Naja muß ich wohl fairerweise und gesenkten hauptes diesen artikel auch posten. (Gleiche quelle):
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WACHSENDE ZWEIFEL
Der große Hype um Darwinius masillae22. Mai 2009, 18:19
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Der Uräffchen-Fund, der in US-Werbespots sogar mit der Mondlandung verglichen worden war, sorgt für immer mehr Skepsis
New York - Wie weit darf die Vermarktung einer wissenschaftlichen Entdeckung gehen? Im Fall von "Ida" ging sie jedenfalls ziemlich weit: Der Fund war in US-Werbespots sogar mit der Mondlandung verglichen worden. Am Dienstag wurde der Fund vom norwegischen Paläontologen Jörn Hurum auf einer Pressekonferenz in New York vorgestellt. Nahezu zeitgleich gab es einen Film vom Kabel-TV-Sender History Channel - und eine Publikation im frei zugänglichen Fachjournal "Plos One".
Was die Forscher unter heftiger medialer Anteilnahme präsentierten, war ein 47 Millionen Jahre altes Uraffenfossil, das bereits 1983 von einem privaten Sammler in der Grube Messel in der Nähe von Darmstadt entdeckt worden war. Bis 2007 blieb es in Privatbesitz, dann wurde das versteinerte Skelett auf Betreiben von Hurum um teures Geld - Insider munkeln von einer Million Euro - nach Norwegen verkauft.
Der Öffentlichkeit wiederum wurde Darwinius masillae (so der wissenschaftliche Name zu Ehren Darwins und des Fundortes Messel) nun nicht nur als das besterhaltene Primaten-Fossil verkauft, das je gefunden wurde. Zumindest im zeitgleich ausgestrahlten Film war auch die Rede vom lang gesuchten Missing Link - auch wenn die Forscher selbst nicht von einem direkten Vorfahren von Mensch und Affe sprachen. Sie meinten, dass "Ida" so etwas wie eine Tante gewesen sei, die vor vielen Generation gelebt habe.
Unabhängige Experten billigten in ersten Reaktionen zwar zu, dass es sich um ein bemerkenswert gut erhaltenen Fossil handle, bezweifelten aber die Schlussfolgerung, dass "Ida" eine relativ nahe Verwandte von Mensch und Affe sei. Außerdem verfüge die Wissenschaft bereits über ein Fossil aus China, das aus etwa der gleichen Zeit stamme. Und so war nach wenigen Tagen vom Sensationsfund nicht mehr viel übrig.
Hintergrund für die allzu heftige PR-Arbeit dürfte wohl gewesen sein, dass Hurum einen Teil der Ankaufkosten von Darwinius masillae mit dem Verkauf der Filmrechte refinanzieren wollte. Wobei nun womöglich nicht einmal der Name bleiben wird. Am Freitag wurde der nämlich von der zuständigen Internationalen Kommission für zoologische Nomenklatur beeinsprucht. Das nur online erscheinende Fachjournal "Plos One" entspricht nämlich nicht den strengen Kriterien der Namensprüfer. (Klaus Taschwer/DER STANDARD, Printausgabe, 23./24. 5. 2009)