perttivalkonen schrieb:Und Martin Hengel, nicht Hegel
Das ist korrekt und es tut mir leid, dass es mir passiert ist.
In einer Quellenangabe ist es doppelt so schlimm.
Immerhin wenn man "meine Version" mit dem Buchtitel bei Google eingibt, wird eine Korrektur vorgeschlagen.
Die korrekte Quellenangabe lautet also:
"Martin Hengel" in "Die Zeloten" (Leiden/Köln 1976)
Hier
https://www.mohrsiebeck.com/uploads/tx_sgpublisher/produkte/leseproben/9783161573583.pdf auf eine neuere Version des Textes.
perttivalkonen schrieb:Ein damaliger Theologiestudent dieser Uni nannte dies innerhalb eines Seminars in einem Kurzvortrag so. Du schreibst einen Scheiß, das gibts einfach nicht. Die Uni sagt, weia!
ch habe während meines Studiums selbst Kurzvorträge in Seminaren gehalten und noch sehr viel mehr Kurzvorträge von Kommilitonen gehört. Echt, ne Niveau-Garantie war damit wirklich nicht verknüpft.
Ist es denn falsch was
dort unter der Aufsicht von
Universität Dortmund
Fach Evangelische Theologie
Univ-Prof. Dr. Rainer Riesner
Die Jüdische Umwelt des NTgeschrieben steht?
Das ist doch der springende Punkt.
perttivalkonen schrieb:Auch wenn einige Zeloten sich nen König vorstellen konnten (und einige sich als dieser König), so ist das noch lange kein endzeitlich erwarteter Messias. Einfach nur ein menschliches Oberhaupt einer Theokratie, ein Ayatollah im Gottesstaat quasi. Insofern sollte man nicht gleich von nem "Messiasprätendenten Menachem" udgl. sprechen. Das war womöglich schlicht ein (gescheiterter) Usurpator und keiner, der sich für nen Endzeit-Messias hielt.
Ich will auch überhaupt nicht ausschließen, daß es teilweise messianische Vorstellungen unter etlichen Zeloten gegeben haben mag.
Sorry, ich habe es bereits angegeben:
Uni Dortmund"wohlorganisierter Geheimbund mit festem Oberhaupt"
...
"Versuch einer gewaltsamen Erringung der Theokratie"
...
"Prophetie:
– autoritativ-charismatische Deutung alttestamentlicher Texte auf konkrete Situationen
der endzeitlichen Gegenwart. Zweck: Voraussage von Zeitpunkt und Ort der MessiasErscheinung. Im Vertrauen auf die Erfüllung der göttlichen Messias-Verheißungen
warten die Zeloten auf den Messias, der Israel in die Heilszeit führen soll. Infolge der
Naherwartung treten während und vor der Erhebung zahlreiche Propheten und MessiasPrätendenten auf."Du darfst gerne in "Teilen von Zeloten" denken, wenn du näheres dazu angeben kannst.
Gab es Schichten?
War die Oberschicht messianisch eingestellt, der Unterschicht war es egal oder gab es den linken und rechten Flügel?
Ich kann mir kaum vorstellen, dass du derartige Details zur Verfügung hast.
Letzten Endes versuchst du lediglich das Offensichtliche abzuschwächen.
Ist dir tatsächlich ein unsichtbares/fehlendes "Jesus"-Urchristentum lieber, als eine feststellbare Gottes-Reich/Messias-Gruppe, zu der man etwas sagen kann?
perttivalkonen schrieb:Aber zum Zelotentum selbst gehörte das nicht. Das war keine messianische Strömung. Sondern eine Do-it-yourself-Strömung.
Nun, die Zeloten konnten sich, anders als andere Widerstandsversuche, über einen enorm langen Zeitraum halten.
Dies lag an ihrer Organisation.
Das war kein wilder Haufen, in dem jeden Tag eine neue Emotionswelle irgendwo hinschappte.
Das Interessante daran ist:
Das Merkmal der späteren "Jesus"-Christen, durch das sie u.a. im 3./4.Jhd für "Konstantin" relevant wurden, war ihre Organisationsform.
Das ist insgesamt ein Merkmal der späteren Kirche.
Irgendwoher muss die Fähigkeit stammen, sich im Untergrund, im Versteck, während einer Verfolgungszeit gut organisiert zu halten.
Die Zeloten haben quasi nie etwas anderes in ihren Rückzugsorten in der Wüste gemacht, als sich organisiert zu halten.
"Menachem" gehört zu einer ganzen Dynastie von Anführern.
Dieses Denken in Hierarchien und das konsequente Umsetzen, ist schon eine enorme Grundlage und ganz bestimmt keine Do-it-yourself-Strömung.
Die "Piraten der Karibik" könnte man sich evtl. als "Do-it-yourself-Strömung" ausmalen, aber selbst dort gab es wohl "Bruderschaftsregeln".
Optimist schrieb:das mit dem Simon Zelotes ist die einzige Stelle wo ich in der Bibel "Zelotes" finden konnte.
Und das klingt mir wie ein Eigenname und nicht wie eine Ableitung von einer Gruppenbezeichnung.
Nun, es klingt wie eine Formulierung, bei der ein Leser genau wissen soll, um was es geht.
Die korrekte Übersetzungsformulierung lautet wohl "Simon, der Zelot (genannt wird)".
Hier blitzt wieder diese Andeutungsmentalität des NT in Bezug auf Zeloten auf, denn im Grunde erwartet man jetzt im nächsten Schritt noch weitere Angaben ("jetzt müsste doch noch was kommen"), aber da kommt nichts.
Mit diesem "Simon" könnte ein 0815-Zelot gemeint sein, oder es ist jemand gemeint, den man in der Kombination "Simon"+"Zelot" exakt identifizieren kann, weil hier ein Oberhaupt der Zeloten angesprochen wird.
Optimist schrieb:war denn dieser Simon Zelotes gewalttätig? Ich konnte beim Lesen des größeren Kontextes nichts dergleichen finden.
Hier wird es wieder interessant, denn "Judas der Galiläer" (Mitgründer der Zeloten) hatte zwei Söhne: "Simon" und "Jakobus".
aus dem
Wiki-Link:
Judas der Galiläer hatte zwei Söhne, Simon und Jakobus, die wie ihr Vater ihr Leben in den Dienst der Rebellion gegen die römische Fremdherrschaft stellten. Sie wurden von dem römischen Prokurator Tiberius Alexander (46–48 n. Chr.) gekreuzigt (Altertümer XX 5,2).Sie waren wohl Teil dieser Familien-Dynastie.
Wenn man also mit "Simon Zelotes" einen der Anführer der Zeloten assoziiert, dann war dieser wohl gewalttätig.
perttivalkonen schrieb:Hier wird ganz ohne weitere Angabe vom "Eiferer" gesprochen, womit dann doch arg sicher diese jüdische Strömung gemeint sein wird.
...
Wieso muß das noch extra mitgeteilt werden, daß ein Zelot unter Jesus nun keiner mehr ist?
Soll er denn kein Zelot mehr gewesen sein?
Bei der "Abkehr von den zelotischen Ideen" handelt es sich um
deinen Wunsch, es steht aber nichts dazu drin.
Das ist exakt mein Punkt:
Hätte es eine Gleichzeitigkeit von zwei enorm ähnlichen Gruppen gegeben und ein Mitglied wechselt von der einen in die andere Gruppe, dann ist es exakt der Zeitpunkt, um die Vorteile der einen und die Nachteile der anderen Gruppe, sowie die erfolgreiche Überzeugungsstrategie anzusprechen.
Es steht aber rein gar nichts drin.
Die Zeloten waren eine Gottes-Reich/Messias-Gruppe, was das Thema des NT schon "ganz gut abdeckt" (eine Art "Identität" liegt in der Luft).
Im NT wird keinerlei Differenzierung, keinerlei Einwirkung auf diese Gruppe beschrieben.
Es ist schlicht
keine plausible Gleichzeitigkeit von zwei Gruppen spürbar.
=> Ich sage: das NT ist etwas anderes, als die Beschreibung einer zweiten Gruppe.
=> Es geht immer noch um die Zeloten, um deren Vergangenheit, aber auf andere Art.
perttivalkonen schrieb:Auch im Christentum wird erwartet, daß das äußerlich sichtbare Gottesreich noch kommen wird, nämlich bei "Seiner Wiederkehr". Das unsichtbare innerliche Gottesreich, von dem Jesus sprach, ist nicht die Alternative zum sichtbaren, sondern das sichtbare kommt, ist aber schon unsichtbar da.
Ja, wie ähnlich sie sich doch sind, die Zeloten und die "Jesus"-Christen.
Vielleicht geht es nur mir so, aber ich sehe das "Unsichtbare" als Standardreaktion von Gläubigen an, wenn sie sich zurückziehen müssen.
Gibt es einen Grund für dieses Zurückziehen?
=> Ja klar, den besten aller Gründe. den totalen Verlust (70 - 135 n.Chr).
perttivalkonen schrieb:Menachem zog mit geradezu königlichem Gefolge ins (bereits) aufständische Jerusalem ein. Als er später dann den prorömischen Hohenpriester Hananias (Chananja) tötete, wurde er daraufhin von dessen Sohn Eleasar in einen Hinterhalt gelockt, dem Hauptmann der Tempelwache, der mit seinen Leuten auf der Seite der Aufständler stand, aber den Mord an seinem Vater dennoch rächen wollte. Keine priesterliche Verschwörung odgl., und kein "is ja glatt wie bei Jesus". Menachem jedenfalls konnte zunächst entkommen, wurde dann aber doch gestellt, gefoltert und getötet.
...
Ich find da auch keinen Volksjubel beim "Einzug des Königs", nicht nur keinen Priester-Verrat.
Aus Kuriosität habe ich gerade nachgelesen, wie es bei der "Jesus"-Figur dargestellt ist:
- zwei Jünger sollen einen Esel besorgen.
- auf dem Weg nach Jerusalem soll es eine "Menge" (viele Menschen) gegeben haben die ein "grosses TamTam" erzeugten.
- Auf dem Weg bereits sollen sie den "Sohn Davids" (sprich König) ausgerufen haben.
- Es steht nichts drin, dass die Leute in Jerusalem gejubelt haben sollen.
Das bedeutet also: "Jesus" ist unter dem Jubel "seines (von aussen kommenden) Gefolges" in Jerusalem eingezogen.
Da ist schon eine gewisse Ähnlichkeit zu "Menachem zog mit geradezu königlichem Gefolge in Jerusalem ein" vorhanden.
Wenn jetzt ständig Könige in Jerusalem einziehen sollen, dann kann man ja schon gewisse Parallelen ziehen, warum denn auch nicht?
"Martin Hengel" in "Die Zeloten" (Leiden/Köln 1976) schreibt auf Seite 299:
2. Messianische Prätendenten in der Jüdischen Freiheitsbewegung.
...
b) Menahem als zelotischer Messias:
Bei Menahem, dem Sohn (oder Enkel) des Judas, treten die messianischen Ansprüche deutlicher hervor. Er hatte durch die Einnahme
Masadas die, Erhebung gegen Rom eingeleitet und zog nun mit
Gefolge seiner bewaffneten Anhänger
"wie ein König nach Jerusalem hinauf, wurde Führer des Aufstandes
und übernahm den Befehl bei der Belagerung (der Herodesburg)" 3).
Da Josephus sich über die messianische Hoffnung
seines Volkes fast völlig ausschweigt 3), darf man von ihm bei der
Beschreibung messianischer Prätendenten kaum mehr erwarten als
die Hervorhebung ihres Strebens nach königlicher Würde. Dies
geschieht . bei Menahem in klarer Weise; und wenn man dazu die
damalige Lage in Jerusalem berücksichtigt: die Erregung des Volkes,
die Begeisterung über die ersten Erfolge und den Triumph der
Zeloten, die sich nach einem sechzigjährigen Kampfe am Ziel ihrer
Wünsche glaubten, so liegt der Schluß nahe, daß Menahem, der
Sproß der alten Freiheitskämpferfamilie, zumindest in den Reihen
der Zeloten selbst, als kommender Messias betrachtet wurde 4). Die
plötzlich aufbrechende Feindschaft der priesterlichen Gruppe könnte
man so erklären, daß die Aufständischen ursprünglich an eine Doppelherrschaft des Menahem als Messias aus Israel und des Eleazar S.d.
Ananias als priesterlichen Messias gedacht hatten, wie sie den Essenern als endzeitliches Ideal vorschwebte und wie sie auch nach den
Münzaufschriften zu Beginn des Bar Koseba-Aufstandes angestrebt
wurde, in dem allerdings Bar Koseba als weltlicher "Fürst Israels"
rasch die Macht an sich zog 5). Eine ähnliche Entwicklung hatte sich
wohl unter Menahem angebahnt, bis die priesterliche Gruppe durch ihren heimtückischen Überfall seinem Machtstreben ein Ende setzte
und die Spaltung der zelotischen Bewegung herbeiführte.1.
Dass sich "Menachem" ganz leicht an die Spitze der Aufständigen (von dir als "bereits aufständiges Jerusalem" bezeichnet) setzen konnte, wird demnach mit seiner Abstammung und seinen Erfolgen begründet.
2.
Die Lage in Jerusalem wird hier mit "Erregung des Volkes" (vermutlich wegen der Entweihung des Tempels) und "Begeisterung über die ersten Erfolge" beschrieben.
Warum soll man das dann nicht mit "Jubel" abkürzen?
3.
Innerhalb der priesterlichen Gruppe gab es anscheinend den Verdacht, dass Menachem die Macht an sich reissen möchte ("Alleinherrscher").
Die priesterliche Gruppe sah sich als höhergestellt an (verbale Aufstachelung) und es kam zu einer Verschwörung ("Flavius Jospehus" spricht das explizit an).
"Menachem" wurde letztlich von der priesterlichen Gruppe angegangen (begleitet vom Steinewurf des Volkes), gefoltert und umgebracht.
Aus Sicht der Gottes-Reich/Messias-Idee ist das Verhalten der priesterlichen Gruppe ein Verrat.
Das dies nicht exakt der "Jesus"-Verlauf ist, ist klar (es geht ja hier um einen Krieg), aber die grundsätzlichen Elemente, die handelnden Parteien, der Verlauf, der Ausgang ist vom Schema her schon vorhanden.
Es geht letztlich darum, wie man sich die "Jesus"-Figur hat ausmalen können - wie war es möglich diesen Text zu entwerfen?
Es muss hierbei nicht um ein "Frei-Erfunden" gehen, sondern es können Elemente der Vergangenheit sein, die man literarisch aufbereitet.
Wer dann die Vergangenheit kennt und die "Jesus"-Geschichte liest, der erkennt "das Eingearbeitete".
Meine These lautet, dass die "Jesus"-Geschichte eine Zusammenfassung/Neuerklärung darstellt.
Darin sehe ich letztlich den Grund, weshalb die "Jesus"-Figur den Zeloten nicht wirklich begegnet, obwohl zahlreiche Zeloten-Zusammenhänge auftauchen.
Literarisch kann es kein Begegnen geben, wenn die "Jesus"-Figur die Vergangenheit der Zeloten
in neuer Form abdecken soll.
Übrigens (nochmal zum Einzug in Jerusalem):
Dass "Menachem" trotz Römern in Jerusalem hat einziehen können, liegt daran, dass die Römer schlicht nichts dagegen machen konnten.
Beim Einzug von "Jesus" sollen die Römer wohl passiv zugeschaut haben, dass ein "Sohn Davids", also ein König einzieht.
Wie soll das denn gegangen sein, wenn sie in dieser Zeit bereits gegen die Zeloten und damit gegen das "Königs"-Thema vorgegangen sind?
Die "Menachem"-Variante ist real plausibel, die "Jesus"-Variante ist eher nur eine Geschichte.