S_C schrieb (Beitrag gelöscht):Ich sagte auch, dass es nicht zielführend ist, nur einzelne Passagen aus dem Antrag zum WAV zu zitieren, weil nun mal alles zwischen den Seiten 3 und 12 relevant ist.
Du meinst folgende Stelle:
In dem Protokoll der noch vor Mitternacht am 18.04.2009 durchgeführten Obduktion des
Klaus Toll, die von denselben Obduzenten und in Anwesenheit derselben Personen wie bei er
Obduktion Petra Tolls vorgenommen wurde, wird unter den Ziffern 2 – 9 dessen Kleidung detailliert
beschrieben. Irgendein Hinweis auf Flocken von Hartschaum ist in dem Protokoll
nicht enthalten (Sb Lichtbilder und Untersuchungsergebnisse, Bl. 169-171). Auch die nach
der Obduktion durchgeführte fotografische Sicherung seiner Kleidung (auf Schneiderpuppen
gelegt) diente allein der Rekonstruktion von Ein- und Ausschüssen (Sb. Lichtbilder II, Bl.
212-237). Irgendwelche Hinweise auf „feine und zum Teil verschmauchte Bauschaumpartikel“,
die sich – so die späteren Feststellungen des Urteils (UA S. 24) – auch „auf der Leiche
des Klaus Toll“ befunden haben sollen, finden sich hier nicht.
Auf Seite 6. Das hättest du wohl schon hinbekommen, aber seis drum
;)Nunja. Offensichtlich, wie ich selbst anmerkte, ist hier schlampig gearbeitet worden. Ist diese Tatsache dazu geeignet, Darsow zu entlasten? Nein, ich denke nicht.
Klar verstehe ich die Argumentation, ohne Frage. Die Verteilung und das Vorhandensein des Bauschaums wirft selbstverständlich Fragen auf, die das Gericht nicht zur vollständigen Zufriedenheit klären konnte.
Ähnlich verhält es sich mit dem Todeszeitpunkt:
S_C schrieb (Beitrag gelöscht):Im Übrigen ist deine weitere Schlussfolgerung schon deshalb falsch, weil beim Auffinden der Leichen noch keine Zeugen befragt waren. Somit konnten die Ermittler noch gar nicht wissen, wer die Tolls wann gesehen oder gehört hatte.
Nicht unmittelbar, aber Zeugen haben AT auch blutend im Garten gefunden. Nachbarn werden von Anfang an zugegen gewesen sein, auf der Straße und den Gehwegen, während Kripo, Spusi und Gerichtsmedizin angerollt sind. Und die werden schon einige Worte gewechselt haben - insofern, abwegig ist es nicht, dass man sehr früh ein relativ klares Bild hatte, wann die verschwunden sein müssen.
Ich weiß auch, dass es die Theorie mit anderen Tätern, die sich noch im Haus aufhielten und blubberbla, gibt. Und ich weiß auch, das deswegen so auf dem Todeszeitpunkt herumgerittet wird, denn Darsow war ja auf der Arbeit, "UND DANN KANN ER ES NICHT GEWESEN SEIN".
*Seufz* - wenn wir wollten, könnte ich auch noch Uwe Böhnhardt als Verdächtigen herbei konstruieren. Was ich sagen will: Wie wahrscheinlich ist das alles?
Ist es reiner Zufall, dass die Darsows, zumindest der Familievater, sich hinreichend oft über den Lärm nebenan beschwerten?
Ist es reiner Zufall, dass Andreas Darsow sich hinlänglich über Möglichkeiten informierte, seine Nachbarn auf legalem Wege aus dem Haus zu bekommen?
Ist es reiner Zufall, dass Darsow sich über Möglichkeiten informierten, jemanden lautlos umzubringen?
Ist es reiner Zufall, dass Darsows sogar ausgedruckte Anleitung auf der Verwendung von Bauschaum basiert?
Ist es reiner Zufall, dass Bauschaum am Tatort gefunden wurde?
Ist es reiner Zufall, dass Darsow auch nach der Tat - zumindest angeblich - versucht haben soll, seine Spuren zu verwischen? (Schrauben am PC [Ja, ich kenne die Argumente und Versuche, den Zeugen unglaubwürdig erscheinen zu lassen, aber wenn man den Mündungsknallzeugen glauben schenkt, die immerhin die These der Kurzläufigen Waffe stützen, dann muss man auch diesem Zeugen konsequenterweise Glauben schenken])
Soll es reiner Zufall sein, dass Familie Toll ausgerechnet dann aus ihrem - offenbar recht traurigen - Leben gerissen wurde, als Darsows Familie mal NICHT Zuhause ist?
Wenn das alles Zufall ist, dann kann man aber auch dem Gericht keinen Vorwurf machen. Denn bei dieser Indizienlage hätte ich genauso geurteilt. Ein bisschen viele Zufälle für meinen Geschmack.
Das räumt natürlich dennoch die Möglichkeit ein, dass Darsow nicht der Täter ist. Aber wie wahrscheinlich ist es wirklich?
In meinen Augen müssten folgende Indizien nachweislich und unumkehrbar widerlegt werden, um eine Täterschaft Darsows auszuschließen:
Die Herkunft und die Verteilung des Bauschaumes. Solange nicht geklärt ist, woher er kommt und wieso er so verteilt ist, wie er ist, wird da nichts für mich wanken. Dieses Indiz ist aber nur deswegen so interessant, da das folgende Indiz eng damit verwoben ist:
Die Schalldämpfer-Recherche.
Wenn mir jemand zweifelsfrei beweisen kann, dass Darsow als Urheber nicht in Frage kommt, bin ich bereit mit mir reden zu lassen. Ich lasse aber nicht den Waffenadmin gelten, dazu habe ich hier reichlich Stellung bezogen. Es ist abwegig, dass das auf seinem Mist gewachsen ist.
Zugeben muss ich, dass das Motiv nicht unbedingt jedem einleuchten muss, ich an seiner Stelle hätte allerdings schon sehr viel früher die Nerven verloren. Meine ich ganz unironisch, ich hätte nach einem Jahr schon längst erwogen, auszuziehen.
Auch zugeben muss ich, dass es natürlich ein Zufall sein kann, dass Darsows Familie genau an dem Tag nicht Zuhause war.
Aber im Zusammenspiel mit den anderen Verdachtsmomenten ergibt sich mir kein anderes Bild als das, welches das Gericht gezeichnet hat.
Dabei spielt es auch absolut keine Rolle, ob jener Schalldämpfer wie in der Anleitung verwendet wurde, oder eben ein mit Kunststoffschaum gefülltes Kissen, ein anderer zylindrischer Körper (ich habe hier die leere Hülse einer 3.7cm Flakgranate eines Gepard-Flakpanzers der Bundeswehr; schon seit ich in diesem thread zugange bin und spätestens nach meinem eigenem, hier dokumentierten Nachbauversuch, erscheint sie mir deutlich besser geeignet als eine PET-Flasche, ähnliches kann auch Darsow durch den Kopf gegangen sein).
Mit anderen Worten, der Schalldämpfer an sich und seine Beschaffenheit sagen nichts über den Täter aus. Der verwendete Bauschaum tut es. Der wurde gefunden. Die Idee dazu ebenfalls.
Wenn man sich die Methode der Behörden ansieht und wie sie quasi "Reverse-search" betrieben haben, um Darsows Spur zu finden, schließt das nicht aus, dass er auch weiterführende Seiten besucht hat. Vielleicht hat er also weitere Inspirationen bekommen, die ihn einen anderen SD verwenden ließen.
Ich sehe also beim besten Willen keine Anhaltspunkte, die seine Täterschaft immanent in Frage stellen - nur Ansammlungen von "er könnte, muss aber nicht". Und das stets bezogen auf ein einzelnes Indiz, was dann aber die gesamte Kette nicht unterbricht.
Und um es auch klar zu sagen: das was das Gericht abliefert, ist zum Teil auf Sand gebaut. Es wurde z.T. unsauber und schlampig gearbeitet, eine Böswillige Absicht unterstelle ich aber keiner der Beteiligten Personen.
Tatsächlich wirkt es eher so, als sei hier eine 20:80 Arbeit durchgeführt worden - mit 20% investierter Mühe 80% der belastenden Indizien gefunden und das für ausreichend gehalten. Das kann man - MUSS man sogar - kritisieren! Aber das ist losgelöst zu betrachten von der reinen Beweisführung und die ist nunmal stringent.
Und bisher habe ich auch noch keine derart eklatanten Fehler gefunden, die Darsow zumindest entlasten oder als Täter ausschließen. Nur Fehler, die richtigerweise die Frage nach der Kompetenz der arbeitenden Behörden offen lassen. Aber ich sehe auch nicht, dass Beweise und Indizien so falsch gedeutet wurden, dass Darsow ausscheidet.
Erst wenn sich rausstellt, dass er weder die Recherche tätigte noch die Anleitung ausdruckte, bekäme ich langsam Zweifel an der Darstellung des Gerichts.