Traum: Entlegenes Spukhaus
30.01.2014 um 16:31Ja bitte! :)
Rao schrieb:Griiins... also los: Diesen Traum hatte ich vor vielen Jahren, wohnte damals noch bei meiner Mutter:
ich bin zuhause, aber das Haus ist leer, es ist gerade niemand anwesend. Plötzlich weiß ich mit absoluter Sicherheit, daß das Haus doch nicht so ganz leer ist - überall, in den Schränken und hinter Türen und in jeder Ritze verstecken sich lebende silberfarbene Drähte, die nur darauf warten, sich auf mich zu stürzen und mich zu erwürgen. Und genau als ich das denke, stürzen sie schon auf mich zu, aber gerade als sie mich packen wollen, denke ich plötzlich: "Moment mal, lebendige Drähte gibt es doch gar nicht! Und sobald ich das gedacht habe, sehe ich, wie sich der Draht direkt vor mir wie in Schmerzen krümmt und dann zu Asche zerfällt, und selbst die Asche löst sich auf. Da weiß ich, wie ich das Haus von den Dingern säubern kann, ich gehe von Raum zu Raum und rufe laut: "Lebende Drähte gibt es doch gar nicht!", und weiß, daß im gleichen Moment überall die Drähte zu Nichts zerfallen. Doch bevor ich das Haus verlasse, komme ich an einem kleinen quadratischen Beistelltischchen vorbei, und auf diesem Tischchen liegen fein säuberlich aufgereiht verschiedene Drahtstücke, ich sehe feinen goldenen Messingdraht, ein Stück grünen Blumendraht, schwarzen Eisendraht, schweren Lötdraht... nur keine silbernen Drähte, worüber ich froh bin.
Des Rätsels Lösung: erstens, das "Motiv" der lebenden silbernen Drähte, stammte aus einer Filmvorschau, die ich kurz vorher gesehen hatte, nämlich von Poltergeist 3, darin gibt es eine Szene, in der die silberfarbenen Drähte einer Zahnspange im Mund eines Jungen plötzlich wie wild zu wuchern beginnen und den Jungen und seinen Vater über und über einhüllen und zu erwürgen versuchen.
Zweitens: die Symbolik der silbernen Drähte: in jungen Jahren las ich gern Gruselromane, John Sinclair etc, der mit Silber (!) auf Dämonen, also Wesen der christlichen Mythologie, Jagd gemacht hat. Silber und Weiß sind bei mir bis heute individuell geprägte Traumsymbole für Christentum speziell und Religion oder religiöse Vorstellungen allgemein (Blau und Kupfer stehen z. B. für Wissen, aufgrund einer SF-Serie, die ich damals liebte und immer noch liebe).
Das "Haus" war natürlich ich selber (der Grund-Archetyp jedes Traums), niemand anwesend = betrifft mich selber. Drähte = Religion, zu dieser Zeit war ich gerade dabei, mich in jeder Hinsicht, auch religiös (bin heute Atheist) von meiner Mutter abzunabeln (katholische Familie, also ein Problemthema), und genauso "bedrohlich" wie die Drähte im Traum, die mich erwürgen, mir also zunehmend die Luft zum Atmen wegnehmen wollten, empfand ich die religiösen (und so manche sonstige) Vorstellungen meiner Mutter. "Lebende Drähte gibt es doch gar nicht!" markiert den Übergang, als mir klar wird, daß die Religion auf reichlich schwachen Argumenten beruht (mehr dazu kann man in jedem Atheistenforum nachlesen), zu schwach für mich, um mich davon noch beeindrucken zu lassen. (Diese Szene erinnert mich im Nachhinein an das Märchen von den Feen, die sterben, wenn man nicht an sie glaubt und dreimal in die Hände klatscht...)... und deshalb haben sich die Drähte, die Zwänge der Religion, konsequent in Luft aufgelöst.
Die Drahtenden auf dem Tisch waren eine Warnung, sie stellten andere Religionen (bzw. das Wissen darin) dar, frei nach dem Motto: Du kannst diese Drahtenden (das Wissen) zu deinen Zwecken benutzen, aber wehe du läßt sie wuchern, dann werden sie dich genauso bedrohen und zu erwürgen versuchen wie das Christentum es getan hat...