Bewusstseinsentwicklung
30.04.2013 um 21:18ich kenne karl renz ja nur aus dem thread hier
zitate und so
vor tagen hab ich dann mal einen buchausschnitt auf nityas blog lesen können
den hau ich einfach mal hier rein
weil ich die aussagen sehr klar und treffend finde
und ausserdem
was die liebe angeht
selber an dieser angst leide
zitate und so
vor tagen hab ich dann mal einen buchausschnitt auf nityas blog lesen können
den hau ich einfach mal hier rein
weil ich die aussagen sehr klar und treffend finde
und ausserdem
was die liebe angeht
selber an dieser angst leide
“Hat man besser gar keine Beziehung?
Frage: Jesus soll gesagt haben: Liebe den anderen wie dich selbst. Ist das möglich?
Karl: Nur! Es geht gar nicht anders. Liebe ist, wenn du dich in allem erkennst. Dann gibt es keine Zweiheit mehr. Und dann brauchst du dir auch keine Mühe zu geben, jemanden zu lieben, den du eigentlich gar nicht so toll findest. Dann ist Liebe selbstverständliche Realität. Denn du erkennst dich selbst im anderen. Nicht, indem du denkst: Die Essenz von diesem Menschen da in der U-Bahn müsste ja dieselbe Essenz wie meine eigene sein, also: Hallo, da drüben! Sondern du erkennst es unmittelbar. Es ist das, was du bist. Deshalb sind Liebe und Selbsterkenntnis dasselbe. Statt “Erkenne dich selbst” könnte über dem Portal des Tempels in Delphi auch stehen: “Liebe dich selbst”. Aber das ging den Priestern vielleicht zu nahe.
F: Und “Erkenne dich selbst” drückt auch besser den Weg aus. Man muss ja erst mal einen Zugang dazu kriegen.
K: Es gibt keinen Zugang. Es gibt einfach keinen Ausgang. Du kannst nicht werden, was du bist. Da gibt es kein Hingehen und kein Werden. Dass du getrennt von dir selbst bist, ist genauso eine Wahnidee, wie dass du getrennt von einem anderen bist. Du bist nicht getrennt von dir selbst. Aber wenn du das glaubst, baust du in Gedanken eine Beziehung zu dir selbst auf. Eine Beziehung, an der du wunderbar arbeiten kannst. Sie ist bestimmt unendlich verbesserungsfähig. Als wenn es zwei Selbste gäbe: erstens dich und zweitens dich selbst. Die Trennung existiert nicht. Aber wenn du an Beziehungen glaubst, und wenn du glaubst, du hast eine Beziehung zu jemandem, dann glaubst du dem Gedanken der Trennung.
F: Also besser, man hat gar keine Beziehung?
K: Besser, es gibt keinen, der eine haben könnte!
F: Naja, ich habe eine. Aber wahrscheinlich kann ich es nicht Liebe nennen. Es fällt mir schwer, zu einer Frau zu sagen: Ich liebe dich. ist das Lieblosigkeit? Oder ein Gespür dafür, dass in diesen drei Worten eine Beziehung vorhanden ist, die die wahre Liebe begrenzt?
K: Das ist eher die Angst, dass du dich zu sehr auf etwas einlässt und dass du dann leiden könntest.
F: Also doch Lieblosigkeit.
K: Es ist die Furcht, dass daraus Lieblosigkeit werden könnte. Deshalb möchtest du dich gar nicht erst einlassen. Wenn du dich vollkommen gibst, verlierst du dich selbst im anderen.
F: Also, ich wage den Sprung und sage: “ich liebe dich”?
K: Es kann nicht durch Worte passieren. Worte können ein Ausdruck davon sein. Wenn sie da sind, sind sie da. Die Selbstaufgabe passiert, wenn sie passiert. Die Hingabe, Bhakti, oder das Erkennen passieren, wenn sie passieren. Sie können nicht gemacht werden.
F: Auch in Momenten vollkommener Hingabe sage ich nie “Ich leibe dich”.
K: Du fürchtest, beim Wort genommen zu werden. Uns Deutschen fällt es schwerer, das zu sagen, als anderen. Engländer oder Amerikaner sagen zu jedem “I love you”. Es ist eine Floskel. Wenn ein Deutscher das sagt, muss er zu seinem Wort stehen. “Ich liebe dich”, ist im Deutschen etwas Heiliges. Und Heiliges bedeutet, es kann nur in Heilheit gesprochen werden. Wenn es wirklich heil ist. Es gibt also edle und spirituelle Gründe dafür, Skrupel zu haben.
F: Das meinte ich!
K: Aber wenn dir dieses intime Bekenntnis schwer fällt, steckt einfach die Angst dahinter, sich zu verlieren.
F: Das ist eine klare Antwort.
K: Und letzten Endes ist das immer der Grund für Abwehr: die Angst sich zu verlieren. Aus diesem Grund baut man einen Schutz um sich herum. Alles, was verloren werden kann, ist das, was ich für meinen Besitz halte. Mein Leben, mein Körper, meine Welt, meine persönliche Vorstellung von Liebe. Die Idee, dass ich etwas habe – Wissen, Körper, Leben – erzwingt Absicherung und Schutz. Besitz braucht Kontrolle und verschlossene Türen. Ein “Ich liebe dich” macht auf.
F: Und davor zittere ich.
K: Ja, vielleicht bleibt nichts von dir. Nichts von dem, was du für deine Identität gehalten hast.
F: Aber wenn es mal ausgesprochen ist, ist es unendlich entspannend.
K: Es ist entspannend, wenn du nichts mehr aufrechterhalten musst, keine Identität, keine Geschichten, keine Zukunft mehr. Wenn du einfach das bist, was ist. Dann gibt es keine Spannungen mehr. Dann gibt es auch keine Zwei mehr und keine Beziehung.
F: Keine Spannungen mehr?
K: Es spannt, zieht und drückt nichts mehr.
F: Keine Reibung, kein Funken, also auch kein Sex? Das wäre für mich ein Problem.
K: Das Problem hast du jetzt. Du konstruierst es dir in diesem Augenblick. Das ist deine Allmacht. Wenn du dieses Ich für real hältst, ist es in diesem Moment real. Wenn du dieses Problem und diesen Körper als real ansiehst, sind sie real.
F: Ich muss einfach mal bei meinem Thema bleiben: wie real ist Sex?
K: Wie du willst.
F: Gott sei Dank.
K: Jede sexuelle Handlung ist immer Selbstbefriedigung. Immer soll sie zur Ichlosigkeit führen. Zu diesem orgiastischen Gefühl der Ichlosigkeit.
F: Immerhin, dafür ist die Partnerschaft gut!
K: Alles, was du tust, ist Selbstbefriedigung – bis es zum kosmischen Orgasmus kommt, den man Erleuchtung nennt. Da platzt du. Alles zielt auf diesen kosmischen Big Bang, in dem es keinen Anfang gibt und in dem nichts mehr vorhanden ist.
F: Genau! Das ist gut! So erkläre ich es meiner Freundin.
K: Du kannst es auch probieren mit: “Ich liebe dich”.
aus “Das Buch Karl – Erleuchtung und andere Irrtümer”
Karl Renz