Palio schrieb:ich habe nun lange genug nachgedacht über den Satz "sie lassen mich weder fliegen noch fahren" und wann er wohl gefallen ist
Ursprung des Nachdenkens über den Satz war übrigens die Annahme, dass es nur
ein Gespräch am Flughafen gab. Diese Annahme war das Gegenargument zu dem Vorwurf, SM hätte überreagiert und schon alle Stellen wild gemacht, als ihr Sohn noch beim Arzt war.
Ich war davon ausgegangen, dass dazwischen mind. 3 Stunden ohne Kontakt lagen und dies der Grund ihrer Beunruhigung und ihres Einschreitens war.
Das stimmt aber nicht, wie im Verlauf der Diskussion geklärt werden konnte.
Der Grund der Beunruhigung war möglicherweise der Satz: "Sie lassen mich nicht fliegen und nicht fahren" in Verbindung mit den nächtlichen Schilderungen und der Ungewissheit, ob er überhaupt noch zum Arzt geht und dann kam noch hinzu, dass der Kontakt abbrach. Der Grund der Beunruhigung war möglicherweise, dass sie doch zu der Erkenntnis kam, ihr Sohn denkt und handelt womöglich nicht mehr normal, auch wenn sie das in dieser Form nicht so zugibt.
Ich glaube, dass SM nicht dramatisiert. Diesen Satz schwächt sie ja eher ab, obwohl er Lars' innere Konfliktsituation konkret abbildet.
Kriegerin111 schrieb:Die Mutter hat ja generell nichts hinterfragt
Ja, die naheliegende Frage: "Bist du völlig irre geworden?", fiel nie. Sie war da sehr rücksichtsvoll in der Kommunikation und darum blieben sie wohl auch in Kontakt.
Er erschien ihr einerseits völlig klar und er konnte sich verständlich zu komplexeren Sachverhalten äußern, er war "nur aufgeregt". Er ging scheinbar gut gelaunt und wie selbstverständlich Richtung Arztzimmer, wird beim Arzt wieder unruhig und rennt plötzlich weg. Dann sieht es wieder ganz normal aus, so als müsse er nur noch einen Bus erreichen. Wir wissen aber, dass er nicht in einen Bus stieg, dass er sein Gepäck zurückließ und dass er dann (höchstwahrscheinlich) ohne Not über den Zaun mit Stacheldraht kletterte.
SM sieht ihn wie wir: Er sieht ganz normal aus, er kann sich normal artikulieren, sagt und macht zwischendurch nur seltsame Sachen. Das scheint nicht zusammenzupassen und als Mutter/Vater ist man da natürlich beunruhigt und geht nicht davon aus, dass der Mensch, den man liebt, schon alles im Griff hat und einem nur verschweigt, dass er in Wirklichkeit "aussteigen" will.
Ihre Sorge war gerechtfertigt und auch die geführten Telefonate. Wie sich die Suche dann weiter gestaltete, kann man ja durchaus kritisch sehen.