gagitsch schrieb am 27.09.2023:Ich glaube zu wissen, das viele Züchter das tun. Wenns nicht passt wird der Hund zurückgenommen. Bei vielen Rassezüchtern wird im Vorfeld auch die Situation des Käufern was Familie und Wohnen angeht groß durchleuchtet,
Na bei "vielen" Züchtern ist das leider eher nicht der Fall.
Allerdings habe ich oft erlebt, dass Züchter von "Arbeitshunden" häufiger erhöhte Sorgfalt zeigen, vor allem dann, wenn sie ihre Welpen
auch primär, wenn nicht gar ausschließlich in ein neues Zuhause geben indem der Hund seiner Arbeit nachgehen kann.
Wir hatten mehrere Jäger und Halter von arbeitenden Hütehunden im Klientel, die ihre Welpen bereits auf den späteren "Job" vorbereiten, auch um einzuschätzen wie stark der Drang zu arbeiten bei jedem Welpen ausgeprägt ist.
Da wurde allerdings auch nie eine Hündin gedeckt ohne das die Interessenten bereits "Schlange" standen und ist mal ein Welpekäufer in eine Situation geraten in der er Jagd oder Viehaltung aufgeben musste, dann fanden diese Hunde über den Züchter oder deren Netzwerk auch immer fix ein neues Heim.
Leider ist es dennoch eher selten bei Züchtern, von Vermehrern die "Hobbyzuchten" meist sogar noch ohne Papiere betreiben mal gar nicht zu reden.
gagitsch schrieb am 27.09.2023:damit ein Husky zB nicht in eine kleine wohnung gesperrt wird.
Ich weiß was Du meinst, aber das Beispiel ist etwas unglücklich.
Als ich meinen ersten Schlittenhund von nem auf Schlittenhunde spezialisierten Tierschutzverein adoptierte war es den Vermittlern total wurscht, dass ich in ner 18qm Wohnung lebte.
Die Vorsitzende sagte immer so schön:
"Das ist mir echt lieber, als Leute die mir schreiben wie groß ihr Haus und Garten sei, bei einer kleinen Wohnung ist die "Trefferquote" höher, dass der Interessent weiß, dass ein Schlittenhund sich draußen und zwar unterwegs bewegen will und muss, während ein großes Haus und Garten niemals dazu geeignet sind seinen Bewegungsdrang zu befriedigen."
War auch tatsächlich so. Selbst als wir dann später in ein Haus mit Garten zogen, Munin brauchte seine beiden Runden am Tag (er war der beste Zughund, den ich mir wünschen konnte.)
Mal im Garten rumdümpeln, grad auch mit den anderen Hunden hat ihm zwar gefallen, wäre aber seinem "Desire to go" niemals genug gewesen.
Im Haus selbst hat er sich kaum bewegt, hatte seine bevorzugten Liegeplätze und das wars.
gagitsch schrieb am 27.09.2023:Die Schutzgebühr dient nach meinem Verständnis zweierlei.
Chip, Impfung und check, sowie Transport, falls nötig nach D ist damit für die Organisationen teilweise bezahlt. Wieviel hängt sicher vom Tier und dem Umständen ab. ich schätze aber 50-80%(nur Vermutung)
und zweiteres ist es ein Hemmnis für jemand der ggf ein Tier nur zum Spaß oder schlimmeres holt.
Ist soweit richtig. Allerdings kommen noch die Unterbringung vor der Vermittlung und sonstige Tierarztkosten dazu.
Ein seriöser Verein fährt da keinen Gewinn ein.
Wenn mal ein gesunder, problemloser Junghund, der noch keine großartigen Kosten verursacht hat vermittelt wird, dann ist das stets Teil einer Art "Mischkalkulation", denn das Geld, das da ggf mal "übrig bleibt" geht doppelt und dreifach weg sobald ein Tier reinkommt, das erstmal erhebliche, medizinische Hilfe benötigt ehe es überhaupt vermittungsfähig ist.
Darum, dass der Adoptant sich einem Tier das Geld gekostet hat mehr widmet bzw die Anschaffung besser überlegt ist eher zweitrangig.
Primär geht es darum, dass Tierhaltung einfach mal schnell sehr kostspielig werden kann und bei jemandem dem bereits die Schutzgebühr zu viel ist das Risiko weit höher ist, dass er für finanzielle Supergaus keinen Plan B hat.
gagitsch schrieb am 11.10.2023:1 .Der Trend der Tassenhunde den finde auch nicht gut. Es werde ungeachtet der Gesundheit niedlichen Minihunde gezüchtet, vorangig nur für Fotots und für Spaziergänge in der Handtasche. Mit Tasenhunden meine ich aber nicht Yorkshiure oder Chihuahua, die sind sogar größer.
Ist in die andere Richtung aber mindestens genauso unschön.
Mein 2kg Chihuahua ist 17 Jahre alt geworden, was bei den kleinen, die nicht in Teetassengröße gezüchtet wurden gar nicht so selten ist.
Adoptiert habe ich die kleine Maus mit 7 Jahren und da mein Umfeld mich eher mit großen Hunden kannte waren die Reaktionen gemischt (guter Deppenfilter, wer die kleine Dame nicht als vollwertigen Hund akzeptieren konnte, den brauchte ich eh nicht in meinem Leben).
Trauriger Weise bin ich mir absolut bewusst, dass ich viele "so klein und überzüchtet -Kommentare" NICHT gehört hätte, wenn ich eine gleichaltrige Dogge aufgenommen hätte.
Allerdings wusste ich bei einem 7 Jahre alten Chihuahua, dass meine Chancen sie nochmal 7 Jahre zu haben recht gut sind (letztlich waren es sogar 10 Jahre).
Riesenhunde wie Doggen oder oft sogar schon Leonberger, Berner Sennen usw... das sind mit 7 Jahren oft bereits Senioren bei denen man Glück hat, wenn sie 10 werden.
Extremzucht hinsichtlich einer bestimmten Optik ist halt nie förderlich was Gesundheit, Lebensqualität und Lebenserwartung angeht, egal ob zu klein, zu groß, Hunde bei denen man sich fragt wo der Rest der Schnauze geblieben ist, usw)
gagitsch schrieb am 11.10.2023:2. Geschmackssache ist es auf alle Fälle. Oft ist das sogar ein Problem, wenn es nur nach der Optik und nicht nach den Eigenschaften, dem Charakter und den Bedürfnissen des Hundes geht.
Das hat man ja leider so oft und immer wieder dann die "Moderasse des Jahres" und das betrifft Hunde aller Größen, wobei unschön viele Leute bei kleinen Hunden weniger lange überlegen als bei größeren "Modeaccessoires"
Ich glaub ich bin primär deswegen bisher mit all meinen Hunden so glücklich gewesen, weil zahlreiche Wuffel dabei waren, die ich mir aus rein optischer Sicht niemals angeschafft hätte, sondern die bei mir landeten, weil es einfach gepasst hat.
Optimist schrieb am 12.10.2023:wie muss ich mir das vorstellen, wenn du ihn nicht schützt (nicht hoch nehmen...), wenn eine ernsthafte Gefahr droht?
Hochnehmen ist ja nicht die einzige Möglichkeit.
Ich hatte meistens Hunde bei denen "Hochnehmen" aufgrund der Größe nicht zur Debatte stand.
Auf den Arm nehme ich meine Zwerge ausschließlich, wenn sie selbst sich ruhig verhalten, aber ein unangeleinter Hund naht dessen Absichten nicht der Unversehrtheit meines Hundes gelten und dessen Halter nicht in Sicht ist oder nicht auf die eindringliche Bitte seinen Hund anzuleinen reagiert.
Ist mein Hund der der pöbelt, also befindet sich noch in der Lernphase (bisher hat es noch jeder mir bekannter Hund mit der richtigen Arbeit gelernt sich passiv zu verhalten), dann kriegt mein Hund/meine Hunde die Anweisung hinter mir zu bleiben während ich mich zwischen meinen Hunden und dem unangeleintem "Fremdling" aufbaue und zwar so, dass deutlich wird, dass sie den Stress vergessen können oder ihn mit MIR austragen und das gilt dann grundsätzlich für beide Seiten, denn pöbelt mein Hund soll er mal gar nicht auf die Idee kommen, dass ich in irgendeiner Weise zu seiner Hilfe eile (täte ich natürlich käme es zu einer Auseinandersetzung, aber das braucht mein Hund eben sowenig zu wissen, wie der fremde Hund zu wissen braucht, dass ich ihn gar nicht fressen werde).
gagitsch schrieb am 12.10.2023:Aus meiner Sicht liegt da ein fehleinschätzung vor. Zum einen Erwirkt das Hochnehmen eine Bestätigung bei unsozialem Verhalten, was dieses sogar verstärkt, dadurch werden kleine Hunde die immer hochgenommen werden noch "giftiger".
Das ist ein häufiges Problem, das leider oft erheblich unterschätzt wird.
gagitsch schrieb am 12.10.2023:Zum Anderen liegt der Ursprung der Angst schon in der Vermenschlichung des Tieres.
Na das würde ich nicht unterschreiben. Angst davor, dass ein (größerer) fremder Hund den eigenen zu Nudelsalat verarbeitet ist keine Vermenschlichung, sondern das Erkennen, dass dieses Risiko durchaus besteht.
gagitsch schrieb am 12.10.2023:Der kleine Hund kann durchaus den großen dominieren, wenn beide sozialisiert sind, verstehen die Ihre Sprache schon allein.
Sowas rate ich aber stets nur im heimischem Umfeld sprich bei Hunden die in einem Haushalt zusammenleben "auszuprobieren".
Bei Begegnungen von Hunden die nicht in einem Haushalt leben ist das sehr dünnes Eis.
Bietet ein Hund von sich aus Unterwerfungs- und/oder Beschwichtigungsgesten an, dann kann man sich das anschauen, sollte sich aber nie darauf verlassen, dass dies ein zuverlässiger Schutz vor unschönen Auseinandersetzungen/Angriffen ist.
Hundebegegnungen außerhalb des eigenen Haushaltsbestandes sollten stets möglichst neutral verlaufen bzw abgebrochen werden sobald einer der Hunde anfängt aktiv Unterwerfung einfordert, sich genötigt sieht permanent zu Beschwichtigen usw.
Rangordnungen unter Hunden sind komplex und dynamisch, Stabilität (=Sicherheit) ist hier nur zu erreichen, wenn die Hunde sich ein Lebensumfeld teilen und sich im gemeinsamem Umfeld aufeinander einspielen und stetig an Veränderungen in der "Rudeldynamik" anpassen können.
Bei Begegnungen mit Hunden außerhalb des eigenen Familienverbandes ist das ein SEHR heikles Spiel das ich persönlich weder spielen noch weiterempfehlen würde.
Als Grundregel hat sich bewährt:
Wenn 2 Hunde nicht an lockerer Leine aneinander vorbeigehen können, dann empfiehlt es sich auch nicht die Leinen abzumachen und das Beste zu hoffen.
Optimist schrieb am 12.10.2023:stärker ging von Anfang an die Aggression gar nicht ;) - da konnte sich also nicht viel verstärken ...
Indirekt kann es immer schlimmer werden.
Zwar mag sich die unmittelbar sichtbare Leinenaggression ab einem gewissen Punkt nicht weiter verstärken.
Aber immer, wenn Du Deinem Hund einen Ausweg bietest für den er sein Verhalten nicht ändern muss, erschwerst Du Dir die Arbeit an dem unerwünschten Verhalten grundsätzlich ganz erheblich.
Hunde sind Opportunisten.
Für eine Verhaltensänderung benötigen sie einen Grund, wenn Dein Hund weiß "Ich werde auf den Arm genommen und alles ist tuffig," also: "Ich pöbel rum und Mutti/Pappa heben mich dann aus der Situation heraus."
Dann nimmst Du ihm jedes Mal wenn Du ihn "aus der Situation trägst" den Grund mitzuarbeiten, wenn Du Dir eine Verhaltensänderung zum Ziel gesetzt hast.
Optimist schrieb am 12.10.2023:Wenn aber z.B. jemand so ein Tier vor schlechter Haltung oder Tierheim bewahren wollte, es dem Hund ansonsten gut geht, dann zu sagen "falsches Tier" nur weil es draußen nicht in allen Punkten perfekt klappt ... ich weiß nicht.
1. geht es ja gar nicht darum, dass der Hund sein Zuhause wieder verlieren soll, sondern dass der Halter sich selbst zusammenreißen und an dem Problem arbeiten muss.
und
2. habe ich SEHR schlechte Erfahrung mit dem "Aber ich hab den doch aus dem Tierheim/schlechter Haltung/vor dem sicherem Tod gerettet - Argument" gemacht.
Ich meine damit nun weder Dich noch sonst einen speziellen hier angesprochenen Fall, aber was ich alles schon an Vernachlässigung, Misshandlung und "grade mit ach und krach genug Fürsorge das man meint es gäbe keinen "Angriffspunkt"" erlebt habe geht auf keine Kuhhaut.
Ein Tier aus "schlechten Verhältnissen" zu "retten" ist KEINE akzeptable Entschuldigung dafür dann bei Pflege, Erziehung usw einen Abstrich nach dem anderen zu machen.
Wer sich ein Tier anschafft steht in der vollen Verantwortung dem Tier gerecht zu werden, das Tier vor seiner Umwelt zu schützen und umgekehrt, ein "Aber ohne mich wäre der im Tierheim/in noch schlechtere Haltung /sogar getötet wurden." gilt nicht.
Weltweit leben massenweise Tiere in unzumutbarer Haltung bzw warten in einer Tötungsstation oder einem Schlachthof auf das traurige Ende ihres trostlosen Lebens.
Deswegen füllt man sein Haus aber doch (hoffentlich) nicht mit massenweise dieser Tiere auf ohne jedem einzelnen adäquat gerecht werden zu können und folglich ist das auch kein valider Grund auch nur einen Hund, eine Katze, einen Hamster, ein Meerschweinchen oder wasauchimmer zu halten obwohl man weiß, dass man meilenweit von dem, was "optimale Haltung" meint entfernt ist.
Optimist schrieb am 12.10.2023:Die Frau hat schon alles Mögliche versucht, hatte auch mal einen Tiertrainer da, aber bei manchen Hunden scheint wohl gar nichts zu fruchten.
Das "gar nichts fruchtet" ist mir in all meinen Jahren Berufserfahrung und auch in privatem Bereich ausschließlich bei Hunden begegnet, die so schwer misshandelt/traumatisiert wurden, dass sie nur Angst kennen und dadurch manche Lernprozesse auf Jahre unmöglich werden und Andere sehr langsam vorangehen und den Menschen die sich entscheiden ihr Leben mit solch einem Angsthund zu teilen erhebliches abverlangen.
Bei jedem Hund, der nicht vor lauter Angst regelrecht gelähmt ist habe ich stets nur erlebt, dass alles was für einen reibungslosen Alltag notwendig ist auch erreicht werden kann, wenn der Halter dran bleibt, während sich selbst kleine Problemchen gewaltig hochschrauben können, wenn der Mensch nicht konsequent dran bleibt oder seine Energie lieber in Vermeidungs- und Umgehungsstrategien investiert.
Optimist schrieb am 12.10.2023:Die fragen sicherlich nicht zu aller erst, ob sie sich dann auch teure Traingseinheiten leisten können.
Da selbst die teuersten Hundetrainer billiger sind als z.B. ein Hund der ausrutscht und sich beide Kreuzbänder reißt (und ich rede jetzt nur von den Kosten die man nicht durch Versicherungen abdecken kann), fällt das aber sehr wohl noch unter die Frage "Kann ich mir das Tier, dass ich gern anschaffen möchte auch leisten."
Und nein, ich rede nicht davon, dass Tierhaltung nur für die Leute drin sein sollte, die in jeder Lebenslage mal eben vierstellige Summen in der Portokasse haben, sondern davon, dass "Rücklagen für gängige Zwischenfälle." eine Sache sind und "Pläne für den Notfall." eine Andere.
Optimist schrieb am 12.10.2023:Auch wenn sie vielleicht nicht in jeder Lebenslage der Boss für den Hund sind, muss das mMn nicht zwangsläufig bedeuten, dass es dem Hund schlecht geht oder die beiden keine gute Beziehung haben.
Wenn die Beziehung zwischen Hund und Mensch WIRKLICH gut und gesund ist, dann gibt es keine Alltagssituationen in denen der Hund nicht kontrolliert werden kann.
Muss man bei Dingen wie "Begegnungen mit anderen Hunden" auf umständliche Vermeidungsstrategien zurückgreifen, weil der eigene Hund nicht der Ansicht ist, dass es gar nicht in seinen "Zuständigkeitsbereich" fällt rumzupöbeln, dann ist die Beziehung zwischen Mensch und Hund nicht so wie sie sein sollte.
Meiner Erfahrung nach ist es auch niemals nur "diese eine Situation".
Da kommen dann immer noch weitere Dinge hinzu, die der Mensch sich dann aber kleinredet wie "kläfft halt, wenn es an der Haustür klingelt", "Muss halt in die Tierarztpraxis getragen oder geschleift werden.", "Bellt halt und zieht an der Leine, wenn Radfahrer oder Jagger vorbeikommen" usw.
Optimist schrieb am 12.10.2023:Manche Hunde sind zudem in der Wohnung die Bravsten und Ruhigesten die es gibt, respektieren da Ansagen ohne Probleme. Nur draußen drehen sie dann manchmal frei.
Das ist dann kein "nur".
In der Wohnung kennt der Hund alles, es kommen üblicher Weise keine unerwarteten neuen Reize hinzu.
Das ein Hund sich dann auf die Reizangebote seines Halters fixiert und Anweisungen Folge leistet ist nicht aussagekräftig.
Wie oft habe ich Leute auf dem Hundeplatz stehen, die mir zeigen wollen in welchen Situationen es noch Probleme gibt und sind dann überrascht oder gar frustriert, weil Bello dem Vorführeffekt alle Ehre macht und auf dem Hundeplatz gehorcht wie eine 1.
Hundeplätze sind halt ein Stück weit wie Wohnungen, irgendwann kennt der Hund den Platz, die Abläufe und Begrenzungen und dann sind die Reize die der Halter anbietet interessanter als ziellos auf einem Platz rumzueiern den man gut kennt.
Deswegen ist es ja auch so wichtig, dass man die Trainingseinheiten vom Hundeplatz in die "echte Welt" verschiebt, sobald die gewünschten Abläufe auf dem Hundeplatz gut funktionieren.
Auf dem Hundeplatz kann ich auch meine taube Podencodame ableinen.
Sie weiß, dass es da keine coolen Wühlmausnester auszuheben gibt, kein jagbares Kaninchen vorbei kommt usw.
In den Feldern an der Schleppleine war das etwas GANZ anderes. War sie da grade VOLL und ganz dabei einen Mausebau auszubuddeln, hat sie weder dem Vibrationshalsband Aufmerksamkeit geschenkt, noch die "Leinenkommandos" (eine Art vereinfachter Morsecode) überhaupt auch nur Wahrgenommen und gar nicht so selten sogar aktiv und mit voller Absicht den Kopf von mir abgewandt, frei nach dem Motto "Wenn ich Deine Handzeichen nicht sehe, dann kann ich sie leider, leider auch nicht ausführen... hach, WIE bedauerlich."
Da war viel Arbeit zu tun bevor ich mir sicher sein konnte, dass sie mich nicht doch "ausblendet" sobald etwas Interessanteres verfügbar ist.
Und der größte Anteil davon war die Bindung zwischen uns zu stärken und sie lernen zu lassen, dass sie nicht vorraussetzen darf, dass ich schön brav in Sichtweite warte (=für sie verfügbar bin) wann immer sie dann doch wieder meint, dass sie sich nun vom Buddeln ab- und mir zuwenden möchte.
Jeder Hundehalter gerät irgendwann an den Punkt an dem er merkt, dass erfolgreiche Erziehung/Gehorsam nicht bedeutet, dass der Hund gut gehorcht/sich gut benimmt wenn er grade sowieso nichts Anderes zu tun hat,
Eine gute Beziehung zum Hund und eine gelungene Erziehung/Ausbildung zeigt sich dann (und NUR dann), wenn der Hund sich wie gewünscht benimmt und Anweisungen umgehend Folge leistet OBWOHL die Alternative etwas ist, das VIEL interessanter ist als das was der Halter grade verlangt.
Optimist schrieb am 12.10.2023:Da würde ich nicht so pauschal davon ausgehen, dass die Beziehung durchweg schlecht ist bzw. da etwas nicht stimmt.
Es gibt ja nicht nur "durchweg schlecht" und "wunderbar" sondern auch noch unzählige Abstufungen dazwischen.
Aber selbst ein "gut" gibt es eben nur dann, wenn der Hund sich nicht aussucht in welchen Situationen die genossene Erziehung von Bedeutung ist und wann er lieber selbst entscheidet, dass er sich gerne anders verhalten möchte obwohl er sehr genau weiß, dass dem Halter das so nicht vorschwebt.
Optimist schrieb am 13.10.2023:Und interessant war es auch, dass er z.B. vor großen abgemähten Grashaufen oder anderem Ungewöhnlichem Angst hatte.
Hehe, so einen hatte ich auch mal.
Munin mochte die Dinge an ihrem Platz.
Eine Schubkarre MITTEN auf dem Gehweg? Eine Mülltonne die nicht etwa da steht sondern LIEGT...
Lebensgroße Star Wars Pappaufsteller im Mediamarkt...
Geduckt, das Gesicht verzogen (er hatte ein großartiges "DAS gehört so nicht!!! - Gesicht.")
Ich hab recht oft so einige Minuten neben einer miesen Skulptur oder einem ungewöhnlich geformten Altpapiercontainer auf dem Boden gesessen und ihn ignoriert bis er akzeptiert hat, dass er wohl akzeptieren muss, dass Kunst nicht immer schön ist und Menschen dazu neigen Dinge zu tun die Hunden absolut albern und gruselig vorkommen, er aber lernen muss, dass zu ignorieren und wir ja auch weitergehen, sobald er all seinen Mut zusammennimmt, zu mir kommt und manchmal haben wir dann die Skulptur oder was auch immer zusammen beschnuppert (jup, das sah mit Sicherheit so affig aus wie es klingt).
Obwohl er bis an sein Lebensende immer mal wieder irgendwas unzumutbar merkwürdig fand (wurde mit den Jahren aber stets besser) hat er niemals ein zweites Mal auf irgendwas so reagiert nachdem wir uns einmal die Zeit genommen haben ihm zu vermitteln, dass es hier keinen Grund zur Besorgnis gibt.
Optimist schrieb am 13.10.2023:Wenn sie also dich mit deinem Hund von weitem sehen würde, würde sie eine Kehrtwende machen oder einen anderen Weg laufen, sodass ihr Hund gar keinen Grund mehr hätte zu bellen.
So hat meine Schwester ihren Hund auch gehandhabt... und sie hatte in sofern Erfolg, dass er zumindest sicher keine Gefahr für irgendjemanden war.
Trotzdem bin ich mir immer noch sicher, dass das Leben für sie UND den Hund einfacher gewesen wäre, wenn sie all die Mühe und Energie mit denen sie alle möglichen und unmöglichen Vermeidungsstrategien entwickelt, eingeübt und ausgeführt hat in echte Erziehung gesteckt hätte.
Optimist schrieb am 13.10.2023:cejar schrieb am 13.10.2023:Wie gesagt - würdest Dud as bei einem Dobermann auch so bewerten?
.. also darin dass ich es entschuldige wenn jemand eine Vermeidungsstrategie fährt, wenn der eigene Hund rumpöbelt, aber dadurch Andere nicht direkt beeinträchtigt...
Ich glaub
@cejar ging es eher um die Frage "Wie würdest Du das Problem lösen, hättest Du einen Hund den Du nicht mal eben auf den Arm nehmen kannst."
Und es mag sein, dass es Vermeidungsstrategien so gestaltet werden können, dass Dritte nicht negativ beeinträchtigt werden, allerdings ändert das nichts an der Tatsache, dass Hunde üblicherweise nicht an der Leine pöbeln, weil das soviel Spaß macht.
Oft als "Dominanz" fehlgedeutet handelt es sich in den allermeisten Fällen um ein Verhalten, dass auf Unsicherheit beruht.
Abgesehen davon, dass Du mit Deinem Verhalten sicherstellst, dass weder Dein, noch ein anderer Hund verletzt wird (was natürlich ebenfalls sehr wichtig ist und ich deswegen sicher nicht abwerten möchte); belässt und förderst Du dennoch ein Verhalten, dass für Deinen Hund mit vermeidbarem Stress verbunden ist und den Umgang mit Artgenossen erheblich erschwert, wenn nicht gar ganz verhindert.
Von daher ist es leider eine Tatsache, dass dieses Vermeidungsverhalten eben nicht "niemandem schadet" sondern mindestens den Stresspegel des Hundes erhöht und mehr oder weniger auch unweigerlich den des Halters, denn welcher Halter wünscht sich nicht dass Spaziergänge für Hund UND Mensch aus Entspannung und Spaß bestehen und nicht aus permanentem scannen der Umgebung, dem Abspulen von Vermeidungsverhalten, das man meist selbst "doof" findet und einem gestresstem Wuffel dem erfreuliche oder auch nur entspannte Begegnungen mit Artgenossen weitgehend vorenthalten bleiben.
nairobi schrieb am 14.10.2023:Ich erlebe das auch häufiger bei kleineren Hunden, dass diese angesichts ihnen begegnender größerer Hunde mächtig bellen bzw. kläffen. Ich vermute, dass sie damit die "Flucht nach vorne" antreten und dem großen, potentiell gefährlichen anderen Hund so signalisieren wollen, er möge ihnen nicht zu nahe kommen?
Ich denk hier kommen viele Faktoren zusammen.
Oft ist es durchaus der Mensch, der das Korrigieren von Fehlverhalten bei Kleinhunden häufiger vermissen lässt.
Aber oft ist diese Korrektur auch u.A. aus den von Dir genannten Gründen bei Kleinhunden häufiger nötig.
Sowohl meine erste "Trethupe" als auch die beiden Zwerge, die wir im September adoptiert haben haben zuvor auf Pflegestellen, der Straße und/oder in Auffangstationen mit großen Hunden zusammengelebt.
Selbst wenn es keine Aggression oder Mobbing gab, so neigen viele größere Hunde dennoch dazu nicht ständig auf den Boden zu gucken und irgendwann verbinden Kleinhunde mit größeren Artgenossen dann eben:
"Irgs, der rennt mich jeden Moment über den Haufen, setzt sich auf mich drauf usw."
Da ist dann der Mensch gefragt gut drauf zu achten das Begegnungen mit größeren Hunden positiv ablaufen und wenn der Kleinhund dann aus Unsicherheit oder dem Bedürfnis deutlich zu machen, dass er DA ist und NICHT umgerannt werden möchte sich in Kläfferei "flüchtet", dann muss auf die klare Ansage "Nope, ich werde KEINE kläffende Trethupe akzeptieren, wenn Du mit mir ein Team bilden möchtest, musst Du das Gekeife unterlassen." auch umgehend das "Angebot" einer guten Alternative folgen.
Bei mir ist das meist, dass ich mich, wenn mein Zwerg brav ruhig bleibt aber sich nicht wirklich sicher fühlt, dass ich mich runterbeuge und es belohne, wenns Zwerglein sich brav hinsetzt und mich anschaut statt sich darüber zu ärgern was mit dem größerem Artgenossen schief gehen könnte.
Handelt es sich bei der Begegnung um einen Hund aus dessen "Bekanntschaft" mein Zwerg eine positive Erfahrung mitnehmen kann (niemand verlangt ja, dass man jeden fremden Hund in der unmittelbaren Nähe des eigenen Hundes gut heißen muss), dann habe ich, wenn ich selbst in "Bodennähe" bin außerdem die Möglichkeit die Begegnung besser zu überwachen und wenn nötig einzugreifen.
nairobi schrieb am 25.10.2023:mitH2CO3 schrieb am 24.10.2023:Bobi, der älteste Hund ist im Alter von 31 Jahren und 165 Tagen verstorben.
Ich kann das ehrlich gesagt kaum glauben.
geht mir genauso. Ich durfte schon ab und an einen Hund kennenlerenen, der es in die frühen 20er geschafft hat.
Aber an einen über 30 Jahre alten Hund zu glauben fällt mir zugegebener Maßen auch ein bisschen sehr schwer.
mitH2CO3 schrieb am 25.10.2023:Drei Tage war der Labbi ruhig, hat nicht gebellt, ich denke er hat getrauert. Am vierten Tag war er wie ausgewechselt, gut drauf, hat bei Geräuschen angeschlagen und ist seit dem wieder fröhlich. Meine Interpretation zu diesem Verhalten: Wilma hat ihn vermutlich die ganze Zeit dominiert, und nun ist er No1. So können sie halt sein
Das habe ich bei Hunden von Freunden oder Kunden auch oft erlebt.
Bei mir war es leider genau umgekehrt.
2014 musste ich meinen Huskymix Munin recht plötzlich einschläfern (der hat eine sehr beeindruckende Schauspielleistung hingelegt, wäre nicht ein Freund zu mir gekommen, der Munin auch beobachten konnte wenn ich grade nicht daheim war, dann hätte er es ggf noch ein paar Tage länger geschafft mir vorzuspielen, dass es ihm gut geht).
Da hat Podencodame Filipendula jeden Halt verloren.
Wir hatten sie 2012 adoptiert, taub (vermutlich von Geburt an) und vollständig depriviert, also sie kannte NICHTS außer einem dunklem Verschlag jeder Grashalm, jedes fallende Blatt hat sie überfordert und weder ich noch mein Mann hätten ihr auch nur annähernd so gut helfen können wie die Orientierung an unseren anderen Hunden.
Deswegen kam es für uns nicht wirklich als Überraschung, dass sie Munins Tod so schlecht verkraftet hat, wir hatten nie angenommen, dass sie als Einzelhund glücklich sein kann.
Aber es war dann doch sehr viel krasser als erwartet.
So kamen wir damals auch zu unserer ersten "Trethupe", all die Jahre unvorstellbar für uns fanden wir in Chihuahuadame panya ALLES was Filipendula so dringend brauchte.
Als panya dann im März diesen Jahres verstorben ist war das für Filipendula ebenfalls schlimm, wenn auch nicht mehr ganz so katastrophal wie Munins Tod damals, immerhin lagen 10 Jahre dazwischen in denen die Bindung zwischen ihr, mir und meinem Mann (den liebt sie sehr) stetig enger wurde.
Trotzdem ist sie erst wieder richtig happy, seit am 23.9. zwei Chihuahua Herren aus Spanien bei uns eingezogen sind.
Aber wie gesagt habe ich auch oft Hunde erlebt die nach dem Tod des Zweithundes regelrecht aufgeblüht sind.
Allerdings war da meist auch zu Lebzeiten schon erkennbar, dass es sich eher um eine Co-Existenz als um die dicke Hundefreundschaft handelt.
Optimist schrieb:wenn ein Wolf ankäme, hätten die Schafe genauso Angst. Und dieser könnte mit Leichtigkeit sogar diesen niedrigen Stromzaun überspringen...
Dann hätten die Schafe wirklich zu leiden.
Der Unterschied ist halt, dass ein Wolf ein "eigenständiges" Wildtier ist, während ein Hund stets einen Halter hat dessen Pflicht darin besteht den Hund so zu halten und zu führen, dass er keine anderen Tiere gefährdet oder "belästigt".
Deswegen finde ich diesen Vergleich schwierig.