nocheinPoet
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Der sich bewusste Raum
21.07.2024 um 15:28nocheinPoet schrieb:Da wir aber ja die Neuronen schon kennen und diese sich deterministisch verhalten, sollte es doch reichen ein solches so einfach es geht zu simulieren.
paxito schrieb:Nein leider nicht. Selbst wenn du ein Neuron abschließend beschreiben kannst, kannst du noch lange kein neuronales Netz beschreiben. Und von da aus musst du noch den Schritt von neutralen Zuständen hin zu Bewusstsein machen. Neurochemie, Neuropsychologie, Psychologie.Doch Du. ;)
Ich gebe schon mal hier eben ein paar Links:
Wikipedia: Turingmaschine
Wikipedia: Fleißiger Biber
Wikipedia: Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre
https://www.aleph1.info/?call=Puc&permalink=mengenlehre1_3_1
Erstmal müsste man klären, oder sich verständigen, ob man ein Neuron als Blackbox verstehen kann, und vollständig über sein Verhalten beschreiben und so schaut es eben aus, so eine Zelle ist
deterministisch. Ja, als biologische Zelle kann das auch absterben, kaputt gehen, aber das ist nicht durch "Bewusstsein" verursacht, sondern mehr zufällig. Ich könnte also ein NN auch so programmieren, dass zufällig hier und da mal ein Neuron ausfällt, aber dafür dann auch neue hinzukommen, an so einer "Plastizität" wird aktuell gearbeitet.
Also die Frage ist, ist ein Neuron so vollständig physikalisch und mathematisch beschreibbar oder nicht, wenn nicht, was soll da noch wirken, wo soll das sein, für uns wäre es von Zufall nicht zu unterscheiden. Und ich bin aktuell davon überzeugt, ein Neuron ist so vollständig beschreibbar.
Das "Substrat" eines Automaten der rechnet ist nicht auschlaggebend auf das Ergebnis.
Und es wurden schon vollständige neuronale Netze simuliert, gut, oft nur Teile, aber man ist daran hier das Hirn von einfachen Würmern vollständig zu beschreiben und versucht sich auch an dem von Fruchtfliegen.
Klar mag der eine oder andere hier "Angst" haben und möchte kein deterministischer Automat sein, der einfach nur rechnet.
Wie dem auch sei, ich widerspreche hier ein weiteres mal Deiner - Behauptung - ganz entschieden. Die Links sind schon mal vorausgeschickt, werde darauf noch näher eingehen.
paxito schrieb:Das dort erhebliche und unvorhersehbare Effekte auftreten können, das zeigen uns die KIs gerade. Es besteht eine Ähnlichkeit zum Wetter, selbst wenn du eine Wolke perfekt modellieren kannst, kannst du immer noch nicht das Wetter vorhersagen. Und das liegt nicht nur an zu wenig Rechenkraft, das Modell einer Wolke oder eines Neurons lässt sich nicht beliebig hochskalieren.Ich weiß nicht, wie weit Du in Mathematik und auch in der Physik bewandert bist, ich gehe davon aus, dass es beim Ersteren nicht so wirklich weit reicht (nicht böse gemeint) und auch in der Physik mehr so etwas über den üblichen Durchschnitt im Verständnis liegst und dafür dann sehr viel tiefer in der Philosophie bewandert bist, dort dann auch ein gutes Stück weiter als ich.
Wetter ist ein chaotisches System, haben wir beim Doppelpendel, und auch, durch die Serie aktuell, das drei Körperproblem.
Und noch ein paar Links:
Wikipedia: Chaosforschung
Wikipedia: Doppelpendel
Wikipedia: Dreikörperproblem
Je chaotischer ein System ist, desto mehr Informationen kann es "generieren" und um so schwerer ist es zu berechnen. Das Universum ist aber ja selber eine Rechenmaschine, die "Simulation" und/oder Berechnung von Wetter siehst Du perfekt im Wetter. Natürlich kann es da dann gut sein, dass eine Maschine welche das Wetter berechnen soll, dann genau so komplex sein muss, wie die Erde mit Atmosphäre und natürlich spielt dann die Sonne auch noch eine Rolle, der Mond und so weiter und so weiter.
Aber was nun Deine - Behauptung - hier wieder angeht, nein, das NN des Gehirns ist kein chaotisches System wie das Wetter. Und selbst wenn würde das nicht bedeuten, dass man das NN nicht simulieren kann, wenn man die Neuronen durch eine Simulation ersetzt. So ein chaotisches System kann aus recht einfachen Regeln aufgebaut sein, wie das drei Körperproblem oder der Doppelpendel zeigt. Ganz einfache Regeln, wenig Schnickschnack und das System verhält sich chaotisch, und das in der Simulation genauso wie in der Realität.
Es macht keinen Unterschied ob ich das simuliere oder real habe, kleinste Änderungen der Ausgangssituation können große Veränderungen im Verlauf haben.
nocheinPoet schrieb:Wo setzt Du da an? Wenn wir 50 % der Neuronen nicht biologisch haben? Oder erst bei 75 %?
paxito schrieb:Das ist völlig spekulativ, aber ich würde vermuten, dass sich der künstliche und biologische Geist qualitativ unterscheiden, mit möglicherweise fließenden Übergängen. Aber die Technologie in deinem Gedankenexperiment gibt es so nicht und es ist alles andere als sicher ob es sie geben kann oder geben wird.Nun ja, Meinung, Glaube, Du vermutest, steht Dir alles ja zu, aber ist für mich nicht wirklich von Interesse. Und Du hantierst nun wieder mit einem Begriff, der so nicht wirklich klar definiert und greifbar ist, was ist "Geist"? Und dann willst Du noch diesen unterscheiden in der Qualität, also es gibt künstlichen und biologischen Geist.
Das ist für mich Unfug, wäre wie wenn ich die Ergebnisse eine Rechnung unterscheide und sage, diese 2 wurde von einem biologischen Geist berechnet, eben 1 + 1 und sehe er hier, diese 2 hingegen wurde von einem künstlichen Geist berechnet. Das ist für mich wirklich Unfug, wir haben einfach 2 und diese beiden Ergebnisse sind nicht zu unterscheiden.
Also was auch immer "Geist" für Dich sein mag, Du nennst es hier ja explizit nicht "Bewusstsein", es spielt keine Rolle ob der nun künstlich oder biologisch ist. Das ist der Punkt wo ich bei Dir die Esoterik rieche, der Wunsch, da muss mehr sein, eine Maschine, ein Automat kann nie so wie ich sein, ein Bewusstsein haben, also so eine echtes, einen echten Geist, so sein wie ich, das erzeugen, was mein Hirn erzeugt, echte biologische Automaten sind eben immer mehr, können echte Gefühle und Emotionen haben, eine Maschine kann das nicht, auch wenn sie es sehr gut vorgibt.
paxito schrieb:Weiter berührt es die Konstruktion von Identität, also der Frage was mich zu meinem "Ich" macht. Auch da hab ich dich schon öfter darauf hingewiesen, das eine reine Zustandsbeschreibung (etwa aller Teilchen zu einem gegebenen Moment) nicht ausreichend sein kann. Das ich konstituiert sich wesentlich aus dem was es vorher war, es ist eher reproduktiver Prozess als fester Zustand.Nun ja, wir haben echt viel mit Begriffen zu tun, die einfach nicht so greifbar sind, Geist, Bewusstsein, Ich. "Ich" halte es hier wie Watts und erkenne das Ich als Illusion an.
Teilchen haben keine magische inhärente Eigenschaft wenn wir sie in einem biologischen System betrachten und sie ein Neuron bilden und wir dann daraus noch ein Netz, da gibt es sicher Emergenz und wie finden dann "Bewusstsein" oder "Geist" aber egal wie, es wird sich nicht differenzieren in biologisch und künstlich. Es mag von mir aus "Geist" geben, was immer Du auch darunter verstehen magst und willst, es gibt ihn oder nicht, aber wenn wir ihn haben, ist es egal, ob wir darunter ein biologisches System haben oder eine Rechenmaschine.
nocheinPoet schrieb:Ja es bleibt beim Teleporterparadoxon, das ist einfach ein zentraler Punkt in meinem Überlegungen.
paxito schrieb:Weil du das Ich zu einem Ding machst. Das funktioniert so eben nicht.Ach was, das ist doch nun nicht nur mein Problem, was ich mit dem Paradoxon beschreibe, haben auch andere Philosophen schon vor mir beschrieben. Ich habe bei Dir hier und da den Eindruck, Du willst bestimmten Fragen aus dem Wege gehen, hast eventuell mal drüber gegrübelt, Kopf raucht, und dann magst Du nicht mehr. Aber "gibt es nicht" ist keine Lösung.
paxito schrieb:Ich versuche mal eine Analogie in deiner Sprache zu finden, wenn wir etwas die vier Grundkräfte verstehen wollen, reicht es nicht sie in ihrem jetzigen Zustand zu beschreiben, in dem wie in diesem Moment wirken. Wir müssen verstehen wie sie im Verlauf der Entstehung des Universums gewirkt haben, denn es dann lässt sich erkennen das man sie vereinheitlichen kann. Das Bewusstsein lässt sich nicht auf einen einzigen Zustand reduzieren sondern ist selbst Produkt und Folge von endlosen (?) Zuständen - von dir, deinen Eltern, Großeltern bis zurück zum ersten Gedanken. Und selbst dort wird es wohl keine feste Grenze geben.Wieder mal eine Annahme, und ich will hier nicht grundsätzlich widersprechen, die Frage ist aber, wie dynamisch ist das System meines Bewusstseins und wie chaotisch, schau, wenn Dir wer vor das Schienbein tritt, ist es für Deinen Schmerz echt egal, ob der Vater des Täters nun Dieter oder Thomas hieß. Das klingt hier bei Dir sehr nach dem
Wikipedia: Schmetterlingseffekt
Und würde bedeuten, dass irgendein Atom viele Millionen Lichtjahre entfernt durch seine Kräfte einen direkten und entscheidenden Einfluss auf das hat, was Du denkst und machst.
Selbst über den Schmetterlingseffekt wird noch immer "debattiert", die einen sagen, das ist noch viel stärker als gedacht, die anderen sagen, nein, der Flügelschlag eines Schmetterlings kann nicht wirklich für die Entwicklung eines Hurrikans in 1.000 km Entfernung in einer Woche auschlaggebend sein.
Aber egal, Bewusstsein ist kein chaotisches System, sehr dynamisch recht sicher, aber nicht chaotisch.
nocheinPoet schrieb:Es gibt hier unbestreitbar wohl echt ein Problem, Bewusstsein kann dann eben nicht so sein, wie es allgemein angenommen wird.
paxito schrieb:Sofern es überhaupt ein allgemeinen Begriff des Bewusstseins gibt, dann haut der so nicht hin. Darin sind wir einig.Ja, sehe ich auch so, also, dass Du das so siehst und wir uns hier einig sind, ist doch schon mal etwas, genau darum geht es mir ja im Paradoxon, zu zeigen, da passt so etwas nicht, die Annahmen führen zwingend zu Widersprüchen. Einige Menschen reagieren darauf, wenn sie das Paradoxon dann verstanden haben, sehr gnatzig und irritiert, dass kratzt dann wo an der Vorstellung von dem was man selber so ist.
nocheinPoet schrieb:Also ich sehe da mehr Gemeinsamkeiten mit einer KI als mit einem Baum. :D
paxito schrieb:Ein Baum ist zumindest noch biologisch, körperlich mit entsprechenden Bedürfnissen. Eine KI ist, auch wenn sie unsere Sprache beherrscht, und am Ende doch fremder. Glaube ich, vermute ich - das es da einen qualitativen Unterschied geben muss. Aber frag mich bitte nicht danach, worin der genau besteht. Darüber denke ich selbst noch nach.Da steht es geschrieben, wie ich es schon geahnt habe, der Baum ist eben einfach biologisch, und biologisch ist cool und besser, hat mehr, steht drüber, ein biologisches System ist für Dich ausgezeichnet, kein nicht biologisches System kann hier mithalten. Und schon wieder gibst Du dann Begriffe vor, die gar nicht definiert sind, also klar und eindeutig, ob nun ein biologisches System "Bedürfnisse" hat oder "Gnufsdfsdf" ist doch kein Unterschied. Was soll das sein, ein Bedürfnis? Und warum bitte willst Du - was immer es ist - hier das exklusive Recht dafür auf biologische System begrenzen?
Wenn es das gibt, was auch immer es ist, warum sollte ein "künstliches" System nicht auch Bedürfnisse haben?
Schau, Du sprichst hier einem nicht biologischen System einfach das Recht ab auch über echte Bedürfnisse verfügen zu können. Warum?
Ich vermute da weiter den tiefen Wunsch eben mehr zu sein, als nur eine Maschine. Aber was ist schon "künstlich" auch eine Zelle besteht nur aus Atomen.
So nun mal noch was zu den Links am Anfang des Beitrages, geht hier primär um Turingmaschinen und Berechenbarkeit, und Mathematik, Mengenlehre und die ist so was von mächtig, es gibt für die Mathematik einen Rahmen und ich habe da auch erst vor ein paar Jahren tiefer hinein geblickt, als der Mathematiker mit mal etwas Mengenlehre aufs Auge gedrückt hat, mir gezeigt hat, wie mächtig das in der Mathematik ist und mich mit der ZFC bekannt machte.
Und es ist hier ähnlich wie in der Physik, man kann im Rahmen der ZFC nicht belegen, dass die Mathematik im Rahmen der ZfC widerspruchsfrei ist.
Ich denke für den Sonntag ist das hier im Thread doch schon ein ausreichender Beitrag, schauen wir einfach mal.