Kotknacker schrieb:Wenn ein Heilpraktiker dagegen verstößt läuft er Gefahr eine Geld- oder Freiheitsstrafe einzubußen.
Woher kommt es dann, dass die Verbraucher, die H. verwenden, darin nicht nur eine reine Placebobehandlung sehen?
Irgendwo muss diese Vorstellung doch geschaffen bzw. gefördert werden?
Wenn derjenige, der H. vertreibt, zwar "offiziell" nur das erlaubte sagt, aber wissend nickt und den Fehlglauben des Anwenders dennoch stärkt, ist das kein Problem?
Wenn alles fair ablaufen würde und mögliche Fehleinschätzungen des u.U. wissenschaftlich unbefleckten Anwenders im Keim erstickt würden, würden wir hier gar nicht diskutieren.
Kotknacker schrieb:Ich würde das Straßmaß anheben
Das braucht es eher nicht.
Die Frage ist, wie man es hinbekommt, dass H. nicht den Wunsch des Patienten, eine nebenwirkungsfreie aber trotzdem wirksame Medizin zu bekommen, böswillig ausnutzt oder aus Unwissenheit ausnutzt.
Ein Punkt wäre schon mal, sie auch nicht gefühlt echter Medizin gleichzustellen. Z.B. eben auch der von
@Heide_witzka genannte Umstand, dass Krankenkassen das als etwas anderes als eine reine Placeboanwendung bezahlen.
Wenn jemand H. möchte, weil er sich damit wohl fühlt, dann sollte das wie bei sonstigen Wohlfühlbehandlungen ablaufen. Wie wenn ich ins Fitnessstudio gehe und dort darüber beraten werden sollte, dass die Geräte dort keine Heilfunktion haben, sondern dass man zum Spezialisten geht, wenn die Wirbelsäule kaputt ist. Oder dass eine Wohlfühlmassage eben nur dem Wohlbefinden dient.
Niemand wird Leuten vorschreiben wollen oder können, dass sie keine Globuli nehmen dürfen. Oder dass sie nicht verkauft werden dürfen.
Aber eben nur unter der Maßgabe, dass ihnen nicht - mittelbar oder unmittelbar - eine Eigenschaft zugesprochen wird, die sie nicht haben.
Wenn der Verbraucher zum Homöopathen geht, muss dieser ihm mitteilen, dass die ganze Behandlung nur im Rahmen eines Placeboeffektes etwas bewirken wird. Und dass jegliche Vorstellung, es würde auf wundersame Weise die "Seele" des Wirkstoffes auf den Körper übertragen, völliger Nonsens ist.
Der Homöopath muss dafür sorgen, dass durch die Anwendung von H. im Zweifel keine wirksamen Maßnahmen vereitelt oder verzögert werden.
Die Realität sieht aber so aus, dass oftmals der Homöopath fälschlich an eine über den Placeboeffekt hinausgehende Wirkung glaubt (was ihn schon dann ungeeignet zur Ausübung seines Berufes macht, da er seine Expertise auf falschen Annahmen aufbaut) oder dass er die Vermarktung des Produktes beabsichtigt und eine Fehleinschätzung des Kunden bewusst ausnutzt.
Die Frage, die die Problematik beleuchtet, ist erneut folgende:
Warum sind Menschen so breitgefächert überzeugt, Homöopathie würde wirken.
Weil sie an irgend einer Stelle davon überzeugt werden. Und zwar von Leuten, die von diesem Glauben profitieren.
Natürlich ist Glaube nur schwer zu regulieren. Aber wenn jemand Geld dafür bekommt, dass er beten als Heilungsmöglichkeit für Krebs propagiert und sich das bezahlen lässt, dann wäre das Rechtsempfinden auch gestört. Auch wenn das beten vielleicht auch positive Effekte generiert.