CharlyPewPew schrieb:Veränderte Strahlung und Gravitation sind nur zwei der Faktoren, die über tausende Jahre die phänotypische Entwicklung einer Spezies beeinflussen können.
Kurz zur Erinnerung: Evolution besteht kurz gesagt aus den beiden Mechanismen Mutation und Selektion. Mutation verändert das Erbgut, und Selektion "entscheidet", welche mutationsverursachte Veränderung überlebt und welche nicht. In einer gut sortierten Zivilisation aber findet keine Selektion mehr statt wie in der Natur: Wer nicht gehen kann, stirbt bei uns nicht weg, der kriegt nen Rollstuhl. Alle Menschen haben quasi die gleichen Chancen, ihre Gene weiterzuvererben, egal, ob es Mutationen enthält, die förderlich sind oder hinderlich.
Ohne Selektion aber verändert sich eine Spezies nicht mehr (wird nur bunter). Sollten Menschen aufm Mars leben, und einer hat sich genetisch an die Marsbedingungen besser angepaßt als die anderen, die unter der geringen Schwerkraft und dem niedrigen Luftdruck etc. p.p. leiden, wäre es zwar toll, wenn dessen Gene sich in der Marspopulation durchsetzen würden, doch müßte derjenige und seine Nachkommen im Schnitt mehr Kinder zeugen als die übrigen Leutz ohne diese Verbesserung. Oder anders formuliert, die anderen müßten häufiger wegen ihrer Komplikationen wegsterben. Aber wir Zivilisierten sind halt so drauf und nutzen Medizin und Technologie dafür, daß niemand an der Marsembolie oder Marsosteoporose eingeht.
Nein. Jeder zivilisatorische Fortschritt unterdrückt mehr und mehr jegliche Möglichkeit zur natürlichen Evolution unserer Spezies bzw. ihrer Teilpopulationen (pro Habitat).
CharlyPewPew schrieb:Die Frage ist doch folgende:
Kann man bei einer Zivilisation, die sich über eine komplette Galaxy ausgebreitet hat überhaupt noch von EINER Zivilisation reden?
Kann man das von der irdischen Menschheit sagen? Setz mal Dänen, Nordkoreaner und Andamanen an einen Tisch.
In der Tat isses bezogen auf unsere ganze Galaxis nochmals schwerer, denn zwischen ner eMail und ner eMail-Antwort könnten bis 200.000 Jahre vergehen. Zumindest für ne Weile lang könnt man immerhin von der selben Spezies reden. Womöglich ist also die galaktische Kolonistenspezies mit "Zivilisation" gemeint, wenn Leute von einer galaktisch verbreiteten Ziv sprechen. Also in dem Sinne, daß wir die Bezeichnung Mensch mal im biologischen Sinne verwenden, als Spezies Homo sapiens, mal im kulturellen Sinne: der Mensch als Kulturwesen, der Mensch im Unterschied zum Tier. Da können sich menschliche Zivilisationen unterscheiden, so viel sie wollen, wir würden dennoch stets in einem zivilisatorisch noch so fremden Menschen den "Seelenverwandten" erkennen, ihn als Kulturwesen begreifen (so wie man zuweilen auch sagt, wenn wir einen Homo sapiens von vor 200.000 Jahren heute auf die Schule schickten, er wäre genauso wie Du und ich, selbst wenn wir da nen Neandertaler nähmen).
Für die Fleischfresser unter uns wäre es ebenso klar, daß wir auf nem anderen Planeten sicher auch mal ein Tier jagen und verzehren würden, aber wenns dort intelligente Wesen gäbe, würden wir die nicht bejagen und essen. Das käme uns wie Kannibalismus vor. Wir hätten also so ne Art "Verbundenheit": Das is einer wie wir. Ein "Mensch". Aber eben nicht im Sinne Homo sapiens, sondern im Sinne eines Kulturwesens Mensch statt Tier.
Diese kulturelle Sonderstellung unserer "Spezies" hat mehr mit Zivilisation zu tun als mit Gattung, Art und Abstammung. In diesem Sinne von einer galaxisweiten Zivilisation zu sprechen wäre durchaus akzeptabel, aber man muß sich klar machen, daß eben dies damit gemeint ist und nicht eine einheitliche konkrete Zivilisationsausprägung.