@Al_NabuAl_Nabu schrieb:Man ist weder derjenige der in den spiegel blickt, noch derjenige, der dort zu sehen ist... und doch ist man beides zugleich.
Man ist man selbst, und doch ist man es nicht...
Ich will nicht vorlaut sein, aber hierbei muss ich sagen, dass ich dankbar bin, dass mich eine solche Logik nicht mehr erreicht. Aber ich gebe zu, es gab eine Zeit, in der ich ähnlich überzeugt war.
:)Al_Nabu schrieb:Ja, dein Satz war nicht als so einfach zu verstehen, aber man kann ebenso sagen, dass man dort seinen Körper einfach nur "gespiegelt" sieht.
Das stimmt.
Aber welchen Körper meinst du? Jenen, den du benutzt hast, als du ein 5-jähriges Kind warst? Oder jenen, als du als 15-Jähriger in den Spiegel geschaut hast? Diese Körper gibt es leider nicht mehr. Doch du bist immer noch da.
Und wie lange wirst du den Körper, den du derzeit aktuell im Spiegel siehst und ihn für dich hälst, aufrechterhalten können?
Offensichtlich benötigst du keinen dauerhaften Körper, um zu sein.
Al_Nabu schrieb:Nur, mir erschließt sich nicht, wo dort jetzt eine Distanz zu finden sei...
Das erklärt sich wie folgt:
Um sagen zu können "Da ist etwas", muss man es beobachten, sprich, in irgendeiner Weise bemerken können.
Wie aber ist es möglich, dass man überhaupt etwas bemerken kann? Nur deswegen, weil es einen Unterschied zu etwas anderem zeigt. Ohne Unterschiede gäbe es für dich nichts, was du als eigenständig erkennen könntest.
Wenn du nun sagst "Ich erkenne mich", dann gilt das Ebengesagte auch hier. Du musst etwas beobachten, damit es etwas gibt, was du als dich erklären kannst. Beobachten ist aber nur möglich, wenn es eine Distanz zwischen Beobachter und Beobachtetem gibt. Anschaulich gesagt, bedeutet das: Um dich selbst beobachten zu können, müsstest du dich teilen, gewissermaßen aus dir heraustreten, dich umdrehen, um dich selbst beobachten zu können. Das geht aber nicht. Und dennoch kannst du sehr wohl bemerken, dass es dich gibt.
Da findet also ein Vorgang statt, der nichts mit tatsächlichem Heraustreten, Umdrehen und Beobachten zu tun hat, aber sehr ein Vorgang, der die Bedingungen für Beobachten erfüllen muss. Und diese Bedingungen gelten nicht nur manchmal, sondern für alle Arten von Beobachtungen im Sinne von Wahrnehmungen. Und die einzig korrekte Schlußfolgerung daraus lautet:
Alles, was ich beobachten kann, kann unmöglich ich sein, weil ich die Beobachtung bin.