@Bauli Du sollst keine Hände heben oder weiße Fahnchen schwenken. Davon hab ich nichts. Es geht darum, dass mein Standpunkt verstanden wird. Du musst den nicht ubernehmen/ okkupieren oder sonstwas. Du sollst in erstmal nur verstehen, weil sonst alles weitere zu großen Missverständnissen führt. Unterschiedliche Ausgangslage führen zu .... ist bekannt.
Ich schreibe nach wie vor noch zur These: the war is over
Du sagst sinngemäß: Schuld sind einzig die Homöos, sagst aber auch, dass du den Krieg noch nicht verloren gibst.
Das ist aber widersprüchlich, es sei denn du hoffst darauf, dass die morgen von Gewissenbissen geplagt werden und ihr Business reumütig aufgeben. Das würde ich als leicht unrealisistsch einschätzen. Das wird nicht geschehen. Nicht heute, nicht morgen, nicht übermorgen.
Tatsächlich gibt es durchaus noch ein paar Optionen (zB eine komplette Neuorientierung durch die naturwissenschaft-kritisch Homs). Rein hypothetisch zumindest. Die hier durchzukauen wäre jedoch Firlefanz, da reinste Spekulation und zudem nicht wahnsinnig wahrscheinlich.
Zudem widerstrebt mir grundsätzlich Schuld auf eine Gruppe zu konzentrieren, wenn da offenkundig viele drin rumfuhrwerken.
Das führt nämlich dazu, dass man die Eigenverantwortung und (zumindest Teil-)Schuld der anderen negiert, und diese somit aus dem Handlungspflicht nimmt.
Will man erreicht dass sich die Politik dieser Misere annimmt, dann muss man die ins Boot nehmen und nicht entschuld(ig)en. Denn genau das ist der Politik liebstes Manöver. "Habsch nix mit zu tun, geht mich nix an, soll sich jemand anderer kümmern".
Das ist kein Vorwurf sondern menschlich. Nur helfen tut das halt lieber kein bisschen. Im Gegenteil. Diese Denke führt zu Stillstand. Es bleibt alles wie gehabt.
Wer also die Hom am liebsten verschwunden sehen möchte, der kommt gar nicht umhin der Politik Schuld zuzuweisen. Jedenfalls die Schuld, die sie auf sich geladen hat und weiterhin (durch Passivität) auf sich lädt.
Nur die Homs anzuklagen, ihnen ihre Geschäftstüchtigkeit vorzuwerfen (ich schätze mal die meisten Unternehmer würden die unternehmerischen Fähigkeiten loben, wer kann schon aus Dung Geld machen, wer kann mit Nichts Arbeitsplätze erschaffen?) ist zumindest aus meiner Sicht.völlig falsch und nicht zielführend.
Bauli schrieb:Und ja, ich rege mich darüber auf, das Homöopathen das Menschenleben im Grunde genauso schnurzpiepegal ist, wie nur was
Würd ich so nicht sagen. Niemals. Auch wenn's erstmal wie ne geile These ausschaut, der man sich nur zu gerne anschließen möchte.
Warum?
Ich nenne zwei Kronzeugen. Ernst, der Chef-Hom.Kritiker unser Zeit, und Kaptchuk, der in der PF großes (und sehr spannendes, manchmal unglaubliches) geleistet hat.
Ernst war Homöopat (naturwissenschsftlich-kritische Sorte). Er sagt heute, dass er viele Jahre von seinem Tun überzeugt war, und steht dazu.
Kaptchuk war Akupunkteur bevor er in die Forschung ging. Er sagt, dass er von Erfolg der Ak absolut überzeugt war - bis ihn seine eigene Forschung vom Gegenteil überzeugte.
Wie kommt das? Waren die auf Droge? Haben die 2Dekaden Woodstock nachgefeiert? Waren die vielleicht doof, unfähig ein Loch in den Schnee... ?
Nein, nein, nein. Der Fehler ist ein überaus menschlicher und hat wenig mit dem Missbrauch des Arzneimittel-Schränkchens zu tun.
Arzt lernt Praxis, von der er (und seine Lehrer) erstmal ausgeht, dass sie hilft. Patient kommt, Arzt wedelt, Patient gesundet.
Arzt nickt zufrieden. Wedelei hat geholfen.
Das wiederholt sich wieder und wieder und wieder. Der Akupunkteur bekämpft erfolgreich Schmerzen, der Hom feiert Erfolge bei allerlei Erkrankungen von Schniefnase bis Gelenkschmerz.
Dazu kommt dass der PE lange Zeit ein Mysterium war. So klar und nüchtern wie heute hat man das vor 20Jahren längst nicht gesehen. Man dachte, dass man den PE "herbeizwingen" (mit Bb) müsse. Das war Stand der Forschung, man wusste es einfach nicht bessern.
Daraus folgt, dass die Wedelei, selbst wenn sie selbst keine Heilkrafte hat, als eine zwingende Voraussetzung für die Stimulation der Selbstheilung (od des PE) gesehen wurde/gesehen werden konnte.
Auf welchen Schluss kann ein Arzt unter die Voraussetzung wohl kommen? Welcher Schluss ist der wohl Naheliegendste?
Patient kommt-Patient erholt sich = irgendwas hat man wohl richtig gemacht.
So würde beinahe jeder denken, behaupte ich keck. Es gibt ja erstmal überhaupt keinen ersichtlichen Grund, der dem widerspräche.
Ich behaupte, dass dieser Fehlschluss absolut menschlich ja sogar völlig normal st.
Geh mal in die Unternehmen. Frag mal bei nem Fehler nach dem Grund. Da kommen dann so Antwort wie: das haben wir schon immer so gemacht - das war früher richtig, warum soll's jetzt falsch sein...
Leute hinterfragen nicht wenn sie sich auf bekanntem Terrain befinden. Nur die Allerwenigsten tun das (und die sind dann meist Querulanten).
Jede Berufsausbildung zielt genau darauf ab. Man muss nicht alles neu erfinden, man bedient sich altbewährter Methoden, man standardisiert...
Etwas anderes wäre natürlich, wenn die überhaupt keine Erfolge aufzuweisen hätten. Haben sie aber. Immer wieder. PE.
Wie kann etwas falsch sein, dass immer wieder positive Resultate zu Tage fördert? Insbesondere in einem Geschäft, wo es leider normal ist, dass nicht jedem unmittelbar geholfen werden kann. Manchmal braucht es einfach Zeit, das ist Alltag, auch in nicht-hom Praxen. Und manchmal kann man leider gar nichts tun. Den Tod hat noch keiner besiegt, und Knochenbrüche heilen nicht über Nacht. Ist halt so.
Der Schluss, dass Wedelei hilft (bzw unterstützt oder jedenfalls nicht schadet) liegt nahe. Es ist sogar ein (jedenfalls scheinbar) rationaler Schluss, jedenfalls solange wie das Positve das Negative überwiegt.
Wir wissen heute, dass es ein Fehlschluss ist. Wir wissen dass "Wer heilt, hat recht" objektiv richtig erscheint, aber eine Genesung eben nicht immer ursächlich auf die Behandlung zurückgeführt werden kann.
Könnten das Praktiker wie Ernst und Kaptchuk schon in den 60ern/70ern wissen?
Nun, sie hätten es wissen können, zweifellos.
Hätten sie es dann wissen müssen? Eh, ich glaube eher nicht.
Ein Praktiker arbeitet am Patienten. Er macht seine Erfolge nicht an wissenschaftlichen Studien fest. Seine Erfolge und Misserfolge erlebt er tagtäglich.
Das kann man in nahezu jedem Beruf (außer Forschung ) beobachten. Menschen sind Gewohnheitstiere. Sie gehen schematisch vor. Egal ob ein Statiker ne Brücke berechnet, oder ob ein Schlosser einen Defekt am Auto sucht, oder der Bäcker, Schriftsteller, Versicherungsfuzzie... sie alle haben eine Methode, in Großbetrieben ist die sogar vorgegeben. Und kaum einer weicht freiwillig davon ab. Da braucht es schon mehr als nur ein paar Störmomente.
Dass Ärzte auf diesen Humbug hereinfallen, kann ich absolut nachvollziehen. Ein hom. Arzt hat hervorragende Ergebnisse. Warum? Er geht esoterisch und schulmedizinisch vor. Damit hat er ziemlich exakt die gleiche Heilquote wie ein "handelsüblicher" Mediziner.
Und wie viele Ärzte kennst du, die sagen: ist doch alles Murks. Wir machen das jetzt ganz anders.
Die glauben an sich und ihre Fähigkeiten, das ist auch gut so.
Warum sollte das bei einem hom Arzt mit vergleichsbaren Quoten anders sein?
Es ist immer leicht und verlockend, zu sagen, "das ist alles Quatsch, weiß man doch". Ich kann nicht aufzählen wie viele haarsträubende Momente ich als Ex-Projektleiter und inzwischen Trainer schon erlebte. Unzählige male hatte ich Leute am liebsten erwürgt, wenn ich hörte: das ist gut genug; hab ich so gelernt; war schon immer so; Neues mag ich nicht, das ist so neu...
Bisher konnte ich den Zwang zu Bluttaten stets unterdrücken und das ist auch gut so, denn wenn sich das Gewitter verzog, man wieder halbwegs normal arbeiten und denken kann, dann Stelle ich immer wieder fest: du warst genauso. Haargenau.
Auch ich habe meinen damaligen Mentor zu kopieren versucht.
Warum auch nicht? Als Frischling hat man nur eins in Überfluss, wenig Ahnung und noch weniger Erfahrung. Es ist sinnvoll sich an Leute/Methoden/Praktiken zu orientieren.
Auch ich habe Fehler gemacht weil ich stoisch Schema F angewandt habe. Erst wenn man scheitert überlegt man.