@AnGSt Hi @Tommy57
Genau genommen steht da nicht "machte", sondern "machen", und auch "werden Abend und werden Morgen". Soweit ich mich aus kenne bezieht sich das auf jetzt. Hast Du dafür wohlmöglich eine Erklärung?
Hallo!
Das ist richtig! Das liegt jedoch wieder an der Eigentümlichkeit der hebräischen Sprache, die keine drei Zeitformen kennt wie wir im deutschen.
Hierzu folgende Erklärung:
"Das wichtigste Sprachelement im Hebräischen sind die Verben.
Die einfachste Verbform ist die dritte Person Singular Maskulinum Perfekt; das ist im allgemeinen die Nennform, die in den Lexika zu finden ist. Die Wurzel besteht in der Regel aus den drei Konsonanten dieser Form. Sie ist gewöhnlich dreiradikalig (auch triliteral genannt), besteht somit aus drei Konsonanten (Radikalen) — eine Anordnung, die in semitischen Sprachen üblich ist. Solche dreiradikaligen Wurzeln sind die Basis, auf die beinahe alle anderen Wörter der Sprache zurückgeführt werden können.
Die Verbalwurzel ist der einfachste Stamm des Verbs. Sie wird oft auch als der „reine Stamm“ bezeichnet. Von diesem reinen Stamm werden sechs andere Verbalstämme gebildet, indem man Präfixe (vor das Grundwort tretende Silben) hinzufügt, bestimmte Buchstaben verdoppelt und Vokale verändert.
Die sieben Verbalstämme geben den im Wurzelverb enthaltenen Grundgedanken in drei Abstufungen (Hauptstämmen) wieder: Grundstamm, Intensivstamm, Kausativstamm.
Um Unterschiede in der Person, dem Numerus und dem Genus kenntlich zu machen, werden bestimmte Präfixe und Suffixe (hinter das Grundwort tretende Sprachelemente) an den Verbalstamm angefügt.
WICHTIG ZU DEINER FRAGE AB HIER:
Stadium. Im Deutschen werden die Verben hauptsächlich unter dem Gesichtspunkt der Zeit gesehen. Dabei unterscheidet man zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Im Hebräischen ist dagegen das Stadium (die Aktionsart), die Beschaffenheit oder der Zustand der Handlung, und nicht die Zeit das Wesentliche. Die Handlung wird entweder als abgeschlossen oder als nicht abgeschlossen aufgefaßt.
Wenn das Verb eine abgeschlossene Handlung bezeichnet, steht es im Perfekt. Zum Beispiel heißt es in 1. Mose 1:1: „Im Anfang erschuf Gott die Himmel und die Erde.“ Die Handlung war abgeschlossen; Gott „erschuf“, das heißt, er vollendete die Erschaffung der Himmel und der Erde.
Wird die Handlung als nicht abgeschlossen betrachtet, dann steht das Verb im Imperfekt. In Josua 10:12 finden wir hierfür folgendes Beispiel: „Damals ging Josua daran, zu Jehova zu reden.“ Die Handlung hatte also begonnen (er ‘ging daran’ zu reden), war aber noch nicht beendet und somit „unvollendet“ („Imperfekt“ im eigentlichen Sinn des Wortes).
Da das hebräische Perfekt schon allein von seinem Charakter her eine Handlung als abgeschlossen hinstellt, ist es normalerweise das Tempus der Vergangenheit.
Demnach ist die Grundbedeutung von katháv (Perfekt, aktiv) „[er] schrieb“, und so wird es auch zum Teil übersetzt (2Ch 30:1; 32:17).
Der Gedanke einer abgeschlossenen Handlung in der Vergangenheit wird auch durch die Wiedergabe mit „war geschrieben“ (Esr 4:7), „hatte geschrieben“ (Est 9:23; Jer 36:27) ausgedrückt.
Doch kann katháv auch mit „geschrieben hat“ (Est 8:5) wiedergegeben werden — im Deutschen wird diese letztere Form ebenfalls Perfekt genannt.
Dieses Verb im Perfekt wird auch mit „soll schreiben“ übersetzt, wodurch die Bestimmtheit hervorgehoben wird, mit der die Handlung ausgeführt werden soll (4Mo 5:23; 5Mo 17:18).
Diese Wiedergabe enthält zwar richtigerweise den Gedanken einer abgeschlossenen Handlung, aber nicht den Gedanken einer Handlung in der Vergangenheit.
Folglich vermittelt das aktivische Verb an sich nicht unbedingt einen Zeitbegriff.
Durch das Perfekt kann eine Handlung unabhängig von der Zeitstufe (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) als abgeschlossen bezeichnet werden; im Gegensatz dazu kann durch das Imperfekt eine Handlung ungeachtet der Zeitstufe immer als nicht abgeschlossen aufgefaßt werden.
Obwohl also die alten Hebräer offensichtlich über ein Zeitverständnis verfügten, spielte die Zeit in ihrer Sprache nur eine Nebenrolle.
Thorleif Boman schreibt hierüber in seinem Buch Das hebräische Denken im Vergleich mit dem griechischen (6. Auflage, 1977, S. 124): „Dem semitischen Tempusbegriff, der das Geschehen nur unter dem Gesichtspunkte der vollendeten und unvollendeten Handlung anschaut, ist das indogermanische Fachwerk dreier Zeitsphären (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft) von Haus aus fremd.“ (Siehe auch Wilhelm Gesenius, Hebräische Grammatik, Nachdruck der 28. Auflage, 1977, S. 132.)
In dem Werk The Essentials of Biblical Hebrew (revidiert von J. Owens, 1954, S. 129) fügt K. Yates zu dieser Erklärung hinzu: „Im allgemeinen verstand der Semit, ob eine Handlung abgeschlossen oder ob sie nicht abgeschlossen war, und wenn das einmal nicht der Fall war, so hat er durch irgendein Wort, das die Bedeutung der Zeit oder des Geschichtsablaufs verdeutlichte, den Zeitfaktor genügend kenntlich gemacht.“
Wenn Hebräisch, wie die Bibel andeutet, die in Eden gebrauchte Ursprache war, mag sich in dem Umstand, daß beim hebräischen Verb der Nachdruck nicht auf der Zeitstufe oder -sphäre liegt, der Ausblick des vollkommenen Menschen widerspiegeln, als Adam ewiges Leben in Aussicht gestellt wurde und das Leben noch nicht auf bloße 70 oder 80 Jahre beschränkt war.
Für Jehova war das Hebräische ein vollkommen ausreichendes Mittel der Kommunikation zwischen sich und den Menschen sowie für die Menschen untereinander.
Beim Übersetzen ins Deutsche entscheidet der Kontext, welche Zeitstufe gemeint ist. Er zeigt, ob die Handlung einer Erzählung als vorzeitig, gleichzeitig oder nachzeitig aufzufassen ist.
Gruß, Tommy