paxito schrieb:Halte ich für einen sehr naiven Glauben.
Wieso? Dann stellst du ja den gesamten Fortschritt in Frage, den wir bereits diesbezüglich unternommen haben. Unsere Technik kann derartige Botschaften ja fast schon von selbst entschlüsseln, würde mal eine einzige zu uns kommen. Das wird wohl eher der Grund sein wieso wir bisher nie etwas entschlüsseln konnten, weil eben nie etwas zum entschlüsseln da war. Aber jede art der Kommunikation folgt einem bestimmten Muster. Wenn Außerirdische uns etwas mitteilen wollen, dann auch so verständlich wie möglich, egal ob in ihrer Sprache, oder nur mit irgendwelchen Zeichen und Symbolen. Wir haben Sprach und Kommunikationswissenschaftler. Jene Leute die so ziemlich jede Sprache anhand bestimmter Muster entschlüsseln können, wo Laien nicht mal annähernd irgendeinen Sinn sehen. Das einfachste Beispiel ist, dass man gleiche Zeichen heraussucht...ich mein, siehe Hieroglyphen:
Das sind einfach nur Zeichen und Symbole und dennoch konnte man das Meiste entschlüsseln und ein bestimmtes Muster dahinter erkennen, weil sich dies und das wiederholt. So ist eine Sprache ja aufgebaut, bzw. eine Botschaft von Außerirdischen, die an uns gerichtet ist, will ja auch etwas bestimmtes sagen und das würden wir mit guter Wahrscheinlichkeit auch entschlüsseln können, früher oder später.
paxito schrieb:Sie bauen ein Gerät, das bestimmte Duftstoffe absondert wenn es ein bestimmtes Signal empfängt und kommunizieren so.
Ohne detaillierte Kenntnisse wie dieses Gerät funktioniert und wie die Alienmantis Gerüche übertragen, wären derartige Signale für uns völliger Kauderwelsch.
Genau DAS würden sie ja eben nicht tun, wenn sie schon dazu in der Lage sind eine derartige Technologie zu bauen. Davon sprach ich ja, dass solch ein Fortschritt mehr erfordert, als einfach nur auf so eine Idee zu kommen. Mit solch einem Wissensstand würde man sich auch an sich verändern und in anderer Hinsicht weiterentwickeln, als nur bei den Duftstoffen zu bleiben, die man absondert.
Was ist denn für dich fremdartig, wenn wir uns nicht vorstellen KÖNNEN, was fremdartig ist? Erkläre mir das mal bitte...beschreibe mir eine Farbe, die noch keiner von uns jemals zuvor gesehen hat. WIE soll das bitte gehen? Wir haben keine andere Wahl als von dem auszugehen, was wir bereits kennen. Das heißt nicht dass wir egozentrisch oder was auch immer wären, sondern einfach dass das der Verlauf ist, der sich uns anbietet. Sich etwas vorstellen zu können basiert auf vorhandenes Wissen und Erfahrungen, alles andere ist einfach unmöglich. Du kannst dir nichts vorstellen, was du noch nie zuvor erlebt oder gesehen hast. Es steht immer in Verbindung mit irgendwas, was uns bereits bekannt ist und bisher haben wir auch nichts andersartiges entdeckt. Leben an sich hat ja einen Grundaufbau, andernfalls würden wir von Lebewesen sprechen auf dessen Ebene wir nicht mal existieren und welche wir dann somit ohnehin NIEMALS zu Gesicht bekommen werden. Unsere Existenzebenen würden sich so unterscheiden, auch physikalisch, wie zwei verschiedene Welten die gleichzeitig abseits voneinander am selben Ort leben.
Wir sehen sie nicht und sie uns nicht. Sowas kann es ja geben, aber wir beschäftigen uns ja mit Leben wie unserem, was zu diesem Universum "dazugehört". Auf einem Planeten ist so viel verschiedenes Leben entstanden, alles kohlenstoffbasiert, Pflanzen, Tiere, Mensch und doch gleichen wir uns in gewisser Weise. Wieso sollte da eine außerirdische Lebensform völlig abweichend gegenüber uns sein, nur weil sie außerirdisch ist/von einem anderen Planeten kommt? Die Meteoriten, welche Kohlenstoff und co. beinhalten, fliegen ja nicht nur durch unser Sonnensystem, von denen vermutet wird dass sie diese Elemente auf die Erde brachten, woraus Leben entstanden ist...bzw. sind diese Elemente, Kohlenstoff, Helium bla bla, auch im Universum entstanden und haben sich überall verteilt, fast alles besteht aus diesen Elementen, also wieso sollte nur auf unserem Planeten derartiges Leben entstanden sein und alles andere Leben, das irgendwo anders entstanden ist, würde sich so stark unterscheiden? Was ist, wenn irgendwo weit entfernt von uns auch Menschen leben? Lass diese vielleicht größer oder gelblich, bläulich oder wie auch immer aussehen....oder vielleicht auch Schmetterlinge die 10 m groß sind, oder was weiß ich, aber so sehr muss sich außerirdisches Leben doch nicht von der Erde unterscheiden, NUR weil es extraterrestrisch ist....wir sind für anderes Leben ja genauso außerirdisch und doch sind wir so wie wir sind. Wenn irgendwo eine andere menschliche Zivilisation lebt, würden diese uns auch für Außerirdische halten, was wir ja dann auch wären und doch wären wir ihnen ähnlich.
Ich schreibe im Moment an einem eigenen Sci-Fi Roman und beschäftige mich sehr viel mit all dem. Es ist natürlich alles sehr schwierig und erfordert ne Menge Wissen, wenn man in gewisser Weise realistisch bleiben will, was aber wiederum den Meisten zu langweilig wäre, weshalb ich versuche meine außerirdische Spezies, die ich mir ausgedacht habe für diese Story, sowohl interessant als auch irgendwie realistisch sein zu lassen...das heißt, dass es definitiv keine einfachen Menschen von einem anderen Planeten sein sollen, jedoch sollen sie aber gewisse Grundregeln einhalten, die uns vertraut sind und mit denen wir uns identifizieren können, auch wenn mir das anfangs ganz und gar nicht gefiel, weil ich zuvor immer der Meinung war, dass außerirdisches Leben völlig anders sein MÜSSTE, aber wieso eigentlich?
Wieso muss es immer so hart von uns abweichen, nur damit wir es als außerirdisch genug bezeichnen können? Meine extraterrestrische Spezies ist genauso modern wie der Mensch, bzw. etwas fortgeschrittener, aber doch auch genauso von Fehlern geprägt, nicht alles auf anhieb richtig zu machen nur weil sie fortgeschritten genug sind. Es ist halt sehr komplex, aber genau das soll diesen Realismus wieder spiegeln: eine Spezies ähnlich unserer und doch sind sie anders und sehen auch alles andere als menschlich aus. Leider werden sie ständig als Roboter bezeichnet...obwohl ich immer wieder betone, dass es keine Roboter oder künstlichen Intelligenzen sind, sondern auch kohlenstoffbasierte Lebensformen mit humanoidem Körper, nur dass dieser praktisch sein Skelett oder in dem Fall Exoskelett trägt, also außen und im Innern eher "weich" ist und sie kommunizieren unter sich nur mit Vibrationen, aber sind dadurch auch in der Lage unsere Wörter zu sprechen, nur dass es sich sehr tief und halt anders anhört. Es ist wie gesagt sehr schwierig, nicht einfach nur in wahlloses Fantasy abzudriften. Und so sehe ich das auch mit außerirdischen Lebensformen abseits von uns. In gewisser Weise müssen sie unserem Leben schon ähneln, wenn sie in gleicher "Existenzebene" existieren.
paxito schrieb:Okay da hockt als Alienmantis Xcrrrmbnixmtl vor dir und sondert Duftstoff 14, 13 und 212 ab, was in der Reihenfolge bedeutet: „Bringt mich zu eurem Anführer“. Wie willst du das in der Situation irgendwie erfassen? Woraus willst du das ableiten? Du setzt einfach voraus, das man das schon irgendwie erkennen wird. Ich sehe da nicht mal einen Ansatzpunkt um die Duftstoffsprache zu verstehen. Damit wir das könnten, müssten wir dir Mantiszivilisation über einen langen Zeitraum beobachten und Korrelationen zwischen Verhalten und Duftstoffen herstellen. Ohne dieses kulturspezifische Wissen, sehe ich da keine Chance. Über eine völlig grundlegende Form der Kommunikation, wie wir sie auch zu Hunden oder Katzen pflegen, kämen wir nicht hinaus.
Wie gesagt, solch ein Lebewesen wird nicht nur auf eine Weise kommunizieren, wenn es so weit denken kann, dass es zu unserem "Anführer" will und nur allein schon deshalb von seinem Planet zu unserem reist.
paxito schrieb:Doch schon, du musst nämlich vergleichen können. Ich schildere die mal den Gedankengang von Lems Solaris: die Menschen finden einen von einem Ozean umspannten Planeten. In dem Ozean finden chemische Reaktionen statt, wodurch sich an das Wasser immer wieder umfärbt und der Ozean schillert in allen möglichen Farben.
Außerdem entstehen in der Forschungsstation die den Planeten umkreist realistische Abbilder von Personen aus der Erinnerung der Forscher, mit denen sie reden und interagieren können.
Aber es bleibt völlig fraglich, selbst nach fast 100 Jahren der Forschung, ob der Ozean lebt, ob er intelligent ist und mit den Forschern kommuniziert oder ob es sich nur um ein seltsames Naturphänomen handelt. Keine dieser Fragen kann beantwortet werden. Lem stellt heraus, das wir Beides nicht mal sicher unterscheiden könnten. Selbst eine Aussage wie „der Ozean ist völlig fremdartig“ ergibt kaum Sinn, da völlig offen bleibt in welchem Bezug er fremd sein soll. Fremd im Vergleich zu uns? Zum irdischen Leben? Zu irdischen Ozeanen? Uns fehlt der Maßstab um auch nur das beurteilen zu können.
"Außerdem entstehen in der Forschungsstation die den Planeten umkreist realistische Abbilder von Personen aus der Erinnerung der Forscher, mit denen sie reden und interagieren können."
Und genau DAS ist doch wieder der fantastische Punkt, der eben so philosophisch wird und dafür sorgt, dass man das nicht beantworten oder verstehen kann. Das ist teilweise einfach Fantasy, statt zu versuchen logisch zu bleiben. Chemische Reaktionen die für die Farben verantwortlich sind, macht ja noch Sinn, aber wieso sollte das Wasser bzw. dieses Schauspiel für Erinnerungen der Forscher sorgen? Das ist, finde ich, eine zu philosophische Frage bei der es auch um derartiges geht, als um die Logik dahinter im Bezug auf Leben und außerirdisches Leben.