Entenmuscheln und Drift, Teil 2
Wenn wir auch Brock McEwen Wahrhaftigkeit unterstellen dürfen, sollte seine Behauptung
If so, (the flaperon) should have been the SLOWEST of the thousands of pieces of identifiable debris on this long journey
nicht ganz ungeprüft bleiben.
Für die folgende Plausibilitätsprüfung verwende ich grobe Daten aus öffentlichen Quellen. Zunächst eine Darstellung der westaustralischen Nordströmung und ihrer Einmündung in den südlichen Äquatorialstrom, mit dem sie eine Hälfte der südiindischen Kreiselströmung bildet:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d5/Indian_Ocean_Gyre.pngIch habe auf die Schnelle kein Bild der Temperaturverteilung gefunden, und ihr könnt euch gerne vollends lächerlich machen, indem ihr die Darstellung deshalb löscht. Schematisch liegen die Verhältnisse ähnlich, wie im Nordatlantik, wo der Nordatlantikstrom und seine "Tochter", der Golfstrom, zusammen mit dem kalten Labradorstrom einen Kreisel bildet. Den westaustralischen Strom nennt Wikipedia eine Oberflächenströmung, zeigt aber selbst, daß die Verhältnisse nicht so einfach sind:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a2/Australian_ocean_currents.pngEs handelt sich um einen Komplex von Tiefenströmungen, die windbedingt eine saisonal schwächere oder stärkere Oberflächenströmung antreiben.
Das Resultat können wir grob in diesem Bild der Oberflächenströmungen sehen.
http://images.sciencedaily.com/2015/07/150731182752_1_540x360.jpgIm Bereich des Westaustralischen Stroms herrschen an der Oberfläche Turbulenzströme mit einer allgemen Nordnordwestlichen Richtung vor, die erst im Bereich des Südäquatorialstroms in eine schnelle Oberflächenströmung über gehen.
Das Bild illustrierte einen Artikel vom Juli, mit dem das National Oceanography Centre (NOC, USA) auf den Fund auf Reunion reagierte:
http://www.sciencedaily.com/releases/2015/07/150731182752.htm?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+sciencedaily%2Fearth_climate%2Foceanography+%28Oceanography+News+--+ScienceDaily%29Die da getroffenen Aussagen taugen allerdings nur etwas, wenn man erwägt, welchen Anteil die Windkraft haben oder nicht haben kann, je nach Lage des Trümmers im Wasser. Dazu mute ich euch jetzt noch S. 506 in diesem Papier zu:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1256/qj.03.79/pdfDie Hauptwindströmung im Verdriftungsgebiet der "Nordroute" über den südlichen Äquatorialstrom ist saisonal unabhängig stets West-Nordwest, auf der "Südroute", dem direkten Weg vom vermeintlichen Absturzgebiet über die Turbulenzströme, die sogenannten "Eddies", weht es strikt östlich. Man sieht daran, spätestens bei Vergleich mit den CSIRO-Diagrammen
http://www.marine.csiro.au/~griffin/MH370/ (Archiv-Version vom 23.11.2015)das NOC zog keinen Windanteil in Betracht. Wenn wir der CSIRO-Studie also den praktischen Wert lassen, den sie hat, nämlich ein Modell für Verdriftung mit hohem Windanteil, der sie in Strömungsrichtung
beschleunigt - und zwar anteilsmäßig am stärksten auf dem turbulenten Weg von Süd nach Nord beschleunigt - dann sehen wir, die Schätzung - oder "Schätzung" - des NOC war Bullshit. Der
untergetauchte Flaperon konnte Reunion zum Zeitpunkt des Fundes auf der Nordroute aus dem vermeintlichen Absturzbereich nicht erreicht haben. Auch auf der Südroute konnte er ihn nicht erreicht haben, denn der komplizierte Weg über die Turbulenzströme ist
jedenfalls langsamer, als der durch die Windkomponente beschleunigte Weg auf der Nordroute, d.h. langsamer, als 500 Tage. Die CSIRO
beweist die Aussage Brock McEwens und damit das Gegenteil dessen, was sie beweisen sollte.