Sorry, wenn ich auf diesem Punkt beharre, aber er scheint mir ganz zentral für den Rest der Vorkommnisse zu sein. Es ist eben nicht nur jener supervisor, der sich dann schlafen legt, der ein Problem ist, sondern es fehlen einfach mehrere Handlungen. Wenn eine fehlt, kann das Inkompetenz sein, wenn mehrere in einer Kette fehlen, klingt das nach mehr:
1. MH 370 meldet sich bei IGARI von KLL ab und meldet sich nicht bei HCM an. Korrekte Reaktion von HCM: Nachfrage, wo denn MH370 ist. KLL weiss es nicht, vier weitere Telefonate mit HCM folgen. Ungewöhnlich: KLL versucht nicht, Kontakt mit den anderen ATCC herzustellen, normalerweise sollte das umgehend passieren, besonders FIR Bangkok ist ja nur wenige Flugminuten entfernt.
Man sollte davon ausgehen, dass bereits jetzt die Situation die Einbeziehung mindestens des supervisor levels bei KLL ATC bedingt. Es sollten also bereits mehrere Personen sich des Falles annehmen, was Inkompetenz einer Person vermeiden soll. Aber: es gibt keine Erklärung, warum KLL keinen Kontakt zu Bangkok, Singapore, oder Phnom Penh aufnimmt. Auch ist normalerweise in so einem Fall das ATC des Ziellandes zu verständigen. Zu diesem Zeitpunkt gibt es aber noch keinen offiziellen Kontakt mit China.
2. KLL ATC kontaktiert MAS Ops. Das ist korrektes Verhalten. MAS Ops scheint aber nicht in der Lage zu sein, mehr zu tun als sich FE anzuschauen, und schliesst dann auch noch fatalerweise aus der Projektion der Daten, dass MH370 über Kambodscha sein muss.
Hier fallen mehrere Fehler auf:
Wieso projeziert FE die Route nach Kambodscha? Die geplante Route sollte niemals dorthin führen, sondern entlang der vietnamesischen Küste schliesslich in den chinesischen Luftraum. Die Frage hier ist: ist jemals verifiziert worden, dass FE diese Route projeziert hat? Und wenn, warum? Und warum hat diese Projektion, die ja erst für eine tatsächliche Lokation gehalten worden sein soll, nicht sofort Alarm ausgelöst? Denn sie war offensichtlich nicht die normale Route.
Wenn MAS Ops dies nun wahrnimmt und so an KLL ATC weitergibt, wieso bleibt es dabei? Ein Flieger hat sich nicht korrekt bei mindestens zwei ATCC angemeldet, wenn er in Kambodscha ist. Direkter Kontakt zum Flieger findet nicht statt. Und wir sollen jetzt glauben, dass die supervisors bei MAS nicht das nächstliegende tun: selbst bei Phnom Penh nachfragen, ob die dort überhaupt MH370 auf ihrem Radar haben? Nachfragen, warum Phnom Penh in diesem Fall nicht selbst nachgefragt hat, was der Flieger denn eigentlich bei ihnen will?
An diesem Punkt erklärt reine Inkompetenz das Verhalten von MAS Ops nicht mehr. Auch hier müssten wieder mehr als nur eine Person involviert sein, welchen offensichtlich sein sollte, dass hier nicht die korrekten Reaktionen erfolgen.
3. MAS Ops meldet also an KLL ATC der Flieger ist über Kambodscha, es bestehe Kontakt (!). Bei KLL ATC fällt wenigstens jemandem auf, dass das ganze wenig Sinn ergibt. Um in den FIR von Phnom Penh zu kommen hätte MH370 erst einmal durch HCM FIR fliegen müssen, die haben aber offensichtlich den Flieger nie zu Gesicht bekommen. Es stimmt also hier etwas nicht. Inzwischen hat HCM auch direkt Kontakt zu Phnom Penh aufgenommen und erfahren, dass dort nie ein Flieger angekommen oder gesehen wurde. Dies wird dann KLL ATC mitgeteilt.
Noch einmal: weder KLL ATC noch MAS Ops haben diesen logischen Schritt unternommen, mal in Phnom Penh anzurufen. Erst HCM ATC tut dies. Warum niemand in Malaysia?
4. Immer noch ist HCM ATC die aktive Kraft: auf Bitte des ATC hin versuchen mehrere andere Flieger im Luftraum per Funk Kontakt zu MH370 aufzunehmen. Es gibt eine kryptische Meldung, dass es gelungen sei, aber nur Gemurmel als Antwort kam, sonst gibt es keinen Kontakt. Wieder die Frage: warum kommt von KLL ATC kein entsprechendes Ersuchen? Und warum sind immer noch nicht Bangkok und Singapore und China informiert?
5. Nach fast zwei Stunden (!) geht MAS Ops angeblich ein Licht auf und man teilt KLL ATC mit, dass die Kambodscha Position wohl Unsinn war.
Es dauert nun noch einmal fast zwei Stunden bis KLL ATC endlich Singapore informiert und dann bei HCM nachfragt, ob diese China informiert haben (was KLLs Job gewesen wäre). Singapore ist der Meinung, MH370 habe wohl nie den malaysischen Luftraum verlassen. Und immer noch gibt es keinen Kontakt mit Bangkok, welches der naheliegendste Luftraum ist, wenn MH370 eben nicht nach Vietnam geflogen ist. Ich kann es nicht anders interpretieren: Bangkok wird so lange wie möglich im Ungewissen gehalten, gerade weil MH370 eben an der thailändischen Grenze entlangfliegt.
6. Vier Stunden nach dem letzten Kontakt wird nun endlich der vorgeschriebene Alarm ausgelöst, der einen Absturz in der South China Sea ins Visier nimmt.
Vier Stunden also vergehen, in welchen mehrere Mitarbeiter staatlicher malaysischer Instanzen (ATC, MAS Ops) weder die eigentlich vorgeschriebenen Schritte unternehmen, noch sonst irgendwie ein angemessenes Interesse an der zu diesem Zeitpunkt als vermutlicher Absturz einer Verkehrsmaschine zu interpretierenden Situation zeigen.
Involviert sind hier: die Fluglotsen von KLL ATC, die Supervisors bis zum watch commander bei KLL ATC, der diensthabende Supervisor bei MAS Ops und wer auch immer auf den Stufen darüber in jener Nacht hätte involviert werden müssen. Noch gar nicht betrachtet ist bei der ganzen Sache die Rolle der militärischen Flugraumsicherung in Malaysia.
HCM ATC scheint einen halbwegs ordentlichen Job gemacht zu haben. Phnom Penh wohl ebenfalls, denn für sie gab es nichts zu tun, da war nichts in ihrem Luftraum. Und Singapore, China und Thailand wurden in den entscheidenden Stunden gar nicht eingeschaltet. Übrigens genausowenig wie später Indonesien und Indien.
Können so viele Personen einfach nur inkompetent gewesen sein?
Wie stelle ich mir die korrekte Reaktion vor?
1. Der Flieger nimmt keinen Kontakt mit HCM auf. Er verschwindet auch kurz darauf vom Radar. -> KLL ATC ist weiterhin zuständig und sollte sofort a. alle benachbarten ATCC informieren (vor allem Thailand), das Zielland informieren, Versuchen Kontakt zum Flieger herzustellen und ggf. andere Flieger um eine Vermittlung und einen lookout bitten. Und natürlich sofort die airline informieren. Und das alles eben zeitnah.
2. Die airline unternimmt die unter 1. genannten Schritte ebenfalls um sich zu vergewissern, was mit ihrem Flieger los ist. Sie sollte auf jeden Fall nicht sich einfach auf FE verlassen, solange es keinen Kontakt des Fliegers zu den ATCC oder zu Ops gibt.
3. Es muss frühzeitig Alarm beim zuständigen ARCC ausgelöst werden, dass ein Flieger vermutlich abgestürzt ist.
Nichts von alledem ist passiert. Und MH370 hatte viel Zeit unbemerkt Malaysia zu überqueren und zu verschwinden.
At 02:03, Kuala Lumpur ACC relayed to Ho Chi Minh ACC information received from Malaysia Airlines' operations centre that Flight 370 was in Cambodian airspace. Ho Chi Minh ACC contacted Kuala Lumpur ACC twice in the following eight minutes asking for confirmation that Flight 370 was in Cambodian airspace.[49] At 02:15, the watch supervisor at Kuala Lumpur ACC queried Malaysia Airlines' operations centre, which said that it could exchange signals with Flight 370 and that Flight 370 was in Cambodian airspace.[68] Kuala Lumpur ACC contacted Ho Chi Minh ACC to ask whether the planned flight path for Flight 370 passed through Cambodian airspace. Ho Chi Minh ACC responded that Flight 370 was not supposed to enter Cambodian airspace and that they had already contacted Phnom Penh ACC (which controls Cambodian airspace), which had no communication with Flight 370.[49] Kuala Lumpur ACC contacted Malaysia Airlines' operations centre at 02:34, inquiring about the communication status with Flight 370, and were informed that Flight 370 was in a normal condition based on a signal download and that it was located at 14°54′N 109°15′E.[68] Later, another Malaysia Airlines aircraft (Flight 386 bound for Shanghai) attempted, at the request of Ho Chi Minh ACC, to contact Flight 370 on the Lumpur Radar frequency – the frequency on which Flight 370 last made contact with Malaysian air traffic control – and on emergency frequencies. The attempt was unsuccessful
At 03:30, Malaysia Airlines' operations centre informed Kuala Lumpur ACC that the locations it had provided earlier were "based on flight projection and not reliable for aircraft positioning." Over the next hour, Kuala Lumpur ACC contacted Ho Chi Minh ACC asking whether they had signalled Chinese air traffic control. At 05:09, Singapore ACC was queried for information about Flight 370. At 05:20, an undisclosed official contacted Kuala Lumpur ACC requesting information about Flight 370; he opined that, based on known information, "MH370 never left Malaysian airspace."[49]
The watch supervisor at Kuala Lumpur ACC activated the Kuala Lumpur Aeronautical Rescue Coordination Centre (ARCC) at 05:30, more than four hours after communication was lost with Flight 370.[68] The ARCC is a command post at an Area Control Centre that coordinates search-and-rescue activities when an aircraft is lost.
Wikipedia: Malaysia Airlines Flight 370#Response by air traffic control