herzi09 schrieb:Kann es sein, dass Polizei und StA "neuerdings" nicht gut umgehen können mit der medialen Rezeption und Verwurstung von aufsehenerregenden Fällen, sie dann unter Druck geraten und nicht genau prüfen, was sie nach außen durchgeben und was nicht? Dann bekommt das in der Öffentlichkeit so eine Eigendynamik und schwupps hat man einen vermeintlichem Täter.Mich erinnert das, ähm, Verfahren bei CB an das im Fall Rebecca Reusch, wo sich auch alle schon einig waren, dass es der TV gewesen sein muss, weil, ja, warum nochmal? Und am Ende hat man nicht genug in der Hand und muss zurückrudern...
Auffallend sind m. E. insbesondere gewisse Gemeinsamkeiten in den Gesamtabläufen der Ermittlungen bei beiden genannten Fällen, die ins Auge springen und sich auch auf einzelne Ermittlungsstränge (hier in Braunschweig) auswirken können:
- Die frühe bzw. fast sofortige mediale Begleitung der betroffenen Familien,
- Die Nichtakzeptanz der These der Polizei, dass das verschwundene Kind tot sei,
- Das frühe Zerwürfnis im Verhältnis der betroffene Familien mit den Ermittlungsbehörden,
- das wording in den an die Presse und Öffentlichkeit gerichteten Stellungnahmen, die m. E. eine Erwartungshaltung erzeugten, mit denen letztlich die erarbeiteten Indizien nicht Schritt halten konnten und man sich in mehreren Schritten zurückgenommen hat. Wohin das in beiden Fällen noch führt muß offenbleiben, eine zeitweilig suboptimale Außenwirkung ist m. E. schon jetzt kaum zu übersehen.
Ich glaube aber nicht an einen Systemfehler sondern eher an individuelle Schwächen, die von den nach außen agierenden Pressesprechern (in Berlin)und dem Sachbearbeiter (vermute ich in Braunschweig) aber ggf. auch nicht alleine zu vertreten sind. Der Pressesprecher hat ohne eigene große Spielräume die Linie der EB nach außen zu vertreten, wenn er seinen Job nicht niederlegen will. Ein ermittelnder Staatsanwalt steht in einer Behördenhierarchie, deren mögliche Einflussnahmen auch mit zu berücksichtigen sind.