Motiv:
Noch 2 Wochen vor der Tat, hat AD sich über Kündigungsmöglichkeiten wegen Lärmbelästigung in Verbindung mit Behinderten informiert. Er und/oder seine Frau hat/haben im Tatmonat Termine für Haus-/Wohnungsbesichtigungen gemacht und seine Frau hat Dritten ggü. bestätigt, dass AD nur noch mit Ohrstöpseln schlafen könne. Die psychologische / lärmtechnische Belastung durch die Familie T. war also bis zum Tattag gegenwärtig und keinesfalls 8 Jahre alt, vielmehr 8 Jahre lang!
Es entsteht bei mir der deutliche Eindruck, dass ihm in den Monaten vor der Tat der Geduldsfaden gerissen ist und eine endgültige Lösung gefunden werden musste/sollte.
Neben dem Motiv und den zeitlichen/örtlichen Kenntnissen des Täters (Bewegungsmelder, Nebeneingang, Opfergewohnheiten, Tatzeit, Räumlichkeiten, Personenanzahl etc.) sind diese 2 Hauptindizien m.E. in der Gesamtbetrachtung aller Indizien weder wegzudiskutieren noch auf eine andere denkbare Person übertragbar:
1.
Auf dem Arbeitsplatzrechner von AD wurde vor dem Mord nach einer Schalldämpfer-Bauanleitung gesucht und der Mord wurde genau mit einem solchen selbstgebastelten Schalldämpfer ausgeführt. Wenn der Admin oder ein anderer MA die Bauanleitung hobbymäßig gesucht und ausgedruckt haben sollte, würde das ja nicht gleichzeitig bedeuten, dass derjenige dann auch der Mörder wäre. Erst die Indizienkette Nachbar – Motiv - Schalldämpfer ergibt also einen begründeten Tatverdacht.
AD wurde von einem Kollegen dabei beobachtet, wie er an seinem geöffneten Rechner herum werkelte. In Folge meldete er diesen als defekt und der Rechner wurde ausgetauscht. Vor der Tat hatte der Rechner immerhin noch gut genug funktioniert, um die Schalldämpfer-Bauanleitung raus zu suchen. Hier wurde m.E. also ganz klar versucht, Spuren zu verwischen.
Es ist zwar theoretisch möglich, dass ein Kollege von AD die Schalldämpferbauanleitung gegoogelt und ausgedruckt hat, aber es ist eben total abwegig. Warum sollte er dafür heimlich die Kennung bzw. den Rechner von AD verwenden, wo er zu diesem Zeitpunkt ja gar nicht wissen konnte, dass mit einem solchen Schalldämpfer später mal ein Doppelmord begangen wird. Und warum sollte er nach dem Doppelmord schweigen, wenn nur hobbymäßiges Interesse vorlag?
Insgesamt bleibt es also völlig abwegig, dass ein anderer MA quasi in AD's Namen nach dem Schalldämpfer gegoogelt und die Anleitung ausgedruckt hat, weil keiner der anderen MA Kontakt zur Opferfamilie hatte und erst recht kein Motiv zur Auslöschung derselben vorlag.
2.
Es gibt eine physikalische Übereinstimmung der Spuren am Tatort mit dem Schmauch-/Partikelspuren an 4 verschiedenen privaten Gegenständen (Gartenhandschuh(e), Hose, Hemd, Armband/Pulsuhr) von AD. Diese 4 Gegenstände stehen also direkt mit der Tatwaffe Walther P38+Schalldmpfer in Verbindung und die Schmauch-/Partikelspuren sind mit hoher Wahrscheinlichkeit indirekt bei der Entsorgung der Tatkleidung/Tatgegenstände entstanden.
AD hatte bei der Vernehmung angegeben, zuletzt vor fast 20 Jahren bei der Bundeswehr mit Waffen in Kontakt gekommen zu sein, was - wie oben dargestellt - eine Lüge war. Ich sehe keine nachvollziehbare Erklärung wie die Schmauchspuren an diese 4 persönlichen Gegenstände gekommen sein sollten, wenn es einen anderen Täter geben sollte.
In diesem Video sieht man übrigens (was ja hier eigentlich schon bekannt ist), dass die Tatwaffe - entgegen der privaten Anmerkung im Urteil Seite 74 – sehr wohl links auswerfend ist:
Walther P38
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(ab 16:55)
Fazit:
AD war m.E. einfach nicht mehr länger bereit, wegen der Familie T. finanzielle, gesundheitliche und/oder lebensqualitative Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Womöglich hatte ihn die Wohnsituation über die Jahre schon quasi krank gemacht und/oder er empfand jeden Pieps von nebenan als bedrohliches Gewitter, im Vergleich zu den anderen Nachbarn oder seiner Familie möglicherweise subjektiv extrem verstärkt.
Jedenfalls suchte er mMn. in den Vortatmonaten verzweifelt eine endgültige Lösung, die ihm keine Nachteile einbringen sollte, was nach objektivem Gerechtigkeitsempfinden ja durchaus richtig und verständlich ist – nur gab es eine solche Lösung nun mal nicht.
Und in dieser für ihn ausweglosen Situation hat er sich am Ende – trotz mehrerer von ihm selbst noch kurz vor der Tat eingeleiteten endgültigen Lösungsmöglichkeiten (Umzug, Mord, Kündigungsklage) leider für die falsche Lösung entschieden.
(ich gehe davon aus, dass u.a. auch eine solche kriminelle Lösung schon jahrelang in seinem Kopf rum schwirrte und auch die Waffe möglicherweise schon Jahre vorher zu diesem möglichen Zweck beschafft wurde)
Hier muss man dann primär die Opferfamilie sehen und auch jeden, mit dem AD zukünftig Probleme gehabt hätte, wenn er freigesprochen worden wäre. Denn sein jahrelang nervender Chef oder sein jahrelang nervender Vereinskamerad wären dann möglicherweise die nächsten potentiellen Problemfälle, die AD auf die gleiche Weise „gelöst“ hätte.
Für mich bleibt es deshalb ein grausamer Mord aus niedrigsten Beweggründen mit einer Alternativtäter-ausschließenden Indizienkette, die somit AD als Täter "beweist". AD hat es vorgezogen, eine Familie auszulöschen, anstatt z.B. einfach wegzuziehen und die damit verbundenen Nachteile und vor allem auch die Ungerechtigkeit zu akzeptieren.
So, das wars - ich wäre mehr als überrascht, wenn es in diesem Fall, trotz GS, ein erfolgreiches WAV geben würde.