@kowildkowild schrieb:Nur darüber wäre eine kleine Aufklärung noch ganz gut.
Du willst wissen, wie man das macht, dieses wahre Erlangen von Wissen und Erkennen? - Das ist sehr viel schwieriger getan, als beschrieben.
Aber ich kann dir ein paar Tipps geben, und falls du sie nicht selbst schon kennst, dann sind sie vielleicht für andere Leser hier eine Hilfe.
Zunächst sollte man herausfinden, ob es das gibt, was man Filter nennen kann, die man beim Schauen benutzt. Denn wenn es sie gibt, dann zeigen sie dir nicht das, was wirklich da ist, sondern nur das, was der jeweilige Filter hergibt.
Die Filter kann man grundsätzlich in 2 Gruppen einteilen, in die biologischen und die psychologischen Filter. Letztere sind, wie ich finde, sehr viel spannender als die biologischen.
Zu den biologischen Filtern zählen die Qualitäten der Sinne, und die sie für alle Menschen nahezu gleich. Wir können nur bestimmte Bereiche des elektromagnetischen Spektrums sehen. Gleiches gilt für die Intensität von Luftschwingungen, also für das Hören. Ein Hörgeschädigter wird zudem nicht alles hören können, ein Sehbehinderter wird nicht alles sehen können. Aber die Qualität der Sinne ist für alle Menschen nahezu gleich.
Die psychologischen Filter hingegen sind in gewisser Weise auch für alle gleich, doch sie können eine sehr viel höhere oder weniger hohe Ausprägung bei dem einen oder anderen Menschen haben. Und diese Filter entscheiden in ganz erheblichen Maße, wie du etwas sehen oder verstehen willst. Sehr viel mehr als die biologischen Filter.
Hier ein paar Beispiele für psychologische Filter, wobei ich etwas ausholen und auch etwas über das Gehirn schreiben muss, um es verständlich zu machen:
Wenn man das Großhirn von oben betrachtet, dann kann man sehen, dass es aus zwei Teilen, zwei Hemisphären besteht. Es ähnelt einer Walnuß, in der Mitte die Furche und dann die beiden Teile mit den vielen Falten. In der Mitte befindet sich das Corpus Calosum, das gigantischste Nervengeflecht im Körper, welches die beiden Hälften miteinander verbindet.
Jetzt stellen wir uns vor, wir hätten in jeder Gehirnhälfte einen Mitarbeiter sitzen, einen Mitarbeiter Links und einen Mitarbeiter Rechts. Und wenn die beiden als Team arbeiten, dann sind wir brillant. Und wenn wir halbhirnig vorgehen, dann sind wir sozusagen gebremst.
Ganz vereinfacht kann man sagen, dass der Mitarbeiter Links für Sprache zuständig ist, und der Mitarbeiter Rechts liefert dazu die Bilder oder genauer gesagt, die bewegten Erinnerungen.
Beispiel für Verstehen (Erkennen)
Wenn Jemand zu dir sagt: "Denken Sie keinesfalls an eine weiße Maus auf einem grünen Fahrrad.", dann wissen wir sofort, woran du denkst.
Der Mitarbeiter Links bekommt also "weiß, Maus, Fahrrad", schiebt es rüber zu seinem Kollegen Mitarbeiter Rechts und fragt ihn: "Hast du dazu etwas in deinem Archiv, ein Bild, ein Konzept, eine Idee?", und der antwortet "Jawohl", und schießt uns die Bilder bzw. Erinnerungen zu. Das Alles läuft vorwiegend unbewußt ab, es wird jedoch bewußt durch die Absicht, es in den Aufmerksamkeitsfokus zu bringen.
Beispiel Sprache
Viele Leute behaupten, sie hätten kein Sprachentalent. Wenn das wahr wäre, dass die alle Recht haben, dann würde das bedeuten, dass der liebe Gott alle Menschen mit Sprachtalenten in die Benelux-Länder geschickt hat. Da muß ein Nest sein.
Das heißt, wir Nicht-Beneluxer haben die Vorstellung, die Überzeugung (den Filter), dass wir kein Sprachtalent haben. Und unser Verstand möchte immer Recht haben. Lieber bewahrheitet sich etwas Schlechtes, als dass wir unseren Horizont erweitern. Und wenn wir eine solche Vorstellung haben, dann blockiert uns die Vorstellung, und wir müssen gemäß dieser Vorstellung handeln.
Anders gesagt: Die sprachliche Formulierung unser Zielvorstellungen liegt im linken Hirn, während die Vorstellung im rechten Hirn liegt. Und wenn es eine Diskrepanz gibt zwischen den Beiden, dann siegt immer die Vorstellung. Da der rechte Bereich jedoch keine Worte hat, merken wir das nicht.
Es hat lange gedauert, bis die Hirnforschung das erkannte. Bis dahin nannte man die linke Hirnseite die Dominante, was gar nicht stimmte. Es ist ein Zusammenwirken aller Bereiche.
Beispiele für Nicht-Verstehen
Wenn jemand zu dir sagt "Denken Sie 10 Sekunden lang ganz intensiv an Ihr Romecephalon", und du liest es sogar, und schickst es dann zu deinem Mitarbeiter Links und fragst ihn "Hast du was dazu?" und er dann mit "Nein" antwortet, dann verstehen wir nicht.
Das bedeutet, etwas begreifen heißt, aus der Vergangenheit zu diesem Begriff, Idee oder Konzept, bereits eine Vorstellung zu haben. Wenn das der Fall ist, dann verstehen wir, und zwar unabhängig davon, ob das Wort aus dem Lateinischen, dem Römischen oder Griechischen kam. Und wenn wir keine Vorstellung haben, dann verstehen wir nicht.
Stell dir vor, du bist in der Schule, in der Ausbildung, und etwas wird etwas recht akademisch erklärt. Nehmen wir einen Lehrsatz aus dem Bereich Kommunikation, ein Lehrsatz für Laien, und zwar: "Die relative Effizienz kumulierter Kommunikationssubstrate basiert auf der funktionalen Relation zwischen der absoluten Kapazität des Rezipienten und dem quantitativen Thesaurus offerierter Information."
Jetzt hast du ein klares Bild, nicht wahr?
Das heißt, wenn Texte derart abgefaßt sind, halbhirnig, dass der Mitarbeiter Links furchtbar viele digitale Informationen bekommt, und rechts passiert nichts, dann kommt sich der Gehirnbesitzer blöde vor.
Und dann sagt er: "Ja, das ist alles so schwer" und "Ich hab ein Gedächtnis wie ein Sieb" oder "Solche Sachen liegen mir nicht", und dann verfestigen sich die Vorstellungen, er sei dafür zu dumm. Und jedesmal, wenn er wieder einen Ansatz macht, wird er seine Vorstellungen bewahrheiten, denkt aber, dass das die Realität sei, die er erlebt, die mit seinen Vorstellungen ja gar nichts zu tun hat, sondern für ihn ist es Fakt.
Das sind einige wenige Beispiele für psychologische Filter, die eine ungeheuere Wirkung auf das Erkennen und das Erleben haben.
Und nun stell dir vor, du benutzt jede Menge solcher Filter, aber bemerkst nicht ihr Vorhandensein, ja, im schlimmsten Fall leugnest du sogar, dass es solche Filter gibt. Das bedeutet: Wenn du dich nun mit höheren Fragestellungen beschäftigst, als die von Mäusen, Fahrrädern und Farben, dann sollte es dich nicht wundern, wenn du zu Erkenntnissen kommst, die nur von jener Qualität sein können, welche die Filter hergeben.