aber nur das Plätschern zu hören.
Ihr Verhalten deutet für mich darauf hin, dass sie sehr wohl merkte, dass mit ihrem Sohn etwas nicht stimmt, dass sie ihn darauf nicht ansprechen oder ihm widersprechen mochte, weil sie ahnte, dass das nicht gut wäre und dass sie ihm helfen wollte, indem sie seinen Wünschen Folge leistete und darüber hinaus dafür sorgte, dass er irgendwie zurückkommt.
LM geht dann zum Arzt, um mitten im Gespräch wieder rauszulaufen. LM folgt überhaupt keinem Plan. Er reagiert impulsiv auf (externe und imaginäre) Reize und auch immer noch grob auf das, was seine Mutter ihm sagt, aber nicht, weil sie ihn erpresst, sondern weil er grundsätzlich zurückkehren will und weil sie macht, was er möchte.
Ich habe bei seinem widersprüchlichen Verhalten (rein ins Krankenhaus, raus aus dem Krankenhaus, rein ins Hotel, raus aus dem Hotel, rein in den Flughafen, raus aus dem Flughafen), den Eindruck, dass er ohne den roten Faden, den seine Mutter ihm gab, kein eigenes Ziel mehr hatte.
Auf jeden Fall hatte er keinen Plan.
Wenn man hier unbedingt ein "Geheimnis im Hintergrund" wittern möchte, dann handelt es sich meiner Ansicht nach darum, dass Sandra Mittank den psychischen Ausnahmezustand ihres Sohnes gekannt hat und nicht konkret sagt, dass er in der Vergangenheit schon auffällig war. An dem Hinweis auf "psychische Labilität" wäre aber was dran.