@GöttinLilif Naja, daß JHWH ein Dämon ist und nun nicht mehr ist, das ist doch durchaus "Weltsicht".
Wenn wir mal nicht von der völligen Infragestellung der Realität ausgehen, sondern mal sagen, unsere Erfahrung (Sinneswahrnehmung) von jenem Baum da zeigt uns die Tatsache der Existenz dieses Baumes (oder Gesprächspartners oder was auch immer), dann ist der Baum (oder was anderes sinlich wahrgenommenes) eine Tatsache, ein Fakt, Realität. Jedenfalls, wenn jeder andere diese Realität genauso wahrnehmen kann. Das ist nicht "Weltsicht", das ist Wahrnehmung, Empirie.
Weltsicht, Weltanschauung, das ist quasi der "Reim", den ich mir auf alles mache. Daß mehrere ähnlich scheinende Objekte eine einheitliche Gruppe von Objekten bilden: Wenn ich mehrere Stühle sehe, so sehe ich eigentlich verschiedene Objekte. Aber ich sortiere sie gedanklich unter die Kategorie "Stuhl". Dabei gibt es "
den Stuhl" nicht wirklich, sondern nur in meinem Kopf. Und auch die vielen wissenschaftlichen Theorien verfahren so, daß sie bestimmte empirische Phänomene (Tatsachen) mit einem nichtempirischen "Mechanismus" erklären. Und auch die Vorstellung von einem Gott, der z.B. Schöpfer aller Dinge ist, der Seelen und/oder der Materie, auch dies ist "Weltsicht", also Erklärung des Wahrgenommenen. Die Zusammenfassung, Begründung, Ordnung der wahrgenommenen Dinge. Ohne Weltsicht lebt kein Mensch. Ohne Weltsicht existieren für uns nicht mal Bäume und Stühle, nur lauter "Dinge", ohne Ordnung, ohne Erklärung, ohne Zusammenhang, ohne Sinn.
Das mit JHWH=Dämon usw., das ist keine Empirie, keine sinnliche Wahrnehmung wie das Erleben eines Baumes oder der ballistischen Kurve eines geworfenen Steines. Für Dich mag das sehr real wirken, aber es entstammt einer anderen Quelle als der physischen Wahrnehmung. Es gehört als Interpretation von Wahrgenommenem zu Deiner Weltsicht. So, wie Menschen aus ihrer Erfahrung folgern "Gott existiert", oder "Gott existiert nicht" aus der Abwesenheit von Erfahrbarkeit bzw. aus logisch-philosophischen Überlegungen. Du kannst auch gerne ein anderes Wort dafür verwenden, ich nenn das "Weltanschauung", "Weltsicht", "Glaube".
Wenn ich etwas, das nicht existiert, nicht empfinden kann, dann ist mein Empfinden von etwas geradezu der Beweis für die Existenz dessen, was ich empfunden habe. Nun ist dies nach Deiner Weltsicht ja ausgeschlossen, daß jenes "etwas" existiert, also bist Du gezwungen, Dir mein Empfinden jenes etwas' anders zu erklären. Da kam Dein "guter Geist" ins Spiel. Daß dieser Geist mich zum Glauben an jenes böse "etwas" anstiftete, paßt natürlich wieder nicht in Deine Weltsicht, also führtest Du zusätzlich noch einen anderen Geist ein, der nun nicht mehr so gut ist. Der Gute half mir, und der Andere nutzte dies, um mich zum Glauben an das nicht mehr existente böse "etwas" zu führen. Geht aber nicht, weil es gar keine zwei verschiedene Aktionen waren. Das Gute, das ich erfuhr, das war es ja schon, das mich zum Glauben an den Gott der Bibel brachte. Also stehst Du vor der Misere, daß Deine Weltsicht mein Erlebnis nicht wirklich erklären kann.
Das aber kann nicht sein, wohl weil es nicht darf. Und so kommst Du erneut mit der Logik, daß etwas Nichtexistentes nicht wirken kann. So als gäbe es nur eine Auflösung, wie diese Regel zu meinem Erlebnis paßt. Womöglich besteht die Lösung aber nicht darin, daß es unmöglich JHWH gewesen sein kann, sondern darin, daß JHWH durchaus existiert. Klar, ich könnt mir alles auch nur eingebildet haben. Aber dann können auch andere Leute sich Sachen einbilden, so etwa, daß JHWH ein Dämon ist und nicht mehr existiert.
Das, was Du für die Realität hältst, ist weit stärker von Deiner Weltsicht abhängig, als Du denkst. Es ist nicht einfach Tatsache, und selbst logische Argumente wie "was nicht ist, kann nicht wirken" können auch die gegenteilige Realität "beweisen" (wenn etwas wirkt, ist es existent).
Pertti