Noumenon schrieb:Na ja, die Argumentation ist haargenau die Gleiche. Es werden sämtliche Teile ausgetauscht (beim Schiff des Theseus waren es Holzplanken, bei dir sind's Atome) und anschließend gefragt, welches nun das Original sei.
nocheinPoet schrieb:Ja und?
Nix und. Es bleibt bei dem, was ich bereits schrieb:
Die Argumentation ist haargenau die Gleiche. Es werden sämtliche Teile ausgetauscht (beim Schiff des Theseus waren es Holzplanken, bei dir sind's Atome) und anschließend gefragt, welches nun das Original sei.Es geht hier insbesondere also um
Identität, darauf wies ich gleich im ersten Beitrag hin:
Beitrag von Noumenon (Seite 105)Du sagst nun nachfolgend:
nocheinPoet schrieb:Ein Schiff besitzt recht sicher nicht eine Innenwahrnehmung der eigenen Existenz, verfügt nicht über ein Selbstbewusstsein, ich schrieb aber explizit, es geht mir eben um Bewusstsein. Es geht mir um die individualize Erfahrung, die Wahrnehmung des eigenen "Ichs" was auch immer das nun sein mag. [...] Es geht aber um das Innen, wie nehme ich das nun wahr, bin ich noch das Original, wann bin ich es und wann nicht mehr? Bin ich nicht mehr ich, wenn sich alle meine Teilchen austauschen?
Auch hier geht es dir offenkundig genau darum:
Identität. Und so kann man es auch durchgängig in deinen Beiträgen nachlesen.
Und ja, ein Schiff hat bspw. kein
Bewusstsein, aber bspw. einen
Eigentümer, was jedoch lediglich der Verdeutlichung des Paradoxons bzw. der Schwierigkeiten mit dem Begriff der Identität dient. Du hantierst da jetzt mit dem Begriff 'Bewusstsein', läuft aber eben auf's Gleiche hinaus.
nocheinPoet schrieb:Wenn man mich mal "anhält" und abschaltet und dann nach einem beliebigen Zeitraum wieder weiterlaufen lässt? Ich bekomme davon ja nichts mit, da könnten Milliarden Jahre zwischen liegen, ...
Immerhin stellst du die richtigen Fragen, welche die Problematik verdeutlichen, wobei das allerdings auch nicht allzu schwierig ist.
nocheinPoet schrieb:Ganz deutlich, Du wirst über das Experiment aufgeklärt, Du weißt, danach gibt es Dich doppelt, auf Stuhl A und Stuhl B. Du sollst nun entscheiden, wer von beiden nach dem Experiment erschossen wird, also "beseitigt" wenn das Experiment vorbei ist.
Bin recht sicher, Du kannst das nicht entscheiden, weil Du nicht weißt, wo Du Dir nun bewusst wirst.
Noumenon schrieb:Es spielt keine Rolle, denn beide Personen werden sich gleichermaßen an diese Entscheidung erinnern. Es ist völlig egal, welche Entscheidung man trifft, es wird im Nachhinein immer eine der beiden Personen sagen, dass sie selbst in der Vergangenheit die falsche Entscheidung getroffen hat, während die jeweils andere sagen wird, dass sie selbst in der Vergangenheit die richtige Entscheidung getroffen hat. Folglich gibt es hier auch keine rational richtige oder falsche Entscheidung.
nocheinPoet schrieb:Doch natürlich gibt es die für jeden, Du weißt eben nicht, wer von beiden Du sein wirst, richtig entschieden hast Du, wenn Du es bist der nicht erschossen wird. Ob Du das Original bist oder die Kopie, wirst Du selber nicht feststellen können.
Es ging doch um die Entscheidung
vor dem Experiment. Und diese kann nicht rational getroffen werden, wie ich bereits begründet hatte. Und wie ich ebenfalls sagte, macht es auch überhaupt keinen Sinn, im Falle der beiden Personen von einem Original und einer Kopie zu sprechen, weil es hierfür
kein Unterscheidungskriterium gibt, denn beide Personen sind absolut identisch.
Und auch die Überlegung mit den "originalen" Atomen greift nicht... alleine schon (aber nicht nur) wegen:
Wikipedia: Ununterscheidbare Teilchen
Noumenon schrieb:Und faktisch wird man sich in beiden Personen bewusst. Das ist eben auch der springende Punkt: Beide Personen können mit Fug und Recht sagen, dass sie das zukünftige Ich des vergangenen Ich sind. Und genauso ist es auch.
nocheinPoet schrieb:Ja und? Auch das hab ich ja nie bestritten oder?
So liest es sich zumindest, wie ich ja nachfolgend sagte:
Noumenon schrieb:Du scheinst zu meinen, man würde lediglich in einer der beiden Personen wieder bewusst werden, was aber schlichtweg falsch ist.
Du darfst dem natürlich jederzeit widersprechen, deinen Standpunkt konkretisieren und präzisieren, aber die Implikation deiner Aussagen sind eigentlich recht unmissverständlich, also etwa hier...
nocheinPoet schrieb:Bin recht sicher, Du kannst das nicht entscheiden, weil Du nicht weißt, wo Du Dir nun bewusst wirst.
...und hier...
nocheinPoet schrieb:Machen wir das einzeln, und haben dabei immer nur eine Person, einen Körper, wird das Bewusstsein wohl schon da sein, wo der Körper ist, egal ob nun mit ausgetauschten Atomen oder mit den originalen wieder zusammengefügt. Machen wir das aber gleichzeitig, gibt es ein Problem, zwei Personen, man kann sich ja aber wohl nur einmal wo bewusst sein, wenn man nun selbst der Proband ist, wird es schwierig sich zu entscheiden, wo man wohl sitzt, A oder B?
...und hier...
nocheinPoet schrieb:Erst wenn wir zwei Personen, oder die eine Person gleichzeitig zweimal haben, bekommen wir ein Problem, können nicht mehr sicher sagen, wo wir denn nun uns bewusst sind.
...und hier...
nocheinPoet schrieb am 31.12.2023:Wie schaut es aber nun hier aus, wenn ich beide Fälle gleichzeitig habe, wo bin ich mir dann bewusst, wer ist das Original, wo auf welchem Stuhl bin ich dann, A oder B und wer ist die Kopie, die nur glaubt ich zu sein? Gibt es da überhaupt eine Kopie und ein Original? Ist das nicht ein Paradoxon, dass nicht zu lösen ist und zeigt das nicht darauf hin, dass in den Fragen selber schon ein Fehler in den Annahmen steckt?
...und noch ein halbes bis ganzes Dutzend weitere Male scheinst du zu meinen, man würde sich lediglich in einer Person wieder bewusst werden. Oder anders ausgedrückt: Nur eine Person wäre das tatsächlich ("originale")
zukünftige Ich des
vergangenen Ich.
nocheinPoet schrieb:Dann sage ich mal, Du kannst mir nicht folgen, greifst den Kern einfach nicht auf, Du bist ja mit dem Schiff angekommen, ich schrieb schon, dass ist nicht wirklich der Punkt. Du hängst Dich hier wohl am Begriff "Original" auf, mir geht es aber um Bewusstsein, nicht den Körper, bei dem Schiff hast Du nur den Körper, es geht nicht um den originalen Körper, sondern um das "originale" Bewusstsein.
Ich kann dir sogar bestens folgen und es bleibt dabei: Es gibt (nach dem Experiment) kein originales Bewusstsein. Beziehungsweise - um das zur Vorbeugung von Missverständnissen zu präzisieren - in
beiden Körpern steckt nach deinem Experiment das originale (d.h. das gleiche, aber nicht dasselbe) Bewusstsein, eben in doppelter Ausführung. Und den Begriff "Original" hast ja nun nachweislich
du ins Spiel gebracht und hängst dich daran auf, nicht ich:
nocheinPoet schrieb am 25.07.2008:Die Frage ist nun, ist nach dem Zusammensetzen wieder das original Bewusstsein gegeben, bleibt unsere Individualität erhalten?
nocheinPoet schrieb am 31.12.2023:Wie schaut es aber nun hier aus, wenn ich beide Fälle gleichzeitig habe, wo bin ich mir dann bewusst, wer ist das Original, wo auf welchem Stuhl bin ich dann, A oder B und wer ist die Kopie, die nur glaubt ich zu sein? Gibt es da überhaupt eine Kopie und ein Original? Ist das nicht ein Paradoxon, dass nicht zu lösen ist und zeigt das nicht darauf hin, dass in den Fragen selber schon ein Fehler in den Annahmen steckt?
Anderen vorzuwerfen, dass sie sich an den Konzepten aufhängen würden, die du doch gerade diskutiert wissen willst, ist schon etwas ulkig...
Noumenon schrieb:Mehr noch: Nicht nur, dass die Originalität der Atome und Moleküle, aus denen die Schallplatte besteht, hier überhaupt keine Rolle spielt, auch die Art des Trägers ist nicht relevant (Beethovens 9. Sinfonie geht genauso auf Kassette, auf CD, als MP3, als ganzes Spiel eines Orchesters und viele andere Arten codiert), was insbesondere damit zusammenhängt, wodurch genau Musik letztendlich konstituiert ist. Was lässt dich nun also glauben, es gäbe so etwas wie ein "originales" Bewusstsein ...?
nocheinPoet schrieb:Ich sage ja, Du kannst dem nicht wirklich folgen, auch wenn Du das "original" nun aufs Bewusstsein und nicht den Körper beziehst, ich glaube nicht, dass es ein originals Bewusstsein gibt, mein Gedankenexperiment stellt ja nun genau eben so eine Vorstellung infrage. Meine Aussage oder Annahme ist demnach eben mehr, dass es so etwas wohl nicht wirklich geben kann.
Ich behaupte mal,
du kannst
mir nicht folgen. Zumindest bist du auf meine Analogie nicht wirklich eingegangen (oder hast sie nicht verstanden):
Noumenon schrieb:Dein kompletter Gedankengang bzgl. "Bewusstsein-Puzzle" oder "Bewusstsein-Baukasten" lässt sich hier 1:1 übertragen auf Tonträger (als Analogon zum menschlichen Körper) und Musik (als Analogon zum Bewusstsein).
Auch Schallplatten bestehen aus Atomen, deren Anzahl sich grob abschätzen ließe. Und da mag es - ganz analog - bspw. Konfigurationen geben, wo eine Schallplatte mal mit Beethoven bespielt ist, mal mit Mozart, mal mit irgendeinem anderen Stück. Solche Schallplatten lassen sich dann auch alle völlig problemlos vervielfachen, dafür braucht es nicht einmal irgendwelche "atomaren Drucker" oder "Nano-Assembler", keine sonderlich fortschrittliche Zivilisationen.
Die Frage nach dem Original wäre in jedem Fall allerdings ziemlicher Unfug, denn wenn du auf einer Million Schallplatten überall Beethovens 9. Sinfonie drauf hast, dann hast du eben auch eine Million Originale.
Nimm' diesen Beitrag hier von dir:
Beitrag von nocheinPoet (Seite 105)Der ist ja super ausgearbeitet, könnte höchstens noch durch Illustrationen perfektioniert werden, ist aber unnötig. Statt eine Person packst du nun eine Schallplatte auf den Stuhl. Nicht direkt sichtbar: Auf der Schallplatte ist Beethoven's 9. Sinfonie. Nun führst du deine Experimente durch, wobei eigentlich nur das dritte Szenario interessant ist (die Synthese). Ganz analog stellt sich nun die Frage: Auf welchem Stuhl liegt nun das Original? Und auf welchem Stuhl die Kopie, von der man höchstens glauben würde, sie sei das Original?
nocheinPoet schrieb am 31.12.2023:Gibt es da überhaupt eine Kopie und ein Original?
Nein, gibt es eben nicht, denn beide Schallplatten sind absolut identisch. Nicht nur vom atomaren Aufbau her, sondern auch bezüglich dem, als dessen "Träger" sie fungieren:
Musik (bspw. Beethoven's 9. Sinfonie). Analog verhält es sich beim Körper um dem, als dessen "Träger" er fungiert:
Bewusstsein (bspw. NochEinPoet).
nocheinPoet schrieb:...ich glaube nicht, dass es ein originals Bewusstsein gibt...
Warum diskutieren wir dann überhaupt, wenn wir uns dahingehend eh einig sind?
:ask:
nocheinPoet schrieb:bestimmen diese Atome mein individuelles Bewusstsein, ja oder nein?
Noumenon schrieb:Wohl kaum. Genauso, wie etwa Beethovens 9. Sinfonie nicht durch bestimmte Atome konstituiert ist, sondern durch eine bestimmte Organisation von Klängen.
nocheinPoet schrieb:Du hast schon mitgeschnitten, dass ich eine Frage stellte, nicht behauptet habe, es wäre so?
Und du so? Du hast hoffentlich mitgeschnitten, dass ich dir damit eine Antwort auf deine Frage gab?
nocheinPoet schrieb:Und ja, das ist so meine Meinung, ich sage eben nicht, dass diese Atome selber mein individuelles Bewusstsein bestimmen, dann kann es aber nur die Form sein? Der Plan? Der muss dann aber nicht biologisch manifestiert sein? Gibt ja auch die 9. auf CD oder?
Ich wage kaum eine Antwort darauf, wodurch genau Bewusstsein konstituiert ist, denke dabei zwar - als jemand, der dem Strukturenrealismus relativ nahe steht - u.a. an Konzepte wie
Organisation, Dynamik und Struktur, gleichzeitig aber wohlwissend, dass schon dieses, nächstes oder übernächstes Jahrhundert völlig neue Konzepte die Runde machen könnten, welche zum Verständnis besser geeignet oder sogar immer noch ungeeignet sein könnten, um die Natur phänomenalen Bewusstseins zu begreifen. Oder mit anderen Worten: Keine Ahnung.
nocheinPoet schrieb:Ich gehe in die Richtung "Physikalismus", habe da aber dennoch eigene Vorstellungen zu. Sonst würde Pi ja gar nicht existieren, Angst, Schmerzen, und Farben, Liebe, all diese Dinge sind für mich ja existent.
D'accord.
SagittariusB schrieb am 30.12.2023:Hab vor kurzem ein Youtube Video gesehen in dem es um die Möglichkeit ging in ferner Zukunft sein eigenes Bewusstsein digital hochzuladen, also quasi um Digitale Unsterblichkeit zu erlangen.
Noumenon schrieb:Na ja, letztendlich wohl genauso seriös wie Videos über die Möglichkeit, sich in ferner Zukunft von A nach B beamen zu können. Es ist Science-Fiction, nicht mehr und nicht weniger.
nocheinPoet schrieb:Das ist "irrelevant", nicht böse gemeint, Du hast da nur eine Meinung, ... ist eben Science-Fiction ... und? im Jahre 1800 war eine Flug zum Mond auch nur Science-Fiction und? Nicht mehr und nicht weniger. Also bitte was soll das nun von Dir konkret aussagen? Es ist nicht mal klar, ob Du das für möglich hältst im Universum oder es für unmöglich hältst und wenn dann müsste es gegen die Naturgesetze verstoßen.
Noumenon schrieb:Die Aussage ist eigentlich unmissverständlich: Vorstellbarkeit impliziert nicht Möglichkeit.
nocheinPoet schrieb:Und?
Punkt.
Noumenon schrieb:Du scheinst zu meinen, man würde lediglich in einer der beiden Personen wieder bewusst werden, was aber schlichtweg falsch ist.
nocheinPoet schrieb:Dazu wollte ich noch etwas mehr schreiben, Du willst sagen, man kann sich in beiden Personen bewusst werden? Gleichzeitig? Dem würde ich so pauschal nicht zustimmen, nicht uneingeschränkt zumindest. Kommt eben sehr auf den Kontext an. Bei dem was eben allgemein so unter Bewusstsein verstanden wird, ist man immer nur einer. Sonst könnte man ja auch jeder und alle sein oder?
Nein, was ich definitiv
nicht meinte: Man nimmt plötzlich wahr, wie man auf zwei verschiedenen Stühlen gleichzeitig sitzt (und sieht mit vier Augen, hört mit vier Ohren o.ä.). Es sind einfach zwei identische Kopien. Oder identische Originale. Wie auch immer. Ähnlich wie zwei eineiige Zwillinge, welche die gleichen Erinnerungen an die Zeit vor dem Experiment haben, aber eigenständige und autonome Subjekte sind (und für die nachfolgende Zeit divergieren die Erinnerungen natürlich aufgrund divergierender Wahrnehmungen und Erfahrungen).
SagittariusB schrieb:Beamen hat soviele Physikalische Hürden, dass man es zurecht ins Reich der Science-Fiction einordnen kann. Aber Gehirne und Bewusstsein existieren als Biologisches Vorbild schon heute und ja wir haben noch längst nicht alles verstanden aber ich sehe keinen Grund warum in naher Zukunft die Technologie nicht weit genug sein sollte um eben dieses zu ermöglichen. Letztendlich geht es doch nur um Informationsübertragung.
Noumenon schrieb:Wie gesagt: Vorstellbarkeit impliziert nicht Möglichkeit. Kinder können sich bspw. sehr gut vorstellen, unsichtbar zu sein oder die Zeit anzuhalten. Möglich ist es deshalb noch lange nicht.
nocheinPoet schrieb:Das ist doch albern, auch Einstein macht Gedankenexperimente, ist recht normal so in der Physik, auch da geht es nicht darum, ob es real mal technisch möglich sein wird.
Ein Gedankenexperiment liefert aber keine empirische Erkenntnis. Es bleibt also dabei: Gedankliche Vorstellbarkeit impliziert nicht reale Möglichkeit. Ich habe selbst ein paar Semester Physik studiert und wäre auch der Letzte, der Gedankenexperimenten keinerlei Bedeutung beimessen würde, also erspare mir doch solche Einstein-Argumente (argumentum ad verecundiam)...
Wikipedia: Gedankenexperiment#Gedankenexperiment versus reales Experiment
Noumenon schrieb:Nein, das wissen wir nicht, wir nehmen das lediglich an, basierend auf unserem aktuellen technologischen Stand. Analog vertraten mit Beginn der Klassischen Mechanik (Newton, Leibniz, Galilei...), der Erfindung der ersten einfachen Automaten und Maschinen die Menschen bspw. ein Wikipedia: Mechanistisches Weltbild. Man hielt die Welt für eine Art (deterministisches) Uhrwerk und glaubte, dass auch Tiere im Prinzip wie Maschinen funktionieren würden.
Heutzutage sind derartige Vorstellungen weitestgehend überholt, aber stattdessen glaubt man nun, die Welt könnte eine gigantische Simulation sein und das Gehirn sei im Prinzip nichts weiter als eine Art Computer und das Bewusstsein quasi nur die Software. So hat halt jede Epoche basierend auf ihrem jeweiligen Stand der Technik und des Wissens so ihre eigentümlichen Vorstellungen, die sich bis dato allerdings im Nachhinein häufig als überholt erwiesen haben.
nocheinPoet schrieb:Den Determinismus sind wir nicht wirklich los geworden, ist aber eine andere Baustelle mit viel Holz. Und warum sollten Tiere nicht im Prinzip wie Menschen funktionieren?
Der Determinismus ist längst auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet. Aber ja, ist 'ne andere Baustelle...
Und 'Maschinen', nicht 'Menschen' - Tiere funktionieren nicht wie
Maschinen. Zwischen einem
Organismus und einem
Mechanismus bestehen fundamentale Unterschiede. Ist ebenfalls 'ne andere Baustelle mit viel Holz... Aber bekanntlich hat ein Mechanismus kein Bewusstsein und agiert auch nicht zielgerichtet, wie es Organismen tun. Von Selbstorganisation, Thermodynamik, Entropie und dissipativen Systemen will ich gar nicht erst anfangen...
SagittariusB schrieb:Letztendlich geht es doch nur um Informationsübertragung.
Noumenon schrieb:Nein, das wissen wir nicht, wir nehmen das lediglich an, basierend auf unserem aktuellen technologischen Stand. Analog vertraten mit Beginn der Klassischen Mechanik (Newton, Leibniz, Galilei...), der Erfindung der ersten einfachen Automaten und Maschinen die Menschen bspw. ein Wikipedia: Mechanistisches Weltbild. Man hielt die Welt für eine Art (deterministisches) Uhrwerk und glaubte, dass auch Tiere im Prinzip wie Maschinen funktionieren würden.
Heutzutage sind derartige Vorstellungen weitestgehend überholt, aber stattdessen glaubt man nun, die Welt könnte eine gigantische Simulation sein und das Gehirn sei im Prinzip nichts weiter als eine Art Computer und das Bewusstsein quasi nur die Software. So hat halt jede Epoche basierend auf ihrem jeweiligen Stand der Technik und des Wissens so ihre eigentümlichen Vorstellungen, die sich bis dato allerdings im Nachhinein häufig als überholt erwiesen haben.
SagittariusB schrieb:Habe mal irgendwann einen Bericht im TV gesehen, da haben Wissenschaftler das Gehirn eines einfachen Bandwurm mit lediglich wenigen Tausend Neuronen analysiert und anschließend in einen Roboter übertragen. Der Roboter hat sich dann tatsächlich genauso wie sein Vorbild verhalten, man konnte sogar das feuern der Digitalen Neuronen live an einen Bildschirm ablesen was ich absolut interessant fand. Die Hürde zwischen Mensch und Bandwurm ist riesig, aber das blue brain projekt versucht schon mal in diese Richtung zu gehen.
Na ja, nix für ungut, aber ich verfolge diese Entwicklung schon seit etlichen Jahren selbst mit. Erwähnung von Henry Markram und seinem "Human Brain Project" (Vorgänger des Blue-Brain-Projects) von mir bereits vor über 10 Jahren (ganz unten):
Woraus ist das Universum entstanden? (Seite 11) (Beitrag von Noumenon)Und die Behauptung, Bewusstsein sei im Prinzip nichts weiter als Informationsübertragung, bleibt so lange (und vor allem mit Blick auf das Qualia-Problem) abenteuerlich, bis sie zweifelsfrei belegt wurde. Zweifelsfrei belegt und unstrittig ist auf jeden Fall, dass die Menschen zur Erklärung von Naturphänomenen natürlich immer nur diejenigen Mechanismen bemühen können, die ihnen bekannt sind. Deshalb hatten Atome bei Demokrit bspw. auch noch "Haken und Ösen", die sie zusammenhielten, weil den antiken Griechen das Konzept der sog. Kraft völlig unbekannt war, obwohl sie bspw. schon Kenntnis von Magnetsteinen und ihren Anziehungskräften hatten (erstmalig beschrieben durch Thales, der sie seinerzeit für beseelt hielt...). Und aus den gleichen Gründen hielt man auch die Welt im späten Mittelalter für eine Art Uhr, ich schrieb es bereits...
Wikipedia: Mechanistisches Weltbild#Die Welt als Maschine (Uhrenvergleich)Analog, was das Gehirn angeht... das hielt man einst für eine komplexe Maschine bestimmt durch Hydraulik und Pneumatik... entsprechend dem damaligen Zeitgeist sowie Stand von Wissenschaft & Technik...
Wikipedia: Geschichte der Hirnforschung#17. JahrhundertWenig später glaube man, Menschen wären im Prinzip elektrische Maschinen, denen quasi der Saft ausgehe. Populär geworden u.a. durch Experimente von Galvani mit Froschschenkel und Steilvorlage für den berühmten Roman "Frankenstein"...
Solche Vorstellungen sind auch nicht allesamt komplett falsch, nur ist die Wirklichkeit eben
weitaus komplexer.
Und jetzt kommst du und sagst, das Gehirn sei eine Art von Computer, wo es eigentlich
nur um Informationsverarbeitung geht. Ach, komm...