Letztens fragte mich ein guter Freund : "Wäre es nicht klüger gewesen dringende technische Probleme zu melden und daher eine Rückkehr nach Malaysia anzufordern anstatt alle Kommunikationssysteme abzuschalten und unsichtbar zurück zu fliegen ?
Nachdem ich länger darüber nachgedacht habe hätte das sehr viel Sinn gemacht, denn dadurch hätte man ausschliessen können das sich die Luftwaffe dafür interessieren würde wenn sie denn wollen würde, und eine Rückkehr nach Penang wäre auch die beste Alternative gewesen. Dorthin sind es von IGARI aus ca. 100 Kilometer weniger Strecke als zurück nach Kuala Lumpur zu fliegen. Natürlich wäre der Entführer dann über Penang hinaus geflogen und dann die Strasse von Malakka hoch, aber die Verwirrung wäre dann umso größer gewesen und hätte ausserdem die Reaktionszeit der Luftwaffe praktisch halbiert.
Ich frage mich wie das wohl das Bild verändert hätte wenn es so gelaufen wäre ?
Wenn der Flugkapitän sich gemeldet hätte um ein kompliziertes technisches Problem zu beklagen und deshalb hätte umkehren müssen, und wenn er aus diesem Grund auch noch PAN-PAN-Freigabe gefordert hätte, dann hätte das ATC ihm natürlich den Weg komplett freigeräumt nach Penang, und sogar darüber hinaus.
Die Verantwortlichen am Boden hätten sich gefragt : "Wie jetzt ? Warum meldet der sich nicht ? Was macht der denn, und was will er denn nun überhaupt ?"
20 Minuten später wäre er dann über der Andamanensee verschwunden, und das ATC hätte sich sicherlich immer noch gefragt was denn überhaupt los sei dort oben ? Kluge Köpfe hätten sofort geschlussfolgert das die Piloten nicht mehr bei Bewusstsein sein können, sonst hätten sie sich ja gemeldet.
Hierbei eine Flugzeugentführung abzuleiten hätte es deutlich schwieriger gemacht da ja unsere letzte Information das Beklagen eines technischen Defekts gewesen wäre der zu einer dringenden Rückkehr zwang.
allmyjo schrieb:Ich könnte mir aber aufgrund der Erfahrung von Hamid durchaus vorstellen, dass die beiden sich praktisch auf Augenhöhe begegnet sind.
Wie so oft kommt es wohl darauf an aus welchem Blickwinkel man die Dinge betrachtet.
In dem Zusammenhang frage ich mich auch ob Shah seinen Kollegen überhaupt leiden konnte ? Immerhin war Hamid der Sohn eines Bonzen der Regierung, und Shah mochte die Typen alle nicht. Es wäre daher auch denkbar das Shah möglicherweise ein Streitgespräch angezettelt haben könnte mit dem Ziel das sich Hamid mal besser einen Kaffee holen sollte bevor sich dieser Streit weiter hoch schaukelt. Immerhin hatten sie 237 Menschen sicher zu befördern. Da hätte eine "Auszeit" einem von beiden ganz gut getan, und Shah hätte veranlasst das Hamid sich diese Auszeit nehmen sollte.
Frage : Wie hätte Shah einen Streit vom Zaun brechen können ?
Mögliche Antwort die den den Tatsachen nicht widerspricht : Shah war mit seinem Handy bis kurz vor dem Take-Off bei WeChat eingeloggt. Wenn ein Pilot so etwas tut dann wird sein Kollege darüber nicht erfreut sein. Selbst dann nicht wenn sein Kollege der Flugkapitän ist. Ein Wort der (berechtigten) negativen Kritik würde als willkommene Vorlage ausreichen um einen Streit anzetteln zu können, und einen solchen Streit kann der Co-Pilot nicht gewinnen und fliegt daher dann am Ende halt aus dem Cockpit. Zumindest für kurze Zeit, aber sobald sich die Tür hinter ihm schliessen würde käme er ja eh nicht mehr zurück.