Papaya64 schrieb:Aber da das eine etwas exotische Website ist und Godfrey diese Behauptung in seinem Blog nicht wiederholt hat (und Ianello auch nicht) würde ich das nicht überbewerten.
Das sollte man aber auch nicht einfach so unter den Tisch fallen lassen.
Es gibt dazu folgende Geschichte:
Zunächst zur "exotischen" Website:
Hackaday is a hardware hacking website
In 2007 Computerworld magazine ranked Hackaday #10 on their list of the top 15 geek blog sites.[
Quelle:
Wikipedia: Hackaday.
Am 24.04.2021 erstellt eine gewisse "Jenny List" diesen Blog:
Original anzeigen (0,4 MB)Jetzt wird es interessant. Klickt man den ersten Link an, landet man auch sofort bei IG Mitglied Richard Godfrey.
Schaut folgendermaßen aus:
Original anzeigen (0,8 MB)Bei dem von Jenny List verlinkten Blog handelt es sich um den allerersten, den Godfrey zum Thema WSPR verfasste.
Das ist aber auch in sofern nicht ganz richtig, als dass er tatsächlich mit seinem Buddy "Dr. Robert Westphal" bereits schon am 22. März eröffnete. Nennt sich "Guest Post"
https://www.mh370search.com/2021/03/22/guest-post-by-dr-robert-westphal/Dieser Godfrey-Blog, auf welchen sie sich Jenny Ling bezieht, trägt den Titel "WSPRnet and Inmarsat Satellite data" und wurde bereits am 03.04.2021 erstellt:
https://www.mh370search.com/2021/04/03/wsprnet-and-inmarsat-satellite-data/Darin verlinkt ist nach kurzer Einleitung außerdem auch noch folgendes Paper:
https://www.dropbox.com/s/w43gu64vn7jvmxm/Using%20the%20WSPRnet%20and%20Inmarsat%20Satellite%20data%20in%20the%20search%20for%20MH370.pdf?dl=0Am 27.04.21 wurde nun auf der "exotischen Website" ein Kommentar dazu abgegeben, auf welchen Godfrey am 05.05.21 ansprang.
Dieser Kommentar stammt von Ed Anderson, welcher sich ebenfalls auch sehr intensiv mit MH370 beschäftigt.
Sein Ansatz ist jedoch ein ganz anderer:
Narrowing the search area using hydrophone, seismic, and infrasound data
Quelle:
https://370location.org/To assist with the location of missing flight MH370 in the Indian Ocean, I am investigating acoustic data from March 8, 2014 for evidence of an impact event or a later implosion at crush depth in the SOFAR Deep Sound Channel.
Updates have been going directly to the search authorities.
Quelle:
https://www.researchgate.net/project/370locationorgWahnsinn, was der alles schon gemacht und gelernt hat. Hervorheben aus seiner Agenda möchte ich folgendes:
Original anzeigen (0,3 MB)Dieser Ed Anderson schrieb nun also, auf jenem Blog von Jenny List, am 27.04.21 einen Kommentar zu dem Godfreys Paper und zwar einen sehr negativen.
Übersetzt liest sich das so:
Als alter Amateur glaube ich, dass hier ein grundlegender Fehler vorliegt, nicht im WSPR-Ansatz zum Auffinden von MH370, sondern in einer Fehlinterpretation der WSPR-Daten durch den Autor des Papiers. Richard Godfrey hat aus der Forschung von Dr. Robert Westphal (@RobW) extrapoliert, der die WSPR-Methode zum Auffinden von MH370 validiert und verifiziert hat, indem er Antarktisflüge mit ADS-B-Flugverfolgung abgleicht. Im Februar half ich aus, indem ich die WSPR db für die Dauer des Fluges mitnahm und sie auf Großkreispfade herunterbrachte, die durch das wahrscheinliche Fluggebiet des Indischen Ozeans führten. Siehe die verflochtene Diskussion und meinen Kommentar mit einer Karte und einer eingeschränkten Datenbank unter:
https://mh370.radiantphysics.com/2021/02/10/vorläufiger-unfallbericht-freigegeben-für-sj182/#comment-30627
Wichtig für diese Reduzierung war die Annahme, dass die WSPR-Pfadgenauigkeit nur für Pfade nützlich wäre, die weniger als etwa 1/3 der Erdumrundung zurücklegen. Stellen Sie sich vor, dass TX- und RX-Sites bei Antipoden auf halbem Weg genau 180 Grad voneinander entfernt sind. Es gibt keinen kürzesten Weg, und ein Signal wäre wahrscheinlich den höher ionisierten Schichten in Bezug auf den Terminator und die Magnetfeldlinien der Erde gefolgt.
Der Fehler in dem von den Medien gehypten Bericht besteht darin, dass der Autor irgendwie davon ausgegangen ist, dass das Signal mit gleicher Wahrscheinlichkeit einer Verlängerung des kürzesten Großkreisweges folgt, der nur den langen Weg um die Erde führt. Während des Fluges gab es nur einen kurzen globalen WSPR-Pfad (um 2120Z, zwischen dem 3. und 4. Sat-Ping). Alle anderen, die Godfrey verwendet, waren Projektionen mit langen Pfaden, die zufällig seine Kandidaten-Absturzstelle bestätigen. Leider kann man keine Genauigkeit für Pfade erwarten, die 3/4 um den Globus führen. Antennenverstärkungsmuster sind bei WSPR meist irrelevant, insbesondere wenn man nur die SNR-Verschiebungen betrachtet. Es gibt unendlich viele kürzere und viele ionosphärische bessere Wege als seine Umkehrprojektion des kürzesten Großkreisweges.
Ich sage nicht, dass WSPR für MH370 nicht nützlich sein kann, aber es muss richtig verwendet werden, nicht nur zum Rosinenpicken.
Quelle:
https://hackaday.com/2021/04/24/wspr-may-hold-the-key-to-mh370-final-position/#comment-6343640Da hielt Godfrey dann am 05.05.2021 dagegen.
Übersetzt kontert er folgendermaßen:
Der Fehler in Ihrer Argumentation ist Ihre Behauptung, dass WSPR-Übertragungen nach einer Reise von 1/3 der Welt ungenau sind. Dies ist nicht schlecht für Signale, die mit Lichtgeschwindigkeit reisen und die Erde in einer Sekunde 7,5-mal umrunden können.
Behauptung gegen Behauptung also.
Anschließend erfolgte dann die mysteriöse Bekanntgabe des Absturortes von Godfrey, mittels einer Frage, die sich so liest :
How do you explain WSPR links meeting at the crash site of MH370 at 34.40°S 93.21°E?
Quelle:
https://hackaday.com/2021/04/24/wspr-may-hold-the-key-to-mh370-final-position/#comment-6343640Diese Grafik wurde außerdem von Godfrey dabei verlinkt:
Original anzeigen (0,2 MB)https://www.dropbox.com/s/a40wbgyblgrdeyu/WSPR%20Links%20MH370%200020%20UTC%20Zoom%20Plus%20View.png?dl=0Victor Iannello schrieb am 06.05.2021 einen einmaligen Kommentar auf dem Blog, sein Resümee war:
In short, the intersection of WSPR paths at (-34.40,93.21) has nothing to do with MH370.
Von Godfrey gab es außer diesem einen auch keine weiteren Kommentare mehr.
Ed Anderson jedoch hat sich dort nochmals am 02.10.2021 mit einer vernichtenden Kritik gemeldet.
Übersetzt:
Richard, ich sehe, dass Sie wieder Schlagzeilen machen und falsche Hoffnungen wecken. Eine Antwort im April schien sinnlos, da Sie das Hauptproblem nicht angesprochen haben, und nachdem Sie sich Ihre ähnlichen Reaktionen auf Kritik von WSPR-Experten in Ihrem Blog angesehen haben, würde jeder abgeschreckt werden. Sogar Ihr Co-Autor Dr. Westphal gestand dort in einem langen Post am 5. Mai: „Ich habe im Fall von MH370 immer noch meine Zweifel an der LP.“ (LP bedeutet lange Wege)
Das ist das Problem mit Ihrem Ansatz. Alle bisherigen Forschungen, die Sie zitieren, einschließlich Robs Arbeit, beziehen sich auf relativ kurze Distanzen bis hin zu einigen Sprüngen. Rob sagt bis zu 7.500 km. Der grundlegende Meterbezug wurde einmal mit 10.000 km definiert, was die Entfernung vom Äquator zum Pol darstellt.
Ich habe gute Beweise für die Vorwärtsstreuung von Flugzeugen bei hohen HF- und VHF-Frequenzen über einen oder sogar zwei Sprünge gesehen. Das ist nicht das Problem. Sie suchen nach Schwankungen in der Signalstärke. Ihre vermeintliche Wirbelschleppenstreuung würde das Signal reduzieren, daher benötigen Sie einen kürzlichen vorherigen "Punkt" -Kontakt, um darauf zu verweisen. Damit Ihre Methode funktioniert, benötigen Sie einen regelmäßigen Strom von Signalberichten. Das kommt nur auf dem kürzesten der globalen Wege. Gleichzeitig gehen Sie jedoch fälschlicherweise davon aus, dass jedes von Ihnen verwendete Kontaktsignal den längsten möglichen Weg um den Globus zurückgelegt hat, mit Dutzenden von Sprüngen, wobei die Genauigkeit eines einzelnen oder zweier Sprünge beibehalten wurde.
Überspringen von langen Pfaden wurde gemeldet, aber es ist selten. Ich habe ein Histogramm eines Monats mit WSPR-Kontakten im März 2014 erstellt. Die Anzahl der täglichen Spots nimmt exponentiell mit der Entfernung ab. Jenseits von 19.000 km dauert es durchschnittlich 3-4 Tage zwischen den Verbindungen. Stattdessen nehmen Sie häufig 1.500 km-Punktpfade und projizieren diese als 38.500 km-Pfade und gehen weiter davon aus, dass jede Signalvariation auf Ihr ausgewähltes Ziel zurückzuführen ist.
Die ursprüngliche Prämisse für die Verwendung von WSPR, um MH370 zu finden, war, dass eine nach vorne gerichtete Fokussierbeugung mit Abwärtsreflexion ein Signal verstärken kann, wodurch möglicherweise ein Linkpfad bereitgestellt wird, der ansonsten zu schwach wäre. Das war vielversprechend, musste aber bestätigt werden. Durch das Überspringen der Waffe und den Missbrauch der WSPR-Daten mit falschen Annahmen hat selbst diese Methode jetzt jede Unterstützung verloren.
Schlagzeilen behaupten, Sie hätten „bewiesen“, dass Ihre Methode funktioniert, indem Sie Ebenen in „blinden“ Tests verfolgen. Abgesehen davon, dass Sie genügend Details zu den beiden Flügen hatten, um bekannte Abflugrouten zu erraten. Bei der Verfolgung des S&R-Fluges hatten Sie die GPS-Spur und wählten lediglich aus einem dichten Netzwerk halbzufälliger Umkehrprojektionen, um Ihre Abgleichmethode wiederholt zu bestätigen. Es würde zweifellos für jeden Flug- oder Schiffsweg genauso gut funktionieren, selbst wenn Sie es am falschen Tag anwenden.
Sie müssen noch den grundlegenden Fehler in Ihrem Ansatz beheben, der davon ausgeht, dass sich HF-Signale leichter und dennoch genauer ausbreiten und den längstmöglichen Weg zwischen zwei nahegelegenen Punkten auf der Erde nehmen.
Quelle:
https://hackaday.com/2021/04/24/wspr-may-hold-the-key-to-mh370-final-position/#comment-6343640Unabhängig von dem damals bekanntgegeben merkwürdigen Absturzort (7 Treffer), finde ich die "exotische Website" aber allein schon dadurch auch interessant, dass wir nun wissen, dass es mit Ed Anderson wohl einen ernstzunehmenden Gegenspieler gibt.