Vielleicht erinnert sich hier noch jemand an meinen Beitrag, in welchem ich einen Versuch einer Interpretation der Stellung Jesu zum Gesetz unternahm und die These aufstellte, dass es sich hierbei bei dem Gesetz, welches er vertrat und von dem er aussagte, dass davon kein Jota verginge, bis nicht alles erfüllt sei, dass es sich hierbei um die Liebe selbst, die reine Liebe handelte. Die Liebe einfach ganz selbst, die allem unterliegt. In selbigen Versen, wo Jesus sagt, es werde kein Jota oder Strichlein des Gesetzes vergehen und der Geringste im Himmelreich heiße jener, der das Gesetz auflösen wollte, heißt es auch, er sei nicht gekommen, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen, sondern zu erfüllen.
Genau dazu habe ich nun noch in Matthäus, das muss mir davor entgangen sein, eine ganz interessante Passage gefunden, die ich hier posten werde, da sie sich glatt mit dem zu decken scheint, was ich als Versuch einer Interpretation vorstellte:
Die Frage nach dem größten Gebot34 Als aber die Pharisäer hörten, daß er die Sadducäer zum Schweigen gebracht hatte, versammelten sie sich miteinander. 35 Und es fragte einer aus ihnen, ein Gesetzgelehrter, und versuchte ihn und sprach: 36 Lehrer, welches ist das große Gebot in dem Gesetz? 37 Er aber sprach zu ihm: "Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstande". 38 Dieses ist das große und erste Gebot. 39 Das zweite aber, ihm gleiche, ist: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst". 40 An diesen zwei Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.Man sieht hier, denke ich, dass es sich eigentlich um ein Gebot handelt, und dass das gesamte Gesetz und alle Propheten daran hängen würden bzw. die Liebe also diesen unterliegt. So werden also auch jene Verse gleich einleuchtender:
Gesetz, Propheten und Reich der Himmel17 Wähnet nicht, daß ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen, aufzulösen, sondern zu erfüllen. 18 Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. 19 Wer irgend nun eines dieser geringsten Gebote auflöst und also die Menschen lehrt, wird der Geringste heißen im Reiche der Himmel; wer irgend aber sie tut und lehrt, dieser wird groß heißen im Reiche der Himmel. 20 Denn ich sage euch: Wenn nicht eure Gerechtigkeit vorzüglicher ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Reich der Himmel eingehen.
Matthäus 5.17-20Das ist mein gemeinter Beitrag:
Beitrag von libertarian (Seite 451)Wobei ich hierzu eine Korrektur einfügen muss: Dass es nämlich heißt, dass das Gesetz durch Mose, die Gnade aber durch Christus sei, steht nicht unbedingt nur in den Briefen, als vielmehr in im Evangelium des Johannes schon selbst:
17 Denn das Gesetz wurde durch Moses gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesum Christum geworden.
Johannes 1.17Jetzt leiten wir durch das Evangelium des Johannes gleich zu etwas Anderem über. Dazu sehen wir uns zunächst ein paar Verse daraus an, um dann zum wirklich Interessanten zu kommen. Zumindest ist es für mich das wirklich Interessante. Als Einstieg zum nächsten Thema und auch Weiterführung zu dem, was ich schon in diesem und dem verlinkten Beitrag von mir schrieb:
9 Gleichwie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt; bleibet in meiner Liebe. 10 Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben, gleichwie ich die Gebote meines Vaters gehalten habe und in seiner Liebe bleibe. 11 Dies habe ich zu euch geredet, auf daß meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde. 12 Dies ist mein Gebot, daß ihr einander liebet, gleichwie ich euch geliebt habe. 13 Größere Liebe hat niemand, als diese, daß jemand sein Leben läßt für seine Freunde. 14 Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was irgend ich euch gebiete. 15 Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; aber ich habe euch Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört, euch kundgetan habe. 16 Ihr habt nicht mich auserwählt, sondern ich habe euch auserwählt und euch gesetzt, auf daß ihr hingehet und Frucht bringet, und eure Frucht bleibe, auf daß, was irgend ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe. 17 Dies gebiete ich euch, daß ihr einander liebet.
Johannes 15.9-17Und jetzt das wirklich Interessante:
1 Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, daß wir Kinder Gottes heißen sollen! Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. 2 Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes, und es ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen, daß, wenn es offenbar werden wird, wir ihm gleich sein werden, denn wir werden ihn sehen, wie er ist. 3 Und jeder, der diese Hoffnung zu ihm hat, reinigt sich selbst, gleichwie er rein ist.
1. Johannes 3.1-3Das finde ich sind sehr interessante Verse. Wie wird das gemeinhin gedeutet? Ich erinnere mich da nur in gewisser Hinsicht wieder an die Vaishnava, wo es, ich kann mich jetzt aber gewaltig irren, glaube ich so ist, dass man dann Gott sieht, wenn man zu ihm und seinem Reich, unserem wahren Zuhause, zurückzukehren geschafft hat und wir ihm schon fast gleiche Körper auch erhalten und er glaube ich in mannigfacher Weise vorhanden ist, damit er jeden gleich erfreuen kann. Aber ich kann mich hier auch irren, und deute das gerade auch aus Bildern. Abseits dieser materiellen Bilder, die immer nur zu etwas deuten können, die nur intuitive Abbildungen sind, möchte ich hier auch aufgreifen, dass in diesen Versen, die ich gerade anbrachte, es heißt, dass, wenn das Verborgene offenbar wird, man Gott sehen würde. Das ist aus dem 3. Kapitel des des 1. Johannes Briefes, der in seiner Theologie natürlich sich strikt auf das Evangelium nach Johannes bezieht. Blättern wir bei selbigem zurück:
18 Niemand hat Gott jemals gesehen; der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.
Johannes 1.18Das ist übrigens der gleich nächste Vers zu dem Vers von Gesetz durch Mose und Gnade durch Jesus, den ich weiter oben anbrachte. Jedenfalls heißt es hier, dass niemand Gott je gesehen habe, und doch heißt es, auch an anderen Stellen im Johannes-Evangelium, dass man ihn aber doch sehen würde. Die, die in Gott und aus Gott seien, aus Gott geboren und aus Gott geborene Werke verrichteten, die würden ihn sehen. Und man würde ihm gleich werden.
So weit, so gut. Wie steht ihr zu der ganzen Sache?